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Das Mammut aus der Tiefkühltruhe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
TERRA MATER BOOKSerschienen am11.10.20181. Auflage
Die Life Sciences haben fast alle Antworten auf die Fragen des Lebens Genetiker sind heute in der Lage, nahezu jeden Organismus im Labor herzustellen. Und daher ist es möglich, ausgestorbene Arten wieder zum Leben zu erwecken. Schon ein kleiner Funke DNA genu?gt. Aber - ist das sinnvoll? Muss die Wissenschaft alles, nur weil sie es kann? Die Grundfragen von Mensch und Wissenschaft als unterhaltsames und inspirierendes Leseerlebnis. Nie zuvor in der Geschichte wusste der Mensch mehr u?ber den Bauplan des Lebens im Allgemeinen und der individuellen genetischen Ausru?stung von Individuen und Spezies, genannt Genom, im Besonderen. Der Mensch weiß so viel daru?ber und hat die Biotechnologie so weit entwickelt, dass er sich gottgleich zum Schöpfer neuer Spezies hochschwingen oder verschwundene Arten wieder zum Leben erwecken kann. Britt Wray erstellt eine Chronologie der genetischen Erkenntnisse, amu?siert mit Anekdoten der damit verbundenen Weltanschauungen und stellt letztlich auf unterhaltsame Weise die Frage aller Fragen: Mu?ssen wir, nur weil wir können?

Britt Wray ist Biologin an der Universität Kopenhagen mit Schwerpunkt Wissenschaftskommunikation. Sie ist Radiojournalistin, Künstlerin und arbeitet in jedem Medium mit wissenschaftlichen Inhalten.
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Produkt

KlappentextDie Life Sciences haben fast alle Antworten auf die Fragen des Lebens Genetiker sind heute in der Lage, nahezu jeden Organismus im Labor herzustellen. Und daher ist es möglich, ausgestorbene Arten wieder zum Leben zu erwecken. Schon ein kleiner Funke DNA genu?gt. Aber - ist das sinnvoll? Muss die Wissenschaft alles, nur weil sie es kann? Die Grundfragen von Mensch und Wissenschaft als unterhaltsames und inspirierendes Leseerlebnis. Nie zuvor in der Geschichte wusste der Mensch mehr u?ber den Bauplan des Lebens im Allgemeinen und der individuellen genetischen Ausru?stung von Individuen und Spezies, genannt Genom, im Besonderen. Der Mensch weiß so viel daru?ber und hat die Biotechnologie so weit entwickelt, dass er sich gottgleich zum Schöpfer neuer Spezies hochschwingen oder verschwundene Arten wieder zum Leben erwecken kann. Britt Wray erstellt eine Chronologie der genetischen Erkenntnisse, amu?siert mit Anekdoten der damit verbundenen Weltanschauungen und stellt letztlich auf unterhaltsame Weise die Frage aller Fragen: Mu?ssen wir, nur weil wir können?

Britt Wray ist Biologin an der Universität Kopenhagen mit Schwerpunkt Wissenschaftskommunikation. Sie ist Radiojournalistin, Künstlerin und arbeitet in jedem Medium mit wissenschaftlichen Inhalten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783990555019
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum11.10.2018
Auflage1. Auflage
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3030 Kbytes
Artikel-Nr.4000935
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
EINFÜHRUNG

Im August 2012 schlurfte ich eines Morgens mit der Kaffeetasse in der Hand müde an meinen Laptop und öffnete meinen Gmail-Account, um die über Nacht eingegangenen Nachrichten zu überfliegen. Als Allererstes sah ich einen Newsletter von einer Online-Community, die angeblich über die »intelligenteste Website der Welt« verfügt. Diese Seite ist eine Art Online-Speicher für Ideen und Gespräche zu Themen, wie sie bei Dinnerparties mit Philosophen, Wissenschaftlern, Künstlern und Intellektuellen üblich sind, und gibt denjenigen von uns, die nicht zu diesem erlauchten Kreis zählen, Einblick in diese Welt.

