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Der letzte Bus nach Woodstock

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Unionsverlagerschienen am23.07.2018
Das kleine englische Städtchen Woodstock ist stolz auf seine historischen Gebäude und die edlen Pubs, in denen angeblich schon die frühen Royals zu Gast waren. Kaum einer erliegt nicht dem Charme von altehrwürdigen Mauern und schicken Hotels. Doch die heile Fassade bekommt deutliche Risse, als im dunklen Hinterhof des Black Prince die Leiche einer jungen Frau gefunden wird. Alles deutet auf einen Sexualmord hin. Inspector Morse wird auf den Fall angesetzt und entwickelt eine brillante Theorie nach der anderen - doch die Wahrheit scheint sich ihm immer wieder zu entziehen.

Colin Dexter (1930-2017) studierte Klassische Altertumswissenschaft und war erst als Oberstufenlehrer und anschließend als Prüfer an der Oxford-Universität tätig. 1973 schrieb er Der letzte Bus nach Woodstock. Es folgten dreizehn weitere Fälle für Inspector Morse, die als Fernsehserie verfilmt wurden. Seine Werke wurden mehrfach ausgezeichnet, u. a. mehrmals mit dem CWA Gold Dagger. Für sein Lebenswerk wurde Dexter mit dem CWA Diamond Dagger und dem Order of the British Empire für Verdienste um die Literatur ausgezeichnet.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextDas kleine englische Städtchen Woodstock ist stolz auf seine historischen Gebäude und die edlen Pubs, in denen angeblich schon die frühen Royals zu Gast waren. Kaum einer erliegt nicht dem Charme von altehrwürdigen Mauern und schicken Hotels. Doch die heile Fassade bekommt deutliche Risse, als im dunklen Hinterhof des Black Prince die Leiche einer jungen Frau gefunden wird. Alles deutet auf einen Sexualmord hin. Inspector Morse wird auf den Fall angesetzt und entwickelt eine brillante Theorie nach der anderen - doch die Wahrheit scheint sich ihm immer wieder zu entziehen.

Colin Dexter (1930-2017) studierte Klassische Altertumswissenschaft und war erst als Oberstufenlehrer und anschließend als Prüfer an der Oxford-Universität tätig. 1973 schrieb er Der letzte Bus nach Woodstock. Es folgten dreizehn weitere Fälle für Inspector Morse, die als Fernsehserie verfilmt wurden. Seine Werke wurden mehrfach ausgezeichnet, u. a. mehrmals mit dem CWA Gold Dagger. Für sein Lebenswerk wurde Dexter mit dem CWA Diamond Dagger und dem Order of the British Empire für Verdienste um die Literatur ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783293310254
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum23.07.2018
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2989 Kbytes
Artikel-Nr.3679406
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




2


Mittwoch, 29. September

Der Geschäftsführer des Black Prince, Mr Stephen Westbrook, verständigte, nachdem er von der Entdeckung der Leiche erfahren hatte, umgehend die Polizei. Dort reagierte man mit lobenswerter Schnelligkeit. Sergeant Lewis von der Thames Valley Police gab ihm präzise Verhaltensmaßregeln. Ein Polizeiwagen werde innerhalb der nächsten zehn Minuten eintreffen, Westbrook solle darauf achten, dass keiner den Black Prince verlasse, niemand den Hof betrete. Falls ein Gast darauf bestehe zu gehen, solle er Namen und Adresse des Betreffenden notieren. Sollte jemand nachfragen, was das alles zu bedeuten habe, könne er wahrheitsgemäß antworten.

Es dauerte eine Zeit, bis es sich herumgesprochen hatte: Ein Mord war geschehen. Die aufgekratzte Stimmung verflog, das Stimmengewirr wurde gedämpfter. Niemand schien besonders eilig aufbrechen zu wollen, zwei oder drei Gäste baten darum, telefonieren zu dürfen. Alle fühlten sich auf einmal nüchtern, auch der blasse junge Mann im Büro des Geschäftsführers, dessen fast volles Whiskyglas noch immer auf der Theke der Lounge Bar stand.

Als Sergeant Lewis zusammen mit zwei Constables am Black Prince eintraf, sammelte sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite sogleich eine kleine Gruppe Neugieriger. Es wurde mit Interesse registriert, dass sich das Polizeifahrzeug direkt vor die Einfahrt gestellt hatte und sie auf diese Weise wirksam blockierte. Fünf Minuten später fuhr ein zweiter Polizeiwagen vor. Alle Augen folgten dem zierlichen, dunkelhaarigen Mann, der ausstieg, mit dem Constable an der Einfahrt ein paar Worte wechselte, mehrmals zustimmend mit dem Kopf nickte und dann im Black Prince verschwand.

