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Über die Jugend und andere Krankheiten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
196 Seiten
Deutsch
Hirnkosterschienen am10.05.2018
Aus dem Inhalt: Ein kicker-Tag. Notizen vom Schlachtfeld * Chaostage in Hannover * Im Gespräch mit Götz George und Eberhard Feik * Wie weit ist der Weg nach Deutschland? * Zur Misere der deutschen Jugendforschung * Jugendkulturen und Drogen * Kein Refugium für Couchpotatoes: Die ästhetische Praxis in Jugendkulturen * Die Wiedergänger des Untertan * Hassgesänge - Homophobie im Musikbusiness * Der Staat und die Autonomen * What the fuck, Menschheit?!

Klaus Farin, geboren 1958 in Gelsenkirchen, gab bereits im Alter von 15 Jahren seine erste Zeitschrift in seinem Gelsenkirchener Gymnasium heraus, mit 18 war er der jüngste Volkshochschuldozent Deutschlands; sein erstes Buch veröffentlichte er mit 20 Jahren, das Vorwort schrieb Günter Wallraff. Seit 1980 lebt er - Punk sei Dank - in Berlin. Nach Tätigkeiten als Konzertveranstalter und - Security, Buchhändler und Journalist lebt und arbeitet er heute als freier Autor und Lektor in Neukölln, daneben ist er auf Vortragsreisen in Deutschland und Österreich unterwegs. Der zusammen mit Eberhard Seidel verfasste Band Krieg in den Städten wurde aufgrund seines neuartigen Ansatzes, die Jugendlichen selbst zu Wort kommen zu lassen, zu einem 'modernen Klassiker' (Ralph Giordano) der Jugendsozialforschung. Aus dieser Arbeit heraus ergab sich eine längere Beschäftigung mit Skinheads, der zahlreiche Publikationen zu anderen Jugendkulturen folgten. Die Gesamtauflage seiner Bücher liegt derzeit bei über 400.000 Exemplaren. Von 1998 bis 2011 war Klaus Farin Leiter des auch von ihm gegründeten Archiv der Jugendkulturen. Heute ist er Vorsitzender der Stiftung Respekt - Die Stiftung zur Förderung von jugendkultureller Vielfalt und Toleranz, Forschung und Bildung.
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Verfügbare Formate
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E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
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Produkt

KlappentextAus dem Inhalt: Ein kicker-Tag. Notizen vom Schlachtfeld * Chaostage in Hannover * Im Gespräch mit Götz George und Eberhard Feik * Wie weit ist der Weg nach Deutschland? * Zur Misere der deutschen Jugendforschung * Jugendkulturen und Drogen * Kein Refugium für Couchpotatoes: Die ästhetische Praxis in Jugendkulturen * Die Wiedergänger des Untertan * Hassgesänge - Homophobie im Musikbusiness * Der Staat und die Autonomen * What the fuck, Menschheit?!

Klaus Farin, geboren 1958 in Gelsenkirchen, gab bereits im Alter von 15 Jahren seine erste Zeitschrift in seinem Gelsenkirchener Gymnasium heraus, mit 18 war er der jüngste Volkshochschuldozent Deutschlands; sein erstes Buch veröffentlichte er mit 20 Jahren, das Vorwort schrieb Günter Wallraff. Seit 1980 lebt er - Punk sei Dank - in Berlin. Nach Tätigkeiten als Konzertveranstalter und - Security, Buchhändler und Journalist lebt und arbeitet er heute als freier Autor und Lektor in Neukölln, daneben ist er auf Vortragsreisen in Deutschland und Österreich unterwegs. Der zusammen mit Eberhard Seidel verfasste Band Krieg in den Städten wurde aufgrund seines neuartigen Ansatzes, die Jugendlichen selbst zu Wort kommen zu lassen, zu einem 'modernen Klassiker' (Ralph Giordano) der Jugendsozialforschung. Aus dieser Arbeit heraus ergab sich eine längere Beschäftigung mit Skinheads, der zahlreiche Publikationen zu anderen Jugendkulturen folgten. Die Gesamtauflage seiner Bücher liegt derzeit bei über 400.000 Exemplaren. Von 1998 bis 2011 war Klaus Farin Leiter des auch von ihm gegründeten Archiv der Jugendkulturen. Heute ist er Vorsitzender der Stiftung Respekt - Die Stiftung zur Förderung von jugendkultureller Vielfalt und Toleranz, Forschung und Bildung.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783945398951
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum10.05.2018
Seiten196 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse841 Kbytes
Artikel-Nr.3433024
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

»Ich sehe mich als verwirrten Linken.«
Götz George über Schimanski, die Polizei und die Politik

Ein guter Filmproduzent wittert das gute Thema, ein Redakteur wittert nur Gefahr.

