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Endstation Brexit

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Deutsch
Tectum Wissenschaftsverlagerschienen am16.07.20181. Auflage
'Die spinnen, die Briten', wusste ja bereits der Gallier Obelix. Und tatsächlich, in den letzten tausend Jahren hat dieses merkwürdige Inselvolk das regelmäßig unter Beweis gestellt. Immer anders, immer unberechenbar und ja nicht zu europäisch, so kann man die britische Geschichte eigentlich in einem Satz zusammenfassen. Vom legendären Wilhelm dem Eroberer über den vollkommen verrückten Heinrich VIII. bis zur 'Großmutter Europas' Königin Victoria - die Briten haben in ihrer Geschichte auf niemanden Rücksicht genommen. Nicht auf sich selbst und ganz besonders nicht auf Europa. Eine unterhaltsame Reise durch die britische Vergangenheit, auf der schnell klar wird: So eine große Überraschung ist der Brexit eigentlich gar nicht. Eine unterhaltsame Reise durch die britische Vergangenheit, auf der schnell klar wird: So eine große Überraschung ist der Brexit eigentlich gar nicht.

Den Historiker Ralf Grabuschnig, geboren 1988, treibt seit seinem Studienabschluss 2015 das Ziel an, seine Leidenschaft für Geschichte mit einem allgemeinen Publikum zu teilen. Aus diesem Grund betreibt er seinen Geschichtsblog Déjà-vu. Zurzeit arbeitet der Historiker als wissenschaftlicher Redakteur und Lektor im Münchner Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS).
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Produkt

Klappentext'Die spinnen, die Briten', wusste ja bereits der Gallier Obelix. Und tatsächlich, in den letzten tausend Jahren hat dieses merkwürdige Inselvolk das regelmäßig unter Beweis gestellt. Immer anders, immer unberechenbar und ja nicht zu europäisch, so kann man die britische Geschichte eigentlich in einem Satz zusammenfassen. Vom legendären Wilhelm dem Eroberer über den vollkommen verrückten Heinrich VIII. bis zur 'Großmutter Europas' Königin Victoria - die Briten haben in ihrer Geschichte auf niemanden Rücksicht genommen. Nicht auf sich selbst und ganz besonders nicht auf Europa. Eine unterhaltsame Reise durch die britische Vergangenheit, auf der schnell klar wird: So eine große Überraschung ist der Brexit eigentlich gar nicht. Eine unterhaltsame Reise durch die britische Vergangenheit, auf der schnell klar wird: So eine große Überraschung ist der Brexit eigentlich gar nicht.

Den Historiker Ralf Grabuschnig, geboren 1988, treibt seit seinem Studienabschluss 2015 das Ziel an, seine Leidenschaft für Geschichte mit einem allgemeinen Publikum zu teilen. Aus diesem Grund betreibt er seinen Geschichtsblog Déjà-vu. Zurzeit arbeitet der Historiker als wissenschaftlicher Redakteur und Lektor im Münchner Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783828870178
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisDRM Adobe
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum16.07.2018
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.3563412
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Einleitung

84 Prozent für den Verbleib in der Europäischen Union - so ging das das Brexit-Votum aus. Der hat doch nicht mehr alle Teetassen im Kabinett , denken Sie sich jetzt sicher, es weiß doch jeder, wie dieses verfluchte Brexit-Referendum ausgegangen ist! Zugegeben, Sie haben recht. Aber es hätte auch anders kommen können! Und das tat es an ein paar Orten ja auch. Beispielsweise am Zeltplatz des Glastonbury-Musikfestivals im westenglischen Somerset. Hier wurde noch am Tag der Abstimmung eine Tafel aufgestellt, die ein ganz anderes Ergebnis zeigte: stolze 137 zu 26 Stimmen für das Remain-Lager! Wie ich schon sagte: 84 Prozent. Als ich am Morgen des 24. Juni 2016 dann selbst aus meinem verdreckten Zelt kletterte, das ich auf diesem Feld in Somerset aufgeschlagen hatte, und mein Handy rausholte, brach dementsprechend auf Anhieb die Hölle los. You really did it. You voted to leave! , entfuhr es mir etwas lauter als beabsichtigt. Sofort kamen von allen Richtungen die Antworten zurück. Ahh damn it! It s all the old bastards again that always go vote oder I can t believe how stupid this country is - a c***-ry, really gehörten noch zu den Aussagen, die man am ehesten wiedergeben kann.