Inspector Morse kannte Sergeant Lewis nur flüchtig und war angenehm überrascht von seiner Kompetenz und ruhigen Umsicht. Die beiden Männer hatten eine kurze, lebhafte Unterredung miteinander und waren sich dann über das weitere Vorgehen einig: Lewis würde mithilfe eines der beiden Constables Namen, Adressen und Autokennzeichen der Anwesenden notieren. Alle würden angeben müssen, wo sie sich den Abend über aufgehalten hatten und unter welcher Adresse sie in den nächsten Stunden zu erreichen sein würden. Es waren über fünfzig Personen zu befragen, und Morse war klar, dass dies längere Zeit in Anspruch nehmen würde.

»Soll ich versuchen, noch einige Leute zu Ihrer Unterstützung zu bekommen, Sergeant?«

»Ich glaube, der Constable und ich kommen schon klar.«

»Gut, dann lassen Sie uns anfangen.«

Der Hof ließ sich durch eine Seitentür von der Lounge Bar her betreten. Morse machte bedachtsam einige Schritte und sah sich um. Er zählte die dicht an dicht geparkten Autos und kam auf dreizehn. Es war allerdings gut möglich, dass er sich um eins oder zwei verzählt hatte, denn die etwas weiter hinten abgestellten Wagen verschwammen fast mit dem schwarzen Schatten der Hofmauer. Einen Augenblick sann er erstaunt darüber nach, mittels welcher außergewöhnlichen Fahrkünste es den Gästen des Black Prince gelingen mochte, ihre Fahrzeuge selbst noch in alkoholisiertem Zustand ohne Schrammen durch die enge Ausfahrt zu steuern. Langsam schritt er die Länge des Hofs ab und ließ dabei den Strahl seiner Taschenlampe systematisch über das Pflaster wandern. Der Fahrer des letzten Wagens in der linken Reihe hatte sich beim Rückwärtseinparken, wohl in der Annahme, es mit einer der üblichen schmalen Parklücken zu tun zu haben, dicht an das neben ihm stehende Auto gequetscht und dabei zwischen seiner Beifahrerseite und der Hofmauer fast einen Meter Platz gelassen. Ausgestreckt in diesem Zwischenraum lag die Leiche eines jungen Mädchens. Sie lag auf der rechten Seite, den Kopf fast im Winkel der Hofmauern, das lange blonde Haar blutverklebt. Ein Blick genügte, um zu erkennen, dass das Mädchen durch einen wuchtigen Schlag auf den Hinterkopf getötet worden war. Neben ihr auf dem Pflaster sah Morse ein schweres, flaches Montiereisen, wie es sich früher in jedem Autowerkzeug befunden hatte. Es war ungefähr vier Zentimeter breit und knapp einen halben Meter lang, mit einer wellenförmigen Krümmung an beiden Enden zum Abheben der Reifendecke. Seit die meisten Autos mit schlauchlosen Reifen fuhren, waren Montiereisen eine Seltenheit geworden. Morse stand ein paar Minuten in die Betrachtung der Ermordeten versunken. Es war ein hässlicher Anblick. Die Tote war nur mit dem Notwendigsten bekleidet. Eine weiße Bluse, ein knapper dunkelblauer Minirock, Schuhe mit Keilabsatz. Morse lenkte das Licht seiner Taschenlampe auf ihren Oberkörper. Die linke Hälfte der Bluse war zerrissen, die beiden oberen Knöpfe standen offen, der dritte Knopf fehlte, sodass ihre vollen Brüste fast ganz entblößt waren. Morse leuchtete suchend über das Pflaster. Er hatte den fehlenden Knopf schnell entdeckt - eine kleine weiße Perlmuttscheibe, die im Schein der Taschenlampe aufblinkte. Wie er Sexualmorde verabscheute! Er rief nach dem Constable an der Einfahrt.

»Ja, Sir?«

»Wir brauchen ein paar Bogenlampen!«

»Wär sicher nicht schlecht, Sir.«

»Besorgen Sie welche!«

»Ich, Sir?«

»Wer denn sonst?«

»Und woher ...?«

»Wie, zum Teufel, soll ich das wissen!«, blaffte Morse.

Eine Viertelstunde vor Mitternacht war Lewis mit der Befragung fertig. Morse saß derweil schon im Büro des Geschäftsführers und hatte sich in die Times vertieft. Das Getränk vor ihm auf dem Tisch sah sehr nach Whisky aus.

»Da sind Sie ja, Lewis!« Morse hielt ihm die Zeitung entgegen.