Gibt es grundlegende Unterschiede zwischen dem Schimanski im Kino und dem TV-Schimanski?

Du kannst nicht völlig aus der vorgegebenen Rolle ausbrechen. Was wir machen konnten, ist, ihn suspendieren zu lassen, damit er freie Hand hat und nicht als deutscher Beamter durch die Gegend laufen muss. Im Fernsehen geht das natürlich nicht, da bekommst du sofort von der Bild eine reingewürgt, die sind ja die Gralshüter deutscher Moral. Aber im Kino geht das eben. Da hast du weniger Zuschauer, da darfst du frecher sein. Dann hat der Film ein höheres Budget, etwa 4,5 Millionen. Die brauchst du, um mehr Action aufzufahren. Allerdings haben wir nicht versucht, mit Rambo zu konkurrieren. Wir haben uns mehr auf innere Action konzentriert, den Verfall des Bullen gezeigt, aber auch seinen Gerechtigkeitssinn. Denn das lieben die Leute ja an Schimanski: dass er immer wieder auf die Schnauze fällt mit seinem extrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, der nicht immer identisch ist mit den herkömmlichen Vorschriften und Regeln. Mit so einem Gerechtigkeitssinn zu leben, heute in der BRD, bedeutet, mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Das finde ich spannender als herkömmliche Action, denn so wird einiges aufgezeigt von der Situation hier im Land. Bei jedem Schimanski-Tatort ist ja irgendein soziales Moment drin. Im Kinofilm wird das besonders stark herausgearbeitet. Ich bin zwar kein besonders politischer Mann, nicht wie Eberhard Feik, der ja durch und durch ein Revoluzzer ist, aber in unserem Beruf kann man, weil eben Millionen die Filme sehen, einiges bewirken, wenn man ein Thema nicht so flach behandelt. Gerade in Duisburg, im Ruhrpott, sind soziale Probleme angesagt. Wenn du dort drehst, musst du dich einfach damit auseinandersetzen.

Bei den Dreharbeiten warst du noch sehr skeptisch. Das Drehbuch wäre keine Sensation.

Das war s auch nicht. Aber wir haben es dreimal umgeschrieben und dann war ich damit als Basis einverstanden.

In Zahn um Zahn wird Schimanski Opfer einer rüden Sonder­behandlung der Polizei. Allerdings in Marseille. Wäre es möglich, im Tatort entsprechende Methoden der deutschen Polizei aufzugreifen?

Ich glaube nicht. Aber ich würde es sehr befürworten. Natürlich müssten wir bloßlegen, was innerhalb der Polizei passiert, innerhalb dieses ganzen Staatsapparates. Undercover-Agenten, agents provocateurs, BKA - da bewegt sich doch fast alles in der Illegalität. Aber es kommt in der Regel nicht heraus, was da an Überschreitungen stattfindet. Da müssen sich schon Bullen direkt an die Autobahn stellen und abkassieren. Die Aufklärungsquote ist ja das Maß aller Dinge. Wer weiterkommen will, muss was vorweisen können. Dann der Druck der Presse, eines bestimmten Teils der Presse. Dass es so zu illegalen Maßnahmen kommt, ist logisch. Natürlich versuchen wir, das aufzugreifen. Im Film beispielsweise wollten wir unter die Rocker, die sich zu Beginn mit der Polizei eine Straßenschlacht liefern, ein paar agents provocateurs einschleusen, die Randale machen, um einzuheizen. Ich hätte einen im Rockerkostüm angesprochen, Mensch, dich kenn ich doch, du bist doch ein Kollege. Eine tolle Szene, aber die Poli­zei sagte, das ist nicht machbar, nicht mit uns.

Welchen Einfluss hatte denn die Polizei auf die Dreharbeiten?

