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George Baxter und das unerhörte Wunder der Liebe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am27.05.2019
Für einen Neuanfang ist es nie zu spät ...
George Baxter hat es sich in seinem Leben eigentlich recht gemütlich gemacht. Als Antiquitätenhändler in dem kleinen englischen Ort, in dem fast jeder jeden kennt, mit seinem Basset Monty an seiner Seite und seiner Frau Win, mit der er seit 26 Jahren verheiratet ist. Doch dann stirbt Win, und George weiß nicht mehr weiter. Er schaut Monty tief in die Augen und macht sich auf, sein Leben neu zu ordnen. Schließlich kann es das ja wohl nicht gewesen sein, oder? Hat man nicht grundsätzlich eine zweite Chance verdient? Also macht sich George auf die Suche nach dem zweiten Frühling und findet dabei so einiges: eine vermeintlich große Liebe, ein Geheimnis aus seiner Vergangenheit, das sich endlich lüftet, und letztlich etwas, was er sich niemals hätte träumen lassen ...

Abi Oliver ist das Pseudonym einer erfolgreichen englischen Bestsellerautorin. Sie studierte an Universitäten in London und Oxford, arbeitete für wohltätige Zwecke, als Krankenschwester, bei der indischen Eisenbahngesellschaft und als Autorin. Außerdem hat sie vier Kinder großgezogen und lebt derzeit in Purley-on-Thames, UK.
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Produkt

KlappentextFür einen Neuanfang ist es nie zu spät ...
George Baxter hat es sich in seinem Leben eigentlich recht gemütlich gemacht. Als Antiquitätenhändler in dem kleinen englischen Ort, in dem fast jeder jeden kennt, mit seinem Basset Monty an seiner Seite und seiner Frau Win, mit der er seit 26 Jahren verheiratet ist. Doch dann stirbt Win, und George weiß nicht mehr weiter. Er schaut Monty tief in die Augen und macht sich auf, sein Leben neu zu ordnen. Schließlich kann es das ja wohl nicht gewesen sein, oder? Hat man nicht grundsätzlich eine zweite Chance verdient? Also macht sich George auf die Suche nach dem zweiten Frühling und findet dabei so einiges: eine vermeintlich große Liebe, ein Geheimnis aus seiner Vergangenheit, das sich endlich lüftet, und letztlich etwas, was er sich niemals hätte träumen lassen ...

Abi Oliver ist das Pseudonym einer erfolgreichen englischen Bestsellerautorin. Sie studierte an Universitäten in London und Oxford, arbeitete für wohltätige Zwecke, als Krankenschwester, bei der indischen Eisenbahngesellschaft und als Autorin. Außerdem hat sie vier Kinder großgezogen und lebt derzeit in Purley-on-Thames, UK.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641215941
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum27.05.2019
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1662 Kbytes
Artikel-Nr.4024929
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Zwei
1.

Beim Aufwachen am nächsten Morgen spürte er als Erstes, wie die Decke schwer auf seiner Traurigkeit und Verlorenheit lastete. Außerdem lag er irgendwie unbequem auf dem linken Arm. Als er sich auf den Rücken drehte und die Augen aufschlug, durchströmte ihn einen Moment lang freudige Aufregung. Es fühlte sich an, als müsste alles anders sein. Der schneebedeckte Hang, wo er so von Lust erfüllt gewesen war - seine Offenbarung.

Alle folgenden Momente bestätigten, dass sich nichts geändert hatte. Zumindest nicht so, dass reife Pfirsiche und Nacktbaden in den Bereich des Möglichen gerückt wären. Ebenso wenig wie die Aussicht, dass sich liebenswürdige und verfügbare Frauen vor seiner Tür drängelten. Öde Tage voller Trauer und Verlorenheit - das war es, was vor ihm lag.

Doch, etwas hatte sich verändert. Zum einen war das Zimmer von einem gespenstischen, beinahe irrealen Licht erfüllt, der Schnee vor dem Fenster sorgte dafür. Und das schuldbewusste Gefühl von Freiheit war auch noch da. Er reckte sich, seine Zehen stießen gegen das Holz des Bettes. So musste man sich fühlen, wenn man nach einem Schiffbruch an Land gespült wurde: schlapp, zu Tode erschöpft, aber erfüllt von einer wilden Hoffnung.

Er trat zur Hintertür hinaus in den glitzernden Morgen. Gefrorene Spinnweben hingen an der Wäscheleine. Monty tobte wie ein Welpe durch den verschneiten Garten. Die Augen gegen das Gleißen zusammengekniffen, beobachtete George, wie der stattliche braun-weiße Körper hin und her walzte, mit fliegenden Ohren und ekstatischem Gebell.

