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Christoph Kolumbus

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
160 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am20.08.20191. Auflage
Christoph Kolumbus, den die Nachwelt als Entdecker Amerikas und heroischen Seefahrer rühmte, war eine eigentümlich gebrochene Persönlichkeit. Eine fixe Idee bestimmte sein Leben: nach West zu segeln und einen schnellen Seeweg zum Wunderland Indien zu finden. Er vertraute dabei dem gerade entstehenden wissenschaftlichen Weltbild und begriff sich doch später als gottgesandt.

Andreas Venzke, geb. 1961, lebt als freier Autor in Freiburg im Breisgau.
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Produkt

KlappentextChristoph Kolumbus, den die Nachwelt als Entdecker Amerikas und heroischen Seefahrer rühmte, war eine eigentümlich gebrochene Persönlichkeit. Eine fixe Idee bestimmte sein Leben: nach West zu segeln und einen schnellen Seeweg zum Wunderland Indien zu finden. Er vertraute dabei dem gerade entstehenden wissenschaftlichen Weltbild und begriff sich doch später als gottgesandt.

Andreas Venzke, geb. 1961, lebt als freier Autor in Freiburg im Breisgau.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644004221
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum20.08.2019
Auflage1. Auflage
Seiten160 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4104405
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Herkunft und frühe Jahre

«Christoph Kolumbus, geboren im Jahr 1451 in Genua.» Über nichts im Leben dessen, den wir üblicherweise den «Entdecker Amerikas» nennen, ist im Laufe der letzten beiden Jahrhunderte heftiger gestritten worden als über die Frage nach seinem Geburtsort. Obwohl auch das Jahr seiner Geburt ungewiss war, brachte doch die Frage nach dem Geburtsort des Kolumbus die Gemüter weit stärker in Wallung. Vor allem im Zeichen des erwachenden Patriotismus und Nationalismus des 19. Jahrhunderts bot der Geburtsort den Schlüssel dafür, um den lange Zeit fast vergessenen Christoph Kolumbus zum Spanier oder Italiener, sogar zum Portugiesen, Franzosen, Griechen, Norweger usw. zu erklären. Hunderte von Dokumenten, Urkunden und sonstigen Hinweisen wurden zusammengetragen, um entweder die eine oder die andere Theorie zu untermauern. So haben im Lauf der Zeit allein mehr als ein Dutzend italienische Städte und etliche spanische Provinzen die Ehre für sich in Anspruch genommen, Kolumbus als einen der Ihren feiern zu dürfen.

Heutzutage gehen die Historiker freilich allgemein davon aus, dass Kolumbus tatsächlich aus Genua stammte. Jahr und Tag seiner Geburt lassen sich aufgrund bestimmter Urkunden auf den Zeitraum zwischen dem 25. August und dem 31. Oktober 1451 eingrenzen. Kolumbus selbst hat nicht gerade dazu beigetragen, Licht in das Geheimnis seiner Herkunft zu bringen, da er seine familiären Hintergründe eher zu verschleiern als zu erhellen suchte. Dieser Cristoforo Colombo, der in Portugal seinen italienischen Namen in Cristovão Colom, in Spanien dann in Cristóbal Colón änderte, verspürte in seiner Zeit, als die europäischen Nationalstaaten sich erst zu bilden begannen, noch keinerlei nationalen Eifer. Höchstens bekannte er sich in wenigen überlieferten Aussagen stolz zu seiner Geburtsstadt Genua, für deren Ehre, Wohl und Gedeihen sich seine Nachkommen einzusetzen hätten, wie er sich in einer - allerdings nur als spätere Abschrift überlieferten und dabei wahrscheinlich rückdatierten - Majoratsverfügung aus dem Jahr 1498 ausdrückte. Dort findet sich außerdem folgende Passage: Geboren in Genua, bin ich nach Kastilien gekommen, um Ihren Hoheiten zu dienen ... Ich befehle meinem Sohn Diego, oder jenem, der das Majorat erben wird, in der Stadt Genua stets einen Angehörigen unseres Geschlechts zu erhalten, der dort Haus und Familie hat, und ihm eine Rente zuzuweisen, von der er, als ein unserem Stamme sehr nahestehender Mann, würdig leben kann, er fasse Fuß und Wurzel in dieser Stadt, als gebürtig aus ihr; er wird von dieser Stadt in allen für ihn notwendigen Dingen Gunst und Hilfe erwarten können, denn ich komme aus ihr und bin in ihr geboren. In einem 1502 datierten Brief an die Bank San Giorgio in Genua schrieb er, sicher nicht nur als wohlklingende Phrase, in Sevilla befinde sich zwar sein Leib, aber sein Herz weile beständig in seiner Heimatstadt.

