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Bis zum Hals

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Unionsverlagerschienen am11.04.20161. Auflage
Sixpack Bier, Schachtel Kippen, eine Dose Katzenfutter, damit Kryszinski daheim überhaupt reingelassen wird. Er ist glücklich im Sinkflug auf zu Hause, ausnahmsweise mal nur mit Taurin und Koffein im Blut, als ihm ein Mann vor den Kühler seines Toyotas geworfen wird. Der ist sofort »auf eine Art und Weise tot, die keinen Raum für Hoffnung oder Zweifel lässt.« Privatdetektiv Kryszinksi beginnt, sich auf eigene Faust umzuhören und erfährt zwischen Wodka-Abstürzen und Magenkrämpfen die Identität des überfahrenen Mannes. Und so beginnt ein Reigen mit russischen Investoren, Sprachlehrern, Geheimdienstlern und gepfählten Bikern. Und plötzlich steht die Witwe des Toten vor Kryszinskis Tür. Anoushka ist so schön, dass jeder Mann für sie töten würde - oder sterben ...

Jörg Juretzka, geboren 1955 in Mülheim an der Ruhr, ist gelernter Zimmermann und baute Blockhütten in Kanada, bevor er sich ganz aufs Schreiben konzentrierte. Sein Krimidebüt Prickel - der erste Fall für den abgerockten Privatermittler Kristof Kryszinski - erschien 1998. Für seine Romane wurde er mit dem Glauser-Preis 2022 und dreimal mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextSixpack Bier, Schachtel Kippen, eine Dose Katzenfutter, damit Kryszinski daheim überhaupt reingelassen wird. Er ist glücklich im Sinkflug auf zu Hause, ausnahmsweise mal nur mit Taurin und Koffein im Blut, als ihm ein Mann vor den Kühler seines Toyotas geworfen wird. Der ist sofort »auf eine Art und Weise tot, die keinen Raum für Hoffnung oder Zweifel lässt.« Privatdetektiv Kryszinksi beginnt, sich auf eigene Faust umzuhören und erfährt zwischen Wodka-Abstürzen und Magenkrämpfen die Identität des überfahrenen Mannes. Und so beginnt ein Reigen mit russischen Investoren, Sprachlehrern, Geheimdienstlern und gepfählten Bikern. Und plötzlich steht die Witwe des Toten vor Kryszinskis Tür. Anoushka ist so schön, dass jeder Mann für sie töten würde - oder sterben ...

Jörg Juretzka, geboren 1955 in Mülheim an der Ruhr, ist gelernter Zimmermann und baute Blockhütten in Kanada, bevor er sich ganz aufs Schreiben konzentrierte. Sein Krimidebüt Prickel - der erste Fall für den abgerockten Privatermittler Kristof Kryszinski - erschien 1998. Für seine Romane wurde er mit dem Glauser-Preis 2022 und dreimal mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783293308671
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum11.04.2016
Auflage1. Auflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2787 Kbytes
Artikel-Nr.3421228
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Na, das hast du ja sauber hingekriegt, Kryszinski.«

Wenn es etwas gibt, das ich an Kommissar Hufschmidt hasse - besonders hasse, heißt das, also mehr noch als alles andere, das ich eh schon hasse an ihm -, dann ist das seine gespielte Coolness im Angesicht des Entsetzlichen.

Er war aschfahl und brauchte die offene Türe seines Opels als Stütze, doch anstatt sich zu erbrechen und dann langsam wieder beizukommen wie ein normaler Mensch, meinte er, hier Eindruck schinden zu müssen.

Der Typ am Boden war furchtbar zugerichtet, auf eine Art und Weise tot, die keinen Raum für Hoffnung oder Zweifel ließ. Mit abgerissenen Gliedmaßen und aufgeplatztem Schädel lag er inmitten einer unfassbaren Lache von ... nennen wir es der Einfachheit halber Blut. Der Rumpf und die verbliebenen Extremitäten waren verdreht, wie es sonst nur bei einer ausgesprochen schlaffen Stoffpuppe möglich wäre. Selbst Unfallarzt und Rettungssanitäter sahen drein, als wüssten sie nicht recht, wo anfangen mit aufklauben.

Als Menden endlich eintraf, befand ich mich irgendwo am Rand des Geschehens und machte zögernde Fortschritte, meinen Magen wieder an seinen angestammten Platz hinunterzuwürgen.

»Vermutlich Arsch voll, viel zu schnell und ... Peng«, meinte ein Uniformierter, der das Sich-Erbrechen-und-wieder-Beikommen schon hinter sich hatte, lapidar und deutete vom Toten zu meinem am Ende zweier endlos langer Bremsspuren in der Flanke eines geparkten Benz zum Stehen gekommenen Toyota und dann auf mich.

