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Ein Elefant in meiner Küche

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
352 Seiten
Deutsch
MVG Moderne Vlgs. Ges.erschienen am18.02.2019
Der Tod des Elefantenflüsterers und preisgekrönten Umweltschützers Lawrence Anthony trifft seine Frau Françoise schwer. Plötzlich führt sie das südafrikanische Naturschutzreservat ganz allein und sieht sich Herausforderungen gegenüber, denen sie sich nicht gewachsen fühlt. Das Geld wird knapp, Wilderer machen sich das Chaos von Lawrences Tod zunutze, und so bleibt für Françoise keine Zeit zu trauern. Doch die von ihrem Mann gerettete Elefantenherde teilt Françoises Trauer und entwickelt nach und nach eine neue und tiefe Beziehung zu ihr. Sie spenden ihr auf eindrucksvolle Weise Kraft, und so werden die Elefanten ihre größten Unterstützer und sie ein Teil der Herde. Ein bewegendes Memoir über Verlust, Loyalität und den Mut, einfach weiterzumachen.mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,99
HörbuchCompact Disc
EUR24,99
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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
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Produkt

KlappentextDer Tod des Elefantenflüsterers und preisgekrönten Umweltschützers Lawrence Anthony trifft seine Frau Françoise schwer. Plötzlich führt sie das südafrikanische Naturschutzreservat ganz allein und sieht sich Herausforderungen gegenüber, denen sie sich nicht gewachsen fühlt. Das Geld wird knapp, Wilderer machen sich das Chaos von Lawrences Tod zunutze, und so bleibt für Françoise keine Zeit zu trauern. Doch die von ihrem Mann gerettete Elefantenherde teilt Françoises Trauer und entwickelt nach und nach eine neue und tiefe Beziehung zu ihr. Sie spenden ihr auf eindrucksvolle Weise Kraft, und so werden die Elefanten ihre größten Unterstützer und sie ein Teil der Herde. Ein bewegendes Memoir über Verlust, Loyalität und den Mut, einfach weiterzumachen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961213719
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum18.02.2019
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4076446
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1 Die einzigen Mauern zwischen Menschen und Elefanten sind diejenigen, die wir selbst errichten

Stürmisches Wetter versetzte unsere Elefanten immer in Unruhe, und dass Winde von Sturmstärke vorhergesagt waren, bedeutete: Es bestand die Gefahr umstürzender Bäume, die den Begrenzungszaun von Thula Thula einreißen konnten. Der Zy-klon hatte sich schon seit Tagen angekündigt, und auch wenn wir nach einem sengend heißen Sommer dringend Wasser benötigten, konnten wir ganz gewiss keinen Tropensturm gebrauchen.

Wir sorgten uns um die Herde, aber mein Mann Lawrence und ich vertrauten darauf, dass sie von ihrer neuen Leitkuh Frankie - meiner Namensvetterin - an einen sicheren Ort irgendwo in der Weite unseres Wildtierreservats geführt würde.

Wir hatten die Elefanten schon seit einer Weile nicht mehr in der Nähe des Hauses gesehen und ich vermisste sie. Bei jedem Besuch gingen ihre Rüssel sofort in die Höhe, um unser Haus zu »lesen«. Waren wir überhaupt zu Hause? Wo waren die Hunde? Lag der Hauch einer neuen Bougainvillea in der Luft?

Bijou, meine Malteserpudelhündin und souveräne Prinzessin des Reservats, hasste es, nicht im Mittelpunkt zu stehen, und kläffte sie daher immer empört an. Die erwachsenen Elefanten ignorierten sie, aber die Jungen waren ebenso übermütig wie sie und jagten sie fröhlich den Drahtzaun um unseren Garten entlang - eine schlaksige Bande aus wedelnden Ohren und winzigen pendelnden Rüsseln.

Wie sehr wir ihre Besuche auch zu schätzen wussten, so wussten wir doch genau, dass es nicht gut für sie war, wenn sie sich in der Umgebung von Menschen so wohlfühlten. Das Risiko, dass Wilderer ihr Vertrauen ausnutzten, war zu groß, und daher planten wir, sie langsam von uns zu entwöhnen oder, besser gesagt, uns von ihnen zu entwöhnen.

Lawrence war keineswegs erpicht darauf, seine geliebte Nana aufzugeben, die ursprüngliche Leitkuh der Herde. Das beruhte auf Gegenseitigkeit, denn Nana hatte ihrerseits ebenfalls keinerlei Absicht, ihre Bindung zu ihm aufzugeben.

