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Die Briten und Europa

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am25.03.2019
Die Briten und wir: Warum der Brexit nicht das Ende der britisch-europäischen Partnerschaft sein wird
Europa hat in der Geschichte Großbritanniens stets eine wichtige Rolle gespielt. Seit Jahrhunderten mischen sich die Briten mit Lust in die Geschicke der europäischen Nachbarstaaten ein - und werden wiederum von den Ereignissen dort beeinflusst. In seiner fulminanten Geschichte der tausendjährigen, turbulenten Beziehung zwischen den Briten und Europa zeigt Brendan Simms ebenso faktenreich wie unterhaltsam, warum man die eine Seite des Ärmelkanals nicht ohne die andere denken kann. Sein Buch bündelt die Glanzlichter und die Tiefpunkte der britisch-europäischen Geschichte vom Mittelalter bis zum Brexit und ist ein eindrucksvolles Plädoyer für eine enge Partnerschaft, auch über das Ausscheiden Großbritanniens aus der EU hinaus.

Brendan Simms, geboren 1967, ist Professor für die Geschichte der internationalen Beziehungen an der Universität Cambridge. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geopolitik Europas und die Geschichte Deutschlands im europäischen Kontext. Er publiziert in Zeitschriften und Zeitungen zu aktuellen geo- und europapolitischen Themen und ist Autor zahlreicher Bücher, die breite Beachtung fanden, darunter »Die Briten und Europa. Tausend Jahre Konflikt und Kooperation« (2018) und »Hitler. Eine globale Biographie« (2020).
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Produkt

KlappentextDie Briten und wir: Warum der Brexit nicht das Ende der britisch-europäischen Partnerschaft sein wird
Europa hat in der Geschichte Großbritanniens stets eine wichtige Rolle gespielt. Seit Jahrhunderten mischen sich die Briten mit Lust in die Geschicke der europäischen Nachbarstaaten ein - und werden wiederum von den Ereignissen dort beeinflusst. In seiner fulminanten Geschichte der tausendjährigen, turbulenten Beziehung zwischen den Briten und Europa zeigt Brendan Simms ebenso faktenreich wie unterhaltsam, warum man die eine Seite des Ärmelkanals nicht ohne die andere denken kann. Sein Buch bündelt die Glanzlichter und die Tiefpunkte der britisch-europäischen Geschichte vom Mittelalter bis zum Brexit und ist ein eindrucksvolles Plädoyer für eine enge Partnerschaft, auch über das Ausscheiden Großbritanniens aus der EU hinaus.

Brendan Simms, geboren 1967, ist Professor für die Geschichte der internationalen Beziehungen an der Universität Cambridge. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geopolitik Europas und die Geschichte Deutschlands im europäischen Kontext. Er publiziert in Zeitschriften und Zeitungen zu aktuellen geo- und europapolitischen Themen und ist Autor zahlreicher Bücher, die breite Beachtung fanden, darunter »Die Briten und Europa. Tausend Jahre Konflikt und Kooperation« (2018) und »Hitler. Eine globale Biographie« (2020).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641244750
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum25.03.2019
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2415 Kbytes
Artikel-Nr.4170745
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

Die Bande der »Christenheit«
Europa und die Schaffung Englands

Um die Christenheit vor dem vorsätzlichen, bösen Ansturm der Ungläubigen zu retten, die sie zu vernichten und in ihren verschiedenen Gebieten auszulöschen versuchen; und damit der König [von Frankreich], sein Widersacher von England und die Fürsten beider Seiten in der Lage sind, sich um einen guten Frieden und wahre Einigkeit in unserer Heiligen Mutter Kirche, die so lange gespalten und im Schisma war, bemühen ...

Französisches Friedensangebot an England, 1396 1

Hält man sich die großen, unschätzbaren und beinahe unendlichen Kosten und Ausgaben sowohl von Gütern als auch von Blut, die [England] um [Frankreichs] willen getragen und erlitten hat, vor Augen, wäre sein schändlicher Verlust, den Gott auf ewig verhüten möge, nicht nur ein unwiederbringlicher Schaden für die gemeinsame Sache, sondern auch eine immerwährende Scharte und ständige Verunglimpfung des Ruhms und Rufs dieses edlen Reichs.