Die europhilen Hippies des Glastonbury-Festivals standen unter Schock. Und das hielt den ganzen Tag an. In der Schlange zum Kaffeeholen kam ein älterer Herr auf uns zu und entschuldigte sich stellvertretend für seine Generation. Unsere Zukunft hätten sie verbaut, meinte er. Erstaunlich: Da erzählen uns die älteren Mitbürger seit Jahrzehnten, wie viel besser es früher doch gewesen sei, und dann das! In der Welt von Brexit und Präsident Trump kann man sich wirklich auf gar nichts mehr verlassen ⦠Ganz verarbeiten konnte den Ausgang des Referendums auf diesem schlammigen Feld in Somerset aber ohnehin keiner. Es wussten doch alle: Die EU zu verlassen war blanker Selbstmord! Wem sollte so etwas Dummes einfallen? Nun, wie sich herausstellte, fanden einige diese dumme Idee ganz gut. Die Besucher des alten Hippie-Horts Glastonbury waren wohl doch kein repräsentatives Sample der britischen Bevölkerung. Wer hätte das gedacht?

Die enormen Emotionen, die mir an diesem Wochenende von der sonst so entspannten britischen Bevölkerung entgegenschlugen, verschwanden dann auch nicht mehr so schnell. Und das Referendum ist in der Zwischenzeit bereits zwei Jahre her. In einer solchen Zeitspanne erleben andere Länder (ich denke an euch, Italien) locker zwei bis drei Premierminister. Die Briten fetzen sich währenddessen noch immer wegen ihres ollen Brexits. Das Brexit-Votum war eben mehr als nur ein kleines Referendum. Für die Remain-Anhänger war der Ausgang der Volksabstimmung eine Absage an alle Werte, die sie vertreten und schätzen. Es war eine Wahl gegen die Vernunft, gegen die Weltoffenheit, gegen internationalen Zusammenhalt und für die englische Isolation vom Kontinent. Sieht man sich die Beschwerdeliste der Europaanhänger einmal an, könnte man den Eindruck gewinnen, England hätte sich dafür entschieden, an seiner gesamten Südküste Bootsmotoren anzubringen und langsam in den Atlantik hinauszutuckern.

Auf der anderen Seite sieht die Sache nicht besser aus. Die Brexit-Anhänger machen sich jetzt natürlich enorme, wenn auch noch so unrealistische Hoffnungen und lassen das ihre Mitbürger spüren. Mit der Trennung von der Europäischen Union könne Großbritannien, so ihre Auffassung, endlich wieder seine Unabhängigkeit zurückerlangen, die Autorität im eigenen Land wiederherstellen und zu alter Größe zurückkehren. Alte Größe ⦠Worüber reden die denn da überhaupt? Was ist das, diese gute alte Zeit , und warum ist es den Brexiteers so wichtig? Nun, das scheinen sie selbst nicht so genau zu wissen, das Remain-Lager ebenso wenig, und so wirft man sich halt weiterhin munter alles Mögliche an den Kopf, bis einer nachgibt - sicher nicht der Klügere. Dabei könnten sie sich das alles sparen. Wenn man sich die gute alte Zeit nämlich mal etwas genauer ansieht, wird schnell klar: England und Europa haben sich seit Jahrhunderten immer aufeinander zubewegt, nur um sofort wieder auseinanderzudriften. So ungewöhnlich ist der Brexit da gar nicht.

Wir müssen aus der Geschichte lernen , sagt man seit Jahrhunderten - bislang ohne Erfolg

Geschichte wiederholt sich. Bei dieser Aussage überkommt gestandene Historiker der Brechreiz. Natürlich wiederholt sich Geschichte nicht, wie sollte sie denn auch?! Jede Zeit hat ihre eigenen Rahmenbedingungen und Probleme. Man kann die Gegenwart nicht einfach mit der Vergangenheit gleichstellen oder, noch schlimmer, versuchen, die Zukunft mit der Vergangenheit vorherzusagen. So funktioniert die Welt einfach nicht. Es würde ja auch niemand auf die Idee kommen, seine heutigen Alltagsprobleme mit den Methoden des 18. Jahrhunderts zu lösen. Wagen Sie doch einmal einen Selbstversuch. Spazieren Sie bei nächster Gelegenheit doch mit einem Bajonett in die Bankfiliale Ihres Vertrauens, um Ihren Kreditrahmen zu besprechen. Wahrscheinlich wird das eher weniger hilfreich sein. Auch wenn die Mär der sich wiederholenden Geschichte also Blödsinn ist, kennt doch jeder von uns diesen Gedanken: Das kommt mir irgendwie bekannt vor . Fast täglich passiert etwas in der Welt, das in uns ein gewisses Déjà-vu auslöst. Ob es nun Finanzkrisen und Migrationsströme sind - oder eben der Brexit. Es lohnt sich daher schon, solche Ähnlichkeiten und Zusammenhänge etwas näher anzuschauen - auch wenn Sie Ihren Bankberater damit sicher weniger beeindrucken als mit dem rostigen Bajonett.