Sie trafen sich heimlich. Lawrence parkte seinen zerbeulten Landrover immer einen guten halben Kilometer von der Herde entfernt und wartete. Nana fing dann seinen Duft auf, trennte sich leise von den anderen und trottete durch das dichte Buschland zu ihm, den Rüssel hoch erhoben zu einem Gruß voller Entzücken. Er berichtete ihr von seinem Tag und sie berichtete ihm zweifelsohne von ihrem, mit einem sanften, kehligen Kollern und Berührungen mit der Rüsselspitze.

Welch ein Unterschied zu der gequälten Kreatur, die damals, im Jahr 1999, in Thula Thula angekommen war! Wir hatten das Wildtierreservat gerade erst erworben - eine wunderschöne Mischung aus Fluss, Savanne und Wald breitete sich über die welligen Hügel von Zululand, KwaZulu-Natal, aus, das eine Überfülle an Kaffernbüffeln, Hyänen, Giraffen, Zebras, Gnus und Antilopen beherbergte, ebenso Vögel und Schlangen jeder Art, vier Nashörner, einen sehr scheuen Leoparden und drei Krokodile.

Wir waren sehr enttäuscht, als wir im Nachhinein herausfanden, dass der Besitzer die Nashörner verkauft hatte. Damals gab es hier keine Elefanten und sie waren bestimmt nicht Teil unseres Plans. Zumindest noch nicht. Ganz sicher nicht so bald.

Als daher eine Beauftragte einer Tierschutzorganisation uns bat, eine gefährliche Herde von Elefanten aufzunehmen, waren wir entgeistert. Wir wussten nichts über die Haltung von Elefanten und verfügten auch nicht über die erforderliche Boma - das sicher umzäunte Gelände innerhalb des Reservats, wo sie bleiben konnten, bis sie sich an ihr neues Leben bei uns gewöhnt hatten.

»Die Frau muss doch wissen, dass wir damit keine Erfahrung haben«, sagte ich zu Lawrence. »Warum wir?«

»Wahrscheinlich, weil sonst niemand blöd genug ist. Aber Frankie, wenn wir Nein sagen, werden sie erschossen, sogar die Babys.«

Ich war entsetzt. »Ruf sie an und sag Ja. Wir kriegen das schon irgendwie hin. Tun wir immer.«

Zwei Wochen später, es war mitten in der Nacht und es regnete sintflutartig, brachten drei riesige Sattelschlepper sie zu uns. Von der vollen Wucht dessen, was da ankam, wurde ich förmlich erschlagen. Zwei erwachsene Kühe mit Nachwuchs, zwei Jungtiere und drei kleine Tiere, keine zehn Jahre alt. Bis dahin verstanden wir genügend von Elefanten, um zu wissen: Wenn es Probleme gäbe, dann mit den älteren Tieren. Lawrence und ich tauschten Blicke. Lass bloß die Boma halten.

Gerade als die Laster ins Reservat einfuhren, platzte ein Reifen und das Fahrzeug neigte sich gefährlich in den Schlamm. Mir gefror das Herz bei dem erschrockenen Trompeten und Kreischen der Elefanten. Erst in der Morgendämmerung gelang es uns, sie in die Sicherheit der neuen Umzäunung zu befördern.

Doch dort blieben sie nicht sehr lange.

Schon am folgenden Tag entdeckten sie eine Möglichkeit, die brutalen 8000 Volt der elektrischen Umzäunung zu umgehen, indem sie einen neun Meter hohen Tamboti-Baum daraufwarfen. Es gab einen Kurzschluss - und weg waren sie, auf dem Weg nach Norden in ihre ehemalige Heimat. Hunderte von Dörfern sprenkelten die Hügel und Täler rund um unser Wildtierreservat, also war ihr Ausbruch eine Katastrophe von höchstem Ausmaß.

Wir bemühten uns nach Kräften, sie zu finden. Man sollte annehmen, dass es einfach sei, eine Herde Elefanten zu entdecken, aber das ist es nicht! Große und kleine Tiere verstehen es instinktiv, sich im Busch unsichtbar zu machen, und auch diesen Elefanten gelang es. Spurensucher zu Fuß, mit Geländewagen und in Hubschraubern konnten sie nicht finden. Ich konnte einfach nicht untätig herumsitzen, daher sprang ich in meinen kleinen Wagen und raste zusammen mit Penny, unserer stämmigen Bullterrierhündin, als meiner Gehilfin auf der Suche nach ihnen über die unbefestigten Straßen.

