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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
207 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am21.12.20181. Aufl. 2018
Winter 1942. Finnland und die Sowjetunion befinden sich im Krieg. Zwei sowjetische Soldaten, Savolenko und Kunitsjin, werden in den finnischen Wäldern ausgesetzt. Ihr Spionage-Auftrag, geplant als Heldeneinsatz im Feindesland, entwickelt sich jedoch zu einem skurrilen Abenteuer. Auf ihrem Marsch durch die Winterlandschaft haben sie überraschende Begegnungen: mit einer verführerischen Apothekerin, einem trinkfreudigen Bauern und einem müden Militärpferd. Viel Stoff für einen kurzweiligen Roman aus Finnland!mehr

Produkt

KlappentextWinter 1942. Finnland und die Sowjetunion befinden sich im Krieg. Zwei sowjetische Soldaten, Savolenko und Kunitsjin, werden in den finnischen Wäldern ausgesetzt. Ihr Spionage-Auftrag, geplant als Heldeneinsatz im Feindesland, entwickelt sich jedoch zu einem skurrilen Abenteuer. Auf ihrem Marsch durch die Winterlandschaft haben sie überraschende Begegnungen: mit einer verführerischen Apothekerin, einem trinkfreudigen Bauern und einem müden Militärpferd. Viel Stoff für einen kurzweiligen Roman aus Finnland!
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732563227
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum21.12.2018
Auflage1. Aufl. 2018
Seiten207 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3426020
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Leutnant Gennadi Savolenko war ein äußerst fähiger Pilot, und er flog eine gute Maschine. Ein Sturmovik-Schlachtflugzeug, vom Genossen Iljuschin höchstpersönlich konstruiert.

Ohne den Kurs zu korrigieren, flog Savolenko eine halbe Stunde in westliche Richtung, und dann richtete er die Nase der Sturmovik nach Nordnordost aus, wo nach einigen Minuten die finnische Küste auftauchte.

»Halt dich jetzt gut fest. Sie schießen, wenn sie uns entdecken«, rief der Pilot seinem Passagier zu, der hinten neben dem Maschinengewehr saß.

Die Eisfläche glitt unter der Maschine hinweg, weich wiegte der verschneite Uferwald die Ankömmlinge, aber sonst blieb alles ruhig. Savolenko lenkte die Maschine über das finnische Festland, wobei er den Baumwipfeln auswich. Ein paar kleine Straßen flitzten unter ihnen vorbei, aber sonst wirkte die Gegend unbewohnt. Bald erreichten sie Miehikkälä. Dort gab es anscheinend keinen Flugplatz und auch sonst keine Sicherheitssysteme, sodass Savolenko beschloss, erst mal eine große Runde über der Ortschaft zu drehen.

Die Männer wurden auf ein großes Gebäude aus roten Ziegeln aufmerksam, »Genossenschaftsmolkerei Kymenlaakso« stand auf der Fassade zu lesen. Savolenko wollte von Kunitsin wissen, was der Schriftzug bedeutete, und als ihm der Name übersetzt worden war, beschloss er, kurz eine Bombe auf die Molkerei zu werfen. In einer prächtigen Schleife näherte er sich dem Gebäude, löste die Bombe genau im richtigen Moment, und als er kurz darauf noch einmal umkehrte, um das Ergebnis zu prüfen, konnte er feststellen, dass die Bombe das Dach der Molkerei getroffen hatte. Sie hatte das Dach durchschlagen und war im Bodenraum explodiert. Schnee und der Qualm der Explosion stoben im Frostwind durchs Dorf.

Frauen in weißen Arbeitskitteln stürmten aus dem Gebäude, rannten in den nahen Wald und warfen sich dort in den Schnee.

»Die weißen Banditen müssen wohl vorläufig pausieren beim Buttern«, meinte der Pilot. Immer mehr Frauen rannten in den Wald, und Savolenkos Interesse an ihnen ging so weit, dass er über dem Waldstück zu kreisen begann, vielleicht um herauszufinden, wie finnische Meierinnen aussahen. Die dröhnende Maschine vollführte Sturzflüge über ihnen, Savolenko putzte eigens die Fenster mit Glycerin, um die Frauen besser sehen zu können.