»Hier, sehen Sie mal. 14 senkrecht. Passt doch genau, was?« Lewis las: Essenz der Potenz, drei Buchstaben. Die entsprechenden Kästchen waren schon ausgefüllt. SEX. Erwartete Morse, dass er sich dazu äußerte? Lewis arbeitete das erste Mal mit ihm zusammen.

»Hübsche Definition, finden Sie nicht auch?«

Lewis, der sich höchstens mal an das Kreuzworträtsel im Daily Mirror mit der Überschrift Rätsel zur Kaffeestunde herantraute, wusste nicht recht, was er von alldem halten sollte.

»Ich mache mir eigentlich nicht so besonders viel aus Kreuzworträtseln, Sir.«

»Haben Sie den Eindruck, ich stehle Ihnen die Zeit?«

Lewis besaß eine ganze Portion Standfestigkeit und ließ sich nicht so leicht etwas vormachen. »Ja, Sir.«

Morse´ Mund entspannte sich zu einem gewinnenden Lächeln. Er hatte das Gefühl, der Sergeant und er würden gut miteinander auskommen.

»Lewis, ich möchte, dass Sie mit mir zusammen diesen Fall bearbeiten.« Der Sergeant sah Morse mit geradem Blick in die wachen grauen Augen und hörte sich antworten, dass es ihm eine Freude wäre.

»Das ist ein Grund zum Feiern«, sagte Morse. »Chef!« Westbrook hatte sich die ganze Zeit unauffällig in der Nähe zu schaffen gemacht und war sofort zur Stelle. »Einen doppelten Whisky.« Morse schob ihm sein Glas über den Tisch.

»Für Sie auch einen, Sir?«, wandte sich Westbrook nach einem Moment des Zögerns an Lewis.

»Sergeant Lewis ist im Dienst, Mr Westbrook.«

Als der Geschäftsführer mit dem Whisky zurückkehrte, bat ihn Morse, Gäste und Personal im größten verfügbaren Raum zusammenzurufen, trank schweigend seinen Whisky und überflog die restlichen Seiten der Times.

»Lesen Sie auch die Times, Lewis?«

»Nein, Sir. Wir lesen den Mirror.« Es klang wie eine Entschuldigung.

»Da sehe ich auch manchmal rein«, sagte Morse.

Eine Viertelstunde nach Mitternacht erschien er in dem Raum mit der Aufschrift Restaurant. Alle hatten sich inzwischen vollzählig eingefunden. Gaye sah ihm bei seinem Eintreten kurz in die Augen. Sie fühlte in seiner Gegenwart eine sonderbare Lähmung. Nicht weil er sie, wie die meisten Männer, die sie kannte, in Gedanken auszuziehen schien, sondern weil er den Eindruck machte, dies schon getan zu haben. Sie hörte ihm mit gespannter Aufmerksamkeit zu.

Morse dankte allen für ihre Geduld und ihr Entgegenkommen. Es sei sehr spät geworden, und er werde sie nicht mehr lange aufhalten. Sie alle wüssten inzwischen, warum die Polizei gerufen worden sei. Draußen auf dem Hof sei ein Mord verübt worden. Das Opfer sei ein junges Mädchen mit blonden Haaren. Sie würden sicher verstehen, dass sie ihre Wagen bis zum Vormittag auf dem Hof würden stehen lassen müssen. Er wisse, dass es für einige von ihnen schwierig sei, ohne Fahrzeug nach Hause zu kommen, es seien deshalb Taxis bestellt worden. Falls einer der Anwesenden etwas bemerkt habe, das für die polizeilichen Ermittlungen von Wichtigkeit sein könnte, so möge er bitte dableiben und sich an ihn oder Sergeant Lewis wenden. Ansonsten könnten sie jetzt gehen.

Gaye war von Morse´ Auftritt enttäuscht. Da hatte sie sich nun, während ein Mord geschah, in unmittelbarer Nähe des Tatorts aufgehalten, und dann war das Ganze so wenig aufregend, fast banal. Sie würde jetzt nach Hause gehen wie immer. Ihre Mutter und ihr Sohn würden sicher schon schlafen, aber selbst wenn sie noch wach wären, was hätte sie ihnen schon zu erzählen? Die...



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Autor

Colin Dexter (1930-2017) studierte Klassische Altertumswissenschaft und war erst als Oberstufenlehrer und anschließend als Prüfer an der Oxford-Universität tätig. 1973 schrieb er Der letzte Bus nach Woodstock. Es folgten dreizehn weitere Fälle für Inspector Morse, die als Fernsehserie verfilmt wurden. Seine Werke wurden mehrfach ausgezeichnet, u. a. mehrmals mit dem CWA Gold Dagger. Für sein Lebenswerk wurde Dexter mit dem CWA Diamond Dagger und dem Order of the British Empire für Verdienste um die Literatur ausgezeichnet.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt