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Das Mädchen aus der 1. Reihe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
300 Seiten
Deutsch
hockebookserschienen am11.03.2019Überarbeitete Neuausgabe
Ihr Spiegelbild - eine einzige Problemzone. Lea kann ihre Sorgen nur vergessen, wenn sie mit ihrer besten Freundin Jule auf den Konzerten ihrer Lieblingsband in der 1. Reihe steht. Dann kann sie das Leben für einen Abend unbeschwert genießen. Lea fällt aus allen Wolken, als sich Ben, der attraktive Sänger der Band, ausgerechnet für sie interessiert. Die beiden entwickeln eine tiefe Freundschaft und Lea erfährt, dass auch Ben eine Maske trägt, die er nur bei ihr ablegen kann. Für ihren Mut in der Kommunikation wurde Jana Crämer mit dem SignsAward18 ausgezeichnet. Ihr Roman über Psychofuck, Konzerte, Mobbing, Freundschaft und Tabuthemen ist erstmals als unzensierte Ausgabe erhältlich.mehr
Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextIhr Spiegelbild - eine einzige Problemzone. Lea kann ihre Sorgen nur vergessen, wenn sie mit ihrer besten Freundin Jule auf den Konzerten ihrer Lieblingsband in der 1. Reihe steht. Dann kann sie das Leben für einen Abend unbeschwert genießen. Lea fällt aus allen Wolken, als sich Ben, der attraktive Sänger der Band, ausgerechnet für sie interessiert. Die beiden entwickeln eine tiefe Freundschaft und Lea erfährt, dass auch Ben eine Maske trägt, die er nur bei ihr ablegen kann. Für ihren Mut in der Kommunikation wurde Jana Crämer mit dem SignsAward18 ausgezeichnet. Ihr Roman über Psychofuck, Konzerte, Mobbing, Freundschaft und Tabuthemen ist erstmals als unzensierte Ausgabe erhältlich.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783957512987
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum11.03.2019
AuflageÜberarbeitete Neuausgabe
Seiten300 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4202161
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

»Ich stehe auf Konzerten vorn,
weil hinten alles voll ist.«
Intro

»Nicht mal eine Viertelstunde, um uns für den Gig fertig zu machen«, geht es mir durch den Kopf, während ich Jule die Treppen runter nach unten folge. Trotzdem - als Allererstes musste jetzt dieses Hintergrundbild verschwinden, bevor sie es sah und mich zur Rede stellte.

Mit einem »Ich beeil mich!« schließe ich die Tür hinter mir und muss beim Blick aufs Display unweigerlich lächeln. Das sieht echt nach allem, aber nicht nach einem harmlosen Selfie mit meinem Lieblingssänger aus. Jule würde mich umbringen. Drei Klicks, dann ist es verschwunden. Ich drücke die Spülung, ziehe schnell das frische Shirt über, nehme meine Tasche und gehe rüber zum großen Spiegel.

»Gleich ist es kaputt«, sagt Jule in mahnendem Ton, als ich versuche, mein Shirt mit beiden Händen in die Breite zu dehnen. Wie konnte das denn sein? Ich hatte es doch erst vor ein paar Wochen gekauft und da saß es noch mehr als locker. Jetzt zeichnete sich unter dem schwarzen Stoff deutlich mein viel zu dicker Hintern ab. Ein paar Zentimeter sind aber noch drin, bevor die Nähte reißen, das spüre ich. Jule greift nach meinen Händen und zieht sie mit einem scharfen »Lass das jetzt!« unterm Saum hervor. Entnervt gebe ich nach und gucke frustriert mein Spiegelbild an. Die hat gut reden.

Aber Jule darf das. Jule ist, seit wir uns am ersten Schultag in der fünften Klasse nebeneinandergesetzt haben, meine beste Freundin und das genaue Gegenteil von mir. Gott, wie sehr ich sie um ihre perfekte Figur beneide. Um ihre Beine, die bis zum Himmel reichen, ihre superschlanke Taille und den knackigen Hintern, der in der engen, verwaschenen Bluejeans besonders gut zur Geltung kommt.

»Jetzt hör doch endlich mal auf, so auf deinen Hintern zu gucken, man sieht ihn unter dem Shirt doch gar nicht«, versichert mir Jule und strahlt mich mit ihren großen, grünblauen Augen an, bindet ihre sommerblonden, schulterlangen Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz und beginnt sich zu schminken.

Ich ziehe eine Schnute und schaue resigniert in den großen Spiegel über der Waschbeckenzeile. Das kalte Licht lässt mich aschfahl und irgendwie krank aussehen. Warum nehmen die in den Toiletten an Raststätten eigentlich überall so kaltes Licht? Bestimmt wollen die, dass man sich hässlich fühlt und vor lauter Frust oben noch mal schnell bei den Süßigkeiten zugreift. Bei mir geht der Plan auf jeden Fall auf. Das Shirt ist eh zu eng, dann ist es jetzt auch egal, wenn ich noch ne Schokolade mitnehme.

Oh Mann, wie oft wir schon an Autobahnraststätten gehalten haben, um uns auf der Damentoilette für den Abend zu stylen. Inzwischen ist es uns auch völlig egal, wenn uns andere Frauen abschätzig von oben bis unten mustern und genervt die Augen verdrehen, weil die ganze Schminke ums Waschbecken verteilt liegt.

Ich knete meine braunen Locken kopfüber noch einmal mit etwas Wasser, fixiere alles mit Haarspray und schmeiße den Kopf zurück. Schon besser. Jetzt noch schnell ein bisschen Wimperntusche und meinen Lieblingslippenstift, zartes Rot und ein bisschen Glanz, aber auf keinen Fall zu auffällig - fertig. Auf meinen Hintern gucke ich einfach nicht mehr. Beim Gig stehen wir gleich eh in der 1. Reihe, da herrscht so ein Gedränge, dass niemand drauf achten wird, und nach dem Konzert ziehe ich einfach meine lange Weste drüber.

»Bist du so weit?«, reißt mich Jule aus meinen Gedanken. Mit einem »Yepp, wir können los« räume ich noch schnell meine Sachen zusammen und folge ihr schmunzelnd nach oben. Doch, irgendwie hatten unsere Stopps an den Raststätten schon ein bisschen was von einer Vorher-Nachher-Show. So war es fast jedes Wochenende, seit wir die Jungs kennengelernt haben.
Der angesagteste Club der Stadt

Wir waren beide nie die typischen Discogänger und sind auch nie mit Jungs ausgegangen. Wir waren am Wochenende am liebsten zu Hause auf der Couch, haben uns zu zweit einen gemütlichen Netflix-Abend gemacht und ne Jumbopizza für vier Personen bestellt. Jule hat für eine Person gegessen und ich für die übrigen drei. Das war, bis wir 18 waren, ein perfekter Abend für uns.

Wir hatten zwar überhaupt keine Lust, haben uns dann aber doch von den Mädels aus der Stufe überreden lassen, mit in den Club zu gehen. »Irgendwie werden wir den Abend schon rumkriegen. Zur Not tust du einfach so, als hättest du Migräne, und wir verdrücken uns«, hatte ich zu Jule gesagt, ohne zu ahnen, dass dieser Abend alles verändern würde.

Da standen wir also, im riesigen, bitterkalten Eingangsbereich zum Babylon, dem angesagtesten Club der Stadt. Direkt vor uns eine breite, endlos lange Treppe aus hellem Marmor, die Wände komplett verspiegelt und mit pompösen Kronleuchtern an der hohen Decke. Wir - mit den viel zu stark geschminkten und laut kichernden Mädels, die nur allzu sehr darauf bedacht waren, gesehen zu werden. Oh je, wie anstrengend, das konnte ja was werden.

Plötzlich wurde das Getuschel lauter. Eine Gruppe von jungen Frauen näherte sich und zog binnen Sekunden alle Aufmerksamkeit auf sich. Groß und megaschlank, mit bunten Haarteilen und knallengen Hotpants, absolute Paradiesvögel und völlig überdreht. Ja, die passten wirklich perfekt hierher. Aber Hotpants bei dieser Kälte? Wir hatten Ende Februar, und auch wenn die Straßen frei waren, lagen überall an den Seiten noch die gefrorenen Schneeberge. Eine von ihnen rempelte mich im Vorbeidrängeln ganz leicht an, entschuldigte sich aber gleich überschwänglich bei mir. Krass, mit dieser beeindruckend tiefen Stimme sollte sie mal über eine Karriere bei ner Hotline nachdenken.

Ich wusste nicht, ob ich vor Kälte oder Aufregung zitterte, aber es wäre nicht schlecht gewesen, wenn meine Jacke zumindest noch so gut gepasst hätte, dass ich sie hätte zumachen können. Jule verdrehte genervt die Augen. Der Grund war Jasmin aus unserer Stufe. Sie zog gerade ihren eh schon tiefen Ausschnitt noch ein ganzes Stück weiter nach unten, bevor sie an dem Türsteher vorbeiging.