Wir sind in Duisburg natürlich auf die Zusammenarbeit mit dem Polizeiapparat angewiesen. Ohne deren Unterstützung kannst du einen Tatort nicht machen. Also bekommen sie vorher die Drehbücher und haben ein Mitspracherecht, was die Darstellung ihres Polizeiapparates betrifft. Und in dem Moment, wo agents provocateurs oder Undercover-Agenten im Drehbuch stehen, verweigert die Polizei sofort ihre Unterstützung.

Schimanski wird also als nützlich angesehen für die Imagewerbung der Polizei?

Nicht unbedingt. Vor allem seine Ermittlungsmethoden sind doch so eigenwillig, dass man als Bürger schon Angst bekommen kann vor der Polizei. Wenn Schimanski nicht anklopft, sondern gleich die Tür eintritt, lässt sich wohl eine gewisse Schrecksekunde nicht vermeiden. Natürlich ist es vorprogrammiert, wie weit er gehen kann. Er wird immer wieder von Thanner oder anderen gebremst. Und er hat die Fähigkeit, sich zu entschuldigen, Buße zu tun. So sorgt die Dramaturgie des Drehbuchs schon dafür, dass der Rahmen des Öffentlich-Rechtlichen nicht gesprengt wird. Ich plädiere oft für viel extremere Situationen, weil ich meine, man muss einen Menschen auch im völligen Umkippen zeigen. Aber da komme ich nicht durch. Im Film kannst du natürlich mehr bringen. Die ganzen Italo-Western leben ja davon, dass sie extrem übertreiben. Aber die Oberen des Öffentlich-Rechtlichen urteilen nicht danach, was sie sich selbst zumuten können, die denken immer sofort ans Publikum, das sie zugleich verachten und fürchten. Da könnte ja unter Umständen so ein alter Opa, Marke vorgestern, in seinem Wohnzimmer sitzen und denken, oh Gott, was passiert da mit unserem Staat.

In der Realität möchte ich dem Bullen Schimanski auch nicht begegnen.

Ich glaube, du hättest bei ihm eine viel größere Chance als bei anderen Bullen, denn er ist ja eher links gezeichnet, eine soziale Figur, einer, der eher scharf gegen die großen Bosse wird, sich aber immer auf die Seite der Minderheiten stellt. Obwohl die Verantwortlichen immer sagen, das ist eine Unterhaltungssendung und kein politisches Forum, aber det seh ick nich ein. Wir erreichen 15 bis 20 Millionen Zuschauer, und da ist so ein bisschen politischer Unterricht als Zugabe schon ganz jut.

Du hättest den Tatort gerne politischer?

Ich hätte gerne einen richtigen Polit-Thriller. Das wäre mein Wunschtraum. Deshalb hab ich auch ein eigenes Drehbuch geschrieben, in dem es um Neonazis ging, weil ich finde, dass der normale Deutsche einfach viel zu wenig von dieser Szene weiß. Die sind sogar akzeptiert, wenn sie nicht gerade das Oktoberfest mit ner Bombe stören. Ich wollte darin auch eine Demonstration zeigen und wie die Bullen mit ihren Videokameras die ganze Szene abfilmen. Das hat schließlich mit unserer politischen Landschaft zu tun; das gibt es, also wollte ich es zeigen. Auch Ausschreitungen der Polizei und wie sie gedeckt werden. Ich hatte eine Szene drin, wo der Schimanski selbst als Ziviler von seinen uniformierten Kollegen eins aufs Maul kriegt. Aber ich sollte das dann alles umschreiben, und da ich diesen Prozess des Umschreibens kenne - am Ende ist alles raus, was dir am Herzen lag -, habe ich gesagt, so oder gar nicht, und damit war s gar nicht. Aber ich denke, da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Die wissen ja schließlich, dass sie mich motivieren müssen, weiterzumachen. Und es ist ja nicht so, dass ich beruflich den Tatort brauche, um als Schauspieler zu existieren. Aber mir ist bei der Sache wieder einmal der Unterschied zwischen Film und Fernsehen aufgegangen. Ein guter Filmproduzent wittert das gute Thema, ein Redakteur wittert nur Gefahr. Der hat immer Angst, seinen Sessel zu verlieren.

Sind Kinoproduzenten also engagierter als Fernseh­produzenten?

Nein. Aber ihr Kriterium, ob ein Stoff taugt, ist der Gewinn, den sie sich damit versprechen. Deshalb sind im Kino auch provokante Themen möglich - wenn sie Action zu bieten haben. Als Autorenfilm, der nur engagiert ist, aber nicht als Action-Thriller produziert werden kann, hast du in Deutschland auch im Kino keine Chance. Wenn du überhaupt einen Produzenten findest, läuft der Film anschließend in den Kunstkinos, bekommt auch nen Bundesfilmpreis, spielt aber nichts ein. Die einzigen, die es sich heute leisten können, einen Krimi mit drei Personen in einem Büro handeln zu lassen, sind die Franzosen. Bei uns muss es im Kino brodeln.

Bis 1969 hast du 26 Kinofilme gedreht, steht in deiner Biographie, danach in 15 Jahren nur einen einzigen, Aus einem deutschen Leben, über den Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höß. Wie kam das, dass ausgerechnet in einer Zeit, in der sich politisch und im Film endlich was tat, bei dir Funkstille eintrat?

Ich war für die Newcomer, die den deutschen Film umstürzen wollten, nur ein alter Opa. Ich hab ja meinen ersten Film 1958 gemacht und bekam dafür gleich den Deutschen Filmpreis und den Kritikerpreis. Dann habe ich die ganzen Karl-May-Filme gedreht, was mich für die Jungen natürlich sowieso abstempelte. Aber ich glaube, das hauptsächliche Problem dieser jungen Regisseure, mit einem wie mir zu arbeiten, war, dass es ja alles Laien waren. Natürlich hatten die auch Angst vor der Konfrontation mit Profis, dass ihnen plötzlich ein Schauspieler, der zehn, 15 Filme gedreht hat, sagt, dass das, was sie da gerade produzieren, Scheiße ist. Ich hab heute noch Probleme mit jungen Regisseuren, die absolut nicht wissen, wie sie sich artikulieren sollen. Wenn ihnen eine Szene nicht gefällt, sagen sie, mach doch mal anders. Sag ich: Klar, mach ich, aber wie? - Irgendwie . Fassbinder hat mal bei mir angefragt, ob ich in einer Serie von ihm mitspielen will. Da wollte ich mit ihm über seine Bücher reden und der stand die ganze Zeit nur am Flipper und war überhaupt nicht in der Lage, darüber zu reden. Da hab ich abgesagt.

Ist Schimanski ein Rot-Grüner?

Ja, sicher. Die politische Couleur kriegt der schon allein durch seine Kleidung und sein rebellisches Auftreten. Und seine Handlungsweisen sind ja immer eindeutig. Auch seine Sprüche, die mir meist spontan einfallen oder die ich gemeinsam mit dem Eberhard noch einbaue....

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Autor

Klaus Farin, geboren 1958 in Gelsenkirchen, gab bereits im Alter von 15 Jahren seine erste Zeitschrift in seinem Gelsenkirchener Gymnasium heraus, mit 18 war er der jüngste Volkshochschuldozent Deutschlands; sein erstes Buch veröffentlichte er mit 20 Jahren, das Vorwort schrieb Günter Wallraff. Seit 1980 lebt er - Punk sei Dank - in Berlin. Nach Tätigkeiten als Konzertveranstalter und - Security, Buchhändler und Journalist lebt und arbeitet er heute als freier Autor und Lektor in Neukölln, daneben ist er auf Vortragsreisen in Deutschland und Österreich unterwegs.

Der zusammen mit Eberhard Seidel verfasste Band Krieg in den Städten wurde aufgrund seines neuartigen Ansatzes, die Jugendlichen selbst zu Wort kommen zu lassen, zu einem "modernen Klassiker" (Ralph Giordano) der Jugendsozialforschung. Aus dieser Arbeit heraus ergab sich eine längere Beschäftigung mit Skinheads, der zahlreiche Publikationen zu anderen Jugendkulturen folgten. Die Gesamtauflage seiner Bücher liegt derzeit bei über 400.000 Exemplaren.

Von 1998 bis 2011 war Klaus Farin Leiter des auch von ihm gegründeten Archiv der Jugendkulturen. Heute ist er Vorsitzender der Stiftung Respekt - Die Stiftung zur Förderung von jugendkultureller Vielfalt und Toleranz, Forschung und Bildung.