»Du dummer alter Narr«, murmelte George. »Du tust dir noch weh. Na komm - wir müssen aufmachen.«

Es war tröstlich, den Alltag wieder aufzunehmen. Er ging ums Haus herum, aus dem privaten Blumengarten hinaus. Win hatte nicht gewollt, dass man ihre Unterwäsche auf der Leine hängen sah, weshalb er von hölzernen Spalieren umgeben war, die dicht mit Geißblatt und Kletterrosen überwachsen waren. Dahinter, neben der Scheune, waren sein Gemüsebeet und ein kleiner Sitzplatz mit einem rostigen Eisentisch und Stühlen, wo die Männer ihre Sandwiches aßen, wenn es warm genug war.

Im Hof schubste er die Schneehüte von den steinernen Hunden neben dem Scheunentor und drehte den Schlüssel herum. Drinnen sog er den muffigen Holzgeruch des Gebäudes ein. Rechter Hand, hinter einer Abtrennung, befand sich die Werkstatt, deren Fenster auf den Gemüsegarten hinausgingen. Der Rest der Scheune war Ausstellungsraum für alles, was im Haus keinen Platz fand.

George ließ den Blick über die Möbelstücke schweifen. Beide Ausstellungsräume waren mit blutrotem Teppichboden ausgelegt. Der Ausstellungsraum im Haus war mehr eingerichtet wie ein richtiges Zimmer, in der Scheune hingegen waren viele kleine Tableaus zu sehen. Er stellte die Stücke gern wie auf einer Bühne zusammen, die die Schauspieler nur kurz auf eine Tasse Tee verlassen hatten. Zu seiner Linken stand eine kleine Gruppe Stühle - ein Windsor aus Eibe, zwei französische Rokokostühle mit rosa-cremeweißer Polsterung und ein Farthingale-Stuhl mit steiler Lehne - um einen Sheraton-Tisch aus Mahagoni, als warteten sie nur darauf, dass sich jemand bei einem gesellschaftlichen Anlass darauf setzte. Der Farthingale hatte dreißig Jahre in irgendjemandes Schuppen gestanden, das Holz war strohtrocken gewesen. Die Jungs hatten wunderbare Arbeit geleistet. Der Stuhl strahlte förmlich. Ein Stück weiter stand ein Esstisch mit einem silbernen Kandelaber, drum herum zusammenpassende Trafalgar-Stühle. Der Kandelaber schien George nicht ganz in der Tischmitte zu stehen, und er ging hin, um ihn zurechtzurücken.

Antiquitäten waren für ihn nicht einfach nur Möbel. Und auch keine toten Museumsstücke. Sie waren von Händen geformt worden, unter Anstrengung, in bestimmten Stimmungen und mit Empfindungen. Er kannte das aus eigener Erfahrung, aus den Jahren, die er an der Werkbank verbracht hatte, um die Fertigkeiten für die Restaurierung zu erwerben. Und je besser man die Stücke arrangierte, desto mehr Leben verkörperten sie. Selbst hier in der Scheune stellte er die Möbel nicht einfach nur irgendwie hin, wie es manche Händler taten. Zum Beispiel dieser Banause Lewis Barker drüben bei Twyford mit seinem Lagerhaus - alles reingestopft und verstaubt wie nichts Gutes. Lewis hatte ein gutes Auge, so viel sei ihm zugestanden, aber sein Laden war so ziemlich das Trostloseste, was George sich denken konnte. Dieser grobklotzige Narr hätte genauso gut gebrauchte Rasenmäher verkaufen können.

Im Ausstellungsraum im Haus zeigte er die helleren Hölzer: Walnuss, Rosenholz, Zitronenholz. Der Raum war ein wahrer Augenschmaus, wenn die Morgensonne über die warme Maserung der Hölzer strich, den Glanz des Porzellans auffing und das Glühen rubinroten Glases, das er auf den Möbelstücken präsentierte. Manchmal schnappten die Besucher nach Luft bei dem Anblick. Die waren die beste Sorte Kunden: Leute, die die Seele der Möbelstücke erkennen wollten.

Im Moment lag die Werkstatt still da. Zwei der drei Männer, die hier arbeiteten, hatte er von Arthur Bagnold geerbt, als er das Geschäft nach dem Krieg von ihm übernommen hatte. Damals ging es ziemlich drunter und drüber. Arthur war alt geworden und hatte zum Schluss seine Gedanken nicht immer ganz beieinander gehabt. Als George das Grundstück kaufte, damit Win und er sich hier niederlassen konnten, hatte er fast noch einmal ganz von vorne anfangen müssen, hatte das Haus und die Nebengebäude wieder instandgesetzt und das Geschäft auf Vordermann gebracht.