Türsteher!? Hätte ich das gewusst, wäre ich direkt zu Hause geblieben. Wie demütigend, wenn ich gleich an der langen Schlange zurück zum Auto musste. Alle Mädels um mich herum trugen kurze Röcke, einige mit High Heels, einige mit kniehohen Stiefeln. Ja, der Unterschied zwischen mir und den anderen war deutlich zu sehen.

Wie gerne wollte ich auch mal so etwas anziehen, etwas Aufregendes, etwas Aufreizendes. Stattdessen trug ich eine schwarze, weit geschnittene Stoffhose und ein schlabbriges, bis über den Hintern reichendes Lagenshirt, um meine Figur zu kaschieren. Mein Herz klopfte wie verrückt. Warum hatte ich mich nur drauf eingelassen, mitzugehen? Was hatte ich denn geglaubt? Dass ich für einen Abend eine von ihnen sein konnte? Wohl kaum.

»Darf ich bitte einen Blick in Ihre Tasche werfen?«, fragte mich der junge Mann an der Tür überraschend freundlich.

»Ähm, ja, natürlich«, entgegnete ich etwas verwirrt, da ich in Gedanken schon wieder zu Hause auf der Couch saß. Mit meiner Jumbopizza.

»Vielen Dank, alles okay. Einen schönen Abend wünsche ich«, sagte er, jetzt sichtlich amüsiert, dass ich rot angelaufen war. Das passierte mir ständig. Ich konnte nichts dagegen machen, immer wenn ich unsicher oder aufgeregt war, leuchtete ich wie eine Tomate. Superpeinlich. Nervös strich ich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und beeilte mich, wieder zu den anderen zu kommen, die schon kichernd und glucksend die lange Treppe hinaufstiegen.

Jule wartete auf mich. Sie passte perfekt hierhin, in dieses elegante Ambiente, wo sie die Blicke der Männer auf sich zog - in ihrem engen Rock und der leichten Bluse, die ihre schlanke Figur umspielte. Ich fühlte mich einfach nur fehl am Platz - wie so oft.

Oben angekommen, bogen wir links in einen großen, indirekt beleuchteten Raum. Es roch sehr angenehm nach schwerem Holz, neuem Leder und süßen Cocktails. In der Mitte war eine leere Tanzfläche und dahinter ein schwerer grüner Vorhang. Über der Tanzfläche sammelte sich Nebel in einem gläsernen Dachgewölbe, das wie eine Kuppel aussah. Mit grünem Laser wurden dort zarte Wellen und schimmernde Punkte hineinprojiziert, was mich an tanzende Polarlichter erinnerte.

Leise Musik erfüllte den Raum, dass man sich gut hätte unterhalten können, aber Jasmin und ihre Mädels waren eh nicht mehr bei uns, also kein Grund für gezwungenen Small Talk. Keine Ahnung, wohin die auf einmal verschwunden waren. Es war mir aber, ehrlich gesagt, auch egal. Hauptsache, Jule ließ mich nicht allein.

Gerade lief Sting mit Fields of gold, eines meiner absoluten Lieblingslieder, und mit dem Klang seiner weichen, beruhigenden Stimme wurde auch ich langsam ruhiger.

Die beiden Theken an den langen Wänden waren aus edlem, dunklem Holz und mit grün schimmerndem Glas verkleidet, das von hinten indirekt beleuchtet wurde, und die Tischgruppen um uns herum wurden von Bäumen, die mit cremefarbenen und mintgrünen Lampions geschmückt waren, aufgelockert. Wow, dass es hier drin so schön war, hatte ich so nicht erwartet.

»Ich geh uns was zu trinken holen, möchtest du ne Cola light?«, fragte Jule, die nicht weniger beeindruckt aussah als ich.

Ich nickte und deutete auf einen Tisch am Rand. »Yepp, ich warte dort auf dich.«

So saß ich eine ganze Weile da und beobachtete einfach nur die Leute. Die meisten waren in unserem Alter, standen in kleinen Grüppchen zusammen, lachten ausgelassen und stießen mit ihren Sektgläsern an. Nur auf der Tanzfläche war es noch vollkommen leer, vermutlich wollten sich alle erst mal mit Getränken versorgen. Aber wo blieb Jule denn so lange?

Ich blickte mehrmals den Tresen...
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