Die spärlichen Auskünfte, die Kolumbus selbst zu seiner Herkunft gab, lassen es als sehr plausibel erscheinen, dass der später so berühmte «Admiral des Weltmeeres» möglichst zu verschweigen suchte, dass er aus einfachem Hause stammte. Die wenigen Quellen, die etwas über seine Herkunft, über seine Kindheit und Jugend aussagen, ergeben folgendes Bild: sein Großvater Giovanni stammte aus einem Dorf in dem von schroffen Bergen umgebenen Tal von Fontanabuona, etwa 30 Kilometer östlich Genuas. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hatte sich Giovanni Colombo in Quinto niedergelassen, an jenem wohlhabenden Küstenstrich, den «Genova la superba», «das stolze Genua», beherrschte. Er hatte das Handwerk des Wollwebers ergriffen und später seinem Sohn Domenico in Genua eine Lehrstelle bei einem flämischen Tuchmacher verschafft. Während über die Mutter des Christoph Kolumbus, Susanna di Fontanarossa, nahezu nichts bekannt ist, besagen die Urkunden des Staatsarchivs von Genua, dass Domenico Colombo, sein Vater, es zum Meister der Wollweber gebracht hatte und der Zunft der Tuchmacher angehörte. Zudem ist überliefert, dass ein gewisser Domenico Colombo 1447 für ein Jahr zum Wächter eines Stadttors von Genua, der Porta dell´ Olivella, bestellt wurde, was ihm als Bürger der Stadt einiges Ansehen eingebracht haben dürfte. Seine Amtszeit wurde dreimal in Folge um jeweils ein Jahr verlängert.

Cristoforo wuchs mit vier Geschwistern auf: Sein ältester Bruder Pellegrino starb relativ jung; Bartolomeo (Bartolomé in der spanischen Form), Dritter in der Reihe, verknüpfte sein Leben eng mit dem seines Bruders Cristoforo, förderte ihn nach Kräften und wurde später Adelantado (Statthalter) auf Hispaniola; der mit Abstand jüngste Bruder Giacomo (Diego) blieb in der später so bekannten Familie der Colombo ziemlich unscheinbar. Die Schwester Bianchinetta wurde mit zwanzig Jahren an einen Käsehändler verheiratet; sie ist von keinem der Brüder je mit einem Wort erwähnt worden.

Eineinhalb Jahrzehnte schweigen die Urkunden über das weitere Schicksal der Familie Colombo. Als nächstes gesichertes Datum im Leben des jungen Christoph ist erst wieder der Monat März des Jahres 1470 überliefert, als der Vater Domenico mit der Familie nach Savona übersiedelte, einer Handels- und Hafenstadt westlich von Genua. In den Jahren davor hatte das Wollgeschäft des Vaters stagniert, ja, es war später so weit gekommen, dass Domenico Colombo seiner Schulden wegen einige Tage im Gefängnis sitzen musste. Er hatte also gute Gründe dafür, in einer anderen Stadt günstigere Bedingungen für sein Gewerbe zu suchen. In einer Urkunde dieser Zeit aus Savona wird er gleichwohl als «tabernarius», als Gastwirt bezeichnet, was darauf hinweist, dass der Vater dazu gezwungen war, nebenberuflich einen Weinausschank zu betreiben. In den folgenden Jahren geriet Domenico Colombo vollends in finanzielle Bedrängnis; aus einer Urkunde des Jahres 1473 geht hervor, dass das Haus der Familie in Genua verkauft werden musste.

