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Der Fengshui-Detektiv im Auftrag Ihrer Majestät

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Unionsverlagerschienen am01.08.20161. Auflage
In der Kasse gähnende Leere, im Meditationsraum Klopapier bis unter die Decke ... Da kommt dem Fengshui-Detektiv ein lukrativer Auftrag wie gerufen: Die Briten wollen das größte und teuerste Flugzeug aller Zeiten an China verkaufen, und C. F. Wong soll im Superjet für gutes Fengshui sorgen. Als an Bord der Maschine ein Mord geschieht, sieht der Fengshui-Detektiv sein Honorar explodieren - bei all der freigesetzten negativen Energie. Zudem wird er von Queen Elizabeth höchstpersönlich nach London eingeladen, um im Buckingham-Palast unsichtbare Unheilquellen aufzuspüren. Nichts leichter als das. Doch bis zum Shakehands mit der Königin muss C. F. Wong noch einige Probleme lösen.

Nury Vittachi, geboren 1958 in Sri Lanka, gilt - laut BBC - als »Hongkongs witzigster Kommentator«. Aufgewachsen u. a. in Großbritannien, lebt er seit 1986 in Hongkong, wo er sich als Kolumnist, Buchautor und Herausgeber einer Literaturzeitschrift Kultstatus verschafft hat. Er arbeitet als Dozent an der Hong Kong Polytechnic University.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextIn der Kasse gähnende Leere, im Meditationsraum Klopapier bis unter die Decke ... Da kommt dem Fengshui-Detektiv ein lukrativer Auftrag wie gerufen: Die Briten wollen das größte und teuerste Flugzeug aller Zeiten an China verkaufen, und C. F. Wong soll im Superjet für gutes Fengshui sorgen. Als an Bord der Maschine ein Mord geschieht, sieht der Fengshui-Detektiv sein Honorar explodieren - bei all der freigesetzten negativen Energie. Zudem wird er von Queen Elizabeth höchstpersönlich nach London eingeladen, um im Buckingham-Palast unsichtbare Unheilquellen aufzuspüren. Nichts leichter als das. Doch bis zum Shakehands mit der Königin muss C. F. Wong noch einige Probleme lösen.

Nury Vittachi, geboren 1958 in Sri Lanka, gilt - laut BBC - als »Hongkongs witzigster Kommentator«. Aufgewachsen u. a. in Großbritannien, lebt er seit 1986 in Hongkong, wo er sich als Kolumnist, Buchautor und Herausgeber einer Literaturzeitschrift Kultstatus verschafft hat. Er arbeitet als Dozent an der Hong Kong Polytechnic University.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783293306004
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum01.08.2016
Auflage1. Auflage
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4403 Kbytes
Artikel-Nr.3421247
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Mittwoch


In den Tagen der Vorherrschaft des Südlichen Reichs kam ein Mann mit einem Eisenhammer in den Norden der Provinz Yunnan und verkündete dem Volk, er sei stärker als alle ihre Dorfvorsteher.

Er betrat ein aus Holz erbautes Dorf und zertrümmerte es mit seinem Hammer.

Er betrat ein aus Bronze erbautes Dorf und zertrümmerte es mit seinem Hammer.

Er betrat ein aus Stein erbautes Dorf und zertrümmerte es mit seinem Hammer.

Bald verehrten alle Leute den Mann wie einen Heiligen.

Nicht jedoch der Eremit, der in einem kleinen Bambushain lebte.

»Zertrümmere mein Haus, und ich werde dich verehren«, sagte der Eremit.

Der Mann schwang seinen Hammer gegen den Bambushain. Der Bambus beugte sich bis zur Wurzel und richtete sich dann rasch auf. Wieder und wieder schlug der Mann auf den Hain. Doch er konnte ihn nicht zertrümmern.

Grashalm: Schwäche ist eine Art von Stärke. Wenn ein Ochsenkarren durchs Dorf fährt, sieht jeder ihn kommen und tritt aus dem Weg. Wenn aber ein Blinder die Straße überquert, muss der Fahrer des Ochsenkarrens anhalten.

(Gesammelte Sprüche östlicher Weisheit, von C.âF. Wong)

Es war die Gestalt gewordene Hektik. Hongkong, die rastlose, vibrierende, zauberhafte, fürchterliche, herrliche, verrückte Stadt, kauerte am Rand des Südchinesischen Meeres. In genialer Asymmetrie erhob sich die willkürliche Ansammlung eckiger Glasgebilde auf mehreren Felsen über dem Ozean. Alles hier prahlte, und zwar laut: Im Hafen wimmelte es von Schiffen, am Ufer standen dicht an dicht Wolkenkratzer, Menschenmassen drängten sich auf den Fußwegen, den Himmel überzogen Flugzeuge, Hubschrauber und Reklametransparente, die Luft war erfüllt von Lärm, Lärm, Lärm, Lärm. Und das Herz des Ganzen, die Hauptinsel, platzte aus allen Nähten vor Bürohochhäusern, Wohnblocks und Firmensitzen mit visionären, großspurigen, albernen Namen wie Tycoon Court, Wealthy Mansions oder Rich Genius Limited.

