Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Der Zauber von Somerset

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
365 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am29.04.20191. Aufl. 2019
Im schönsten Teil Südenglands will Amber über den Sommer die zurückliegende schwere Zeit in London vergessen. Doch schon am ersten Morgen steht plötzlich der zerzaust wirkende Schriftsteller Finian samt Koffern in der Tür des Cottages, das er ebenfalls gemietet hat. Auch ihn umgibt die Aura des frisch Verlassenen, und sie beschließen eine Wohngemeinschaft auf Probe.Als die scheue Hündin Faye ihrem fiesen Besitzer entkommt und bei ihnen Schutz sucht, müssen die zufälligen Gefährten zusammenhalten ...

Mirjam Müntefering, Autorin der'Kalle und Kasimir'-Romaneund von 'Hund aufs Herz',schreibt als Pippa Watson ergreifende Liebesgeschichten vor der atmosphärischen Kulisse Englands.



Pippa Watson, Jahrgang 1969, lebt in Nordrhein-Westfalen auf dem Land, ist aber seit ihrer Kindheit innig mit Großbritannien verbunden. So oft wie möglich streift sie mit ihren Hunden durch die Landschaft der romantisch rauen Küsten und traumhaften Gärten. Und so liebt sie es, die Welt zwischen Cream Tea und Linksverkehr auch in ihren Romanen lebendig werden zu lassen.
mehr

Produkt

KlappentextIm schönsten Teil Südenglands will Amber über den Sommer die zurückliegende schwere Zeit in London vergessen. Doch schon am ersten Morgen steht plötzlich der zerzaust wirkende Schriftsteller Finian samt Koffern in der Tür des Cottages, das er ebenfalls gemietet hat. Auch ihn umgibt die Aura des frisch Verlassenen, und sie beschließen eine Wohngemeinschaft auf Probe.Als die scheue Hündin Faye ihrem fiesen Besitzer entkommt und bei ihnen Schutz sucht, müssen die zufälligen Gefährten zusammenhalten ...

Mirjam Müntefering, Autorin der'Kalle und Kasimir'-Romaneund von 'Hund aufs Herz',schreibt als Pippa Watson ergreifende Liebesgeschichten vor der atmosphärischen Kulisse Englands.



Pippa Watson, Jahrgang 1969, lebt in Nordrhein-Westfalen auf dem Land, ist aber seit ihrer Kindheit innig mit Großbritannien verbunden. So oft wie möglich streift sie mit ihren Hunden durch die Landschaft der romantisch rauen Küsten und traumhaften Gärten. Und so liebt sie es, die Welt zwischen Cream Tea und Linksverkehr auch in ihren Romanen lebendig werden zu lassen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732572045
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum29.04.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Seiten365 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4102524
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Amber

Ich habe davon gehört, von diesem Spruch, dass man weggehen muss, um anzukommen.

Aber ernsthaft darüber nachgedacht habe ich nie.

Weil es einfach nicht infrage gekommen wäre.

Wie sollte das denn auch funktionieren? Du kannst nicht weggehen, wenn da jemand ist, mit dem du dich so eng verbunden fühlst wie über eine Nabelschnur. Jemand, der dich braucht. Den du brauchst.

Ich lege den fünften Gang ein und fahre vom Beschleunigungsstreifen auf die Autobahn.

So früh am Morgen bin ich dem dicksten Londoner Verkehr entkommen, ehe er in seiner üblichen Gewohnheit zur lärmenden, stinkenden Zeitfressmaschine heranwachsen kann, in der man nur schrittweise vorwärtskommt. Alle behaupten immer, wer in London lebt, besitzt kein Auto. Ich frage mich aber jeden Morgen, wenn ich aus meiner Wohnung den Weg zur Tube-Station gehe, wer denn dann um Himmels willen Tag für Tag unsere Straßen verstopft. Das können doch nicht alles Touristen sein!

Obwohl ich eine der Londonerinnen bin, die tatsächlich kein Auto besitzt, bin ich jetzt gerade ziemlich froh darüber, dass meine kleine Schwester Phoebe mir für die nächsten drei Monate ihren Mini Cooper geborgt hat.

Als ich ihr vor drei Wochen von meinem Plan erzählte, den Sommer in Somerset zu verbringen, bot sie mir sofort ihren fahrbaren Untersatz an, als könne sie durch diesen Vorschlag meine Abreise beschleunigen. Was nicht bedeutet, dass sie mich dringend loswerden wollte. Eher zeugt es von ihrer Verzweiflung darüber, dass sie selbst wohl nicht mehr weiß, wie sie mir helfen könnte.

Phoebe und ich verstehen uns wirklich gut. Obwohl - oder vielleicht auch weil - ich schon neun Jahre alt war, als sie vor sechsunddreißig Jahren zur Welt kam. Seitdem sind wir beste Freundinnen, und ich liebe ihre Kinder Jacob und Evie und schätze meinen Schwager Logan sehr.

