Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
334 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am20.07.20181. Auflage
Man muss sich in diesen traurigkomischen Tellerwäscher verlieben! Louis, genannt Zickzack, ist fünfzehn, schwarz und Halbwaise. Alle halten den verrückten Tellerwäscher für ziemlich blöde, aber Zickzack hat ein phänomenales Zahlengedächtnis und vor allem einen guten Riecher für Menschen. Den braucht er auch, denn durch ein Missgeschick sind ihm ein Haufen finstrer Gestalten auf den Fersen. Erfüllt von der komischen Weltsicht des wahrhaft Weisen: Dies ist ein Roman für glückliche Menschen - und für solche, die es ein Weilchen sein wollen.

Landon J. Napoleon, geboren 1964 in Boulder, Colorado, studierte Philosophie und Journalistik, schrieb Reiseführer und arbeitete in der Werbung, bevor er Schriftsteller wurde.«Zickzack» war sein erster Roman.
mehr

Produkt

KlappentextMan muss sich in diesen traurigkomischen Tellerwäscher verlieben! Louis, genannt Zickzack, ist fünfzehn, schwarz und Halbwaise. Alle halten den verrückten Tellerwäscher für ziemlich blöde, aber Zickzack hat ein phänomenales Zahlengedächtnis und vor allem einen guten Riecher für Menschen. Den braucht er auch, denn durch ein Missgeschick sind ihm ein Haufen finstrer Gestalten auf den Fersen. Erfüllt von der komischen Weltsicht des wahrhaft Weisen: Dies ist ein Roman für glückliche Menschen - und für solche, die es ein Weilchen sein wollen.

Landon J. Napoleon, geboren 1964 in Boulder, Colorado, studierte Philosophie und Journalistik, schrieb Reiseführer und arbeitete in der Werbung, bevor er Schriftsteller wurde.«Zickzack» war sein erster Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783688112395
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum20.07.2018
Auflage1. Auflage
Seiten334 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3553333
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Auch mit so Superzellen im Kopf hältst du die Haue von Dad nicht aus. Immerhin, seit ich von meinem neuen großen Bruder diese speziellen Kräfte habe, kommt es nicht mehr so häufig vor. Ich bewege mich jetzt wie der Blitz, das ist so ungeheuer schnell, dass die Leute nichts raffen und meinen, es wäre alles ganz langsam. Wie jetzt. Die eine Hälfte von mir macht die Teller, die andere füllt dieses rosa Spüli in die Maschine, und alles fast gleichzeitig. Und den ganzen Abend dieser Essensgestank um mich rum, aber das merke ich gar nicht mehr, weil, meine Nase zickzackt den Gestank aus, einfach so, mit zwei z zwei ck, zickzack.

Am schlimmsten ist, wenn man nicht weiß, ob es für diesmal vorbei ist mit den Schlägen oder ob Dad nur eine Pause macht, so wie einer, der sich bloß den Fußball neu zurechtlegt, bevor er weiterbolzt. Dann brauchst du alle deine Spezialkräfte, um den Lärm aus deinem Kopf rauszukriegen, den Lärm, der jedes Mal kommt, wenn Prügel im Anzug sind. Schon ein Tritt in die Nieren, und es geht los mit dem Lärm, dass mir die Luft wegbleibt. Ich brauche gar nichts dazu zu tun, meine Hände kriechen dann wie von selbst über den Boden. Sie suchen nach einer Stelle, an der ich atmen kann, aber da ist nichts, nur der harte Bürgersteig und diese kleinen Steinchen. Erst, wenn alles dunkel wird, kommt die Luft wieder, und dann fängt auch der Husten an, und das tut fast genauso weh wie die ganzen Prügel. Meine Stirn liegt jetzt flach auf dem Bürgersteig, was sich voll hart anfühlt, aber meinem Körper ist das egal, der achtet sowieso nicht mehr auf das, was mein Kopf sagt. Wenigstens kriege ich Luft ... Luft ... so, ist schon besser ... trotzdem, es ist noch zu früh. Ich darf jetzt nicht schlappmachen, sonst kommt mit dem nächsten Schlag der Lärm zurück, doppelt so laut wie vorher.

«He, warte mal, der rührt sich ja gar nicht mehr ...»

«Ich reiß dir deinen verfickten Niggerarsch auf, und du riskierst noch eine Lippe? Hast du endlich genug, oder willst du noch mehr?»

Dass mein Dad nicht besonders schlau ist, merkt man schon daran, dass er immer diese komischen doppelten Fragen stellt. Es ist auch ganz egal, was ich sage, der Lärm in meinem Kopf wird davon nicht weniger. Am besten, man tut so, wie wenn man gerade die schlimmsten Prügel seines Lebens bezogen hat, dann hat er bald keine Lust mehr auf Schlagen. Den Trick habe ich von Singer, das war, bevor er mir den neuen Namen gegeben hat.