Hauptkommissar Menden sah mich an. Ich fügte mich ins Unvermeidbare und sah zurück. In ein Gesicht, so lang wie ein Sonntag im November, und zwei Augen, so grau wie der Produktausstoß eines Krematoriums. Sie musterten mich mit von Herzen kommender Kühle.

Blaulicht und Blitzlicht umflackerte uns, Scheinwerfer beschienen den Toten. Streifenbeamte, Feuerwehrleute, Zivile und Weißbekittelte taten, was zu tun war, wortkarg und schwitzend in der dampfenden Nacht.

»Also, Kryszinski. Äußern Sie sich«, forderte Menden.

»Ich bin unschuldig«, war alles, was mir einfallen wollte. Menden sehen und diesen Satz äußern ist manchmal wie zwei Sektenwerbern die Tür öffnen und sie gleich wieder schließen. Es hat etwas Automatisches, Zwangsläufiges. Beide Seiten wären irgendwie baff, würde es anders laufen.

Außerdem war ich fühllos, entrückt, wie anästhesiert. Man fährt schließlich nicht alle Tage einen Menschen über den Haufen. Noch nicht mal ich, sollte ich vielleicht hinzufügen. Und dann noch ohne Absicht.

»Ha, unschuldig«, mischte sich Hufschmidt ein, seine Hängebäckchen immer noch blass, aber schon wieder schlackernd vor Eifer. »Körperverletzung mit Todesfolge. Das ist das Mindeste, für das wir dich hier drankriegen.«

Ich drehte mich zu ihm und schenkte ihm einen Blick, den ich normalerweise für die Bewohner der Ritzen meiner Nasszelle reserviert halte. Also irgendwas zwischen resignativer Gleichgültigkeit und grundehrlicher Abscheu. Dann wandte ich mich wieder an Menden.

»Es war Mord«, sagte ich. Hufschmidt lachte unfroh auf.

Menden seufzte, wie nur er es kann. Er blickte auf seine Uhr und seufzte noch mal. »Was soll das werden, Kryszinski?«, fragte er dann. »Ein Geständnis?«

»Nein, nein«, warf ich hastig ein, doch Menden war noch nicht fertig. »Oder glauben Sie, uns hier in eine Morduntersuchung hetzen zu können, nur um Ihre fadenscheinige Fahrerlaubnis ein letztes Mal über die Zeit zu retten?«

»Nein«, entgegnete ich und versuchte, mich aus der zähen Betäubung des Schocks zu winden wie die Schlange aus der Haut. Es half nichts. Genauso wenig wie Kopfschütteln helfen wollte. Da blieb diese an- und abschwellende, tranceähnliche Empfindung, dieses schwankende Gefühl gespenstischer Irrealität. »Irgendjemand hat mir den Typen vor den Wagen gestoßen.«

Riesige Augen. Dieser Blick aus hellen, schreckgeweiteten, angstvollen Augen, das war, was mich von hier ab verfolgen würde, das war mein Erbteil dieser Nacht, völlig unabhängig davon, vollkommen scheißegal, wie die rechtlichen Konsequenzen aussehen mochten.

»Wer?« Alle Skepsis dieser Welt versammelte sich in dieser einen Mendenschen Silbe. »Wer hat Ihnen angeblich das Opfer vor den Wagen gestoßen?«

»Zwei dunkel gekleidete und, tja, irgendwie maskierte Männer.«

Ich hörte Hufschmidt schnauben. »Mein Gott, Kryszinski«, grunzte er. »Das ist die mit Abstand erbärmlichste Ausrede, die ich je von dir gehört habe. Und das will echt was heißen.«

Ich tippte, so für mich, auf Strumpfmasken. Wehendes Haar oder aber polierter Schädel, Brille, Barttracht, Brauen, große oder kleine Nasen - da war nichts, aber auch gar nichts in dieser Richtung, das sich vor meinem geistigen Auge abrufen lassen wollte. Nichts, woran ich eine Erinnerung hätte festmachen können. Zwei dunkle, gesichtslose Schemen, das war und blieb erst mal alles.

»Sie waren zu zweit«, wiederholte ich das Einzige, dessen ich mir sicher war. »Sie haben ihn mir gemeinsam vor den Wagen gewuchtet und sind direkt danach in einem dunklen Audi abgehauen.« Ich fühlte mich ruhig, dabei teilnahmslos, entrückt. Ich lauschte mir selbst und fand, ich klang ungefähr so lebhaft wie eine Bandansage mit Wetterdaten.

»Es wird immer wilder«, fand Hufschmidt und trollte sich mit demonstrativem Kopfschütteln.