Weil wir uns so eng verbunden fühlen, vermute ich, dass Phoebe in den letzten Monaten mehr oder weniger das Herz gebrochen ist, wann immer sie aus Kingston zu mir heraufkam und gesehen hat, wie es mir ging. Daher war sie begeistert, als ich endlich wieder etwas Initiative zeigte und von der Reise sprach.

In den letzten Tagen hat mich auch tatsächlich so etwas wie ein vorfreudiges Kribbeln ergriffen, das jetzt immer noch in meinem Magen sitzt. Die Stadt für eine Weile zu verlassen fällt mir wirklich nicht schwer. Mein Herz hängt nicht an überfüllten Tube-Stations, hippen Bars und Tourischwärmen im St James´s Park.

Phoebe hat es richtig gemacht, sie ist in Kingston geblieben, wo wir aufgewachsen sind, und wohnt nur einen Steinwurf von Mum und Dad entfernt. Kingston ist nah genug am Zentrum der großen Stadt und doch ein wenig ländlich, kleiner, beschaulicher, und beinahe ohne den Fluglärm, den die Maschinen veranstalten, die alle paar Minuten in Heathrow landen.

Während ich Phoebes Mini beschleunige und über die Kraft staune, die unter der kleinen, niedlich anmutenden Motorhaube vibriert, frage ich mich, wieso ich selbst nicht einfach wieder dorthin zurückgekehrt bin - nach meiner Ausbildung zur Steuerberaterin.

Aber dann taucht ein Paar blauer Augen vor mir auf, lächelt mich verschmitzt an.

Wie hätte ich denn weggehen können?

Ich schalte das Radio ein, um mich auf andere Gedanken zu bringen.

In der Talksendung am Morgen wird dem Unterschied zwischen preiswürdiger Literatur und sogenannter Konsumbelletristik auf den Grund gegangen.

Die Moderatorin bemüht sich wirklich um wertfreies Vorgehen, aber der Literaturprofessor aus Oxford, den ihr der zuständige Redakteur vor die Nase gesetzt hat, zerschlägt ihre Anstrengungen mühelos mit blasiertem Gefasel.

»Bleiben wir noch einmal bei der bereits zitierten Mary-Anne Price«, schlägt sie gerade vor. »Die große Fangemeinde ihrer Liebesromane zeugt davon, dass fiktive Storys mit Happy End heutzutage gefragter sind als je zuvor. Die Themenhintergründe in ihren Büchern sind durchaus sorgfältig recherchiert. Die Figuren besitzen Tiefe und dürfen sich entwickeln ...«

»Genau das ist es ja, was die Konsumbelletristik ausmacht«, fällt ihr der Professor ins Wort, als sei er mindestens ein katholischer Erzbischof und Unterhaltungsromane seien nichts anderes als die Saat des Teufels. »Es spiegelt eben nicht das reale Leben wieder.«

»Ist das der Anspruch der Literatur?«, hält die Moderatorin tapfer dagegen. »Macht Qualität sich fest an der Spiegelung der Realität?«

»Ich bitte Sie!«, antwortet er mit einem dünnen Lachen, bei dem sich mir automatisch die Hände ums Lenkrad krampfen. »Wenn Mary-Anne Price selbst von der Qualität ihrer Publikationen überzeugt wäre, würde sie doch unter ihrem Klarnamen veröffentlichen und nicht unter diesem geheimnisvollen und bestens gehüteten Pseudonym. Das zeigt doch nur ...«

Ich schalte um.

In der Steuerkanzlei hatte ich drei oder vier Klienten, die genau dem Typ dieses Professors entsprechen. Unerträgliche Besserwisser, die keine andere Meinung gelten lassen als ihre eigene - selbst, wenn sie von neuen Steuergesetzen weniger Ahnung haben als eine Kuh vom Stricken.

Auch ein Grund, warum ich meinen Job gekündigt habe und nun mit dem Gedanken spiele, mich nach meiner Rückkehr selbstständig zu machen. Denn dann könnte ich mir meine Klienten selbst aussuchen. Diese Selbstständigkeit ist etwas, womit mir Phoebe schon seit Jahren in den Ohren liegt. Sie meint, allein mit ihren Freunden und Bekannten könnte ich mir einen wunderbaren Stamm an Klienten aufbauen, die alle heilfroh darüber wären, wenn ihre Steuerberaterin klar verständlich mit ihnen redet und nicht automatisch den höchst möglichen Vergütungssatz berechnet.

Aber auch darüber will ich jetzt nicht nachdenken. Vor mir liegen drei Monate Auszeit. Die will ich nicht damit beginnen, bereits Pläne für die Zeit danach zu schmieden.

