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Der Feuerkuss

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am16.11.20181. Auflage
Im Jahr 1903 explodiert vor der kargen Hebrideninsel Skilling ein Fährschiff. Nur Sekunden vor dem Unglück springt die 20-jährige Billie von Bord, doch ihre geliebte Schwester ist unter den vielen Toten. Zusammen mit ihrem Schwager Henry wird Billie auf Kiss Castle aufgenommen, dem Familiensitz Lord Hallowhulmes, der die Siedlerkolonie der Insel gegründet hat. Billie fühlt sich von der männlichen Aufmerksamkeit überfordert, die sie mit ihrem leuchtend roten, langen Haar auf Kiss Castle erregt. Henry beginnt, in ihr einen Ersatz für seine Frau zu sehen. Und auch Hallowhulme entwickelt mehr als nur pädagogisches Interesse an Billie und ihrer rätselhaften Leseschwäche. Ein Mann aber bringt sie in wirkliche Schwierigkeiten: Murdo. Der gut aussehende Verwalter und Cousin des Lords hat Billies waghalsigen Sprung von Bord beobachtet und argwöhnt nun, sie könne etwas mit der Katastrophe zu tun haben. Denn es stellt sich heraus, dass bei dem schrecklichen Schiffsunglück Sabotage im Spiel war. Zwischen den beiden entwickelt sich eine explosive Beziehung, in der sich Abneigung und eine unwiderstehliche Anziehungskraft mischen. Unterdessen erfährt Billie mehr über die Menschen auf Kiss Castle, als ihr lieb ist. Warum ist Murdo so misstrauisch? Was ist das düstere Familiengeheimnis der Hallowhulmes? Während Billie und Murdo das Puzzle Teilchen für Teilchen zu einem Ganzen fügen, fühlt sich der wahre Drahtzieher der Explosion in die Enge getrieben. Ohne es zu ahnen, befinden sich die beiden in großer Gefahr.

Elizabeth Knox wurde 1959 in Wellington, Neuseeland, geboren und hat an der Victoria University englische Literatur studiert. Sie publizierte mehrere preisgekrönte Romane und Erzählungen und lebt heute als freie Schriftstellerin mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Wellington.
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Produkt

KlappentextIm Jahr 1903 explodiert vor der kargen Hebrideninsel Skilling ein Fährschiff. Nur Sekunden vor dem Unglück springt die 20-jährige Billie von Bord, doch ihre geliebte Schwester ist unter den vielen Toten. Zusammen mit ihrem Schwager Henry wird Billie auf Kiss Castle aufgenommen, dem Familiensitz Lord Hallowhulmes, der die Siedlerkolonie der Insel gegründet hat. Billie fühlt sich von der männlichen Aufmerksamkeit überfordert, die sie mit ihrem leuchtend roten, langen Haar auf Kiss Castle erregt. Henry beginnt, in ihr einen Ersatz für seine Frau zu sehen. Und auch Hallowhulme entwickelt mehr als nur pädagogisches Interesse an Billie und ihrer rätselhaften Leseschwäche. Ein Mann aber bringt sie in wirkliche Schwierigkeiten: Murdo. Der gut aussehende Verwalter und Cousin des Lords hat Billies waghalsigen Sprung von Bord beobachtet und argwöhnt nun, sie könne etwas mit der Katastrophe zu tun haben. Denn es stellt sich heraus, dass bei dem schrecklichen Schiffsunglück Sabotage im Spiel war. Zwischen den beiden entwickelt sich eine explosive Beziehung, in der sich Abneigung und eine unwiderstehliche Anziehungskraft mischen. Unterdessen erfährt Billie mehr über die Menschen auf Kiss Castle, als ihr lieb ist. Warum ist Murdo so misstrauisch? Was ist das düstere Familiengeheimnis der Hallowhulmes? Während Billie und Murdo das Puzzle Teilchen für Teilchen zu einem Ganzen fügen, fühlt sich der wahre Drahtzieher der Explosion in die Enge getrieben. Ohne es zu ahnen, befinden sich die beiden in großer Gefahr.