Edmund Beaufort,
Befehlshaber der englischen Truppen in Frankreich, 1449 2

England war schon lange, bevor es beides gab, mit Europa verbunden. Über Jahrmillionen hinweg ganz physisch. Die Landmasse, die einst England bilden sollte, hing mit dem übrigen Kontinent zusammen. Dann bedeckte Eis die Landbrücke, und als es abtaute, entstand schließlich der Ärmelkanal. Streng genommen, gehörte England geographisch weiterhin zum europäischen Kontinent - dort findet man es in jedem Atlas -, und politisch war es immer ein Teil des größeren Ganzen. Im 1. Jahrhundert wurde das Gebiet von den Römern besetzt, die es zu einer Provinz eines Reichs machten, das den gesamten Kontinent umfasste und darüber hinaus nach Asien und Afrika hineinreichte. Nach dem Rückzug der Römer im frühen 5. Jahrhundert wurde England von norddeutschen Stämmen kolonisiert. Diese Angelsachsen, wie sie zur Unterscheidung von ihren deutschen Verwandten auf dem Kontinent bezeichnet wurden,3 schufen die Königreiche Northumbria, Mercia, Wessex, East Anglia, Essex, Kent und Sussex, die durch ihre Christianisierung im 7. Jahrhundert zum Teil einer umfassenderen europäischen Einheit wurden, der westlichen »Christenheit«, die dem Papst zur Treue verpflichtet war. Dabei blieb es für die nächsten rund neunhundert Jahre.4 Die Bewohner dieser Königreiche sprachen »Englisch« und wurden als »gens Anglorum« bezeichnet.5 Sie standen in regem Austausch mit dem Kontinent, insbesondere mit den Gebieten, die zu Deutschland werden sollten. Dank des fruchtbaren Bodens, ihres Fleißes und der Nähe zu europäischen Handelsrouten gelangten sie im Vergleich zum übrigen Europa zu außerordentlichem Reichtum.6 Ihr Wohlstand machte sie immer wieder zu einem Angriffsziel; Isolation aber war für diese frühen Engländer trotz ihrer Insellage keine Option. Die über Jahre hinweg erfolgenden Wikingerüberfälle und die anschließende Landnahme zeigten, dass Europa jedenfalls, selbst wenn die Engländer ihrerseits nicht am Kontinent interessiert gewesen sein sollten, durchaus Interesse an ihnen hatte.

Die Vereinigung der englischen Königreiche unter Alfred dem Großen und seinen Nachfolgern, die bis zum Jahr 1000 weitgehend abgeschlossen war, geschah in erster Linie in Reaktion auf diesen äußeren Druck.7 »England« hatte es weder schon immer gegeben, noch entstand es einfach so. Es wurde unter Zwang geschaffen, um einer europäischen Bedrohung begegnen zu können, die das stärkste Argument für seine weitere Existenz blieb. Als sich 1051 in Gloucestershire die beiden erbitterten Rivalen Edward und Godwin gegenüberstanden, hielten es Beobachter, den Chroniken zufolge, für eine »große Narrheit, wenn sie in die Schlacht zögen, denn in den beiden Heeren befänden sich die meisten der Edelsten von England, und sie [die Beobachter] dachten, dass sie unseren Feinden einen Weg öffnen würden, in unser Land zu gelangen und großen Schaden bei uns anzurichten«.8 England zeichnete sich in Europa durch eine Landsteuer aus, zu der das »Danegeld« gehörte, das ursprünglich erhoben wurde, um die Wikinger auszuzahlen. Charakteristisch war aber auch seine effiziente Bürokratie, die in der Lage war, das Land für die gemeinsame Verteidigung zu mobilisieren. Im Unterschied zu vielen kontinentalen Staaten gab es eine einheitliche, im gesamten Reich anerkannte Währung und ein einziges Rechts- und Verwaltungssystem. Die Art der Königsherrschaft unterschied sich, anders als im übrigen Europa, von Region zu Region kaum. England hatte, zumindest nach den Maßstäben der Zeit, einen starken Staat, der tief in das Leben seiner Bewohner eingriff - und es bis heute tut. In Staat und Verwaltung war die Umgangssprache, das heißt das Englische, ungewöhnlich weit verbreitet, und es gab einen starken Nationalstolz. Obwohl die meisten europäischen Länder repräsentative Strukturen der einen oder anderen Art besaßen, war England insofern ungewöhnlich, als es eine Nationalversammlung besaß, an deren Sitzungen gelegentlich auch »Außenstehende« aus Wales und Schottland sowie Abgesandte kleiner Gemeinden teilnahmen. Diese frühe englische Volksvertretung trat recht selbstbewusst auf und war durchaus in der Lage, dem König ihren »Ratschlag« aufzuzwingen.9 Das Ergebnis war ein für ihre Zeit bemerkenswert kohärentes Gemeinwesen: der erste europäische Nationalstaat.10

