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Spiel des Zufalls

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
503 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am06.06.20181. Auflage
Die Taten und Erfahrungen der Menschen sind vom Spiel des Zufalls bestimmt - und das fordert Bewährung. Flora de Barral glaubt, nicht geliebt, kaum gerettet werden zu können. Doch der noble Kapitän Anthony rettet sie und sorgt für ihren Vater, glaubt aber nicht, selbst Anspruch auf Liebe erheben zu dürfen, glaubt nicht geliebt zu werden. Ein lebensfremder Idealismus erlegt den Gefühlen Zwang auf. Erst der dramatische Moment höchster Gefährdung und Erprobung löst den Bann und den Krampf. Während das Gute scheinbar im Prinzip, in einer abstrakten Lebenshaltung verharren muss, scheint das Böse sein Spiel treiben zu können. Böse ist nicht nur der Betrüger de Barral, dessen Tochter so spät erst vom Leid und zur wirklichen, wirkenden Liebe befreit wird. Böse ist die ganze englische Gesellschaft, böse der Suffragettenkampf um die Rechte der Frau. Und sarkastisch sind Kapitän Marlows Kommentare zum Geschehen, doch hinter dem Sarkasmus steht der Sinn fürs Rechte.

Joseph Conrad, geboren 1857, wuchs als Waise bei seinem Onkel in Krakau auf. 1874 ging er zunächst nach Frankreich, wurde 1886 britischer Staatsbürger und machte als Seemann seine Leidenschaft zum Beruf. Als er 1890 die Seefahrt aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, verarbeitete er seine Reiseerlebnisse in seinen Erzählungen. ?Lord Jim? (1900) und ?Das Herz der Finsternis? (1902) gehören zu seinen berühmtesten Werken. Joseph Conrad starb 1924 in England.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
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Book on DemandKartoniert, Paperback
EUR14,99

Produkt

KlappentextDie Taten und Erfahrungen der Menschen sind vom Spiel des Zufalls bestimmt - und das fordert Bewährung. Flora de Barral glaubt, nicht geliebt, kaum gerettet werden zu können. Doch der noble Kapitän Anthony rettet sie und sorgt für ihren Vater, glaubt aber nicht, selbst Anspruch auf Liebe erheben zu dürfen, glaubt nicht geliebt zu werden. Ein lebensfremder Idealismus erlegt den Gefühlen Zwang auf. Erst der dramatische Moment höchster Gefährdung und Erprobung löst den Bann und den Krampf. Während das Gute scheinbar im Prinzip, in einer abstrakten Lebenshaltung verharren muss, scheint das Böse sein Spiel treiben zu können. Böse ist nicht nur der Betrüger de Barral, dessen Tochter so spät erst vom Leid und zur wirklichen, wirkenden Liebe befreit wird. Böse ist die ganze englische Gesellschaft, böse der Suffragettenkampf um die Rechte der Frau. Und sarkastisch sind Kapitän Marlows Kommentare zum Geschehen, doch hinter dem Sarkasmus steht der Sinn fürs Rechte.

Joseph Conrad, geboren 1857, wuchs als Waise bei seinem Onkel in Krakau auf. 1874 ging er zunächst nach Frankreich, wurde 1886 britischer Staatsbürger und machte als Seemann seine Leidenschaft zum Beruf. Als er 1890 die Seefahrt aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, verarbeitete er seine Reiseerlebnisse in seinen Erzählungen. ?Lord Jim? (1900) und ?Das Herz der Finsternis? (1902) gehören zu seinen berühmtesten Werken. Joseph Conrad starb 1924 in England.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104908526
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum06.06.2018
Auflage1. Auflage
Seiten503 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1405 Kbytes
Artikel-Nr.3434154
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Erster Teil Das Fräulein