Doch auch da gleich die schlechte Nachricht vorweg: Die Geschichte hat uns leider gelehrt, dass wir unfähig sind, aus ihr zu lernen. Wir wissen fast alles über die Weltwirtschaftskrise von 1929, trotzdem haben wir in den letzten zwanzig Jahren gleich zwei ähnliche Finanzkrisen erlebt. Griechenland war in den vergangenen zweihundert Jahren regelmäßig alle paar Jahrzehnte bankrott. Ein wirksames Mittel dagegen wurde offensichtlich bis heute nicht gefunden. Populistische Politiker mit unglaubwürdigen Versprechungen wurden im 20. Jahrhundert von Europa bis Lateinamerika mit überwältigenden Mehrheiten gewählt, und überall scheiterten sie spektakulär. Trotzdem ist Donald Trump Präsident der Vereinigten Staaten und Boris Johnson britischer Außenminister. Es scheint, die Menschheit wurde in den letzten paar Hundert Jahren keinen Deut klüger. Eher ist sie noch mehr verblödet.

Aber nicht alles ist schlecht. Für liberal denkende Menschen mögen Brexit und die Präsidentschaft Donald Trumps zwar ein Desaster sein. Zumindest ist es aber schön zu sehen, dass es ähnliche Katastrophen auch früher schon gab. Und wir leben immer noch! Wenn man sich die Geschichte genau anschaut, hat sich sogar einiges verbessert. Zugegeben, wir müssen uns heute mit allerlei dummen politischen Ereignissen herumschlagen, die Jugend sieht die Welt überhaupt nur noch durch ihre Smartphone-Bildschirme, die Autokonzerne belügen uns, und ohnehin geht alles den Bach runter, ich weiß schon. Aber zur Erinnerung: Noch 1929 warf eine Weltwirtschaftskrise die westliche Welt über Nacht um Jahrzehnte zurück und führte in Europa zu einem politischen Extremismus ganz neuen Ausmaßes. Das tun Krisen zwar auch heute noch, für einen neuen Hitler scheint es dann aber doch nicht zu reichen. Ging Griechenland im 19. Jahrhundert pleite, bedeutete das für viele Griechen Hungersnot und Tod. Heute wandern sie nach Irland aus und arbeiten in einem Pub. Wurden populistische Politiker vor 80 Jahren gewählt, bedeutete das KZ, und wenn sie sich ohne Wahl an die Macht brachten, Gulag. Heute heißt das dumme Tweets und noch dümmere Forderungen nach Solar-Mauern oder sowas. Ja, ich vereinfache ein bisschen, und nein, ich verstehe Donald Trumps Gedankengänge auch nicht.

Der Brexit soll sich mal nicht so aufspielen

Auch beim Thema Brexit lohnt es sich, tief durchzuatmen und sich die Geschichte in Ruhe anzuschauen. Oder um den großen österreichischen Kanzler Bruno Kreisky zu zitieren: Lernen s biserl Geschichte, dann werden s sehn, wie sich das damals entwickelt hat. Für das biserl Geschichte zu lernen scheint beim Brexit nur leider keine Zeit zu sein. Statt tief durchatmen steht Panikmache auf dem Programm. Seit Juni 2016 hören wir ja wirklich pausenlos selbst ernannte Brexperten auf uns einbrüllen. Das alles gibt uns das Gefühl, so etwas wie den Brexit hätte es noch nie gegeben. So dumm und kurzsichtig waren die Leute in der Vergangenheit eben noch nicht! Da gab es noch gemeinsame Werte und moralische Standards! Ein bisserl Geschichtelernen verdeutlicht aber: Die Leute waren schon immer so dumm und kurzsichtig. England und Europa können ja auf eine lange und komplizierte Beziehung zurückblicken, und sie hatten dabei reichlich Gelegenheit für dumme Aktionen. Der Brexit und seine Anhänger müssen das Rad beileibe nicht neu erfinden.

Das fängt schon in der Keltenzeit an. Da spalteten sich unsere englischen Cousins ja bereits von den kontinentalen Verwandten, den Galliern und wie sie sonst noch alle hießen, ab und zogen seitdem ihr eigenes Ding durch. Weit wegbewegt haben sie sich vom Kontinent trotzdem nie. Die Angelsachsen, die zumindest sprichwörtlich immer noch die Grundlage der englischen Nation bilden, waren später wieder allesamt Einwanderer aus Deutschland. Das britische Königshaus ist sogar heute noch im Kern deutsch, auch wenn es das manchmal selbst gern vergessen würde. Irgendwie ist ein deutsches Adelshaus heute nicht mehr so en vogue wie noch im 19. Jahrhundert. Ich frage mich wieso ⦠Es kommt aber noch viel schlimmer: England war ja selbst die längste Zeit eine politische...
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