An diesem Morgen lautete die Betreffzeile: »Rückkehr von Ausgestorbenen. Ein Gespräch mit Ryan Phelan«1. Ich starrte auf diese Worte, die zwischen einer E-Mail von meiner Mutter und Werbung für Billigflüge hockten. Nach dem Klick auf den Link blickte ich in die durchdringenden blauen Augen einer blonden, professionell wirkenden Frau mit rosigen Wangen. Unter ihrem Bild stand: »Eine der grundlegenden Fragen lautet dabei: Ist das Aussterben etwas Gutes? Ist es der Lauf der Natur ? Und wenn dem so ist, wieso sollte man den Lauf der Natur ändern? Wer sind wir schon, dass wir eingreifen und etwas zurückholen dürften, das zum Aussterben bestimmt ist?«2

Langsam ließ ich weitere Zeilen auf dem Bildschirm erscheinen und hielt dann an einer bestimmten Stelle inne: »Die große Frage, die ich aufwerfen möchte, lautet: Wenn wir eine ausgestorbene Spezies wieder zurückholen könnten, sollten wir das tun? Könnten wir das? Welchen Vorteil hat das für die Gesellschaft? Welche Fortschritte bedeutet es für die Wissenschaft?«3 Viel Glück dabei, dachte ich. Aber ich überflog das Interview trotzdem weiter, weil ich verstehen wollte, worum es ihr ging. Nach ein paar weiteren Scrolls wurde mir klar, dass der Gedanke, den sie hier präsentierte und der mir seither keine Ruhe mehr gelassen hat - das Dilemma der Rückausrottung ausgestorbener Spezies -, mehr war als eine wichtige Hypothese, dass dahinter echte, lebendige Menschen standen, die eine wichtige Geschichte zu erzählen hatten. In diesem Buch möchte ich einige der zentralen Elemente dieser Geschichte darstellen und insbesondere auf die vielen Fragestellungen eingehen, die dieses gewagte Experiment aufwirft. Allerdings handelt dieses Buch nicht alle Rückausrottungsversuche ab, die jemals stattgefunden haben, sondern ich konzentriere mich auf die Fälle, die mich am meisten interessieren und auf die mich Phelans Worte zuallererst gestoßen haben.

Nach diesem Interview ließ mich der Gedanke an die Rückausrottung ausgestorbener Spezies einfach nicht mehr los, als hätte man ihn mir direkt ins Gehirn eingepflanzt. Ich befasste mich mit den Reinkarnationsgeschichten, von denen ich schon einmal gehört hatte, um mir ein Bild davon zu machen, welche Vorstellung dahintersteckte - Einbalsamierungs- und Bestattungsriten, die den Verfall des Körpers verhindern sollten, sobald er nicht mehr mit Sauerstoff versorgt wurde, der transhumanistische Traum, dem Tod selbst zu trotzen und die Sterblichkeit zu überwinden, das Versprechen der Alcor Life Extension Foundation, die das Blut im Leichnam gegen Kälteschutzmittel tauscht und den Körper dann in einen kryogenischen Behälter legt (gegen eine hübsche Summe hält das Unternehmen Sie in einem Schwebezustand, damit Sie eventuell in einer technologisch fortschrittlicheren Zeit wieder zum Leben erweckt werden können). Doch um all das ging es hier nicht. Den Wunsch, nach dem Tod wieder zurück ins Leben geholt zu werden, hat der Mensch schon sehr lange, doch bislang wurde noch keine Methode gefunden, mit der das möglich wäre. Wie also kam Ryan Phelan auf die Idee, so etwas nun für eine ausgestorbene Spezies in Aussicht zu stellen?

Phelan ist eine zukunftsorientierte Unternehmerin aus der Biotech-Branche. Sie hat mehrere Firmen gegründet, darunter DNA Direct, das erste Unternehmen, das Gentests für Endverbraucher anbietet. Mit dieser Firma erlebte sie, wie die Fixkosten für Laborarbeiten mit DNA drastisch sanken, insbesondere für die DNA-Sequenzierung - also die Entschlüsselung der Anordnung der Basen in einem DNA-Molekül, die weitaus präzisere medizinische Diagnosen, forensische Abstammungsanalysen und vieles mehr ermöglichen. Angesichts dieser sinkenden Preise überlegte Phelan, welche weiteren Bereiche der Wissenschaft von kostengünstigerer DNA-Sequenzierung profitieren könnten. Und ihre Überlegungen ließen einen alten Traum der Biotechnologie aufleben, ein gängiges Klischee in der Science-Fiction - die Wiederauferstehung ausgestorbener Spezies.

