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Nie wieder ohne dich

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
222 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am31.05.20191. Aufl. 2019
Sabrina und Yoan sind überglücklich: Mit Louna haben sie die Tochter bekommen, die sie sich immer gewünscht haben. Doch als die Kleine wenige Wochen alt ist, tauchen in ihrem Gesicht Schwellungen auf. Kaum im Krankenhaus angekommen, werden ungeheure Beschuldigungen laut. Und ganz plötzlich finden sich die Eltern in einem Albtraum wieder: Yoan wird von der Polizei verhört, Sabrina darf ihre Tochter nicht mehr sehen. Vier Jahre kämpfen sie gegen Gerichte, Jugendamt und Gesundheitssystem, bis sie beweisen können: Sie haben Louna nichts angetan, sie leidet wie ihre Mutter an einer seltenen genetischen Krankheit ...


Sabrina und Yoan Bombarde hätten nie gedacht, dass Menschen in einem Rechtsstaat ein solches Unrecht widerfahren kann. Vier Jahre kämpften sie um ihre Tochter - doch erst als sie zu drastischen Mitteln griffen, bekamen sie ihr Kind zurück. Nun erzählen sie ihre ganze Geschichte.
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Produkt

KlappentextSabrina und Yoan sind überglücklich: Mit Louna haben sie die Tochter bekommen, die sie sich immer gewünscht haben. Doch als die Kleine wenige Wochen alt ist, tauchen in ihrem Gesicht Schwellungen auf. Kaum im Krankenhaus angekommen, werden ungeheure Beschuldigungen laut. Und ganz plötzlich finden sich die Eltern in einem Albtraum wieder: Yoan wird von der Polizei verhört, Sabrina darf ihre Tochter nicht mehr sehen. Vier Jahre kämpfen sie gegen Gerichte, Jugendamt und Gesundheitssystem, bis sie beweisen können: Sie haben Louna nichts angetan, sie leidet wie ihre Mutter an einer seltenen genetischen Krankheit ...


Sabrina und Yoan Bombarde hätten nie gedacht, dass Menschen in einem Rechtsstaat ein solches Unrecht widerfahren kann. Vier Jahre kämpften sie um ihre Tochter - doch erst als sie zu drastischen Mitteln griffen, bekamen sie ihr Kind zurück. Nun erzählen sie ihre ganze Geschichte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732572267
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum31.05.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Seiten222 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4102520
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

YOAN
1. In der Haut eines Kinderquälers â¦

16. Februar 2012. Ich komme mir vor wie in einem schlechten Hollywoodfilm.

Es ist jetzt schon fast vierundzwanzig Stunden her, dass ich zwischen zwei polizeilichen Vernehmungen in dieser erbärmlichen Zelle gelandet bin. Der Uringestank ist unerträglich. Unweigerlich schweifen meine Gedanken zu Elend und Tod. Seit gestern versuchen zunehmend gereizte Polizisten unerbittlich, mich im fahlen Licht der Amtszimmer zum Geständnis des Unvorstellbaren zu bewegen. Und ich streite ebenso unerbittlich ab. Wie so oft gibt es aufseiten der Verhörenden den Freundlichen, den Choleriker und denjenigen, der mir nicht einmal Zeit zum Luftholen lässt, so heftig prasseln seine Fragen auf mich nieder. Unter dem runden Auge einer an der Decke angebrachten Kamera, die jede noch so geringfügige Äußerung, jede noch so kleine Regung und Bewegung meinerseits festhält, gebe ich Antworten, die die Polizeibeamten verärgern. Es sind zweifelsohne Antworten, die sie nicht hören wollen â¦