Dann gab es die Hotels. Welche Pracht. Welcher Stil. Welcher Luxus. Welcher Pomp. Welche Geschmacklosigkeit!

Kaum hatte Joyce die Hotelhalle betreten, als sie aufschrie: »Uiiiii!«

Robbie Manks, der PR-Berater des englischen Königshauses, fuhr zusammen und starrte sie an. Wong entfernte sich mit einer oft erprobten Kehrtwendung hastig von seiner Assistentin. Schlagartig verstummte das Gemurmel halblauter Gespräche zwischen Hotelgästen und Angestellten an der Rezeption. Alle sahen sich nach den Neuankömmlingen um.

Dem PR-Mann war es offensichtlich peinlich, unangenehm aufzufallen. Er war es, der als Erster Worte fand, nachdem er Joyce kurz angeblickt und dann die Halle gemustert hatte. Was konnte sie gesehen haben, das eine derartige Reaktion hervorrief? »Was gibts denn?«

Joyce blickte mit großen Augen und einem irren Lächeln in die Runde. »Wieso?«

»Sie haben geschrien.«

»Ach das. Es war nur ... ich war einfach so glücklich. Ich fass es nicht, dass wir hier wohnen. Es ist so was von super! Normalerweise schlaf ich in diesen teuren Städten wie Hongkong doch immer im YWCA oder bei Kumpels. Nun aber dies hier - das ist ja wohl der edelste Schuppen am Platz.« Wong versuchte, Manks einen wissenden Blick zuzuwerfen, als wolle er sagen: Da sehen Sie, womit ich mich plagen muss.

»Also schön, wenn weiter nichts anliegt, äh ... können wir uns wohl anmelden, nicht wahr?«

Beim Anblick des eleganten Empfangs aus dunklem Marmor und des in schwarze, goldverbrämte Seidenuniformen gekleideten Personals quiekte Joyce erneut, wenn auch weniger laut. Manks wirkte leicht entnervt. Vermutlich hörte er im Geist schon ihren schrillen Freudenschrei, wenn sie erst ihr zweifellos extravagantes Zimmer sah.

Der königliche PR-Agent, sechsundvierzig Jahre alt und von weltmännischen Manieren, trug einen tadellosen Maßanzug von Gieves & Hawkes. Trotz seiner zu breiten Stirn und des bereits schütteren strohblonden Haars war er ein gut aussehender Mann, der warmherzig lächelte und einnehmend sicher auftrat. Am Flughafen hatte er sie auf betont britische Art, à la James Bond, begrüßt, was wohl ironisch gemeint war: »Gestatten, mein Name ist Manks. Robbie Manks.«

Sogleich hatte er erklärt, dass er nicht offiziell bei den Royals angestellt sei, sondern eine eigene PR-Agentur betreibe, die aber zahlreiche Aufträge von ihnen erhalte. Denn er sei bekannt für Qualität, Effizienz und Diskretion - drei von ihnen geschätzte Faktoren. Einigen Geschichten, die er im Taxi vom Flughafen zum Hotel erzählte, ließ sich entnehmen, dass seine letzten zwanzig Berufsjahre ziemlich aufreibend gewesen waren, da sie mehr oder weniger mit der langen Phase unangenehmer Gesichtsverluste der britischen Monarchie zusammenfielen. Er sprach von den Windsors als der FAMILIE, und sein Ton verlangte Großschreibung. Offensichtlich verabscheute er die englische Presse, der er die Schuld an den meisten Problemen zuschob. Die Berufsgruppe der Journalisten war in seinen Augen Abschaum, der um jeden Preis seine Zeitungen verscherbelte und sich bereicherte, indem er das Leben anderer Menschen zerstörte und das Ansehen der vornehmsten königlichen Institution der Welt in den Schmutz zog. Doch in ihm, so deutete er an, besaß die FAMILIE einen treuen Freund. Seine innovativen Programme hatten erfolgreich dazu beigetragen, dass sie sogar während jener schwierigen Zeit ihre persönliche Beliebtheit weitgehend aufrechterhalten konnte. Gewiss, sein voriges Projekt für sie - er hatte einen Phrenologen engagiert, der ihre Schädelformen untersuchen sollte - war nur ein Teilerfolg gewesen (weise interpretierte Wong die behutsam formulierte Aussage als Eingeständnis eines absoluten Flops). Seine neueste Idee jedoch, den Palast nebst Schlössern und Landsitzen nach den Regeln des Fengshui, des Vastu, mit Wünschelruten und Exorzismen bearbeiten zu lassen, würde zweifellos ein größerer Erfolg. »Sie nehmen auch einen Vastu-Mann?«, fragte der Fengshui-Meister.

