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Tectum Wissenschaftsverlagerschienen am25.03.20191. Auflage
Zweimal an denselben Ort in den Urlaub fahren? Niemals! Wir wollen mehr sehen von der Welt, mehr erfahren, mehr leben. Wir setzen uns Ziele, wohin wir reisen wollen, was wir essen und was wir uns kaufen wollen. Aus einem schicken Smartphone wird schon nach wenigen Monaten teurer Elektroschrott und aus dem neuen Kleid nur eines von vielen, das rasch von textilen Neuankömmlingen verdrängt wird. Die neueste Mode, die innovativste Technik und der trendigste Lifestyle - wir sind süchtig nach mehr. Wir arbeiten, um zu kaufen, und hoffen, dass mit dem neuen Paar Schuhe oder dem schicken neuen Laptop auch das Glück in unseren Einkaufstaschen und in unserem Leben landet. Die Pleonexia, die Sucht nach mehr, macht sich nicht nur auf unserem Konto bemerkbar, sondern geht auch auf Kosten unserer Umwelt. Diese Sucht zu überwinden hilft uns dabei, nachhaltig zu handeln und dauerhaft glücklich zu werden. Dieses Buch wurde im Cradle-to-Cradle-Verfahren produziert. Im Cradle-to-Cradle-Druck kommen nur Substanzen zum Einsatz, deren gesundheitliche Unbedenklichkeit bewiesen ist. Der Umschlag besteht zu 50 Prozent aus getrockneten Wiesengräsern. Die Druckerei kompensiert zudem 110 Prozent ihres CO2-Ausstoßes.

Dr. Ines Maria Eckermann, geboren 1985, stellte schon früh fest, dass es einen Zusammenhang zwischen Lebenszufriedenheit und dem Umgang mit unserer Umwelt gibt. Deshalb engagiert sie sich seit ihrer Jugend in verschiedenen Naturschutzverbänden. Sie promovierte in der Philosophie über die Aktualität antiker Glückstheorien und ließ sich zur Seelsorgerin ausbilden. Heute arbeitet sie als Journalistin und Autorin und hält Workshops und Vorträge zu den Themen Nachhaltigkeit, Glück und Achtsamkeit.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR25,00
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Produkt

KlappentextZweimal an denselben Ort in den Urlaub fahren? Niemals! Wir wollen mehr sehen von der Welt, mehr erfahren, mehr leben. Wir setzen uns Ziele, wohin wir reisen wollen, was wir essen und was wir uns kaufen wollen. Aus einem schicken Smartphone wird schon nach wenigen Monaten teurer Elektroschrott und aus dem neuen Kleid nur eines von vielen, das rasch von textilen Neuankömmlingen verdrängt wird. Die neueste Mode, die innovativste Technik und der trendigste Lifestyle - wir sind süchtig nach mehr. Wir arbeiten, um zu kaufen, und hoffen, dass mit dem neuen Paar Schuhe oder dem schicken neuen Laptop auch das Glück in unseren Einkaufstaschen und in unserem Leben landet. Die Pleonexia, die Sucht nach mehr, macht sich nicht nur auf unserem Konto bemerkbar, sondern geht auch auf Kosten unserer Umwelt. Diese Sucht zu überwinden hilft uns dabei, nachhaltig zu handeln und dauerhaft glücklich zu werden. Dieses Buch wurde im Cradle-to-Cradle-Verfahren produziert. Im Cradle-to-Cradle-Druck kommen nur Substanzen zum Einsatz, deren gesundheitliche Unbedenklichkeit bewiesen ist. Der Umschlag besteht zu 50 Prozent aus getrockneten Wiesengräsern. Die Druckerei kompensiert zudem 110 Prozent ihres CO2-Ausstoßes.

Dr. Ines Maria Eckermann, geboren 1985, stellte schon früh fest, dass es einen Zusammenhang zwischen Lebenszufriedenheit und dem Umgang mit unserer Umwelt gibt. Deshalb engagiert sie sich seit ihrer Jugend in verschiedenen Naturschutzverbänden. Sie promovierte in der Philosophie über die Aktualität antiker Glückstheorien und ließ sich zur Seelsorgerin ausbilden. Heute arbeitet sie als Journalistin und Autorin und hält Workshops und Vorträge zu den Themen Nachhaltigkeit, Glück und Achtsamkeit.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783828870505
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisDRM Adobe
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum25.03.2019
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4275321
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

Glück

Wie alles begann

Alles begann in einer Zeit, in der die Menschen sich jeden Morgen schwungvoll einen unförmigen Stofflappen um den Körper wickelten und Sandalen statt Sneakers trugen. In der ein abenteuerlicher Mix aus Gerstengraupen, geriebenem Ziegenkäse und Wein ein beliebtes Erfrischungsgetränk war und Männer mit Äpfeln nach ihrer Angebeteten warfen, um ihr Interesse zu bekunden. In der das Wort Idiot jemanden beschrieb, der kein Politiker oder Beamter war. Eine Zeit, in der es mit agorazein 1 ein eigenes Wort für das zerstreute Rumhängen auf dem Marktplatz gab, Sport am liebsten nackt betrieben wurde und Menschen andere Menschen einkaufen konnten wie einen Bund Möhren. Sagen wir es so: Es waren andere Zeiten.