«He, du kleines Arschloch, hörst du mir überhaupt zu?»

«Lass mal, ich glaube, du hast seine ungeteilte Aufmerksamkeit.»

Jetzt lachen sie, Eddie und Dad, weil, sie finden sich selber ungeheuer komisch. Auf jeden Fall kann ich wieder atmen, sogar vom Boden aus kriege ich ihre Schnapsfahne mit. Aber dass sie gesoffen haben, sehe ich auch so. Wenn Dad diese roten Augen hat, wenn er sich zu mir runterbeugt.

«So, Bürschchen, jetzt sperr mal die Ohren auf. Du hast deine Miete nicht bezahlt, das ist dir doch klar, oder? Ich dachte, wir waren uns einig? Zweihundert die Woche, schon vergessen? Freitag, letzte Chance. Wenn das Geld bis dahin nicht da ist, kriegst du was, das hast du noch nicht erlebt. Dann landet dein schwarzer Arsch auf der Straße, kapiert? Hier gibt´s nichts für lau, das wollen wir gar nicht erst einführen.»

Ich spüre, wie mein Kopf nickt, aber ganz innen drin sagt alles nein. Bei meinem Dad kann ich mir denken, was ich will, er rafft sowieso nichts. Selbst wenn er Radar hätte wie der Fettfrosch, er ist viel zu besoffen, um irgendetwas davon mitzukriegen.

«Ich hab dich was gefragt, Wichser.»

Er packt mich und holt aus, und mein ganzer Körper stellt auf Automatik: Arme und Beine krampfen, Luft hält an, Augen gehen zu. Alles wartet auf den Schlag, wartet und ... wartet, ewig ... bis dann doch nichts passiert und ich erst mal ein Auge aufmache, um zu checken, ob die Luft rein ist. Die Faust ist zwar weg, aber die Anspannung nicht. Nur jetzt nicht schlappmachen, egal, wie laut der Lärm in meinem Kopf wird.

«Ja, okay.»

«Ja? Was ja?», brüllt er.

«Ja, du kriegst noch zwei null null.»

«Bis wann?»

«Bis Freitag.»

«Oder es passiert was?»

«Oder mein schwarzer Arsch fliegt auf die Straße.»

«Ist ja doch nicht so blöd, wie du immer behauptest», sagt Eddie jetzt. «Lernfähig.»

«Wir werden ja sehen. Und jetzt verpiss dich, geh mir endlich aus den Augen.»

In echt kommt es anders. In Wirklichkeit ist er derjenige, der sich verpisst und mir aus den Augen geht. Die beiden verziehen sich nach oben ins Apartment. Trotzdem dauert es eine ganze Weile, bis dass ich aufstehen kann, weil, im Rücken hinten tut es einfach zu weh. Oben aus dem Apartment kommen Stimmen und Musik, ziemlich laut. Ich will mich aufrichten, aber irgendwo tief in meiner Schulter schmerzt es irre. Also rolle ich mich auf die andere Seite, da habe ich immer noch den Arm, der nichts abgekriegt hat. Auf den kann ich mich aufstützen. Trotzdem, Dads Dresche hat voll reingezogen, im Bauch, im Rücken, überall. Ich merke es, wenn ich Luft hole. Nur wenn ich ganz kleine Atemzüge mache, wie so ein Baby, tut es nicht weh.

Aber wenn sich der Lärm etwas gelegt hat, kann mein Kopf langsam wieder nachdenken. Und meinen Lohnscheck kriegt er nicht, diesmal nicht und auch später nicht. Aber ich muss mir allmählich einen Plan überlegen, denn heute ist schon ... Montag. Bis Freitag, das ist nicht mehr lang. Aber morgen ist erst mal Singer-Tag, das Beste an der ganzen Woche, und vielleicht fällt ihm ja was ein, Singer ist gut in solchen Sachen. Ich weiß gar nicht, wie viele Pläne sich Singer über die Jahre für mich schon ausgedacht hat. Zum Beispiel das mit dem neuen Namen, das war auch seine Idee. Nur mein Dad nennt mich jetzt noch Louis. Allein daran sieht man, wie blöd er ist. Aber Louis gibt es nicht mehr, er ist an dem Tag gestorben, wo ich das mit dem Zickzack gelernt habe.

Ich steige wieder auf mein Rad, aber langsam, echt langsam. Von dem Rad haben sie mich vorhin runtergestoßen, als ich bloß reingekommen bin, und Dad hatte sein Ding dieser nackten Frau hinten reingesteckt und Eddie auch, aber vorne in den Mund. Sie haben sofort aufgehört, als sie mich gesehen haben, und angefangen rumzuschreien. Das war das erste Mal, dass ich eine echte nackte Frau gesehen habe, und Dad und Eddie, jeder von beiden, hatte so ein Ding, das war zehnmal größer als bei mir und hat außerdem so komisch geglänzt. Mein Dad hat noch mit einem schwarzen Nike nach mir geworfen, aber ich war schon durch die Tür und auf meinem Rad. Trotzdem haben sie es irgendwie geschafft, in die Klamotten zu kommen und mich zu packen.

Zickzack wird später weiter darüber nachdenken, denn es wird Zeit für den Fettfrosch.

***

Auf der Arbeit beobachte ich den Fettfrosch, wie er den Safe aufmacht, die Zahlen checke ich im Kopf - für später. Der Fettfrosch ist klein und dick und hat so glänzende Haut, dass man denkt, die ist ganz nass. Das ist eigentlich immer so, egal wann man kommt. Der Fettfrosch hat auch einen richtigen Namen, aber seit ich hier arbeite, hat ihn noch keiner benutzt. Gerade dreht er an dem Knopf von dem Safe. Er hat sich so weit nach vorn gebeugt, dass man von hinten seine ölige Arschspalte sehen kann. Es ist echt schwer, nicht hinzugucken, wenn man etwas nicht sehen will. Aber, verdammt nochmal, die kleinen, weißen Nummern auf dem Knopf sind aber auch so was von riesig. Vielleicht brauche ich diesmal Singer gar nicht für meinen Plan. Das geht aber nur, wenn jemand diese speziellen Kräfte hat wie ich. Man sieht plötzlich Sachen, die man noch gar nicht sehen darf.

Auf einmal richtet sich der Fettfrosch auf und dreht sich blitzschnell um, als hätte er was gemerkt. Das ist eben so bei Fröschen: Sie haben so ein Radar, mit denen sie sogar Fliegen fangen können, die für denen ihre Augen schon viel zu klein sind. Dabei fällt mir ein, vielleicht habe ich die Zahlen in meinem Kopf nur zu laut wiederholt. Deshalb gucke ich erst mal auf den Boden, weil, so kriege ich vielleicht die Zahlen aus meinem Kopf raus und kann sie gleichzeitig behalten. Dem Radar vom Fettfrosch entgeht nichts. Ich kann hören, wie er auf der weißen Spitze von dieser kleinen Zigarre herumkaut, die er nie anmacht. Ich gucke wieder hoch. Aber selbst ohne Qualm, von irgendwas am Fettfrosch fangen mir die Augen an zu tränen, und ich würde am liebsten den Kopf wegdrehen.

«Louis, woran liegt es eigentlich, dass ich immer das Gefühl habe, du führst irgendwas im Schilde?» Hab ich ganz vergessen, auch der Fettfrosch nennt mich noch Louis. Und genauso wie mein Dad fragt er immer so Sachen, auf die er gar keine Antwort will.

«Wieso, ich hab nichts gemacht.»

«Das ist es ja gerade.»

Ich fetze ihm ein Zickzack rüber, so geht das immer zwischen uns. Der Fettfrosch tut dauernd so, als hätte er mich bei irgendwas erwischt, wo ich nicht einmal die Frage von verstehe. Ich schüttle also den Kopf, weil ich fühle mich schon viel ruhiger. Auch ich habe nämlich mein Radar, viel besser als seins, und das sagt mir, der Fettfrosch hat keinen blassen Schimmer, er war nur auf ein paar leckere Fliegen aus. Ich schnappe mir meinen Lohnscheck, und das so schnell, dass ich das Weiße in seinen Augen sehen kann, weil er so überrascht ist.

«Nein, ich wollte nur gerade die Teller machen.» Ehrlich, für die Zahlen, die mir der Fettfrosch gerade geschenkt hat - sie kommen gerade wieder, aber vorsichtshalber nicht zu laut -, also, für all das müsste er eigentlich von mir einen Scheck bekommen.

«Was ich dir noch sagen wollte: So ein kleiner Scheißer wie du sollte sich hier...
mehr

Autor

Landon J. Napoleon, geboren 1964 in Boulder, Colorado, studierte Philosophie und Journalistik, schrieb Reiseführer und arbeitete in der Werbung, bevor er Schriftsteller wurde.«Zickzack» war sein erster Roman.Marcus Ingendaay, 1958 geboren, studierte Anglistik und Germanistik in Köln und Cambridge. Nach Stationen als Reporter und Werbetexter arbeitet er seit vielen Jahren als freier Übersetzer. Für seine Übersetzungen von Werken u. a. von William Gaddis und David Foster Wallace wurde er mehrfach ausgezeichnet. «Die Taxifahrerin» ist sein erster Roman.