Wie George auch, waren die beiden älteren Männer im Krieg gewesen. Clarence, der zwei Jahre älter als George war, war bei den Royal Berkshires gewesen, und Alan, Veras Mann, beim RAF Coastal Command. Beide hatten ihr Arbeitsleben bei Arthur Bagnold begonnen. Arthur hatte Clarence ausgebildet, der seinerseits Alan angeleitet hatte. Vor sechs Monaten hatte George noch einen jungen Mann angestellt, da inzwischen mehr zu tun war. Kevin, der siebzehnjährige Lehrling, hatte ein Gesicht wie eine welke Kartoffel und war von Natur aus etwas begriffsstutzig (wahrscheinlich ein Drüsenproblem). Aber er bekundete immer wieder, ganz begierig aufs Lernen zu sein: »Ich bin ja so gespannt, Mr. Baxter. Gespannt wie ein Flitzebogen. Im Ernst, das bin ich.« Und solcher Lerneifer, dachte George, musste gefördert werden.

Als er selbst damals noch beim alten Arkwright in die Lehre gegangen war, in seiner Heimatstadt in Suffolk, hatte niemand große Hoffnungen in ihn gesetzt. Sein Vater hatte ihn zu Arkwright gesteckt, als alle, einschließlich George selbst, an seiner Schullaufbahn verzweifelten. Er war ein großer, grobschlächtiger Junge, zu dem die Forstwirtschaft vom Körperbau her besser gepasst hätte als die akribische Feinarbeit bei der Restauration von Antiquitäten. Der alte Arkwright hatte ihn von Kopf bis Fuß gemustert und dann entschieden, ihm eine Chance zu geben. Georges fleischige Pranken erwiesen sich als überaus geschickt, und er entwickelte ein Gefühl für die Maserung des Holzes und ein Auge für geschwungene Formen und rechte Winkel.

»Na, mein Junge«, erklärte ihm Arkwright in breitestem Suffolk nach sechs Monaten, »schätze, du bist froh, dass du deinen Teich gefunden hast.« Und froh war er in der Tat gewesen.

Kevin hatte ebenfalls, entgegen des äußeren Anscheins, ein Händchen fürs Holz und war darüber hinaus willig. Auch er schien seinen Teich zu finden. Von Zeit zu Zeit verzogen sich seine stumpfen Gesichtszüge zu einem Lächeln verblüffter Genugtuung.

George kehrte auf den verschneiten Hof zurück. »Komm, Monty!« An der Vordertreppe klopfte er sich den Schnee von den Schuhen. »Frühstück - bevor die Truppen eintreffen.«
2.

Seit Win zu krank war, um aufzustehen, hatte er sich angewöhnt, allein zu frühstücken. Es verlieh ihm ein Gefühl von Männlichkeit, wie damals in der Army. Den silbernen Toastständer, auf den Win stets bestanden hatte, benutzte er nicht mehr. Heute war er außergewöhnlich hungrig. Er briet sich drei Eier, dazu vier dicke Scheiben Speck, und warf noch eine Handvoll Pilze in die Pfanne. Nachdem er das alles mit einem anständigen Stapel Toast verschlungen und dazu einen Becher Tee getrunken hatte, fühlte er sich allmählich bereit, ihnen allen entgegenzutreten.

»Immer in Bewegung bleiben, das ist die Lösung«, sagte er zu Monty. »Immer auf Zack sein.«

Der Hund gab einen langen, schläfrigen Seufzer von sich.

»Falls du anderer Meinung wärst, würdest du´s sagen, oder?«, brummte George, als er über ihn hinwegstieg. Über Monty musste man immer hinwegsteigen, weil er immer direkt im Weg lag.

George stellte den Teller ins Waschbecken, während er in Gedanken schon bei der Arbeit war. Win hatte bei der Buchhaltung geholfen, war ans Telefon gegangen und wenn er unterwegs war, hatte sie auch Kunden bedient. Während Win krank war, war Vera eingesprungen und hatte ausgeholfen, wo sie konnte. Jetzt gab es kein Deuteln mehr: Er würde jemanden einstellen müssen - zumindest für die Buchhaltung. In seinem fragilen Gemütszustand erschien ihm das wie eine schier unüberwindbare Aufgabe.

Während er anfing, darüber nachzudenken, ob er nicht gleich abwaschen sollte, hörte er es rufen: »Huhuu? Hallo? Mr. Baxter?«

»Ich bin hinten, Vera!«

»Alles klärchen.« Es war zu hören, wie sie mit etwas mehr Aufhebens als nötig ihren Mantel auszog. Vera und Alan wohnten nur ein paar Minuten Fußweg entfernt. Das Haus, das gegenüber eines der Pubs lag, war ein neuer Bungalow, der, wie Alan nach längerer, sorgfältiger Überlegung angeordnet hatte, »Der Bungalow« genannt werden sollte.

Der Rhabarberkuchen stand noch...

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Abi Oliver ist das Pseudonym einer erfolgreichen englischen Bestsellerautorin. Sie studierte an Universitäten in London und Oxford, arbeitete für wohltätige Zwecke, als Krankenschwester, bei der indischen Eisenbahngesellschaft und als Autorin. Außerdem hat sie vier Kinder großgezogen und lebt derzeit in Purley-on-Thames, UK.