»In welche Richtung?«, fragte Menden. Ich brauchte einen Moment, um hinter den Sinn seiner Frage zu kommen, abgelenkt durch den hamsterbackigen Kommissar, der einen Abschleppwagenfahrer beiseite schulterte, um durch die Beifahrertür in meinen Wagens zu krabbeln.

»In welche Richtung sollen die beiden angeblichen Täter entkommen sein?«, fragte Menden mit spürbar bemühter Geduld. Ich wurde ein wenig wacher. Riss den Blick los von Hufschmidt, der ungeduldig in meinem Handschuhfach herumwühlte. War mir gar nicht recht, das.

»Da lang.« Ich deutete Richtung Kettwig.

Menden nickte. »Von wo genau?«, wollte er wissen. Ich zeigte ihm die Stelle, an der der Audi gestanden hatte. Ich zeigte ihm auch die Lücke in einer Reihe parkender Wagen, aus der heraus man, wenn ich mich nicht täuschte, das Opfer gestoßen hatte. Zwischen beiden Orten lagen gerade mal vier PKW-Längen. Menden ließ sich eine Taschenlampe reichen und besah sich alles sehr gründlich. Es fand sich nichts, das seine besondere Aufmerksamkeit erregt hätte.

»Also noch mal von vorn«, wandte er sich schließlich wieder an mich. »Sie fahren in dieser Richtung«, er deutete mit dem Lampenstrahl, »rammen mit hoher Geschwindigkeit einen Fußgänger, notbremsen und bringen ihren Wagen in der Flanke eines geparkten Fahrzeugs zum Stehen. Gleichzeitig bemerken Sie, wie sich zwei Personen hinter Ihnen in einen PKW setzen, den Sie als Audi identifizieren, und sich dann damit in dieser, ihrer eigenen entgegengesetzten Fahrtrichtung entfernen.« Wieder deutete er mit der Lampe, beschien ein paar Gaffer, wie sie allerorten und zu jeder Tages- und Nachtzeit aus dem Boden zu wachsen scheinen. »Sie haben demnach nicht erst mal eine Weile ins Leere gestarrt oder sonstwie gebraucht, den Schrecken zu überwinden?«

Ich schüttelte den Kopf. »Ich war gleich aus dem Auto. Wissen Sie, das hier ist nicht unbedingt der erste Unfall, in den ich verwickelt wurde.«

Menden machte »Ach«.

Ein Weißkittel kam auf uns zu. »Sollen wir?«, fragte er, an Menden gewandt.

Der nickte. »Gehen Sie mit«, befahl er mir. »Blutprobe. Sie kennen das ja.«

Während ich bei offener Tür im Rettungswagen hockte, beobachtete ich, wie Menden die vier Fahrzeuglängen im Laufschritt abmaß und dabei auf die Uhr blickte. Ich sah auch, wie er anschließend ganz leicht den Kopf schüttelte.

»Ballen Sie die Finger zur Faust«, forderte der Arzt. Also ballte ich und sah ihm dann beim Herumstochern mit der Nadel zu.

»Sie haben aber harte Venen«, fand er.

»Ich weiß. Soll ich´s mal versuchen?« Doch er wollte lieber selber.

»Was ist denn das hier?« Das Blut war dann doch noch geflossen und Hufschmidt lenkte mich von der kontemplativen Betrachtung des kleinen Pflasters in meiner Armbeuge ab, indem er das vor meiner Nase herumschwenkte, das er eigentlich besser nicht in meinem Wagen hätte finden sollen.

»Wie sieht´s denn aus?« fragte ich zurück, nickte dem Arzt zu und kletterte wieder raus aus dem RTW.

»Wie eine ganze Latte Autoschlüssel, Kryszinski. Und was ich wissen will, ist, wo du die her hast.«

»Die hat mir ein Kunde anvertraut«, bog ich die Wahrheit ein wenig.

»Komplett mit Schlüsselbrett, aus dem hinten noch die Schrauben samt Dübeln rausragen?«

»Wir waren beide in Eile«, servierte ich ihm eine mathematisch exakte Halbwahrheit.

Hufschmidt ging die Schlüssel durch. Er staunte.

»Lamborghini, Porsche, Lotus ... Du willst mir erzählen, jemand vertraut ausgerechnet dir die Schlüssel zu einem Dutzend Sportwagen an? Hat der Typ eine Ahnung, wie du Auto fährst?«
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Autor

Jörg Juretzka, geboren 1955 in Mülheim an der Ruhr, ist gelernter Zimmermann und baute Blockhütten in Kanada, bevor er sich ganz aufs Schreiben konzentrierte. Sein Krimidebüt Prickel - der erste Fall für den abgerockten Privatermittler Kristof Kryszinski - erschien 1998. Für seine Romane wurde er mit dem Glauser-Preis 2022 und dreimal mit dem Deutschen Krimi Preis ausgezeichnet.
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Juretzka, Jörg

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