»Hübsch, hübsch, und dick ...«

Bald jedoch begannen die finnischen Soldaten aus dem Dorf, das Flugzeug mit ihren Gewehren zu beschießen, und Savolenko musste die Frauen in Ruhe lassen. Der magere Kunitsin betrachtete das zurückbleibende Miehikkälä und murmelte vor sich hin:

»Wirklich schmuck, rosig und gut im Futter, das muss man sagen ...«

Der Zwischenfall in Miehikkälä mit all den wilden Schleifen und Sturzflügen hatte dazu geführt, dass die Skier am Fahrgestell ein wenig den Halt verloren hatten, und so nahm das Unglück seinen Lauf: Eines der beiden Bretter löste sich schon bald nach dem Abflug, und es flog eine Weile wie ein zitternder Strich vor der Maschine her. Kunitsin bekam einen tüchtigen Schreck, als er seinen Ski in der Luft sah.

»Ein Ski hat sich gelöst, fang ihn ein!«

Die Männer mussten mit ansehen, wie der Ski in den verschneiten Wald fiel. Savolenko fragte:

»Lassen wir ihn da liegen? Er ist bestimmt nicht mehr heil.«

»Ich muss ihn holen! Wie soll ich in Finnland mit nur einem Ski laufen, da erfriere ich ja!«

Nach kurzem Suchen fand Savolenko ein kleines Feld, auf dem er landen konnte. Er stoppte die Maschine, zeigte Kunitsin, wo der Ski seiner Meinung nach zu Boden gefallen war, und forderte ihn auf, sich beim Suchen zu beeilen. Savolenko selbst blieb im Cockpit sitzen, schaltete nicht einmal den Motor aus, sondern wendete die Maschine und machte sie klar für den Start.

Kunitsin watete im tiefen Schnee durch den Wald, schaute nach oben und suchte nach Baumwipfeln, von denen der Ski beim Herunterfallen den Schnee abgefegt hatte. Er war bereits tief ins Innere des Waldes vorgedrungen, als er die erhofften Anzeichen entdeckte, und unten auf der Erde sah er eine schöne, von einem einzelnen Ski gezogene Loipe, die aus dem Nichts kam und etwa zehn Meter weit führte. Am Ende der Loipe lag der Ski, vollkommen heil nach seiner glücklichen Notlandung. Ohne Zögern schob Kunitsin seinen Stiefel unter die Bindung, stieß sich mit dem anderen Fuß ab und lief so zum Flugzeug zurück.

Eilig befestigte Kunitsin den Ski wieder an seinem Platz. Er machte seine Arbeit diesmal besonders gründlich, damit sich das lebenswichtige Brett kein zweites Mal lösen konnte. Der Pilot gab bereits nervös Gas. Miehikkälä war nah, und die Finnen konnten bald auftauchen. Als Kunitsin seinen Ski gut vertäut und sich auch vom festen Halt des anderen überzeugt hatte, sprang er in die Maschine. Savolenko brachte den Motor sofort auf volle Touren, die Maschine raste über das Feld und erhob sich kurz vor dem Waldrand aus dem Schnee.

Die Finnen waren inzwischen ebenfalls eingetroffen, schwitzende Männer in der Loipe. Sie legten die Gewehre an und schossen auf das dröhnende Flugzeug hoch über ihren Köpfen. Kunitsin beantwortete das Feuer mit einigen Schüssen aus dem Nagant, das er aus dem Fenster hielt. Keine der beiden Parteien fügte der anderen Schaden zu.

Als er Miehikkälä hinter sich gelassen hatte, griff Savolenko zur Zigarette und nahm dann Kontakt mit Leningrad auf. Er schrie seine Nachricht in das knarrende Funkgerät:

»Haben geglückte Notlandung in Miehikkälä durchgeführt, gerieten dort in ein Feuergefecht mit finnischen Soldaten. Drei Finnen gefallen. Auf unserer Seite keine Verluste. Haben zuvor die zentralen Milchverarbeitungsbetriebe der Stadt zerstört. Ende.«

Nach einigen Minuten erreichte das Flugzeug die Bahnstrecke Kouvola-Viborg. Savolenko hatte vorgehabt, die Gleise in aller Ruhe zu überfliegen, aber es ergab sich, dass zur gleichen Zeit ein langer Zug, gezogen von zwei Dampfloks, dort entlangkeuchte, von Kouvola kommend auf dem Weg nach Viborg. Savolenko beschloss, die Fahrt des Zuges ein wenig zu stören, und Kunitsin war derselben Meinung:

