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FoulSpieler

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
328 Seiten
Deutsch
Koehlers Verlagsgesellschafterschienen am19.10.2018
Die junge Hamburger Staatsanwältin Eleni Kamenis weiß über Fußball genau so viel, wie sie als Fan auf der Südtribüne ihres Lieblingsklubs wissen muss, als sie überraschend zur Sonderermittlern gegen Wettmanipulationen berufen wird. Ein kleinkrimineller Familienclan, der einmal das ganz große Rad drehen will, versucht von St. Pauli aus, ins internationale Geschäft mit gekauften Fußballspielen einzusteigen, und kommt der chinesischen Wettmafia in die Quere. Als die Fahrerflucht eines korrupten Schiedsrichters die ehrgeizige Karrierejuristin auf die Spur der Matchfixer führt, ist es für einige Beteiligte bereits zu spät. Der Hintergrund der fiktiven Handlung ist von aktueller Realität. Illegale Wetten und Spielmanipulationen im Profifußball sind zum Spielfeld der organisierten Kriminalität geworden. Die Staatsanwältin kämpft gegen deren Machenschaften und nebenbei auch noch mit ihren Gefühlen. Ein Fall aus dem Leben.

Manfred Ertel ist 1950 in Hamburg geboren und war fast 40 Jahre lang politischer Redakteur und Korrespondent beim Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL. Als Journalist recherchierte er Krisen und Skandale in ganz Europa. Seine besondere Leidenschaft gehört seit jeher dem Fußball und besonders dem Hamburger SV. Von 2011 bis 2014 war er erst Stellvertretender Vorsitzender und dann Aufsichtsratsvorsitzender des HSV. Ertel lebt mit seiner Frau in Hafennähe auf St. Pauli und schreibt als freier Autor für verschiedene Zeitungen und Verlage. Zuletzt veröffentlichte er die Bücher 'Leben mit einer Königin - Vom Alltag an Bord der QUEEN MARY 2' und eine autobiografische Abrechnung mit der Entwicklung im Profifußball: 'Hört die Kurve! - Ein ganz persönliches HSV-Lesebuch'.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR7,95
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextDie junge Hamburger Staatsanwältin Eleni Kamenis weiß über Fußball genau so viel, wie sie als Fan auf der Südtribüne ihres Lieblingsklubs wissen muss, als sie überraschend zur Sonderermittlern gegen Wettmanipulationen berufen wird. Ein kleinkrimineller Familienclan, der einmal das ganz große Rad drehen will, versucht von St. Pauli aus, ins internationale Geschäft mit gekauften Fußballspielen einzusteigen, und kommt der chinesischen Wettmafia in die Quere. Als die Fahrerflucht eines korrupten Schiedsrichters die ehrgeizige Karrierejuristin auf die Spur der Matchfixer führt, ist es für einige Beteiligte bereits zu spät. Der Hintergrund der fiktiven Handlung ist von aktueller Realität. Illegale Wetten und Spielmanipulationen im Profifußball sind zum Spielfeld der organisierten Kriminalität geworden. Die Staatsanwältin kämpft gegen deren Machenschaften und nebenbei auch noch mit ihren Gefühlen. Ein Fall aus dem Leben.

Manfred Ertel ist 1950 in Hamburg geboren und war fast 40 Jahre lang politischer Redakteur und Korrespondent beim Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL. Als Journalist recherchierte er Krisen und Skandale in ganz Europa. Seine besondere Leidenschaft gehört seit jeher dem Fußball und besonders dem Hamburger SV. Von 2011 bis 2014 war er erst Stellvertretender Vorsitzender und dann Aufsichtsratsvorsitzender des HSV. Ertel lebt mit seiner Frau in Hafennähe auf St. Pauli und schreibt als freier Autor für verschiedene Zeitungen und Verlage. Zuletzt veröffentlichte er die Bücher 'Leben mit einer Königin - Vom Alltag an Bord der QUEEN MARY 2' und eine autobiografische Abrechnung mit der Entwicklung im Profifußball: 'Hört die Kurve! - Ein ganz persönliches HSV-Lesebuch'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783782214766
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum19.10.2018
Seiten328 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1458 Kbytes
Artikel-Nr.4015394
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Mittwoch, 23. September
KALAMAKI | Südküste Kreta

Zwei Tage hatte Bernd Bonde noch. Zwei von diesen wunderbaren immer gleichen Tagen. Morgens, nach dem Aufwachen, fiel sein erster Blick aus dem Fenster auf die noch tief stehende Sonne hinter den Bergen, die wie in Aquarellfarben getaucht vor ihm lagen. Er schlief nicht lange an diesen Tagen, zu viel ging ihm durch den Kopf, aber der Blick entschädigte für vieles. Früher Vogel fängt den Wurm? Hier waren es eher die berauschenden Farben, die ihn gefangen nahmen, wenn die Sonne tief über Kretas silberschimmernden Olivenhainen hing. Und die rostroten Lehmhänge in grellen Flammen explodierten.

Den ersten Kaffee nahm er auf der kleinen Dachterrasse, von der aus man bis in die Bucht sehen konnte, direkt auf das Hinterteil von Nepomuk. So hatten irgendwann mal Urlauber die kleine Inselgruppe getauft, zwei im eigenen Windschatten liegende, karge und unbewohnte Felshügel mitten im Meer. Von Land aus sahen die manchmal aus wie das Nilpferd aus dem Kinderbuch mit seinen kleinen Ohren, das im Wasser liegt und sich den müden Bauch umspülen lässt.

Irgendwann dann mit dem Wagen zum Strand. Er hätte den Weg auch laufen können. Zweieinhalb Kilometer, das war zu schaffen. Und es hätte seiner Fitness sicher gutgetan. Aber wer wollte das schon bei diesen Temperaturen. Ende September kletterte das Thermometer hier in der Sonne noch immer auf fast 30 Grad. Also lieber schlecht gefahren als fit gelaufen.

Am Wasser orientierte er sich meistens zum Nacktbadestrand. Ein bisschen was fürs Auge konnte nicht schaden und lenkte ab. Ein paar junge und nett anzusehende Mütter waren immer da mit ihren Kleinen, die zu Hause in Deutschland noch nicht in die Schule mussten. Nur gucken, nicht anfassen. Mehr brauchte er gar nicht, Hauptsache Ruhe. Mit der frühen Abendsonne ging s dann zurück zu seinem kleinen Haus auf dem Hügel. Keine Nachbarn weit und breit, ein paar Züge im kleinen Swimmingpool, danach ein Gläschen Rosé und ein paar Oliven zum Sonnenuntergang.

Seit elf Tagen genoss er das nun schon. An sein Handy ging er seit Bremen nicht mehr, die Mails hatte er nur in den ersten Tagen noch gecheckt. Seitdem lagen Handy und iPad unberührt neben dem Bett. Zu Hause hatten die Journalisten ihn noch bestürmt. »Sie müssen was sagen«, forderten sie, »was war da los?« Einer war besonders dreist. Der Schmierfink für die fettesten und fiesesten Balkenüberschriften hatte ihm regelrecht aufgelauert und gedroht. »Sie haben die Wahl, mit uns zu reden oder nicht. Wir können auch anders.« Das war glatte Nötigung. Aber so waren sie. Doch er ließ sich nicht einschüchtern. Mit ihm nicht.

Als er nicht mehr ans Telefon gegangen war und kaum noch aus dem Haus, bedrängten sie ihn per SMS oder Mail und baten mit guten Worten um einen Rückruf. Sogar hier im Urlaub. Es ist immer das Gleiche, dachte er. Erst versuchen die Schreiberlinge es mit einem Honorar, dann mit Schmeicheleien, dann mit Druck. Er als Mensch war ihnen dabei völlig egal. Es ging allein um eine gute Geschichte, und die heiligte alle Mittel. Die Währung, die zählte, waren Auflage, Quoten und neuerdings auch Klicks. Wenn man vorne liegen wollte vor der Konkurrenz, musste man besser sein. Oder jedenfalls schneller und skrupelloser. Dahinter verschwammen Einzelschicksale allzu schnell zu einer breiigen Masse. Schreibtischtäter, dachte er.

Niemand interessierte sich wirklich für ihn. Für seine Motive, seine Nöte. Oder Reue. Es ging darum, was er gemacht hatte. Ihm aber bislang nicht nachzuweisen war. Es ging nicht um das Warum, das große Ganze. Dabei ging es um Fußball und wie verdorben der Profisport inzwischen war. Trotzdem verloren die Journalisten irgendwann endlich doch das Interesse und trieben die nächste Sau durchs Dorf. Die Bundesliga hatte schon nach den ersten sechs Spieltagen Wichtigeres zu bieten. Hamburg feuerte nach nur einem Punkt aus sechs Begegnungen seinen Trainer, wieder einmal. Es war bereits der dreizehnte in siebeneinhalb Jahren. Die Nerven wurden immer dünner. Auch seine.

Wer hätte denn ahnen können, dass ein lausiger Trainingskick so viele Probleme nach sich ziehen würde? Er konnte es noch immer nicht recht glauben. Zwei Wochen lang hatten sich die Hamburger Ende Juli in Österreich auf die neue Saison vorbereitet. In einem abgelegenen Tal sollten die Grundlagen für Fitness und Ausdauer gelegt werden. Und beim Drachenfliegen der Teamgeist gefördert. Endlich sollte alles besser werden, eine optimale Vorbereitung den Grundstein dafür legen. Aufstellen für Europa, Bayern wir kommen! Trainingsspiele gehörten dazu, aber wer maß denen schon eine besondere Bedeutung bei. Außer der Trainer vielleicht. Ob der bedeutungslose türkische Erstligist nun 4 : 1 oder 7 : 2 geschlagen wurde, wen interessierte das wirklich? Die meisten wussten doch nicht mal, wo diese namenlosen Klubs aus Anatolien überhaupt zu Hause waren. Die Zeitungen schrieben ihre Geschichten über solche Testspiele, aber ohne bleibenden Nachhall. Heute gedruckt, morgen vergessen.

Echte Skrupel hatte er deshalb auch kaum, als das Angebot an ihn herangetragen wurde. Umstrittene Schiedsrichterentscheidungen gab es immer, sogar in Pflichtspielen. Zwei fragwürdige Elfmeter, einen umstrittenen Platzverweis, wen juckte das schon? Vor allem, solange es nur um Training ging.

So hatte er gedacht, als er den Auftrag annahm, das Spiel gegen die Türken zu pfeifen. Und zwar möglichst so, dass am Ende ein bestimmtes Ergebnis stand. Ein Sieg der Hamburger mit mindestens fünf Toren Unterschied sollte es sein, das war die Maßgabe. Sein Honorar hatte gestimmt. 30.000 Euro für eine verlängerte Übungseinheit. Anfangs hatte er sich gewundert, was sich jemand so ein unwichtiges Spiel kosten ließ. Was durch Wetten auf ein Trainingsspiel zu verdienen war, davon hatte er bis dahin keine Ahnung. Aber das war ihm auch egal. Sein Honorar stimmte, es war mehr als sonst, und das allein zählte. Und natürlich der Endstand. 6 : 1. Bis sich auf einmal die Medien dafür interessierten. Erst die Hamburger, dann die überregionalen. »Wettskandal beim Trainingsspiel?«, fragte das Blatt mit den größten Überschriften, »Skurrile Schiri-Entscheidungen belasten das Spiel«. Eine andere Zeitung fragte: »Was war da los? Millioneneinsätze auf Trainingskick«. Dann hatte sich die Meute auf ihn gestürzt. Und die Ermittler standen vor der Tür.

Daran wollte er jetzt aber nicht denken. Nicht mehr, solange er die kretische Sonne noch unbeschwert genießen konnte. Er warf noch einen letzten Blick auf Nepomuk, hinter dem sich langsam die Sonne senkte. Warum die beiden Felshügel auf Griechisch angeblich so viel wie »Zwieback« bedeuten sollten, wird auf ewig das Geheimnis der Griechen bleiben, dachte er. Während der Besatzung durch deutsche Truppen hatten sich dort in Höhlen angeblich Partisanen versteckt, später dienten kleine windgeschützte Buchten einheimischen Fischern als Schutz, wenn sie von plötzlichen Fallwinden überrascht wurden. Aber Zwieback? Er schüttelte den Kopf und trank sein Glas in einem Zug aus. Danach verließ er die Terrasse.