Elizabeth Knox wurde 1959 in Wellington, Neuseeland, geboren und hat an der Victoria University englische Literatur studiert. Sie publizierte mehrere preisgekrönte Romane und Erzählungen und lebt heute als freie Schriftstellerin mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Wellington.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783688116294
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum16.11.2018
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4045131
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2 Stolnsay

MURDO HESKETH WAR AUSSER STANDE. Sie häuteten ihn, bevor sie ihn aufhoben. Sie ließen seinen triefenden Mantel wie eine Haut im Boot zurück und trugen ihn zu schützenden Wollballen, aus dem Wind heraus. Es gab nicht genügend Decken, obwohl Murdo selbst von seinem Lager aus, mit nur einem Ohr, ein Geräusch zu vernehmen meinte, das so sehr Steinen glich, die eine hölzerne Waschrinne hinuntergespült werden - Menschen in Holzschuhen eilten die gepflasterten Straßen von Stolnsay hinunter zum Hafen, um zu helfen. Ein Heringfischer an Murdos Seite nahm sein Messer, um einen Wollballen zu öffnen, dann zog er fettige Vliese heraus und stopfte sie um Murdo und Rixon, den Sohn seines Vetters, fest. Der Mann ging behutsam vor, und trotz der Kälte war Murdo, als finge er Feuer, ein halb ertrunkener Mann in einem Vliesnest wie ein Kohlenstück in trockenem Moos. Freundlichkeit machte ihn häufig rasend. Diese Freundlichkeit aber war unpersönlich, sie war allein den Umständen geschuldet.

Murdo konnte weder seinen Kiefer bewegen noch die Tasse halten, die man ihm anbot. Der junge Rixon Hallow war in besserem Zustand, er zitterte mächtig, verschüttete seinen Tee, war jedoch imstande zu sprechen. Er sagte, sein Freund Elov sei mit ihm im Heringboot an Land gekommen und lebe. Er wiederholte es mehrmals, aber «Wo ist er?».

Eine Frau mit bloßen Unterarmen, die schuppig glänzten, versuchte, Murdo Tee einzuflößen. Murdo merkte, dass er Rixons Worte von den Lippen ablas und dass sich das Klappern der Holzschuhe auf den Kopfsteinen in seinem unversehrten Ohr mit einem hohen Quietschen vermischte. Er schob den Becher beiseite und verlangte, die Frau möge ihm aufhelfen. Sie und Rixon fuhren zurück. Murdo merkte, dass er schrie. Die Frau presste die Lippen zusammen, tat aber wie geheißen. Murdos Absicht missverstehend, stand Rixon ebenfalls auf. Der Junge dachte womöglich, Murdo wolle Elov Jansen suchen.

Die Frau mit dem schönen Haar war Sekunden vor der Explosion von Bord gesprungen. Sie war an ihnen vorbeigepoltert, weiß vor Angst, hatte ihre Röcke gerafft und war gesprungen. Murdo hatte versucht, sie zu packen - weil sie ihm im Vorbeirauschen ihren spitzen, anmaßenden Ellbogen in die Rippen gestoßen und ihm die Luft genommen hatte. Er war getaumelt, hatte nach ihr gegriffen und sah dann, dass sie etwas Verrücktes tat, wie im verzweifelten Bemühen, einer großen Gefahr zu entrinnen. Ein Knall ertönte, und das Deck ruckte und hob sich. Es war eine Explosion im Laderaum des Schiffes, auf der dem Pier zugewandten Seite. Murdo spürte, wie ihm heiße Luft ins Gesicht fuhr, und sah, wie sie die Matrosen an der losen, überfrachteten Gangway hochschleuderte. Sie wurden mit blutigen Gesichtern rücklings über Bord geworfen. Rixons Hut flog davon, dann begann das Deck, sich den großen behauenen Steinen des Piers zuzuneigen.

Halb taub, vom Zittern geschwächt, packte Murdo den Arm eines Passanten. Er fragte - schrie: «Wo ist die Frau? Die gesprungen ist?»

Der Mann schüttelte den Kopf.

Rixon scherte aus - er hatte Elov entdeckt. Sein junges Gesicht zuckte, erhellte sich und fiel in sich zusammen. Noch unter dem Eindruck der knappen Rettung brach der Junge in Tränen aus und warf sich dem Freund in die Arme. Die angeschlagenen Kadetten klammerten sich aneinander fest, bis Wasser aus dem dicken Stoff ihrer Uniformen sickerte. Murdo ging weiter. Er brüllte seine Frage, bis er schließlich zu seiner großen Erleichterung auf Rory Skilling traf, der neben einem halb ertrunkenen Matrosen am Boden kniete. Rory Skilling arbeitete für Lord Hallowhulme, unterstand jedoch Murdo. Rory sprang behände auf, um sich anzuhören, was der Verwalter von ihm wollte. Er lauschte, mit der Hand im Nacken, und machte ein paar zaghaft beschwichtigende Gesten, bis Murdo die Stimme senkte. «Ich höre mich selbst nicht», erklärte Murdo taub. Es knackte und pfiff in seinen Ohren.

«Können Sie mich hören?», fragte Rory und klang dabei so dumpf, als wäre sein Kopf in Honig getaucht.

Murdo nickte. «Finden Sie sie. Halten Sie sie auf.»

«Ich muss sie erkennen, Mr. Hesketh», entgegnete Rory. Beim zweiten Mal verstand ihn Murdo. Er sagte: «Sie ist jung. Sie hat rotes Haar. Oder orange - eher orange. Sie erkennen sie am Haar.»

Rory Skilling ließ Murdo zurück, der sich auf ein Salzfass hockte und das Gesicht in den Händen vergrub.

Wieder sah er das entsetzte Gesicht seines Dieners vor sich, sah den Augenblick, in dem Ian Betler begriff, dass sein Bemühen hochzuklettern vom Abwärtsdrang des Schiffes bezwungen wurde. Murdo sah das kraftlose Klammern der Arme, wie ein Kätzchen, das von der Stuhlkante fällt und mit den Tatzen keinen Halt mehr findet, die Muskeln wehrlos gegen die Wucht des Falls. Murdo sah Angst in Entsetzen umschlagen, sah dann die vertraute Gestalt untergepflügt unter den Rumpf, zermahlen zwischen den Walzen von Schiff und Meer. Ians Hände verschwanden zuletzt, hilflos paddelnd und nach den schlüpfrigen Stahlplatten greifend. Einen Augenblick lang hatte Murdo diesem jüngsten Verlust nachgehangen, über ihm verharrt. Dann hatte er sich über den Kiel zurückgeworfen und war gefallen, gerutscht und schließlich ins Freie gestürzt. Er hatte sich gerettet.

Irgendwo in der Nähe und für ihn unhörbar waren die beiden Jungen Rixon und Elov vermutlich noch immer am Schluchzen und Austauschen von Erfahrungen, schockiert, erschüttert, dankbar - und Murdo empfand nichts als eine seltsame Enttäuschung, als hätte er eine Gelegenheit verpasst oder eine Prüfung nicht bestanden. Sie verursachte ihm Übelkeit. Sie gab ihm den Wunsch ein, sein kaltes, taubes, verwundetes Ich abzustreifen, wie er den Mantel abgestreift hatte. Doch er war auch neugierig - wenn dieser grimmige Verdacht Neugier genannt werden konnte. Sein Trost würde sein, herauszufinden, warum die Frau gesprungen war. Sie. Seine Missetäterin.

Auf einmal wurde Murdo von hinten gepackt und geknufft, von seinem großen, linkischen Vetter, den er nicht hatte kommen hören. «Murdo! Mein Lieber, ist alles in Ordnung?» James Hallow, Lord Hallowhulme, schrie. Er war aufgeregt. Er betätschelte Murdo, erteilte derweil Befehle, machte Vorschläge und gab den Menschen, die sich um ihn scharten, Ratschläge. Es waren überwiegend Männer aus dem Schloss, die ihn allesamt begierig anblickten, so begierig wie Jagdhunde den Mann mit dem Horn, den Jagdführer. Hallowhulme schaffte Murdo auf die Beine, stützte ihn, legte einen kräftigen Arm um seinen Vetter. Während er ihn den Pier entlangschob, fuhr Hallowhulme fort, Murdos Nacken, Gesicht, Brust und Bauch zu überprüfen, zu befühlen und zu betasten, und fragte in einem fort: «Unversehrt? Ganz und gar unversehrt?»

«Ja. Ich bin ganz und gar unversehrt», antwortete Murdo, zu laut, und er sah James zusammenzucken. «Ich möchte die Frau befragen.»

James´ fleischiges, besorgtes Gesicht nahm einen seiner charakteristischsten Züge an - er sah Murdo an, als handelte es sich bei seinem Vetter um eine Erscheinung, ein unerklärtes Phänomen, das gleichermaßen Empörung wie Erstaunen auslösen konnte. «Frau?»

Murdo erklärte sich. Er nannte ihren Namen.

Blut schoss in James Hallows Wangen und Stirn - er errötete, als sei er peinlich berührt. «Guter Gott!», rief er aus. «Mein Katalogisierer! Er sollte nicht auf der Gustav Edda sein!»

«Die Frau ist schuld», sagte Murdo; dann, mit einiger Überwindung, «vermute ich.»

«Bist du dir auch sicher?» Lord Hallowhulme runzelte mächtig die Stirn. Er sah aus wie ein Kleinkind auf dem Topf - halb gequält, halb entzückt. «Doch gewiss nicht. Gewiss war es der Kessel. Ein Problem mit dem Kessel.»

«Nein.» Murdo blieb verstockt. Sein Zorn blieb verstockt. Er schüttelte den stützenden Arm ab. «Warum ist sie gesprungen, wenn sie keine Schuld trägt?» Er fühlte sich erdrückt, fühlte sich, als würde die nötige Luft aus seinen Gedanken gesogen. Luft oder rotes Blut. Er war es leid, umsorgt zu werden. Er spürte keinen Schmerz, nur gewaltige Ungeduld. Rings um ihn und Hallowhulme lagen Gestalten in vor Seewasser dunklen Kleidern, in Decken gehüllt. Einige saßen, andere waren lang hingestreckt. Eine Bahre mit einem Matrosen wurde vorübergetragen; er stützte sich auf einen Ellbogen und hielt sich den anderen Arm. Da waren reglose Formen unter schmutzigem Segeltuch. An anderen machten sich Menschen zu schaffen, hoben ihre Arme hoch und hinter den Kopf, immer wieder, als wollten die Retter den Toten beibringen, allein über den letzten Fluss zu rudern. Murdo sah weiterhin Boote an der Stelle über dem Wrack, die noch immer vor entweichender Luft brodelte. Die Szenerie begann zu schrumpfen und verschwamm dann zu einem von roten Blitzen durchschossenen Dunkel. Murdo hoffte, niemand möge ihn auffangen, und als er die Besinnung verlor, meinte er zu hören oder zu fühlen, wie sein Vetter jäh die Finger von ihm ließ und einen Schritt zurücktrat. Murdo sank haltlos auf die Steine.

 

IN SEINEM BETT KAM ER WIEDER ZU SICH. Clara wachte bei ihm, saß einige Schritte entfernt auf einem Stuhl. Hinter Clara beugte sich ihre Zofe Jenny über ein Tablett auf einem Tisch und goss Dampfendes in eine Schale. Jenny war eine Kammerzofe, hatte sich jedoch in dieser Ausnahmesituation dazu herabgelassen, Brühe zu servieren.

Der Vorhang war geöffnet, und Murdo konnte einen seltsamen roten Glanz über dem Pier sehen.

Clara stand auf und trat an sein Bett, aber sie kniete nicht, noch neigte sie sich ihm auch nur ein wenig entgegen. «Kannst du mich hören?», fragte sie.

Murdo konnte sie hören, schüttelte...
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Autor

Elizabeth Knox wurde 1959 in Wellington, Neuseeland, geboren und hat an der Victoria University englische Literatur studiert. Sie publizierte mehrere preisgekrönte Romane und Erzählungen und lebt heute als freie Schriftstellerin mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Wellington.