«Genuensis ergo mercator», «Genuese und also auch Kaufmann», lautete ein auf die Stadt bezogener Sinnspruch. Jedoch war seit dem Ende des 14. Jahrhunderts die einst im Mittelmeerraum führende Handelsmacht Genua nach einem hundertjährigen Konflikt mit Venedig und infolge der schweren Beeinträchtigungen des Handels mit der Levante durch die osmanische Eroberung Konstantinopels (1453) allmählich in eine Krise geraten, aus der sich die Stadt politisch und vor allem wirtschaftlich nur schwer zu befreien vermochte. Zudem hatten andere italienische Städte, Florenz an erster Stelle, einen blühenden Handel mit Textilien begonnen - darunter auch mit orientalischen Seidenstoffen und Brokat -, der zwar einigen finanzkräftigen Webern zu Reichtum verhalf, die kleineren Webermeister jedoch wirtschaftlich ruinierte.

Auch mit der tatkräftigen Unterstützung seines Sohnes Cristoforo konnte der Vater seiner geschäftlichen Misere nicht mehr entrinnen. Immer größere Schulden häuften sich auf, und das Leben des Domenico Colombo wurde immer unsteter. Seine beiden Söhne Christoph und Bartolomeo gingen schließlich irgendwann ihre eigenen Wege; nach dem Tod seiner Frau Susanna und auch seines Sohnes Pellegrino ließ sich Domenico mit den beiden Kindern Bianchinetta und Giacomo wieder in Genua nieder. Seinen Beruf als Weber hatte er aufgegeben, sodass er ein recht kärgliches Leben fristete. Bald heiratete die Tochter Bianchinetta; der jüngste Sohn Giacomo verließ Genua und folgte seinen beiden Brüdern, die der Vater zuerst im fernen Portugal und am Ende seines Lebens in Spanien wusste. Vielleicht wurde er hin und wieder von Cristoforo und Bartolomeo unterstützt; dass die Familienbande jedoch zerrissen waren, lässt sich aus der Tatsache schließen, dass auch mit dem später so berühmten Christoph Kolumbus kein Briefwechsel überliefert ist. Zum letzten Mal wird Domenico Colombo in einer Urkunde aus dem Jahr 1494 erwähnt, und irgendwann vor dem Jahr 1498 muss der Vater des Kolumbus gestorben sein.

Der junge Christoph hatte keine Lehre im Handwerk seines Vaters absolviert; es erscheint sogar fraglich, ob er überhaupt den zu seiner Zeit in einer Stadt wie Genua üblichen Bildungsweg beschritten und sich von Mönchen im Lesen, Schreiben und Rechnen hatte unterrichten lassen. Er wird auf jeden Fall nur ein sehr lückenhaftes Wissen erworben haben; seine späteren Kenntnisse der Kartographie, der Astronomie oder der lateinischen Sprache, der er sich recht gewandt bediente, brachte er sich selbst bei. Sein Sohn Fernando setzte jedoch die Legende in Umlauf, Kolumbus habe in Pavia die Universität besucht. In einem Brief schrieb Kolumbus später: Seit ich Seemann wurde, habe ich mit Fleiß in allen Schriften, Erdbeschreibungen, Geschichtsbüchern, Chroniken, Philosophiewerken und anderen Büchern gelesen. Die bedrängte finanzielle Lage der Familie zwang ihn vermutlich dazu, in seiner Jugend wohl vor allem als Wollkrempler zu arbeiten: Zur Aufbesserung des Familieneinkommens raute und kämmte (kardierte) er dazu mit seinem Bruder Bartolomeo die von der Mutter gesponnene Wolle, die der Vater dann verwebte. Kolumbus selbst erwähnte später einmal, nachdem er den Zenit seines Lebens längst überschritten hatte, dass er aus dem Nichts emporgehoben worden sei - eine Äußerung, die sich auch als Stoßseufzer über die Dürftigkeit seiner Jugend verstehen lässt.

Das Aussehen und Erscheinungsbild des zum Mann gewordenen Kolumbus hat sein Sohn Fernando, der eine umfangreiche, vielfach mystifizierende und idealisierende Biographie seines Vaters verfasste, folgendermaßen beschrieben: «Der Admiral war ein wohlgebauter Mann, über...
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