In dem Interview auf der Website sprach Phelan jedoch nicht von »Wiederauferstehung«. Vielleicht war ihr klar, wie problematisch dieser spirituell aufgeladene Begriff im wissenschaftlichen Umfeld sein würde. »Wir sprechen von Wiederentstehung «, sagte sie, »denn Sie können sich sicher vorstellen, dass die Frage, ob man eine ausgestorbene Spezies zurückbringen kann, sehr kontrovers diskutiert wird.« Dazu lieferte sie einige Beispiele: »Ist die Art invasiv? Wird sie sich zu einer invasiven Spezies entwickeln? Und ist das gut oder schlecht?«4

In den Jahren seit Phelans Ausführungen wurde eine Handvoll von Projekten zur Wiederbelebung ausgestorbener Spezies angesto-ßen. Gab es früher nur leises Geraune über die Wiederentstehung von Spezies, so liest man heutzutage dicke Schlagzeilen über eine aufstrebende Bewegung mit unterschiedlichen Bezeichnungen: ökologische Wiederbelebung5, Artenrückkehr6 und Zombie-Zoologie7 sind nur einige Beispiele. Der Begriff Zombie-Zoologie geht von der Vorstellung aus, dass mit all diesen wissenschaftlichen Maßnahmen nur charismatische Nekrofauna8 geschaffen werden soll - mit diesem Begriff beschreibt der Futurist Alex Steffen die knuddeligen oder majestätischen Kreaturen, die viele Menschen gerne von den Toten zu rückholen würden, während weniger charismatische Exemplare in ihren Gräbern bleiben sollten. Am häufigsten spricht man jedoch von Rückausrottung, und diesen Begriff werde ich auch in diesem Buch verwenden. Allerdings ist dabei nicht immer ganz eindeutig, was Rückausrottung wirklich bedeutet und welche guten - oder schlechten - Folgen sie haben könnte ⦠dazu muss man genau unter die Lupe nehmen, welcher Ansatz jeweils verfolgt wird.

Seit 2012 legt die gemeinnützige Organisation Revive & Restore, eine gemeinsame Gründung von Phelan und ihrem Ehemann Stewart Brand, einem Vorreiter im Umweltschutz und technischen Visionär, entscheidende Grundlagen für die Rückausrottung. Der fleißigen Arbeit des Paars ist es zu verdanken, dass sich aus den vereinzelten verrückten Projekten auf diesem Gebiet eine aufstrebende Wissenschaft entwickelt hat, die sich an dem Prinzip der vorsichtigen Wachsamkeit orientiert - diese von ihnen entwickelte Analysemethode spricht sich für eine öffentliche Diskussion und kritische Prüfung der Beweise zu kontroversen Aspekten von Innovationen aus. »Im Gegensatz zum Vorsichtsprinzip, nach dem man nichts tun sollte, da man die unbekannten Folgen nicht abschätzen kann, raten wir zu vorsichtiger Wachsamkeit mit Transparenz und Verantwortungsbewusstsein«, erläuterte Phelan mir. Indem sie in der Hoffnung, eine bessere Zukunft zu schaffen, das technische Risiko immer nur häppchenweise eingehen, können Phelan und Brand Schritt für Schritt überprüfen, was richtig und was falsch läuft, und ihre Projekte dementsprechend anpassen.

Stewart Brand schloss sein Studium an der Stanford University 1960 mit einem akademischen Grad in Erhaltungsbiologie ab. In den 1960er-Jahren veröffentlichte er die erste Ausgabe des berühmten Whole Earth Catalog der Gegenkultur, der aufzeigte, was der Welt bevorstand, wenn sie weiterhin so unnachhaltig lebte. Zwischen 1968 und 1972 stellte die Publikation bis zur vier Mal pro Jahr eine breite Palette an Technologien vor, die der Umweltbewegung dienen sollten. Steve Jobs bezeichnete den Katalog als eine der Bibeln seiner Generation und sagte, sie sei »quasi Google im Taschenbuchformat, 35 Jahre vor Google: idealistisch und voll mit tollen Hilfsmitteln und großartigen Ideen«9. Der Tonfall war optimistisch. In der ersten Ausgabe fand sich die kühne Aussage: »Wir sind wie Götter, und darin sollten wir gut sein.«10 Heute ist der Vorwurf, Gentechniker und praxisorientierte Futuristen würden »Gott spielen«, weil sie die Natur mit technischen Mitteln manipulieren, gang und gäbe - als sei das etwas Schreckliches. Von solchen Vorwürfen hat sich Brand jedoch noch nie beeindrucken lassen. Er hat den Slogan seines Katalogs sogar noch einmal abgewandelt, sodass er fortan lautete: »Wir sind wie Götter, und darin müssen wir gut sein.«11

Es wäre gewaltig untertrieben zu sagen, dass meine Beschäftigung mit der Arbeit von Phelan und Brand mein Interesse an der Rückausrottung geweckt hat. Vielmehr wurde ich davon geradezu besessen....
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