Erstes Kapitel Der junge Powell, und was der Zufall ihm bescherte

Ich glaube, er hatte uns durch das Fenster gesehen, als wir zum Essen in dem Dingi der Vierzehn-Tonnen-Segeljolle herüberkamen, die Marlow gehörte, meinem Gastgeber und Kapitän. Wir halfen dem Schiffsjungen, den wir mitgenommen hatten, das Dingi den Bootslip hinaufzuziehen, bevor wir uns zu der Schenke am Ufer begaben, in welcher wir unseren neuen Bekannten vorfanden. Er speiste dort in würdiger Einsamkeit zu Abend, am Kopfende eines langen Tisches, der weiß gedeckt und so wenig einladend war wie eine Schneeverwehung.

Die rote Färbung seines scharf geschnittenen Gesichtes mit dem gepflegten, kurzgeschorenen schwarzen Backenbart unter einer Haube lockigen, eisgrauen Haares war der einzige warme Fleck in der Schmierigkeit des Lokals, dem das freudlose Tischtuch überdies etwas Frostiges verlieh. Wir kannten ihn schon vom Sehen als den Besitzer eines kleinen Fünf-Tonnen-Kutters, den er anscheinend ganz allein segelte - wie wir ein Segler, aus der schlichten Schar von Fanatikern, die draußen vor der Themsemündung kreuzen. Doch als er dann den Kellner schroff mit »Steward« anredete, wußten wir sogleich, daß er nicht nur Segler, sondern Seemann war.

Kurz darauf nahm er Anlaß, eben jenen Kellner wegen der liederlichen Art zu rügen, in der er das Essen auftrug. Er tat es mit nicht geringer Vehemenz und wandte sich dann uns zu.

»Wenn wir auf See«, erklärte er, »unsere Arbeit so verrichteten wie die Leute an Land - Hoch und Nieder - die ihre, wir brächten es nie zu etwas. Kein Mensch würde uns anstellen. Und vor allem würde kein Schiff, das man so gedankenlos steuert und segelt, wie die Leute an Land ihre Geschäfte betreiben, je seinen Hafen erreichen.«

Seitdem er sich aus dem Seedienst zurückgezogen, habe er zu seinem Erstaunen feststellen müssen, daß die Gebildeten da nicht viel besser seien als die anderen. Niemand scheine seinen Stolz in das zu setzen, was er tue: angefangen bei den Klempnern, die schlichtweg Diebe seien, bis hin, sagen wir, zu den Presseleuten (er hielt sie möglicherweise für eine besonders geistvolle Klasse), die auch von der simpelsten Begebenheit nie und nimmer einen korrekten Bericht erstatteten. Die grenzenlose Untüchtigkeit des Packs an Land , wie er das nannte, schrieb er allgemein dem Mangel an Verantwortungsbewußtsein und einem Gefühl der Sicherheit zu.

»Die sehen«, fuhr er fort, »daß, gleichgültig, was sie tun, diese solide kleine Insel nicht kentert oder leck wird und auf Grund läuft mitsamt Frauen und Kindern.«

Von diesem Punkt an nahm die Unterhaltung eine besondere Wendung und kehrte sich dem Leben auf See zu. Mit welchem Thema er alsbald Marlows Interesse ansprach, der zu seiner Zeit selbst zur See gefahren war. Munter tauschten sie Erinnerungen aus, und ich hörte zu. Sie waren einer Meinung darin, daß die glücklichste Zeit ihres Lebens jene gewesen sei, die sie als jüngste Offiziere auf guten Schiffen verbracht hatten, ohne eine andere Sorge auf der Welt als die, keine Freiwache unter Deck zu versäumen und nicht eine Minute, wenn es, solange sie in Häfen lagen, galt, nach den Dienststunden an Land zu gehen. Sie waren auch einer Meinung darin, welches für sie der stolzeste Augenblick in jenem Beruf gewesen sei, der nie auf Grund irgendwelcher rationaler oder praktischer Erwägungen ergriffen wird, sondern wegen des Zaubers, der von seinen romantischen Verheißungen ausstrahlt. Es war der Augenblick, da sie erfolgreich ihre erste Prüfung absolviert und den Examinator mit dem kostbaren kleinen Fetzen blauen Papieres in der Hand verlassen hatten.