»Schick ihnen ein paar Kugeln aus dem Maschinengewehr, Genosse Savolenko!«

Der Pilot lenkte seine Maschine zum Gleis, und bevor der Zug richtig stoppen konnte, beschoss er ihn mit zwei Maschinengewehren, Bündel von Lichtstrahlen tanzten auf und nieder, von den Loks bis hin zum letzten Wagen. In den Waggons befanden sich Feldkanonen und Panzer, die für die Front bestimmt waren. Mit einer Ausnahme allerdings, und die zeigte sich, als Savolenko eine kleine Granate auf den Zug warf. Die Granate zerstörte diesen einen, gewissen Waggon, und Unmengen von Schneeschaufeln aus Sperrholz purzelten auf die Böschung, sodass das Lokpersonal, das aus seinen Führerständen sprang, fast darunter begraben wurde.

Bald begann jedoch die Luftabwehr des Zuges die feindliche Maschine zu beschießen, und Savolenko musste von weiteren Zerstörungsmaßnahmen absehen. Er nahm Kurs nach Norden, und als er zur Luftabwehr des Zuges genügend Abstand hatte, meldete er nach Leningrad:

»Auf der Bahnstrecke Kouvola-Viborg einen Zug mit Kriegsmaterial angegriffen. In den Waggons große Mengen Panzer, Feldkanonen und Schneeräumgeräte, diese zerstört. Ende.«

Inzwischen war bereits der Tag angebrochen. Kunitsin spähte durchs Fenster nach unten in die verschneite Landschaft. Ihn interessierte diese Tour außerordentlich, denn er war noch nie zuvor geflogen. Das Land, das er aus dem Flugzeug betrachtete, war ihm fremd, obwohl seine Vorfahren von dort stammten: Kunitsin war ein gebürtiger Ingermanländer, und sprach ausgezeichnet Finnisch. Dort in den Niederungen der verschneiten Wälder lebten womöglich noch Blutsverwandte von ihm, irregeleitete Arbeiter, die auf Befehl des weißen Generals Mannerheim gezwungen worden waren, gegen die große Sowjetunion zu kämpfen ... zusammen mit den blutigen Faschisten.

Savolenko flog über Mäntyharju nach Mikkeli, wo die Maschine mit außerordentlich heftigem Luftabwehrfeuer empfangen wurde. Als Savolenko die Flucht ergriff, bemerkte er, dass vom Flugplatz Joroinen mehrere finnische Zerstörer aufstiegen, und er hatte alle Mühe, ihnen zu entkommen: Er flog so tief es irgend ging, unmittelbar über den Bäumen, und als die finnischen Zerstörer ihm ebenso tief folgten, lenkte er seine Maschine unvermittelt fast steil nach oben und stieß durch eine Wolke, sodass die Zerstörer ihn kurzzeitig aus den Augen verloren. Bei Leppävirta landete er im Sturzflug auf dem Eis eines Sees und lenkte seine Maschine in den Schutz des Uferwaldes.

Mehrere Minuten lang kreisten die finnischen Maschinen über der Gegend, flogen irgendwie zerstreut umher wie Bienen, denen ihr Kasten geraubt worden war. Schließlich kehrten sie auf ihren heimischen Flugplatz zurück.

Als die Zerstörer weg waren, drehte Savolenko seine Maschine, sodass sie mit der Nase auf den See hinaus zeigte, und schaltete anschließend den Motor aus. Mit steifen Gliedern krochen die Männer aus dem Cockpit. Savolenko kramte die Lagerausrüstung hervor und stiefelte in den Wald. Zuvor wies er Kunitsin an, Rumpf und Tragflächen mit Schnee zu bewerfen, damit die Maschine aus der Luft nicht so leicht zu entdecken wäre.

Zunächst warf Kunitsin den Schnee mit den Händen auf das Flugzeug, stellte aber bald fest, dass die Arbeit auf diese Weise nicht schnell genug vonstattenging, und so griff er sich seinen Rucksack, suchte das Schachbrett heraus und schaufelte damit die Tarnschicht auf die Maschine.

Unterdessen hatte Leutnant Gennadi Savolenko ein kleines Lagerfeuer entzündet und einen Kessel mit Wasser darüber gehängt. Als...

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