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Ohne Spur

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am21.09.20181. Auflage
»Fast unerträglich spannend. Sagen Sie alle anderen Pläne ab und lesen Sie!« Ruth Ware Audra Kinney flieht mit ihren zwei kleinen Kindern vor ihrem gewalttätigen Ehemann. Mit dem Auto will sie zu einer Freundin nach San Diego, ans andere Ende der USA. Doch mitten in der Wu?ste von Arizona wird sie von der Polizei angehalten. Im Kofferraum ihres Wagens findet der Sheriff ein Päckchen Marihuana, das Audra noch nie gesehen hat. Alle Unschuldsbeteuerungen sind zwecklos - sie wird verhaftet. Und was dann kommt, hätte sie sich in ihren schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können. Denn plötzlich sind ihre Kinder verschwunden. Der Sheriff behauptet, Audra sei allein im Wagen gewesen. Die Welt hält Audra fu?r eine Mörderin. Und ihr Wort steht gegen das des Sheriffs. Kein Mensch glaubt ihr. Bis auf einen.

Haylen Beck ist ein Pseudonym.
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Produkt

Klappentext»Fast unerträglich spannend. Sagen Sie alle anderen Pläne ab und lesen Sie!« Ruth Ware Audra Kinney flieht mit ihren zwei kleinen Kindern vor ihrem gewalttätigen Ehemann. Mit dem Auto will sie zu einer Freundin nach San Diego, ans andere Ende der USA. Doch mitten in der Wu?ste von Arizona wird sie von der Polizei angehalten. Im Kofferraum ihres Wagens findet der Sheriff ein Päckchen Marihuana, das Audra noch nie gesehen hat. Alle Unschuldsbeteuerungen sind zwecklos - sie wird verhaftet. Und was dann kommt, hätte sie sich in ihren schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können. Denn plötzlich sind ihre Kinder verschwunden. Der Sheriff behauptet, Audra sei allein im Wagen gewesen. Die Welt hält Audra fu?r eine Mörderin. Und ihr Wort steht gegen das des Sheriffs. Kein Mensch glaubt ihr. Bis auf einen.

Haylen Beck ist ein Pseudonym.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423434386
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum21.09.2018
Auflage1. Auflage
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1205 Kbytes
IllustrationenFormat: EPUB
Artikel-Nr.3415934
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Die Straße schwang in monotonem Rhythmus hin und her und Audra Kinneys Augenlider wurden mit jedem vorbeiziehenden Kilometerschild schwerer. Sie hatte das Mitzählen aufgegeben, denn dadurch zog sich die Fahrt noch mehr in die Länge. Ihre Knöchel schmerzten, wenn sie die Finger am Steuer streckte, und ihre Handflächen klebten von Schweiß.

Gott sei Dank hatte sie die Klimaanlage des acht Jahre alten Kombis erst vor kurzem überholen lassen. In New York wurde es im Sommer zwar auch heiß, aber nicht so wie hier, nicht wie in Arizona. Eine trockene Hitze, hieß es immer. Ja, trocken wie die Oberfläche der Sonne, dachte sie. Zwar war es schon halb sechs abends und das Gebläse pustete kalte Luft ins Auto, dass sie eine Gänsehaut an den Unterarmen bekam, aber wenn sie mit den Fingern die Fensterscheibe berührte, zuckte ihre Hand zurück wie von einem kochenden Wasserkessel.

»Mom, ich habe Hunger«, sagte Sean vom Rücksitz. Seiner quengelnden Stimme nach zu schließen war er müde und schlecht gelaunt und wurde allmählich ungeduldig. Neben ihm döste Louise in ihrem Kindersitz mit offenem Mund. Die blonden Haare klebten ihr schweißnass an der Stirn, auf dem Schoß hielt sie Gogo, die verschlissenen Überreste des Plüschkaninchens, das sie schon als Baby bekommen hatte.

Sean war ein braver Junge. Alle, die ihn kannten, sagten das. Und nie war es so deutlich gewesen wie in den vergangenen Tagen. So viel war von ihm verlangt worden, und er hatte alles ertragen. Sie warf ihm einen Blick im Spiegel zu. Die scharfen Gesichtszüge und blonden Haare hatte er vom Vater, aber die feingliedrige Statur von der Mutter. Er war in den vergangenen Monaten deutlich gewachsen, was Audra daran erinnerte, dass ihr fast elfjähriger Sohn sich der Pubertät näherte. In Anbetracht dessen hatte er sich seit der Abfahrt aus New York nur wenig beschwert und er hatte ihr mit seiner kleinen Schwester sogar geholfen. Ohne ihn wäre Audra hier draußen womöglich verrückt geworden.

Verrückt geworden?

Was sie tat, war sowieso vollkommen verrückt.

»In ein paar Kilometern kommt eine Ortschaft«, sagte sie. »Dort können wir etwas zu essen kaufen. Vielleicht finden wir auch eine Übernachtungsmöglichkeit.«

»Hoffentlich«, sagte Sean. »Ich will nicht schon wieder im Auto schlafen.«

»Ich auch nicht.«

Wie auf ein Stichwort kehrten die Schmerzen zwischen ihren Schulterblättern zurück, als rissen die Muskeln wie an einer Nahtstelle entzwei. Als würde sie auseinandergezerrt und die Füllung zwischen den Nähten hervorquellen.

»Habt ihr dahinten noch Wasser?«, fragte sie und sah Sean im Rückspiegel an. Sie sah, wie er den Blick senkte, und hörte Wasser in einer Plastikflasche gluckern.

»Ich habe noch ein bisschen. Louise hat ihrs schon leer getrunken.«

»Okay, beim nächsten Halt kaufen wir welches.«

Sean wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Landschaft zu, die an seinem Fenster vorbeizog. Steinige, von Gestrüpp bedeckte Hänge säumten die Straße, Kakteen hielten Wache und streckten die Arme himmelwärts wie kapitulierende Soldaten. Über ihnen wölbte sich eine tiefblaue Fläche mit verwischten weißen Spuren, die im Westen, wo die Sonne sich dem Horizont näherte, gelb wurde. Eine schöne Landschaft auf ihre Weise. Unter anderen Umständen hätte Audra sie in vollen Zügen genossen.

Wenn sie nicht auf der Flucht gewesen wäre.

Dabei hätte sie gar nicht fliehen müssen, nicht unbedingt. Sie hätte abwarten, den Dingen ihren Lauf lassen können, aber das Warten und die Ungewissheit waren zur Qual geworden, jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde. Also hatte sie gepackt und war losgefahren. Wie ein Feigling, hätte Patrick gesagt. Er hatte immer gemeint, sie sei schwach. Auch wenn er im nächsten Atemzug hinzugefügt hatte, er liebe sie.

Audra erinnerte sich noch an einen solchen Moment, als sie zusammen im Bett lagen, Patricks Oberköper an ihren Rücken geschmiegt, seine Hand um ihre Brust gelegt. Wie er gesagt hatte, er liebe sie, liebe sie trotz allem. Als hätte sie seine Liebe nicht verdient, nicht eine Frau wie sie. Seine Worte waren immer wie eine sanfte Klinge, mit der er sie verletzte, so sanft, dass sie den Schnitt erst viel später spürte, wenn sie wach lag und seine Worte ihr keine Ruhe ließen. Wie Steine in einem Glasgefäß rollten sie herum und klapperten wie ...

»Mom!«

Sie fuhr hoch, sah den Lastwagen, der mit aufgeblendeten Scheinwerfern auf sie zukam, riss das Steuer herum und kehrte auf ihre Straßenseite zurück. Der Fahrer sah sie böse an, als der Lastwagen an ihnen vorbeifuhr. Audra schüttelte den Kopf, machte die Augen ein paarmal auf und zu, weil sie sich so trocken anfühlten, und zog die Luft durch die Nase.

Nicht ganz knapp, aber immer noch zu knapp. Sie fluchte leise.

»Alles klar?«, fragte sie.

»Ja«, sagte Sean mit gepresster Stimme. So klang er immer, wenn sie nicht wissen sollte, dass er sich erschreckt hatte. »Vielleicht sollten wir bald mal Pause machen.«

Auch Louise meldete sich schlaftrunken: »Was war denn?«

»Nichts«, sagte Sean. »Schlaf wieder.«

»Aber ich bin gar nicht müde«, erwiderte sie und hustete. Ein rasselndes Husten. Sie hatte am Morgen damit angefangen und im Verlauf des Tages war der Husten immer hartnäckiger geworden.

Audra musterte ihre Tochter im Rückspiegel. Eine kranke Louise war das Letzte, das sie gebrauchen konnte. Louise war immer schon schneller krank geworden als ihr Bruder, und sie war klein für ihr Alter und mager. Jetzt schlang sie die Arme um Gogo, dann sank ihr Kopf wieder nach hinten und ihre Augen gingen zu.

Sie fuhren bergauf und befanden sich nun auf einer weiten Ebene. Wüste umgab sie und im Norden lagen Berge. Waren das die San Francisco Peaks? Oder die Superstition Mountains? Audra wusste es nicht, sie musste auf einer Karte nachsehen. Aber egal, wichtig war im Moment nur der kleine Gemischtwarenladen da vorne am Straßenrand.

»Mom, sieh mal.«

»Ja, ich sehe ihn.«

»Können wir anhalten?«

»Klar.«

Vielleicht gab es dort Kaffee. Mit einer Tasse guten, starken Kaffees würde sie die nächsten Kilometer überstehen. Audra setzte den Blinker, um nach rechts abzubiegen, nahm die Ausfahrt und fuhr nach links über ein Viehgitter auf einen sandigen Vorplatz. Auf dem Schild über dem Laden stand in roten Blockbuchstaben auf weißem Grund LEBENSMITTEL UND SCHILDER. Das hölzerne Gebäude war niedrig, Sitzbänke säumten die Veranda, hinter den dunklen, schmutzigen Fenstern war der Schein künstlichen Lichts lediglich zu erahnen.

Zu spät bemerkte Audra, dass das einzige vor dem Laden parkende Auto ein Streifenwagen war. Ob von der Autobahnpolizei oder dem für die Gegend zuständigen Sheriff, konnte sie aus dieser Entfernung nicht erkennen.

»Scheiße«, sagte sie.

»Das sagt man nicht, Mom.«

»Ich weiß. Entschuldigung.«

Sie bremste und die Reifen knirschten auf dem Schotter. Sollte sie umdrehen und zur Straße zurückfahren? Nein. Der Streifenbeamte oder Sheriff oder wer immer im Wagen saß, musste sie inzwischen längst bemerkt haben. Wenn sie umdrehte, erregte sie nur Verdacht. Dann würde die Person misstrauisch werden.

Audra steuerte auf den Laden zu und parkte so weit wie möglich von dem Streifenwagen entfernt, jedoch ohne den Eindruck zu erwecken, als hielte sie absichtlich Abstand. Der Motor erstarb klappernd und sie drückte den Schlüssel an die Lippen, während sie überlegte. Steig aus und hol, was du brauchst. Dagegen kann niemand etwas haben. Ich bin nur jemand, der einen Kaffee braucht und vielleicht noch Mineralwasser und Kartoffelchips.

In den vergangenen Tagen war Audra jedes Polizeiauto aufgefallen, dem sie begegnet war. Ob sie nach ihr suchten? Der gesunde Menschenverstand sagte ihr, dass das so gut wie ausgeschlossen war. Sie hatte sich doch nichts zuschulden kommen lassen, oder? Trotzdem hatte sich die Angst in ihr eingenistet und sie hatte ständig das Gefühl, dass sie beobachtet, gesucht, ja gejagt wurde.

Doch wenn jemand gesucht wurde, dann die Kinder.

»Warte hier bei Louise«, sagte sie.

»Aber ich will mitkommen«, sagte Sean.

»Das geht nicht, du musst auf deine Schwester aufpassen.«

»Ach Mann.«

»Bitte, sei so lieb.«

Sie nahm ihre Handtasche vom Beifahrersitz und zog die Sonnenbrille aus dem Getränkehalter. Brüllende Hitze schlug ihr entgegen, als sie die Fahrertür öffnete. Sie stieg aus, so schnell sie konnte, und schloss die Tür wieder, damit die kalte Luft im Wagen blieb und die heiße Luft nicht eindrang. Sie spürte, wie die Sonne auf ihren Wangen und Unterarmen brannte. Ihre helle, sommersprossige Haut war so etwas nicht gewöhnt. Die wenige Sonnencreme, die sie noch besaß, hatte sie für die Kinder benutzt. Sie selbst wollte den Sonnenbrand in Kauf nehmen, um Geld zu sparen.

Sie erlaubte sich einen kurzen Blick auf den Streifenwagen, während sie die Sonnenbrille aufsetzte. Eine Person auf dem Fahrersitz, ob männlich oder weiblich, konnte sie nicht erkennen. Die Aufschrift auf dem Fahrzeug lautete SHERIFF ELDER COUNTY. Sie drehte sich einmal um sich selbst, streckte dabei die Glieder und betrachtete die Berge, die hinter dem Laden aufragten, die ruhige Landstraße und das endlos wogende Gestrüpp, das die Wüste überwucherte. Gegen Ende der Drehung nahm sie noch einmal kurz den Wagen des Sheriffs ins Visier. Der Fahrer trank gerade etwas und schien sie nicht zu beachten.

Sie stieg zu der Veranda aus Beton hinauf, ging zur Ladentür und zog sie auf. Kühle Luft wehte ihr entgegen, zugleich drang ein Schwall abgestandener Gerüche nach draußen. Drinnen war es so...
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