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Dieser verfluchte Baum

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Julius Beltz GmbHerschienen am13.02.20191. Auflage
»Äääääch-wächäch-wääääääch!«, stöhnt der Baum. Wieder liegt in seiner Nähe ein Toter. Die Fichte bringe Unglück, sagen sie in diesem Dorf im Allgäu, wo fast alle an Spuk und Übersinnliches glauben. Das ist vermutlich Quatsch, denken Hendrik, Eddi und Ida. Also gehen sie der Sache mit scharfem Verstand auf den Grund. Doch bevor sie auf eine faszinierende Spur stoßen, muss sich Hendrik fragen, ob er selbst von einem Spuk befallen ist: Er hat nicht nur auf einmal ein erstaunliches Wissen über Bäume, sondern auch seltsame Lähmungen. Muss er etwa um sein Leben fürchten? Weitere schaurige Abenteuer mit Hendrik, Eddi und Ida: »Das schaurige Haus« »Die Krähe am unheimlichen See«

Martina Wildner, geb.1968 im Allgäu. Nach einigen Semestern Islamwissenschaften in Erlangen studierte sie an der Fachhochschule Nürnberg Grafikdesign. Heute lebt sie als freie Autorin mit ihrer Familie in Berlin. Bei Beltz & Gelberg veröffentlichte sie unter anderem die Romane »Jede Menge Sternschnuppen« (Peter-Härtling-Preis für Kinderliteratur), »Königin des Sprungturms« (Deutscher Jugendliteraturpreis) sowie die schaurigen Abenteuer mit Hendrik, Eddi und Ida: »Das schaurige Haus« (nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis), »Die Krähe am unheimlichen See«, »Dieser verfluchte Baum«. Ihr neuester Roman »Der Himmel über dem Platz« ercheint im Frühjahr 2021.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR13,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

Klappentext»Äääääch-wächäch-wääääääch!«, stöhnt der Baum. Wieder liegt in seiner Nähe ein Toter. Die Fichte bringe Unglück, sagen sie in diesem Dorf im Allgäu, wo fast alle an Spuk und Übersinnliches glauben. Das ist vermutlich Quatsch, denken Hendrik, Eddi und Ida. Also gehen sie der Sache mit scharfem Verstand auf den Grund. Doch bevor sie auf eine faszinierende Spur stoßen, muss sich Hendrik fragen, ob er selbst von einem Spuk befallen ist: Er hat nicht nur auf einmal ein erstaunliches Wissen über Bäume, sondern auch seltsame Lähmungen. Muss er etwa um sein Leben fürchten? Weitere schaurige Abenteuer mit Hendrik, Eddi und Ida: »Das schaurige Haus« »Die Krähe am unheimlichen See«

Martina Wildner, geb.1968 im Allgäu. Nach einigen Semestern Islamwissenschaften in Erlangen studierte sie an der Fachhochschule Nürnberg Grafikdesign. Heute lebt sie als freie Autorin mit ihrer Familie in Berlin. Bei Beltz & Gelberg veröffentlichte sie unter anderem die Romane »Jede Menge Sternschnuppen« (Peter-Härtling-Preis für Kinderliteratur), »Königin des Sprungturms« (Deutscher Jugendliteraturpreis) sowie die schaurigen Abenteuer mit Hendrik, Eddi und Ida: »Das schaurige Haus« (nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis), »Die Krähe am unheimlichen See«, »Dieser verfluchte Baum«. Ihr neuester Roman »Der Himmel über dem Platz« ercheint im Frühjahr 2021.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783407757982
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum13.02.2019
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse4694 Kbytes
Artikel-Nr.4165150
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Der Todesbaum


Alles begann mit diesem Anruf.

»Hendrik, kannst du dich an den Baum erinnern?«, fragte Ida. Sie rief normalerweise nicht an, schon gar nicht auf dem Festnetz. Meistens schrieben wir uns Nachrichten oder schickten uns Bilder.

»An welchen Baum?«, fragte ich, denn es gab sehr viele Bäume in meinem Gedächtnis, zum Beispiel den Ahorn gegenüber, den Kastanienbaum zwei Hochhäuser weiter, die Vogelbeere, deren Früchte mein kleiner Bruder Eddi mal probiert hatte, um sich besser in Vögel hineinversetzen zu können, und, und, und.

»Da ist schon wieder einer gestorben. Am Todesbaum.«

Jetzt wusste ich, was für einen Baum sie meinte.

Dass ich diesen Baum überhaupt kannte, lag an Idas Geburtstag am 23. Februar. Wir - meine Eltern, Eddi und ich - waren für einen Kurzbesuch ins Allgäu gefahren, um an unserem Haus dort, das wir vermietet hatten, etwas zu reparieren.

Es war sehr kalt gewesen, und deshalb waren Ida und ich an ihrem Geburtstag auf dem Rädlesweiher Schlittschuh gelaufen. Nach Hause gingen wir zu Fuß; es war eine Strecke von etwa drei Kilometern. Weil es schon dämmerte, schlug Ida vor, eine Abkürzung über einen steilen, verschneiten Pfad durch eine kleine Schlucht zu nehmen. Wir stapften durch den fast kniehohen Schnee und waren schnell außer Atem. Schließlich kamen wir zu einer Lichtung, in der mittendrin ein riesiger schwarzer Baum emporragte, eine Fichte.

Fichten gibt es im Allgäu massenweise. Viele stehen im Wald, sind astlos und haben eine schmale Krone. Diese Fichte jedoch war, weil sie allein wachsen durfte, breit, groß und mächtig. Weit streckte sie ihre Äste wie Arme nach allen Seiten aus, und das erste Mal wurde mir bewusst, dass Nadelbäume wirklich rauschten. Die Fichte schien mich mit ihrem Rauschen zu begrüßen, und so streckte auch ich meinen Arm aus, um ihre herabhängenden Zweige zu berühren.

»Geh lieber nicht so nah hin«, sagte Ida damals.

»Sie fällt schon nicht um«, beruhigte ich sie.

»Das meine ich nicht. Aber der Baum hat einen schlechten Ruf. Er bringt den Tod, heißt es.«

Ich sah Ida verständnislos an. Bäume waren keine Mörder. Sie waren die wichtigsten Wesen auf unserem Planeten, denn sie erzeugten Sauerstoff. Sie brachten Leben, niemals den Tod.

Ida, die meinen Blick bemerkte, erwiderte: »Klar, das ist vermutlich Quatsch. Und trotzdem sind hier schon öfter Leute gestorben.«

Sie zeigte auf einen gemauerten Sockel neben der Fichte, eine Art kleines Denkmal. Hinter einem rostigen Eisengitter stand in einer Nische eine grob geschnitzte weibliche Figur mit großen Augen und ausgestreckten Armen. Es war eine junge Frau, eher noch ein Mädchen. Ein mit Flechten und Moos überwuchertes Dach schützte das kleine Bauwerk, das aussah wie der winzige Turm einer winzigen Kirche.

»Ist sie ...?« Ich zeigte auf die Figur. »Ich meine: Ist sie eine von denen, die hier gestorben sind?«

»Keine Ahnung. Das ist ja alles ewig her.«

»Ziemlich scheußlich.« Die ausgestreckten Hände der Figur waren groß und unförmig, fand ich.

»Mir gefällt sie, sie hat traurige Augen«, meinte Ida.

»Der Kopf ist viel zu groß!«

Die Figur war bemalt. Das geschnitzte Mädchen trug ein weißes Kleid und hatte gelbliches Haar. Die Farben waren verblasst, in den Ritzen hatte sich Dreck angesammelt.

Wen Gott liebt, prüft er, las ich. In stillem Gedenken an unsere Gerlinde.

Die Buchstaben waren in eine verwitterte Holztafel geschnitzt. Auch in der Schrift war Dreck.

»Gerlinde hieß die Erste, die hier gestorben ist«, erklärte Ida. »Gerlinde Gschwendner. Sie war 16. Manche sagen, es sei Selbstmord gewesen.«

»Uuuh. Und wieso hat sie das getan?« Irgendwie kam mir der Name Gerlinde, der ja heutzutage nicht besonders häufig ist, bekannt vor, aber ich wusste nicht genau, woher.

Ida zuckte mit den Schultern. »Ich glaub, ihr Freund wollte sie verlassen. Aber genau weiß ich es nicht. Das war ja alles lang vor unserer Geburt. Nicht mal meine Mutter kannte sie richtig; auch sie war noch ein Kind, als das alles passierte.«

»Und wegen dieser Sache sagen alle, der Baum bringt Unglück?«, fragte ich.

»Genau.«

Ich war skeptisch und wollte so etwas sagen wie »Na, typisch!« oder »Oh Mann!«, doch Ida kam mir zuvor.

»Es ist ja noch ein Mädchen hier gestorben.«

»Wer denn?«

»Ach, Tante Hildegard hat mir mal davon erzählt. Das Mädchen hatte einen ganz kurzen Namen ... aber er fällt mir gerade nicht ein. Sie soll beim Baum umgefallen und gleich tot gewesen sein.«

»Einfach so?«

»Mmmh. Das war lang nach der Gerlinde Gschwendner.«

Ida stand eine Weile nachdenklich da und schob ihre Mütze gerade. Dann holte sie ihr Handy heraus und machte ein Foto von der Figur. Auf dem Display sah sie noch missratener aus.

»Oje«, sagte Ida und deutete auf eine Wurzel, die sich unter den Sockel des Denkmals geschoben hatte. »Schau mal, der Baum macht mit seinen Wurzeln den Sockel von dem Marterl kaputt.«

»Wie nennst du das? Martel?«

»Marterl. Ich ... äh ... weiß kein anderes Wort dafür. Man nennt solche kleinen Bauwerke hier so.«

Das alles hatte mir Ida also an jenem 23. Februar erzählt, als wir die Abkürzung über die kleine Lichtung mit dem »Todesbaum« genommen hatten.

Und jetzt rief Ida an, weil dort wieder jemand gestorben war.

»Auch ein Mädchen?«, fragte ich.

»Nein, ein Mann. Josef Baumgartner hieß der. Er ist übrigens ein Verwandter von Chris.«

»Ach je.« Chris war mein größter Feind im Allgäu. Er war hinterhältig, gemein und völlig verrückt.

»Dieser Josef Baumgartner ist von einem herunterfallenden Ast erschlagen worden«, sagte Ida.

»Oh! War Sturm?«, fragte ich.

»Nein, gar nicht. Der Ast ist einfach so runtergefallen ... Also, natürlich nicht einfach so . Der Todesbaum hat mal wieder zugeschlagen.«

»Ida!«, rief ich, weil ich nicht so richtig an den Todesbaum glauben wollte. »Jeder Baum verliert mal einen Ast. Es ist zwar absolutes Pech, wenn man gerade dann drunter steht, aber es ist wirklich nur das: Pech.«

»Vielleicht«, sagte Ida, doch es klang wie »ganz sicher nicht«. Sie holte Luft und sagte in einem anderen Tonfall: »Bald kommt ihr! Ich freu mich schon.«

»Na ja«, sagte ich. »Es sind noch knapp zwei Monate bis zu den Ferien. Genauer gesagt 54 Tage.«

Leider trennten Ida und mich zusätzlich noch 400 Kilometer. Ich hatte sie kennengelernt, als wir für ein Dreivierteljahr im Allgäu gelebt hatten, weil mein Vater dort Arbeit gefunden hatte. Jetzt arbeitete er wieder in C., also in Chemnitz, und wir waren mit ihm dorthin zurückgezogen. Unser Haus im Allgäu hatten wir an Bekannte vermietet.

Ida legte auf. Wie gesagt, Ida und ich telefonierten nicht oft, weil da manchmal peinliche Gesprächslücken entstanden. Sie rief nur an, wenn etwas wirklich gar nicht mehr anders zu klären war. Und mit dem Baum verhielt es sich offensichtlich so.

Das mit dem Baum war schon damals im Februar seltsam gewesen, schon als ich das erste Mal seinen Stamm berührte. Eigentlich hatte ich Ida beweisen wollen, dass ein Baum kein Unglück bringen konnte, dass es sich um einen ganz normalen Baum handelte.

Der Baum war unten astlos, aber weiter oben standen die Äste, wie bei allein stehenden Fichten üblich, in günstigen Kletterabständen. Aus irgendeinem Grund wollte ich plötzlich hinauf, obwohl mir kalt war und obwohl ich wusste, dass Ida dagegen sein würde. Ich fragte also nicht lang, sondern sprang nach oben, sodass ich den untersten Ast zu fassen bekam, und zog mich daran hoch, bis ich darauf sitzen konnte.

»Hendrik, was machst du da?«, fragte Ida. Sie klang ein bisschen ungeduldig. Wir waren ja hier, um abzukürzen, nicht um noch länger zu brauchen.

»Ich klettere nur mal schnell ein Stück hoch.« Im Nu war ich auf fünf Metern Höhe.

»Ich seh dich gar nicht mehr!«, rief Ida.

Ich sah sie auch nicht. Es war ja inzwischen dunkel und die dicht stehenden Äste nahmen mir jegliche Sicht. Rasch war ich noch zwei Meter höher gestiegen. Jetzt hörte ich das Rauschen lauter. Der Baum schwankte leicht.

»Hendrik!« Idas Stimme klang leise.

Ich stieg einen Ast höher. Nur noch ein ganz kleines Stück, dachte ich und stieg weiter. Plötzlich spaltete sich der Stamm. Statt eines Stammes hatte er plötzlich zwei. Ich wählte den linken Stamm - er schien...
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Autor

Martina Wildner, geb.1968 im Allgäu. Nach einigen Semestern Islamwissenschaften in Erlangen studierte sie an der Fachhochschule Nürnberg Grafikdesign. Heute lebt sie als freie Autorin mit ihrer Familie in Berlin. Bei Beltz & Gelberg veröffentlichte sie unter anderem die Romane »Jede Menge Sternschnuppen« (Peter-Härtling-Preis für Kinderliteratur), »Königin des Sprungturms« (Deutscher Jugendliteraturpreis) sowie die schaurigen Abenteuer mit Hendrik, Eddi und Ida: »Das schaurige Haus« (nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis), »Die Krähe am unheimlichen See«, »Dieser verfluchte Baum«. Ihr neuester Roman »Der Himmel über dem Platz« ercheint im Frühjahr 2021.