Er warf sich in seine hellen Sommerjeans und zog ein leichtes Hawaiihemd über. Schrille Farben, grelle Muster. Er musste grinsen. Von der Lippe würde seine helle Freude an ihm haben. Er mochte den Kölner Künstler mit seinem Hang zu schreiend bunten Hemden und obszönen Witzen. Kölle Alaaf auf Kreta. Für mehr reichte seine Aufmachung sicher nicht. Musste es aber auch nicht. Die jungen Mütter aßen sowieso auf ihren Terrassen, weil sie ihre Kinder nicht alleine lassen konnten. Und darüber hinaus waren die Gelegenheiten für einen handfesten Flirt in der Nebensaison eher spärlich gesät.

Eine nette kleine Affäre hätte ihm eigentlich mal wieder ganz gutgetan. Für einen Moment wurde er sentimental. In seinem Schlafzimmer in Bremen war schon seit Monaten ziemlich tote Hose. Klar, ab und an mal etwas Sex mit einer befreundeten Kollegin, den gab es schon. Aber von echtem Liebesleben konnte wirklich keine Rede sein. Kein Wunder, dachte er, wenn man das ganze Wochenende in kurzen Hosen auf Fußballplätzen in unbedeutenden Stadien bei noch unbedeutenderen Spielen der dritten und vierten Ligen zubrachte. Havelse gegen Wolfsburg II, solche Begegnungen brauchte doch kein Mensch. Und alles für ein Honorar, das kaum den Verschleiß an seinem alten Volvo und die Spesen deckte.

Vielleicht hätte er sie doch fragen sollen, ihn nach Kreta zu begleiten? Bonde wischte den Gedanken schnell beiseite. Ein Korb war so ziemlich das Letzte, was er in dieser Phase gebrauchen konnte. Bloß nicht noch mehr Sorgen. Doch dass sich an seinem Frauenmangel ausgerechnet auf Kreta was ändern sollte, gut zwei Tage vor der Abreise, den Kopf voll mit anderen Problemen, daran war nun wirklich nicht zu denken. Wozu also großer Aufwand. Flip-Flops mussten reichen für die kurze Strecke zur Taverne. Drei enge Kurven, eine Kreuzung, ein kurzer Anstieg auf den Nachbarberg und dann das Auto auf dem kleinen Platz vor der Kirche abstellen. Passte schon.

Vorsichtig rangierte Bonde seinen Mietwagen rückwärts aus der Auffahrt des Ferienhauses. Für das enge Tor und den schmalen Schotterweg war die Karre eigentlich fast schon zu groß. Und zu behäbig. Zu Hause würde er keine fünf Meter in einem Ford fahren. Schon aus Prinzip. Er kaufte ja auch keinen HD-Fernseher made in Germany. Aber hier musste man nehmen, was man für kleines Geld gemietet bekam. Als es hinter ihm knirschte, wusste er, dass er am Maschendraht hing.

Ein schrottreifes Motorrad neben der Einfahrt behinderte das Rangieren zusätzlich. Jedes Mal wieder ärgerte er sich darüber. Die rostige Kiste sah aus, als stünde sie schon seit Jahren an derselben Stelle....
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Autor

Manfred Ertel ist 1950 in Hamburg geboren und war fast 40 Jahre lang politischer Redakteur und Korrespondent beim Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL. Als Journalist recherchierte er Krisen und Skandale in ganz Europa. Seine besondere Leidenschaft gehört seit jeher dem Fußball und besonders dem Hamburger SV. Von 2011 bis 2014 war er erst Stellvertretender Vorsitzender und dann Aufsichtsratsvorsitzender des HSV. Ertel lebt mit seiner Frau in Hafennähe auf St. Pauli und schreibt als freier Autor für verschiedene Zeitungen und Verlage. Zuletzt veröffentlichte er die Bücher "Leben mit einer Königin - Vom Alltag an Bord der QUEEN MARY 2" und eine autobiografische Abrechnung mit der Entwicklung im Profifußball: "Hört die Kurve! - Ein ganz persönliches HSV-Lesebuch".