»An jenem Tag hätte ich auch auf die Verwandtschaft mit der Königin gepfiffen«, erklärte unser neuer Bekannter enthusiastisch.

Damals fanden die Prüfungen der Schiffahrtsbehörde im St. Katherine Docks House auf dem Tower Hill statt, und er berichtete uns, er habe seither eine Schwäche für diese historische Lokalität, mit den Tower Gardens zur Linken und der Fassade der Royal Mint zur Rechten, mit den elenden baufälligen kleinen Häusern in weiterer Ferne, dem Droschkenstand, den am Straßenrand sitzenden Schuhputzern und den zwei großen Gendarmen, die mit überlegener Miene die Türen des Wirtshauses zum Black Horse auf der anderen Straßenseite anstarrten. Es sei der Teil der Welt gewesen, so sagte er, auf den sein erster Blick fiel an diesem schönsten Tag seines Lebens. Er war soeben aus dem Hauptportal des St. Katherine Docks House getreten, ein frischgebackener Zweiter Offizier, nachdem er die ungemütlichsten Augenblicke seines Lebens mit jenem Kapitän R - - verbracht hatte, dem gefürchtetsten der drei Prüfer, die damals im Hafen von London für die Zulassung der Offiziere der Handelsmarine verantwortlich waren.

»Uns allen, die wir uns auf die Prüfung vorbereiteten, pflegte das Herz in die Hose zu sinken beim Gedanken, vor diesem Manne erscheinen zu müssen. Er behielt mich ein und eine halbe Stunde in der Folterkammer und benahm sich, als sei ich ihm verhaßt. Mit der einen Hand beschattete er seine Augen. Plötzlich ließ er die Hand sinken und sagte: Sie sind geeignet! Ehe ich begriffen hatte, was er meinte, schob er mir über den Tisch hinweg den blauen Zettel zu. Ich sprang auf, als hätte der Stuhl unter mir Feuer gefangen.

Danke, Sir , sagte ich und riß das Papier an mich.

Guten Morgen, und viel Glück , brummte er.

Der allte Portier kam eilfertig mit meinem Hut aus der Garderobe. Das tun sie immer. Aber er sah mich gespannt an, ehe er wagte, mit einem gleichsam schüchternen Flüstern die Frage vorzubringen: Wirklich bestanden, Sir? Statt jeder Antwort drückte ich ihm eine Half-crown in die weiche, breite Hand. Sehen Sie , sagte er mit einem plötzlichen Grinsen von einem Ohr zum andern, ich habe noch nie erlebt, daß er einen von Ihnen so lange bei sich behielt. Er ließ heute morgen zwei Anwärter durch fallen, ehe Sie an die Reihe kamen. Nach weniger als zwanzig Minuten: das ist so die übliche Zeit bei ihm. Ich fand mich unten auf der Straße wieder, ohne mir der Stufen bewußt geworden zu sein, über die ich geschritten war, gleichsam, als sei ich die Treppe hinabgeflogen. Der schönste Tag meines Lebens. Der Tag, da Sie Ihr erstes Kommando bekommen, ist nichts dagegen. Einmal ist man da nicht mehr so jung, und dann, wissen Sie, haben wir auch nicht viel mehr zu erwarten. Ja, der schönste Tag des Lebens, zweifellos, aber eben doch nur ein Tag und nicht mehr. Was danach kommt, ist vielleicht das Unangenehmste für einen jungen Burschen - nämlich die Suche nach einer Steuermannsstelle, ohne daß man sonst viel vorzuweisen hätte als ein nagelneues Zeugnis. Es ist erstaunlich, wie nutzlos man dieses Stück Eselshaut findet, um das man solch ein Theater gemacht hat. Es wollte mir damals nicht in den Kopf, daß ein Zeugnis des Handelsministeriums noch keinen Steuermann macht, noch lange keinen. Aber die Schiffskapitäne, die ich damals mit meinen Anfragen behelligte, wußten das sehr gut. Jetzt wundere ich mich nicht mehr über sie, mache ihnen auch keinen Vorwurf. Doch dieses sich Bemühen, ein Schiff zu bekommen , ist für einen jungen Burschen schon eine arge Plage ...«

Er erzählte uns dann, wie müde er gewesen und wie entmutigt von dieser ernüchternden Lektion, die da so rasch auf den schönsten Tag seines Lebens gefolgt war. Er berichtete, wie er in den Büros sämtlicher Schiffseigner der City vorgesprochen, wo ihm dann jeweils ein Kanzleidiener Bewerbungsformulare ausgehändigt habe, die er mit nach Hause nahm, um sie abends auszufüllen. Er pflegte noch kurz vor Mitternacht auf die Straße hinauszurennen, um sie bei der nächsten Briefkasten-Säule einzuwerfen. Und dabei blieb es dann. Mit anderen Worten: Er hätte sie ebensogut, sauber adressiert und frankiert, zwischen die Stäbe eines Kanalabflusses stecken können.

Dann eines Tages begegnete ihm, als er gerade auf seinem trostlosen Weg zum Hafen war, vor der Station Fenchurch Street ein etwas älterer Freund und früherer Schiffskamerad.

Er sehnte sich nach Mitgefühl, aber sein Freund hatte soeben »ein Schiff bekommen«, an diesem Morgen, und eilte nach Hause in einem Zustand äußeren Jubels und innerer Beklommenheit, wie er üblich ist bei einem Seemann, der nach langem Warten plötzlich eine Stelle erhält. Der Freund hatte nur wenig Zeit, ihm sein Beileid auszudrücken. Er mußte weiter. Dann, als er schon davonlief, rief er ihm noch schnell, gleichsam über die Schulter zu: »Sprich doch einmal mit Mr. Powell im Seemannsamt.« Unser Freund erwiderte, er kenne ja Mr. Powell gar nicht. Und der andere, der schon beinahe um die nächste Straßenecke war, rief zurück: »Tritt bei der Privattür des Seemannsamtes ein und geh stracks auf ihn zu. Sein Tisch ist der am Fenster. Stell dich keck vor ihn hin und sag, ich hätte dich geschickt.«

Unser neuer Bekannter meinte, während er von einem zum anderen blickte: »Wahrhaftig, so verzweifelt war ich, daß ich auch vor den Teufel hingetreten wäre, hätte mir einer gesagt, er habe die Stelle eines Zweiten Steuermanns zu vergeben.«

Hier unterbrach er, ohne uns aus den Augen zu lassen, den Fluß seiner Rede, um sich eine Pfeife anzuzünden, und fragte dann, ob wir Powell gekannt hätten. Marlow murmelte mit einem leise gedankenvollen Lächeln, er erinnere sich seiner sehr wohl.

Dann entstand eine Pause. Unserem neuen Bekannten bereitete die Pfeife argen Verdruß, da sie unversehens das in sie gesetzte Vertrauen enttäuschte und ihm den erhofften Genuß verdarb. Um den Ball wieder ins Rollen zu bringen, fragte ich Marlow, ob...

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Joseph Conrad, geboren 1857, wuchs als Waise bei seinem Onkel in Krakau auf. 1874 ging er zunächst nach Frankreich, wurde 1886 britischer Staatsbürger und machte als Seemann seine Leidenschaft zum Beruf. Als er 1890 die Seefahrt aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste, verarbeitete er seine Reiseerlebnisse in seinen Erzählungen. >Lord JimDas Herz der Finsternis