In dieser Zeit war Englands strategischer Horizont relativ beschränkt. Gewiss waren sich die Engländer der Existenz Europas bewusst, zum einen in Gestalt der universalen Kirche, zum anderen in derjenigen des Heiligen Römischen Reichs, des politischen Nachfolgers des Römischen Reichs.11 Aber die meiste Zeit wurde ihre Aufmerksamkeit von näherliegenden Ereignissen beansprucht. Die späteren angelsächsischen Chroniken schenkten dem Kontinent als Ganzem kaum Beachtung, den Geschehnissen in Nordfrankreich und den Niederlanden aber umso mehr.12 Vor allem jedoch schaute England über seine Schulter auf die Wikingerfestungen auf der Insel selbst, in Dublin, auf den Shetlandinseln und in Skandinavien. Im Jahr 1015 wurde England in das Reich Knuts des Großen eingegliedert, das sich schließlich von der Britischen Insel über Dänemark und Norwegen bis nach Südschweden erstrecken sollte.13 Auch an Norddeutschland war Knut interessiert; so nahm er an der Krönung Konrads II. zum römisch-deutschen Kaiser in Rom teil. Strategisch schaute England in den ersten rund zwei Jahrhunderten seiner Existenz daher nach Norden und Nordosten, von wo die größte Gefahr drohte. Aus diesem Grund wandte sich König Harold im Jahr 1066, als sein Land mit Invasionen von Norden und Süden konfrontiert war, zuerst nach Norden, um den norwegischen König Harald den Harten zurückzuschlagen, den er in der Schlacht von Stamford Bridge besiegte.

Aufgrund der normannischen Eroberung nach dem Sieg Wilhelms, des Herzogs der Normandie, über die Engländer in der Schlacht von Hastings verlagerte sich die strategische Ausrichtung. In den folgenden rund fünfhundert Jahren war das strategische Augenmerk Englands auf die Länder südlich des Ärmelkanals gerichtet.14 Es sollte drei getrennte, aber einander überlappende britische »Reiche« in Frankreich geben - Zeitgenossen benutzten diesen Begriff nicht, aber im Grunde waren sie genau das. Das erste war dasjenige Wilhelms des Eroberers, dessen Zentrum die Normandie war, die er und seine Nachfolger mit Hilfe englischer Ressourcen verteidigten. Dieses »Reich« wurde unter Heinrich II. erheblich vergrößert, der durch die Heirat mit Eleanor von Aquitanien im Jahr 1152 die Provinzen Anjou, Maine und Touraine sowie Aquitanien und die Gascogne erwarb, so dass seine Lande bis nach Bordeaux und zu den Pyrenäen reichten. Im frühen 13. Jahrhundert verlor König Johann Ohneland den Nordteil dieses »Reichs«. Im Anschluss entstand in der Gascogne ein zweites englisches »Reich«, das zum Hauptgebiet englischer Präsenz in Frankreich wurde, nachdem Heinrich III. 1259 im Vertrag von Paris den Verlust der Normandie akzeptiert hatte. Anschließend, von den 1330er Jahren an, eroberte England im Verlauf des Hundertjährigen Kriegs immer wieder große Teile von Zentral- und Nordfrankreich. Den Höhepunkt bildeten die Eroberungen Heinrichs V. nach der Schlacht von Azincourt. Eine Zeitlang - in den 1430er Jahren - befanden sich die Normandie, Maine, große Teile Flanderns und sogar Paris unter englischer Herrschaft.

England erwarb sein französisches Reich durch dynastische Zufälle, und die Ausweitung seiner Grenzen war im Ehrgeiz seiner Könige begründet. Aber das Bemühen, dieses Gebiet zu bewahren, hatte einen strategischen Grund. In vormoderner Zeit war das Segeln die schnellste Fortbewegungsart, weshalb Frankreich und Flandern von London aus weit näher lagen als Nordengland. Der Ärmelkanal bildete keine Barriere, sondern eine Verbindung über das »Enge Meer« hinweg.15 Die »Cinque Ports«, die häufig als eine Art Küstenverteidigungssystem beschrieben wurden, waren mindestens ebenso sehr als Stützpunkte eines Fährsystems über den Kanal gedacht.16 Die Nähe war gut für den Handel, aber schlecht für die Verteidigung. Es war völlig ungewiss, ob die noch in den Anfängen steckende Marine in der Lage gewesen wäre, eine Invasionsarmee...
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Autor

Brendan Simms, geboren 1967, ist Professor für die Geschichte der internationalen Beziehungen an der Universität Cambridge. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geopolitik Europas und die Geschichte Deutschlands im europäischen Kontext. Er publiziert in Zeitschriften und Zeitungen zu aktuellen geo- und europapolitischen Themen und ist Autor zahlreicher Bücher, die breite Beachtung fanden, darunter »Die Briten und Europa. Tausend Jahre Konflikt und Kooperation« (2018) und »Hitler. Eine globale Biographie« (2020).