Am Nachmittag des Vortags haben Polizeibeamte der Abteilung Jugendschutz frenetisch an unsere Wohnungstür geklopft. Anstatt die Klingel zu benutzen, um mich über die Gegensprechanlage zu bitten, die Tür des Gebäudes zu öffnen, schellten sie lieber bei Nachbarn, um ohne mein Wissen hineinzugelangen. Der Überraschungseffekt schien den Polizisten das geeignete Mittel, mich an einer möglichen Flucht zu hindern. Sie stürmten die Treppe im Laufschritt nach oben, um dann lautstark an meine Tür zu hämmern. Als ich öffnete, schleuderten sie mir statt einer Begrüßung entgegen: »Polizei. Abteilung Jugendschutz!« Sie waren zu viert. Einer von ihnen, ein junger Typ mit einem kleinen Schnurrbart, erinnerte mit seinem Aussehen ein wenig an die Polizisten der 1980er Jahre. Er musste etwa so alt sein wie ich, also zweiundzwanzig, und trat eher zurückhaltend auf. Vermutlich ein Berufsanfänger. Neben ihm baute sich ein breitschultriges Kraftpaket in hellbraunem Lederblouson auf. Außerdem gehörte eine Frau mit ausgeprägtem slawischem Akzent zur Truppe und noch ein weiterer Polizist, der deutlich älter als die anderen war. Er wirkte wie einer, der in seinem Job schon viel erlebt hat und keine Nachsicht kennt. Als ich sah, wie sie die Wohnung in Beschlag nahmen und forschende Blicke in jeden Winkel warfen, spürte ich, dass die Sache keine gute Wendung nehmen würde. Allerdings blieben sie höflich, als sie mich aufforderten, mit ihnen zu kommen. Auf meine Frage, aus welchem Grund sie mich vernehmen wollten, antworteten sie, dass dies im Zusammenhang mit einem Fall von Gewaltausübung gegen meine drei Monate alte Tochter Louna stünde. Als ich jedoch Auskunft darüber verlangte, ob man mich in Gewahrsam nehmen würde, schwiegen sie. Während sie mich zur Tür führten, sah ich zu meiner Lebensgefährtin Sabrina hinüber. In ihren Augen lag Verzweiflung, und es kam mir vor, als würden wir uns nie wiedersehen. Die Blondine und das Kraftpaket blieben bei ihr in der Wohnung, ich folgte den beiden anderen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass Sabrina ein paar Stunden später den gleichen Weg wie ich zurücklegen und sich dann ebenfalls in Polizeigewahrsam auf der Hauptwache von Nancy wiederfinden würde.

Der Ford Escort setzte sich gemächlich in Bewegung. Während der Fahrt verzichtete man auf Blaulicht und übermäßige Geschwindigkeit. Vermutlich wollte man mich beruhigen und nicht durch martialisches Auftreten einschüchtern. Kaum saß ich im Wagen, forderte der ältere und erfahrenere der beiden Polizisten mich scheinheilig auf: »Ich glaube, du hast uns so einiges zu erzählen â¦«

»Was sollte das denn Ihrer Meinung nach sein?«

»Oder war es deine Freundin Sabrina, die eurem Baby das angetan hat â¦ Vielleicht war es auch ein Unfall, so was kann vorkommen â¦«

»Aber das stimmt doch gar nicht! Sie liegen vollkommen falsch!«

Er taxierte mich mit zusammengekniffenen Augen, dann stieß er hörbar die Luft aus: »Ob es dir gefällt oder nicht, du wirst uns erklären müssen, was vorgefallen ist â¦«

Die Polizisten haben mich, vielleicht weil ich jung war und weil sie mich einschüchtern wollten, von Anfang an geduzt. Kein einziges Mal haben sie mich mit »Monsieur Bombarde« angeredet, und auch meinen Vornamen, Yoan, haben sie nie benutzt. Hätte ich eine Jacke mit aufgenähter Nummer angehabt, so hätten sie mich sicher mit dieser Nummer angeredet. Mit dem Betreten des Polizeigebäudes war ich, psychologisch gesehen, bereits ein Gefangener.

Während der Fahrt zur Polizeihauptwache von Nancy dachte ich fieberhaft nach. Jeder kann in Gewahrsam genommen und ausführlich vernommen werden. Etwa 800 000 Menschen geraten jedes Jahr in diese Situation, und die meisten von ihnen werden ohne weitere Strafverfolgung wieder auf freien Fuß gesetzt - was beweist, dass nicht nur Schuldige verhaftet werden. Aber dennoch: Um in Gewahrsam genommen zu werden, muss man verdächtigt werden, eine Straftat oder ein Verbrechen begangen zu haben, das mit Gefängnis geahndet wird. Welche Straftat, welches Verbrechen legte man mir zur Last? Der Polizeibeamte hatte gesagt, dass es um eine Sache ging, die mit Louna zu tun hatte â¦ Unsere kleine, drei Monate alte Tochter lag seit siebzehn Tagen im Krankenhaus. Sie war in kritischem Zustand eingeliefert worden, und die Spezialisten hatten zahlreiche Untersuchungen veranlasst, um herauszufinden, wo die Ursache für ihr Leiden lag. Vergeblich. Nahmen sie nun - in Ermangelung schlüssiger Ergebnisse - etwa an, sie sei misshandelt worden?

Gleich nach unserer Ankunft auf der Polizeiwache von Nancy eröffneten mir die Beamten, dass ich für vierundzwanzig Stunden in Polizeigewahrsam sei und dass sich dieser gegebenenfalls noch einmal um die gleiche Dauer verlängern konnte. Bleierne Schwere überfiel mich. Benommen bat ich um genauere Auskünfte und den Grund für diese Festnahme. Sie erklärten: »Es geht um Gewaltanwendung gegen minderjährige Schutzbefohlene durch Erziehungsberechtigte.« Im selben Atemzug erläuterten sie mir, dass ich einen Anwalt nehmen, einen Arzt konsultieren und ein Familienmitglied in Kenntnis setzen konnte. Ich fühlte mich, als steckte mein Kopf in einem Schraubstock. Das Herz klopfte mir bis zum Hals. Tatsächlich fühlte ich mich so elend, dass ich das Angebot annahm, mich von einem Arzt untersuchen zu lassen. Außerdem bat ich darum, meine Mutter zu benachrichtigen. In meiner Naivität erklärte ich dann, dass ich keinen Anwalt bräuchte. Das hätten schließlich nur Schuldige nötig. Da zu diesem Zeitpunkt mein Glaube in die Justiz noch nicht erschüttert war, ging ich davon aus, dass die Wahrheit alsbald ans Licht käme, und dann würde sich die Anschuldigung in Luft auflösen. Um mich selbst zu beruhigen, sagte ich mir wieder und wieder, dass diese Polizisten - selbst wenn sie die findigsten Detektive wären - nichts beweisen konnten, was niemals passiert war. Außerdem zweifelte ich nicht daran, dass die Spezialisten im Krankenhaus früher oder später Lounas Krankheit auf die Spur kommen würden.

Die Polizisten forderten mich auf, Gürtel und Schnürsenkel abzugeben, damit ich nicht auf die Idee käme, diese Dinge für einen Fluchtversuch zu benutzen oder gar einen Selbstmordversuch zu unternehmen. Dann folgte die Untersuchung durch einen Arzt, der erklärte, dass mein Zustand ohne jegliche Einschränkung mit einem Polizeigewahrsam vereinbar sei - alles andere wäre auch erstaunlich gewesen. Immerhin gab er mir eine Tablette, die mich beruhigen sollte. Unmittelbar danach begannen die Polizisten mit ihrer Befragung. Sie bombardierten mich mit Fragen und ließen nicht einen Augenblick locker, bis sie mich schließlich in eine verdreckte Zelle verfrachteten, wo ich für die nächste Zeit mir selbst überlassen war.

Die Wände in dem kleinen, fensterlosen Raum waren grau und düster, ein Betonsockel stellte das Bett dar. Eine Matratze und ein Kopfkissen gab es nicht, nur eine übel riechende, abgewetzte Decke. Zum Flur hin war die Zelle mit einer großen Plexiglasscheibe versehen, in die viele Graffiti geritzt waren, offenbar mit Münzen oder Feuerzeugen. Alles war abstoßend schmutzig, und ich fragte mich: Wie viele Männer haben wohl schon in diesem mittelalterlich anmutenden Verlies gesessen? Und wie viele haben sich, wie ich, vergeblich abgemüht, ihre Unschuld zu beteuern?

Von dem Moment an, da ich mich in den Räumen der Polizeiwache befand, ließen mir die drei Polizisten keine Zeit, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie wechselten sich ab, um ein ungeheuerliches Geständnis aus mir herauszupressen. Mein hartnäckiges Abstreiten änderte nichts. Sie zeigten keinerlei Regung von Mitgefühl oder Sympathie. Vermutlich waren sie der Meinung, dass ein Unschuldiger ein Schuldiger ist, der dies nur noch nicht weiß. Unablässig wiederholten sie ihre Fragen, um mich zu Unstimmigkeiten oder Fehlern zu verleiten, wenn ich nur erschöpft genug war, und mich zu überführen.

»Vorhin hast du gesagt, du hättest an jenem Tag das Haus nicht verlassen â¦«

»Ich muss mich geirrt haben.«

»Passiert es dir häufiger, dass du dich nicht mehr daran erinnerst, was du getan hast?«

»Warum fragen Sie mich das?«

»Wir sind diejenigen, die hier die Fragen stellen! Ich halte hiermit also fest, dass du dich vor allem an das erinnerst, was dir gut in den Kram passt â¦«

Trotz ihres Eifers, trotz meiner Angst und trotz schrecklicher Augenblicke der Verzweiflung geriet ich nicht ins Wanken und verstrickte mich bei meinen Aussagen nicht in Widersprüche. Ihre Anschuldigungen waren ebenso falsch wie abscheulich, und ich musste keinen...

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Sabrina und Yoan Bombarde hätten nie gedacht, dass Menschen in einem Rechtsstaat ein solches Unrecht widerfahren kann. Vier Jahre kämpften sie um ihre Tochter - doch erst als sie zu drastischen Mitteln griffen, bekamen sie ihr Kind zurück. Nun erzählen sie ihre ganze Geschichte.
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