Der nächste Sender spielt Musik aus den Neunzigern. Wer hätte gedacht, dass ich die Songtexte noch auswendig kenne? Laut schmettere ich Zombie von The Cranberries und What is love? von Haddaway mit.

Nachdem ich Basingstoke passiert habe, wechsle ich von der M3 auf die A303. Jetzt muss ich nur noch stur geradeaus Richtung Westen fahren, die Morgensonne im Rückspiegel.

Es dauert nicht lange, bis die Gegend, durch die die Autobahn mich führt, immer ländlicher wird. Ich fahre mitten durch Andover, lasse Salisbury südlich liegen und wechsle auf die A36. In Somerset ist es sogar schön, über die Autobahnen zu fahren. Links und rechts, so weit das Auge reicht, liegt die wunderbare Landschaft dieser Region Südenglands.

Es gibt Felder, auf denen jetzt, Ende Mai, bereits das Korn hochsteht und sich im Wind wiegt, der vom Bristolkanal herunterweht. Auf den saftig grünen Wiesen, eingegrenzt durch die typisch englischen Hecken, grasen Kühe, Pferde und Schafe. Sogar ein paar Rehe haben den Weg aus den mit Laubbäumen bewaldeten Hängen der sanften Hügel gefunden.

Irgendwann schalte ich das Radio aus. Versuche, die Stille zu ertragen.

»Weißt du, wenn man erst mal gelernt hat, die Stille auszuhalten«, hat Eddy neulich noch gesagt, die blauen Augen unverwandt in eine Ferne gerichtet, in die ich ihm nicht folgen konnte, »dann ist sie ein großes Geschenk.«

Seitdem habe ich mich oft gefragt, was genau er damit gemeint hat. Ich habe es immer mal wieder ausprobiert, so wie jetzt. Aber ich kann darin kein Geschenk entdecken. Mich macht Schweigen eher nervös. Daher bin ich regelrecht erleichtert, als mein Handy sich über die Freisprechanlage meldet.

»Phoebe, hast du etwa Angst um dein Auto?«, begrüße ich meine kleine Schwester lachend.

»Wie fährt er sich?«, will sie wissen.

»Erste Sahne!«

»Wunderbar! Ich wusste, dass ihr gut miteinander auskommen würdet!«

»Vermisst ihr den Wagen schon?«, frage ich, und es regt sich ein kleines schlechtes Gewissen, weil sie mir zuliebe auf ihr heiß geliebtes Auto verzichtet.

»Ich nicht die Bohne!«, kommt es ohne Zögern. »Ich baue es in meinen Diätplan ein - Bewegung ist dabei das A und O.«

»Und die Kids?«

»Ach, Evie und Jacob tut es gut, mal nicht zur Schule, zum Gitarrenunterricht oder zu den Pfadfindern chauffiert zu werden. So können sie endlich selbstständig werden.«

»Sie sind acht und zehn Jahre alt«, werfe ich kichernd ein.

»Alt genug«, entgegnet sie betont kaltherzig.

»Du bist eine wunderbare Mutter!«

»Im Ernst, wo bist du gerade, Amber?«

Genau in diesem Augenblick passiere ich ein Ortseingangsschild.

»Glastonbury.«

»Geil!«, quietscht Phoebe.

»Du stehst auf eine ehemalige Hippiehochburg, in der auch heute noch lauter verrückte Leute leben, die behaupten, ihr Ort sei das damalige Avalon und im Park der ehemals gewaltigen Abbey sei König Artus begraben?«

Sie grunzt. »Ich stehe auf das alljährliche Musikfestival, Schwesterchen.«

»Oh, daran habe ich gar nicht gedacht.«

»Wie immer absolut hip unterwegs.«

»Danke.«

»Hast du dir schon überlegt, was du unternehmen willst?«

»Phoebe, ich bin noch gar nicht angekommen«, sage ich lachend.

Wie kann es nur sein, dass meine neun Jahre jüngere Schwester derartig temperamentvoll ist, während ich so ruhig und eher beschaulich durchs Leben gehe?

»Jaaa. Aber hast du denn gar nichts geplant? Sogar du musst aufgeregt sein vor einem dreimonatigen Urlaub!«

In dem Moment verlasse ich den Ort in westlicher Richtung,...

mehr

Autor

Pippa Watson, Jahrgang 1969, lebt in Nordrhein-Westfalen auf dem Land, ist aber seit ihrer Kindheit innig mit Großbritannien verbunden. So oft wie möglich streift sie mit ihren Hunden durch die Landschaft der romantisch rauen Küsten und traumhaften Gärten. Und so liebt sie es, die Welt zwischen Cream Tea und Linksverkehr auch in ihren Romanen lebendig werden zu lassen.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt