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NSA - Nationales Sicherheits-Amt

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
796 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am28.09.20181. Aufl. 2018
Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im NSA, dem Nationalen-Sicherheitsamt, und entwickelt dort Komputer-Programme, mit deren Hilfe alle Bürger überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, widersetzt Helene sich. Dabei muss sie nicht nur gegen das Regime kämpfen, sondern auch gegen ihren Vorgesetzten Lettke, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet ...



Andreas Eschbach, geboren 1959 in Ulm, verheiratet, schreibt seit seinem 12. Lebensjahr. Bekannt wurde er vor allem durch den Thriller Das Jesus-Video (1998), dem er 2014 mit Der Jesus-Deal eine spektakuläre Fortsetzung folgen ließ. Mit Romanen wie Eine Billion Dollar, Ausgebrannt und Herr aller Dinge stieg er endgültig in die Riege der deutschen Top-Autoren auf. Sein Bestseller Todesengel befasst sich mit dem brisanten Thema Selbstjustiz. Weitere Infos zum Autor unter www.andreaseschbach.com
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,90
HörbuchCD-ROM
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWeimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im NSA, dem Nationalen-Sicherheitsamt, und entwickelt dort Komputer-Programme, mit deren Hilfe alle Bürger überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, widersetzt Helene sich. Dabei muss sie nicht nur gegen das Regime kämpfen, sondern auch gegen ihren Vorgesetzten Lettke, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet ...



Andreas Eschbach, geboren 1959 in Ulm, verheiratet, schreibt seit seinem 12. Lebensjahr. Bekannt wurde er vor allem durch den Thriller Das Jesus-Video (1998), dem er 2014 mit Der Jesus-Deal eine spektakuläre Fortsetzung folgen ließ. Mit Romanen wie Eine Billion Dollar, Ausgebrannt und Herr aller Dinge stieg er endgültig in die Riege der deutschen Top-Autoren auf. Sein Bestseller Todesengel befasst sich mit dem brisanten Thema Selbstjustiz. Weitere Infos zum Autor unter www.andreaseschbach.com
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732560615
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum28.09.2018
Auflage1. Aufl. 2018
Seiten796 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2251 Kbytes
Artikel-Nr.3426082
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Wie alt war Helene gewesen, als sie zum ersten Mal einen Komputer gesehen hatte? Acht Jahre? Neun? Sie wusste es nicht mehr genau, nur, dass es bei Onkel Siegmund gewesen war. Natürlich bei Onkel Siegmund. Das würde ihr immer unvergessen bleiben.

Sie hatten ihn besucht, als er wieder einmal von einer seiner Reisen zurückgekommen war. Südamerika war es gewesen. Er hatte ihnen Bilder gezeigt von atemberaubenden Gebirgen, den Anden, von wolligen Lamas, die neugierig in die Kamera blickten, und von Peruanern mit komischen Hüten und in bunten Trachten. Er war im Dschungel gewesen und in einer uralten, verlassenen Stadt hoch auf den Bergen, die vor unglaublich langer Zeit erbaut worden war, aber niemand wusste, von wem oder auch nur, wie - wie hatten sie all die gewaltigen Steine in diese Höhe hinaufgeschafft? Und zum Schluss war er in Rio de Janeiro gewesen. Der Name hatte Helene fasziniert; das weiche »Sch«, mit dem das letzte Wort begann, klang so märchenhaft verheißungsvoll. Er hatte auch Photographien am Strand gemacht, von schönen Frauen in Badeanzügen, mit samtbrauner Haut und langen, schwarz gelockten Haaren und dunklen Augen unter langen Wimpern, die lockend und lachend in seine Kamera geblickt hatten, und von diesen Bildern zeigte er ziemlich viele, bis Mutter entrüstet gemeint hatte, nun sei es aber gut.

Auch über diese Reise würde er eine Reportage schreiben, wie immer. Er hatte auch erzählt, wo diese Reportage überall erscheinen würde, aber die Namen der Zeitschriften hatten Helene nichts gesagt.

Sie liebte es, Onkel Siegmund zu besuchen. Sie war gern in seinem muffigen kleinen Haus, das geheimnisvoll dunkel und düster war und nach Tabak und Orient roch. An allen Wänden hingen Erinnerungsstücke an die weite Welt, die der Onkel furchtlos bereiste - geschnitzte Masken aus schwarzem Holz, die grausige Gesichter zeigten und aus Afrika stammten, furchterregend lange Messer und Speere, die Onkel Siegmund von fernen Inseln mitgebracht hatte, fein bemaltes Porzellangeschirr aus Japan, prächtige rot-goldene Reisstroh-Fächer aus China oder Tierfelle, von denen ein fremdartiger Geruch ausging, ein Geruch nach Blut und Tod und Gefahr. Das ganze Haus war, nein, nicht ein Museum, vielmehr war es, als durchwandere man, wenn man durch die Zimmer ging, zugleich Onkel Siegmunds Erinnerungen an seine Reisen.

Ihr Bruder Armin war nicht mitgekommen. Er habe keine Lust, sich anzuhören, was andere Leute auf ihren Reisen erlebt hätten, hatte er gesagt; wenn, dann wolle er lieber einst selber in die Welt hinaus ziehen. Allerdings konnte Armin den Onkel ohnehin nicht leiden, Helene wusste nicht, warum.

Jedenfalls, an jenem bewussten Tag hatte Onkel Siegmund, nachdem er ihnen über Kaffee und Nusskuchen Photographien seiner Reise gezeigt und von seinen Abenteuern im fernen Südamerika erzählt hatte, hinzugefügt: »Außerdem gibt es noch etwas, das ich euch zeigen muss. Das wird vor allem dich interessieren, Johann.«

»Mich?«, hatte sich Helenes Vater gewundert. »Wieso das denn?«

Worauf Onkel Siegmund die Daumen in die winzigen Taschen seiner Weste gehakt und dröhnend gelacht hatte, wie es seine Art war. »Ich habe einen Teil meiner Honorare in die Zukunft investiert. Kommt und schaut es euch an!«

Also waren sie alle aufgestanden und ihm in sein Arbeitszimmer gefolgt, sein Allerheiligstes, das Zimmer mit dem Erker im ersten Stock, von dem aus man die ganze Stadt überblickte. Und Vater war in der Tür stehen geblieben und hatte ausgerufen: »Ein Komputer! Du hast dir einen Komputer gekauft!«

»Genau«, hatte Onkel Siegmund gesagt. »Die alte Schreibmaschine hat endgültig ausgedient. An diesem Gerät kann ich meine Texte schreiben, sie so oft überarbeiten und ändern, wie es nötig ist, und erst, wenn sie druckreif sind, drucke ich sie auch aus. Und bei vielen Redakteuren ist nicht einmal mehr das nötig, denn viele Zeitungen und Zeitschriften haben längst auch schon Komputer und hängen am Weltnetz; denen schicke ich den Text einfach per Elektropost.«

Das »Gerät«, von dem die Rede war, war ein gewaltiges Möbel aus Eichenholz, das an einer Wand stand und aussah wie ein Sekretär, aber kein eleganter, schmalfüßiger Sekretär wie der, an dem Helenes Mutter ihre Korrespondenz zu erledigen pflegte, sondern ein klobiges, kantiges Teil, das aussah, als wöge es Tonnen. Onkel Siegmund öffnete zwei hölzerne Türflügel, hinter denen ein Bildschirm zum Vorschein kam, dann schob er einen Teil der Tischplatte nach hinten: Darunter war eine Tastatur, die fast genauso aussah wie die der Schreibmaschine ihres Vaters, auf der Helene ab und zu spielen durfte. Als der Onkel einen verborgenen Schalter umlegte, begann es hinter länglichen Lüftungsschlitzen an der Seite des Apparats mächtig zu surren und zu summen. Helene sah sich die Sache genauer an und entdeckte an der Seite zwei mit Schnitzereien verzierte Fächer: In dem einen lag ein Stapel weißen Papiers, in dem anderen ein einzelnes Blatt mit ein paar Zeilen Text.

»Die Druckvorrichtung«, erklärte Onkel Siegmund, an Helenes Vater gewandt. »Wobei ich mich, wenn ich´s noch einmal zu tun hätte, für ein Modell mit separater Druckvorrichtung entscheiden würde. Zwar hat man dann ein Kabel herumliegen und braucht eine Steckdose mehr, aber an dem Drucker ist ständig irgendwas, und dann muss ich das ganze Ding hier jedes Mal hervorziehen, damit ich an die Klappe hinten herankomme.«

»Typisch Männer«, meinte Mutter. »Müssen immer die neuesten Spielereien haben.«

»Im Gegenteil, liebe Schwester«, erwiderte Onkel Siegmund mit pausbäckigem Lächeln. »Das ist keine Spielerei, das ist die Zukunft. In ein paar Jahren werden Komputer absolut üblich sein, überall in der modernen Welt.«

»Ich wüsste nicht, wozu man als normaler Mensch so ein Gerät brauchen sollte.«

»Zum Beispiel, um seine Fremdsprachenkenntnisse zu üben und zu erweitern. Es gibt mittlerweile in fast jedem westlichen Land ein sogenanntes Forum, in dem man per Komputer mit anderen über alle möglichen Themen diskutieren kann. Auf diese Weise kommt man mit Menschen überall auf der Welt in Kontakt, und angesichts dessen, was wir hinter uns haben, kann das nur gut sein. Nur die Verständigung zwischen den Völkern, und zwar auf so vielen Ebenen wie möglich, kann uns den Frieden sichern und verhindern, dass es wieder zu einem so schrecklichen Krieg kommt.«

Mutter sah missbilligend zu, wie Vater sich auf die Knie niederließ und durch eine Klappe an der Seite des Geräts dessen Innereien inspizierte. »Schön und gut, aber ich glaube kaum, dass sich diese Geräte durchsetzen werden.«

»Oh, ich schon«, erwiderte Onkel Siegmund. »Denk nur daran, wie schnell sich die tragbaren Telephone durchgesetzt haben. Und das, obwohl die Technologie, die man dafür braucht, erst während des Kriegs entwickelt worden ist. Komputer gibt es schon seit Jahrzehnten, aber diese neue Technologie macht sie nun bald für jedermann erschwinglich.«

Mutter verzog das Gesicht. Helene mochte es nicht, wenn sie so dreinschaute, weil sie dann hässlich aussah.

»Erstens finde ich diese tragbaren Telephone grässlich«, erwiderte Mutter, »und zweitens verbreiten sie sich nur deshalb so schnell in aller Welt, weil die Siegermächte uns nach dem Krieg alle Patente gestohlen haben und jetzt jeder alles nachbauen darf, was deutsche Techniker erfunden haben.«

Onkel Siegmund hob gleichmütig die Schultern. »Mag sein, aber das war es eben auch, was sie so billig hat werden lassen. Das ist Marktwirtschaft. Lies mal Adam Smith.«

»Du nimmst die Amerikaner natürlich wieder in Schutz.«

»Nicht die Amerikaner. Den gesunden Menschenverstand.«

Vater erhob sich von seiner Inspektion, klopfte sich den Staub von den Knien und meinte: »Sehe ich das richtig? Du hast einen eigenen Datenspeicher in dem Gerät?«

»Ja. Den größten, den es gab.«

»Ist ein Anschluss an ein Datensilo nicht viel besser? Sicherer vor allem?«

Onkel Siegmund nestelte an seiner Fliege. »Ehrlich gesagt misstraue ich diesen Diensten. Ja, mag sein, dass sie mehr Sicherheit gegen Verlust bieten. Aber nur was ich bei mir zu Hause gespeichert habe, gehört mir auch - und vor allem kann niemand sonst hineinschauen. Weiß man ja nicht, wer in so einem Silo-Zentrum alles mitliest.«

»Ich wusste gar nicht, dass du zu Verfolgungswahn neigst«, erwiderte Vater. »Nach dem, was ich gelesen habe, ist der Vorteil eines Silo-Dienstes -«

»Johann!«, unterbrach ihn Mutter. »Du denkst doch hoffentlich nicht etwa daran, dir ebenfalls so eine grässliche Maschine zuzulegen! So ein Monstrum kommt mir nicht ins Haus, das sage ich dir gleich.«

Vater strich sich über die straff nach hinten frisierten Haare. »Nun, es stünde ja in meinem Bureau, nicht in der Wohnung ...«

Weiter hatte Helene die Diskussion nicht verfolgt. Sie hatte schon ab und zu auf der Schreibmaschine ihres Vaters spielen dürfen, hatte sogar schon Briefe an ihre Großmutter darauf getippt. Anfangs war es stundenlange Arbeit gewesen, immer auf der Suche nach der richtigen Taste, aber es hatte irgendwie Spaß gemacht.

Aber so ein Komputer - der sah noch toller aus. Jetzt, da sie Gelegenheit hatte, sich die Tastatur genauer anzuschauen, sah sie, dass sich eine Menge Tasten darauf befanden, von denen sie keine Ahnung hatte, wozu sie dienen mochten. Sie hatte große Lust, sie auszuprobieren, aber das wagte sie dann doch nicht, wo sich Onkel Siegmund das Gerät doch erst gekauft hatte und es womöglich leicht kaputt gehen konnte.

Leider setzte sich Mutter durch, und Vater...

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Andreas Eschbach, geboren 1959 in Ulm, verheiratet, schreibt seit seinem 12. Lebensjahr. Bekannt wurde er vor allem durch den Thriller Das Jesus-Video (1998), dem er 2014 mit Der Jesus-Deal eine spektakuläre Fortsetzung folgen ließ. Mit Romanen wie Eine Billion Dollar, Ausgebrannt und Herr aller Dinge stieg er endgültig in die Riege der deutschen Top-Autoren auf. Sein Bestseller Todesengel befasst sich mit dem brisanten Thema Selbstjustiz. Weitere Infos zum Autor unter www.andreaseschbach.com
NSA - Nationales Sicherheits-Amt

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