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Bordertown - Die Abrechnung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Suhrkamp Verlag AGerschienen am11.03.2019Deutsche Erstausgabe
Kommissar Sorjonen erlebt seinen persönlichen Albtraum: Seine Tochter Janina wird blutverschmiert und ohne jegliche Erinnerung auf einem Segelboot aufgefunden. Neben ihr: ein brutal ermordeter Mann. Die Beweise sind erdrückend, der Fall scheint klar. Und Sorjonen hat nur noch eine Mission: die Unschuld seiner Tochter zu beweisen.

Sorjonen ist ein brillanter Ermittler, doch Mord und Totschlag verfolgen ihn bis in den Schlaf. Wenigstens ging es bislang um das Schicksal anderer. Damit ist es jetzt vorbei: Seine eigene Tochter wird in einen bizarren Mordfall verwickelt, und alle Spuren weisen in ihre Richtung. Sorjonen sind die Hände gebunden. Schließlich beginnt er zusammen mit seiner Kollegin Lena, einer ehemaligen russischen FSB-Agentin, auf eigene Faust zu ermitteln. Je näher er dem wahren Schuldigen allerdings kommt, desto mehr bringt er sich selbst in Gefahr. Denn der Täter will nur eines: Rache ...



J. M. Ilves ist das Pseudonym zweier finnischer Autoren, die sich zusammengetan haben, um eine neue Krimiserie im Stil des Nordic Noir zu schreiben. Zum Vorbild haben sie sich skandinavische Krimierfolge wie The Killing und Die Brücke genommen. Und so wurde auch Bordertown fürs Fernsehen verfilmt. Die TV-Serie begeisterte in Finnland ein Millionenpublikum und wurde in über 40 Länder verkauft.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextKommissar Sorjonen erlebt seinen persönlichen Albtraum: Seine Tochter Janina wird blutverschmiert und ohne jegliche Erinnerung auf einem Segelboot aufgefunden. Neben ihr: ein brutal ermordeter Mann. Die Beweise sind erdrückend, der Fall scheint klar. Und Sorjonen hat nur noch eine Mission: die Unschuld seiner Tochter zu beweisen.

Sorjonen ist ein brillanter Ermittler, doch Mord und Totschlag verfolgen ihn bis in den Schlaf. Wenigstens ging es bislang um das Schicksal anderer. Damit ist es jetzt vorbei: Seine eigene Tochter wird in einen bizarren Mordfall verwickelt, und alle Spuren weisen in ihre Richtung. Sorjonen sind die Hände gebunden. Schließlich beginnt er zusammen mit seiner Kollegin Lena, einer ehemaligen russischen FSB-Agentin, auf eigene Faust zu ermitteln. Je näher er dem wahren Schuldigen allerdings kommt, desto mehr bringt er sich selbst in Gefahr. Denn der Täter will nur eines: Rache ...



J. M. Ilves ist das Pseudonym zweier finnischer Autoren, die sich zusammengetan haben, um eine neue Krimiserie im Stil des Nordic Noir zu schreiben. Zum Vorbild haben sie sich skandinavische Krimierfolge wie The Killing und Die Brücke genommen. Und so wurde auch Bordertown fürs Fernsehen verfilmt. Die TV-Serie begeisterte in Finnland ein Millionenpublikum und wurde in über 40 Länder verkauft.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783518759578
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum11.03.2019
AuflageDeutsche Erstausgabe
Reihen-Nr.4922
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4170491
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



3


In jungen Jahren hatte ich mich, wenn sich ein geselliger Abend nicht umgehen ließ, meist mit Trinken gerettet. Weniger aus Strategie als vielmehr aus Versehen - wenn ich nervös war, trank ich zu viel, bis es - zumindest für einen Augenblick - nicht mehr wehtat, die vielen Menschen und den von ihnen verursachten Lärm ertragen zu müssen. Außerdem wurde ich so für eine gute halbe Stunde zu einem fast umgänglichen Gesellschaftsmenschen. Bezahlen musste ich diesen Umstand mit so manchem verkaterten Morgen. Es hat mir aber auch etwas Gutes gebracht: Am Silvesterabend des Jahres 1993 hatte ich mich genau im richtigen Moment getraut, den Mund aufzumachen und Pauliina anzusprechen. Später tauschten wir unsere Telefonnummern aus.

Offensichtlich habe ich mich auch mit fünfzig nicht grundlegend verändert. Der Abend ist noch jung, aber weil ich mir nicht anders zu helfen wusste, habe ich wieder zu viel getrunken und schwanke nun leicht. Das wird mir sicher keiner hier übelnehmen. Außerdem ist es fast überstanden, es sind nur noch meine beiden engsten Kollegen, Niko und Lena, da. Jetzt kann ich mich endlich entspannen. Ich betätige den Hebel am Sessel, die Fußstütze klappt hoch, die Rückenlehne runter, und ich liege nun fast wie auf einem Zahnarztstuhl.

»Hab ich euch jemals gesagt«, beginne ich schwülstig, während ich den fliegenförmigen Rauchmelder über mir anstarre, »dass ihr ein Spitzenteam seid? Bessere Kollegen kann man sich nicht wünschen.«

»Ich muss jetzt leider gehen«, sagt Lena.

»Ich auch«, fügt Niko eilig hinzu.

Ich lasse die Rückenlehne hochschnellen. »Aber doch nicht sofort!«, rufe ich entrüstet.

Pauliina schaut mich verwundert an.

»Nehmt euch noch einen Kaffee und einen Calvados«, bettele ich, »und lasst uns noch ein bisschen schwatzen.«

Ich bin in der Phase des umgänglichen Gesellschaftsmenschen. Mit Schwung erhebe ich mich aus dem Sessel, gehe entschlossenen Schrittes in die Küche und mache mich an der Kaffeemaschine zu schaffen. In Helsinki haben wir alles runtergekippt, was uns an schwarzem Gebräu vor die Nase kam. Hier investieren wir mehr Mühe in das Zubereiten des Kaffees, und unsere Kaffeemaschine von der Größe eines kleinen Gefrierschranks war keineswegs billig. Janina hält unser neues Hobby für versnobt, ist allerdings einem Latte macchiato aus frisch gemahlenen Bohnen und aufgeschäumter Milch nicht abgeneigt.

Ich trage den Espresso ins Wohnzimmer und stelle die Tassen vorsichtig, als wären es Vogeljunge, auf den Sofatisch. Dann gieße ich reichlich Calvados ein. Pauliina ist verschwunden, ich gieße ihr trotzdem ein Glas ein.

Nun fange ich an, über dienstliche Dinge zu reden, und frage Niko und Lena, was sie dazu bewogen hat, in den Polizeidienst einzutreten. Die Antworten sind nicht sehr tiefschürfend. Niko kann sich sogar die abgedroschene Bemerkung über den schmalen, aber verlässlichen Verdienst beim Staat nicht verkneifen. Lena, die sonst immer so direkt ist, antwortet ebenfalls ausweichend. Dabei würde mich besonders ihre Antwort interessieren, schließlich war sie früher beim russischen Inlandsgeheimdienst FSB beschäftigt. Bei der finnischen Polizei gibt es wahrscheinlich keine Zweite mit ihrem Hintergrund.

Für mich müsse ein Beruf mit Inhalt gefüllt sein, fahre ich fort, mit etwas Handfestem und Beständigem. »Auch wenn mir die Arbeit manchmal meine letzten Kräfte und fast den Verstand raubt, solange man einen Sinn darin sieht, hält man es aus.« Meiner Theorie nach hält ein Mensch harte Arbeit ohne Sinn entweder nicht aus oder wird im Alter von dem Gefühl heimgesucht, umsonst gelebt zu haben. Wenn vom jahrzehntelangen Schuften zum Lebensabend nichts bleibt, ist es schwer, stolz auf das Erreichte zu sein. Dann sind Partner und Familie für nichts und wieder nichts vernachlässigt worden, vollkommen grundlos hat man nicht mitbekommen, wie Kinder und Enkel herangewachsen sind, und auf der hohen Kante liegt auch nichts, für das sich das alles gelohnt hätte.

Meine Überlegungen bringen meine Kollegen in Verlegenheit.

»Wenn man fünfzig wird«, verteidige ich mich, »ist es ja wohl erlaubt, über das Leben zu philosophieren.«

Wenn es nur um Geld ginge, würde ich täglich am Black-Jack-Tisch im Casino sitzen. Dann könnte ich meine besondere Erinnerungsgabe zu Geld machen und das Polster auf dem Konto wäre komfortabler, aber in anderer Hinsicht wäre ich ärmer.

»Und was ist dir wichtig?«, fragt Lena ungeduldig.

Ich habe wohl etwas zu weit ausgeholt. Nach kurzer Überlegung antworte ich: »Die Welt ist voller zerstörerischer Kräfte, die nur im Dunkeln gedeihen. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass das Licht nicht erlischt.«

Das war vielleicht ein bisschen zu pathetisch. Doch zu meiner Überraschung nickt Lena ernst.

»Gut auf den Punkt gebracht. An dir ist ein Dichter verlorengegangen.«

»Jeden Morgen erinnere ich mich daran, warum ich zur Arbeit gehe. Dann bin ich besser gerüstet, wenn der Tag mir wieder einmal alles abverlangt. Probiert´s mal aus.«

Niko fühlt sich von meinen Ausführungen offensichtlich unangenehm berührt und versucht, die Stimmung ein bisschen aufzulockern.

»Du, mach doch noch mal den Trick«, fordert er mich auf und greift nach dem Kartenstapel. »Mal sehen, wie sich Alkohol auf dein Erinnerungsvermögen auswirkt.«

Am frühen Abend habe ich auf Wunsch meiner Gäste einen Trick vorgeführt. Dabei liegen drei gemischte Stapel Karten vor mir auf dem Tisch. Ich blättere sie einmal durch und zähle dann aus dem Gedächtnis alle Karten der Reihe nach auf. Jemand anders hält die Stapel in der Hand und kontrolliert vor aller Augen meine Aufzählung. Vorhin habe ich keinen Fehler gemacht.

»Ach, lass sein«, wehre ich ab. »Das Gedächtnis ist doch nur ein Werkzeug, die Arbeit an sich ist viel interessanter.«

Niko wirkt enttäuscht. Er ist jung, knapp dreißig, noch ein richtiger Grünschnabel.

Ich trinke mein Glas aus und fühle mich ungewohnt mitteilsam. Wenn man mein Alter erreicht hat, braucht man sich nicht mehr davor zu fürchten, sich zu blamieren. Vielleicht bin ich aber auch nur außergewöhnlich alkoholiiert.

Wie auch immer, auf jeden Fall beginne ich, über ein empfindliches Thema zu reden: im Dienst begangene Fehler.

»Ich habe den Sohn eines Ministers getötet«, bekennt Lena unumwunden. »Allerdings hat er zuvor versucht, mich umzubringen.«

Und sie hat es ohne Waffe getan. Ich kenne die Geschichte, und Nikos Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hört er sie auch nicht zum ersten Mal. Der Tod des Ministersohns war der Grund, warum Lena vor einem Jahr aus Russland nach Finnland geflohen ist. Jemand vom FSB hatte sie gewarnt, dass der Minister ihren Kopf fordere. Der Grund, warum sie sich ausgerechnet für Lappeenranta entschied, war das Verschwinden ihrer Tochter Katia, deren Spuren von Russland hierherführten. Der Fall war ungewöhnlich grausam und hatte mehrere Todesopfer gefordert, ist für Katia aber noch einmal glimpflich ausgegangen. Lena hat damals der Sondereinheit Schwerkriminalität auf die ihr typische Art geholfen, den Fall zu lösen: mit absoluter Hingabe und kurzentschlossenem, nervenstarkem Handeln.

Ihre Fähigkeiten hatten mich sofort beeindruckt, sie ist das genaue Gegenteil von mir. Lena analysiert nicht und geht auch nicht besonders systematisch vor - mitunter richtet sie in ihrem Privatleben ein ziemliches Chaos an -, aber ihre Intuition ist sensationell. In gewissem Sinne ist sie eher Künstlerin als Beamtin.

Es gelang unserer Abteilungsleiterin Taina Henttunen, die richtigen Strippen zu ziehen und Lena für eine Polizistin einzustellen, die wegen eines Dienstvergehens entlassen werden musste. Sie hat sich als wertvolle Mitarbeiterin erwiesen, und Taina hat nicht eine Sekunde lang bereut, sie ins Team geholt zu haben.

Katia...


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Autor

J. M. Ilves ist das Pseudonym zweier finnischer Autoren, die sich zusammengetan haben, um eine neue Krimiserie im Stil des Nordic Noir zu schreiben. Zum Vorbild haben sie sich skandinavische Krimierfolge wie The Killing und Die Brücke genommen. Und so wurde auch Bordertown fürs Fernsehen verfilmt. Die TV-Serie begeisterte in Finnland ein Millionenpublikum und wurde in über 40 Länder verkauft.

Anke Michler-Janhunen ist Kulturwissenschaftlerin und Fennistin. Sie arbeitet freiberuflich als Dolmetscherin sowie als Übersetzerin finnischsprachiger Literatur. Anke Michler-Janhunen lebt in Berlin.