»Sawubona, hast du sieben Elefanten gesehen?«, fragte ich in meinem besten Zulu jeden, an dem ich vorbeikam. Aber wegen meines französischen Akzents, der ihrer Sprache Gewalt antat, starrten alle die gestikulierende Blondine vor ihnen bloß an und schüttelten höflich den Kopf.

Es dauerte zehn Tage, um die Herde zurück nach Thula Thula zu befördern. Zehn lange, erschöpfende Tage. Wir lebten von Adrenalin und Kaffee und bekamen sehr wenig Schlaf ab. Dass Lawrence es fertigbrachte, dass sie nicht erschossen wurden, grenzte an ein Wunder. Die örtlichen für Wildtiere zuständigen Behörden hatten jedes Recht zu verlangen, dass die Elefanten erlegt wurden. Sie mussten schließlich für die Sicherheit der Menschen sorgen, und abgesehen davon wussten sie nur allzu gut, dass die Wahrscheinlichkeit, die Gruppe zu rehabilitieren, verschwindend gering war. Wir wurden gewarnt, dass die Elefanten, sollten sie wieder entkommen, definitiv erschossen würden.

Der Druck, sie erfolgreich anzusiedeln, war extrem, und mein Leben änderte sich über Nacht. Hatte ich mir bisher Sorgen wegen Kobras oder Skorpionen gemacht, so lag ich nun wach und wartete auf die Rückkehr von Lawrence, vor Angst erstarrt, dass er bei seinem verzweifelten Versuch, die Elefanten dazu zu bringen, ihre neue Heimat zu akzeptieren, zu Tode getrampelt worden war. Nacht für Nacht blieb er so nahe an der Boma, wie er es wagte, sang zu ihnen, sprach mit ihnen und erzählte ihnen Geschichten, bis er heiser war. Mit zärtlicher Entschlossenheit und einer ordentlichen Portion Wahnsinn durchbrach Lawrence Nanas entsetzliche Furcht vor Menschen und gewann ihr Vertrauen.

Eines heißen Nachmittags kehrte er nach Hause zurück und schoss buchstäblich die Stufen zu mir herauf. »Du glaubst nicht, was geschehen ist«, sagte er, immer noch von Ehrfurcht ergriffen. »Nana hat ihren Rüssel durch den Zaun gestreckt und meine Hand berührt!«

Vor Schreck bekam ich große Augen. Nana hätte ihren Rüssel auch um seinen Leib schlingen und ihn durch den Zaun reißen können.

»Woher hast du gewusst, dass sie dir nichts tun würde?«

»Weißt du, wie das ist, wenn du jemandes Stimmung spüren kannst, ohne dass ein Wort gefallen wäre? Genau so war das. Sie ist nicht mehr wütend und sie hat keine Angst. Tatsächlich glaube ich, sie hat mir gesagt, dass sie bereit sind, ihr neues Zuhause zu erkunden.«

»Bitte sieh zu, dass du lebend da rauskommst«, bettelte ich.

»Wir sind über das Schlimmste hinweg. Bei Tagesanbruch werde ich die Boma öffnen.«

In dieser Nacht saßen Lawrence und ich auf unserer Veranda unter einem sternenübersäten Himmel und stießen Champa-gnergläser aneinander.

»Auf Nana«, seufzte ich.

»Auf meine Baba.« Lawrence grinste.

In den letzten 13 Jahren war die Herde zu unserer Familie geworden, daher waren wir äußerst besorgt, als die Sturmwarnungen schlimmer wurden und das Risiko, dass uns der Zyklon treffen würde, mit jeder Stunde anstieg.

Lawrence war geschäftlich unterwegs, ich war auf mich allein gestellt. Doch er rief mich unentwegt an. Wie schlimm ist der Wind inzwischen? Hat es schon angefangen zu regnen? Patrouillieren die Ranger den Zaun entlang? Einen schlechteren Zeitpunkt für seine Abwesenheit hätte er sich kaum aussuchen können. Zyklone sind in Zululand selten, aber wenn sie zuschlagen, können die Zerstörungen verheerend sein. Hinterher fand ich heraus, dass er unsere Versicherungsgesellschaft in Johannesburg angerufen hatte, um die Deckungssumme für witterungsbedingte Schäden zu verdoppeln. Das zeigt, wie beunruhigt er war. Ich konnte seine Rückkehr kaum erwarten.

Inmitten dieses Chaos, um sieben Uhr früh am Freitag, den 2. März...

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