»Wenn ich einen finde, der fließend Englisch spricht. Im Moment suche ich noch, wie ich leider gestehen muss.«

Joyce unterbrach: »In Singapur kennen wir einen guten. Wir geben Ihnen seine Nummer, okay? Der erwischt bestimmt den nächsten Flieger und kommt rüber zu uns.«

Wong bemerkte, wie Manks sich öfter weiße Dragees in den Mund steckte. Zuerst hatte er angenommen, es wären Bonbons, aber da der PR-Manager ihnen nie davon anbot, mussten es Tabletten sein. Nach einem verstohlenen Blick auf die runde Packung erkannte er, dass es sich um ein homöopathisches Medikament handelte.

Die breiten Straßen waren zumeist frei, sodass sie für die Fahrt zum Hotel nur gut vierzig Minuten brauchten. Fünf Minuten nach dem Einchecken befanden sich die drei im elften Stock und nahmen die Räume in Augenschein, die man ihnen zugewiesen hatte. Wie erwartet juchzte Joyce über den Luxus ihres Zimmers. Nochmals schrie sie auf, als sie in ihr mit Marmor und Glas ausgekleidetes Bad schaute. Manks (»Nennen Sie mich Robbie«) hatte vorgeschlagen, dass sie sich alle, sobald sie ihr Gepäck verstaut hätten, in seinem Zimmer treffen und die nötigen Schritte besprechen sollten.

Die beiden Besucher aus Singapur waren eben beim königlichen Berater eingetreten, da erhielt er einen Anruf auf sein Handy, der ihn in heftige Erregung versetzte. Das Gespräch war eindeutig alarmierend, obwohl sie nur seine ungläubigen Ausrufe hören konnten: »Wie bitte? Sie wollen doch nicht etwa ... Im Ernst? Ich meine nur ... Aber das ist ja unglaublich! Sind Sie sicher? Absolut sicher? Ich bin ... mir fehlen die Worte. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Ist die Polizei da?«

Wong hatte das undeutliche Gefühl, er müsse das Zimmer verlassen, da es sich offenbar um ein Privatgespräch handelte. Doch er war zu neugierig. Joyce nicht minder. Sie blieben stehen und spitzten die Ohren, obwohl Manks ihnen hektische Blicke zuwarf und ans Fenster trat. Nach einer Weile aber lauschte er dermaßen gebannt, dass er ihre Anwesenheit vergessen zu haben schien, bis er plötzlich aus dem Zimmer stürzte, um das Gespräch zu beenden. Sekundenlang rang Wong mit der Versuchung, ihm zu folgen, widerstand aber mannhaft.

Nach wenigen Minuten kehrte Manks kreidebleich zurück und sagte mit brüchiger Stimme: »Es hat einen furchtbaren, äh ... Zwischenfall gegeben ... im Hangar, wo die Skyparc steht. Ich fürchte, damit ändert sich alles. Wir müssen weitere Anweisungen abwarten.« Er atmete hechelnd wie ein junger Hund.

»Wieso? Was ist passiert?«, wollte Joyce wissen.

»Im Moment darf ich nichts Näheres sagen.« Er setzte sich wie in Trance aufs Bett. »Ich soll auf weitere Instruktionen warten. Sie beide können erst einmal Pause machen. Ich muss dringend ein paar Anrufe tätigen.«

Joyce eilte zur Tür. »Ich zieh mich um, steig in meinen Badeanzug«, teilte sie ihrem Chef mit. »So cool wie die Zimmer sind - können Sie sich vorstellen, wie das Schwimmbad hier aussieht?« Sie hatte jedoch gerade erst ihre Zimmertür aufgeschlossen, als Robbie mit dem Mobiltelefon am Ohr wieder auftauchte. »Okay. Verstanden.« Er schaltete ab und wandte sich Wong zu, der noch immer auf dem dicken Teppich im Flur stand. »Ich sprach eben mit Sir Nicholas Harvey vom Skyparc-Konsortium. Wir setzen die Vorbereitungen...


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Autor

Nury Vittachi, geboren 1958 in Sri Lanka, gilt - laut BBC - als »Hongkongs witzigster Kommentator«. Aufgewachsen u. a. in Großbritannien, lebt er seit 1986 in Hongkong, wo er sich als Kolumnist, Buchautor und Herausgeber einer Literaturzeitschrift Kultstatus verschafft hat. Er arbeitet als Dozent an der Hong Kong Polytechnic University.

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