Zwischen der pflichtschuldigen Ehrerbietung gegenüber den Göttern und dem nächsten Teller Bohneneintopf blieb in der Antike genügend Zeit für die dringenden Fragen des Lebens: Wer bin ich? Was soll das alles? Wo führt es hin? Und warum hat der Typ dahinten gerade einen Apfel nach mir geworfen? Als Antwort auf diese Fragen entwickelte sich bald ein Beruf, der heute eher als Bezeichnung für einen Langzeitstudenten mit bedenklichem Trinkverhalten dient: Es war die Ära der großen Philosophen. Sie erklärten den Menschen die Welt und versuchten, mit ihnen Antworten auf ihre Fragen zu finden, nach dem Sinn, den fliegenden Äpfeln - und dem Glück.

Das Glück ohne Toga und ohne Feta

In der Antike war das Leben kurz und viele verbrachten es in Sklaverei. Zu Zeiten von Platon und Aristoteles gab es in Athen mehr Sklaven als wahlberechtigte Bürger.2 Auch einige der bis heute gefeierten Philosophen buckelten erst als Sklaven, bevor sie mit ihren Theorien Karriere machten. Sie kannten Unterdrückung und das Gefühl, wie eine Sache behandelt zu werden. Und dennoch gelang es ihnen, das Glück zu finden. Ohne solide Schulbildung, ohne eine herrschaftliche Villa oder prächtige Kleider. Einfach durch die Macht ihrer Gedanken. Wenn Sklaven und Menschen, die ein ausgedientes Weinfass ihr Zuhause nannten, glücklich sein konnten, warum fällt es uns dann heute so schwer?

Nun müssen wir nicht gleich unser Glück mit blindem Aktionismus anlocken, uns Feta in den Merlot bröckeln und mit wehender Toga über den Marktplatz radeln. Wir können uns auch einfach ein paar Ideen von den antiken Philosophen abschauen.

Von wegen Zufall: Die Schicksalsgöttin

Im antiken Götterhimmel gab es für fast alle Aufgaben einen Spezialisten: Demeter sorgte für fruchtbare Felder und reiche Ernte. Dionysos war für den Wein zuständig - mit oder ohne Ziegenkäse. Und Tyche teilte den Menschen ihr Schicksal zu. In der griechischen Mythologie geschah der Zufall ganz und gar nicht zufällig - alles war von Tyche genau so geplant. Als die Römer den griechischen Götterhimmel importierten, tauften sie Tyche in Fortuna um. In ikonografischen Darstellungen tragen die griechische Schicksalsgöttin und ihre römische Zwillingsschwester meist recht elegant ein überquellendes Füllhorn im Arm.3 Denn für die meisten Götter galt das Motto: Nicht kleckern - klotzen. Aber Tyche verschwendete sich nicht blind an die Menschen: Mal beschenkte sie sie reich, manchmal wütete sie sich mit blinder Gewalt durch ein vorher schön sortiertes Leben - ganz nach Gutdünken. Deshalb ist sie auf vielen Bildern mit zwei hübschen Flügeln oder einem Steuerrad ausgestattet, Symbole dafür, dass die Göttin eine echte Diva war, die sich ihre gelegentlichen Launen leisten konnte. Tyche stand für die glückliche Fügung genauso wie für Pech und unvorhergesehenes Elend. Und sie war unberechenbar.

Entweder haben wir Glück oder wir haben Pech - ganz so, wie Tyche es will. Was sie sich für uns ausgedacht hat, können wir nicht ändern. Wir sollen uns das Bein brechen? Schon machen wir einen unbedachten Schritt die Treppe hinunter, und nach einigem Poltern und Schreien erfüllt sich schmerzhaft unser Schicksal. Und wenn Tyche es gut mit uns meint? Dann haben wir die dicksten Kartoffeln und die zufriedenste Ehefrau in der ganzen Stadt. Mal freuen wir uns, mal hinken wir für Wochen. Gegen Tyche kommen wir nicht an. Weil in der Antike mit logischen und wissenschaftlichen Erklärungen für die meisten Veränderungen, Schicksalsschläge und plötzlichen Ereignisse noch nicht allzu viel los war, wurde eben die divenhafte Schicksalsgöttin verantwortlich gemacht.4

Über die Jahrhunderte entwickelte sich aus ihrem Namen der Begriff des Glück-Habens. Ihrem Namen wurde die Vorsilbe eu - vorangestellt. Diese Vorsilbe nutzen wir noch heute: Sie macht aus Stress den guten, motivierenden Eustress, aus dem Euphemismus das Schönfärben eines sonst eher unschönen Sachverhalts, und in dem Wort Euphorie schwingt die gute Laune mit. Aus der Tyche macht das eu- das gute Schicksal, das Glück-Haben.5 Auch heute noch glauben manche an eine höhere Schicksalsmacht. Mit Glücksbringern und Talismanen versuchen sie, den Zufall zu bezirzen - gerade so, als würde sich eine Diva tatsächlich für ausgediente Hufeisen interessieren.

Geld oder Leben: Der Kynismus

Er schlief mal hier, mal da, meist unter freiem Himmel. Bei Regen suchte er unter dem Dach der öffentlichen Säulenhalle Unterschlupf. Oder in einem ausgedienten Weinfass.6 Er soll nicht mehr als einen einfachen Wollmantel, einen Rucksack mit etwas Brot und Wein und ein paar kümmerlichen Habseligkeiten sein Eigen genannt haben.7 Gegen Diogenes wirken heutige digitale Nomaden, die nur mit einem Rucksack und einem Laptop um die Welt reisen, wie im materiellen Luxus schwelgende Krösusse. Freiwillig lebte er in Armut - und rühmte sich damit in der Öffentlichkeit. Wenn man so will, war er der erste Minimalismus-Blogger: Er sprach gern darüber, was er nicht hatte, erklärte, warum er es nicht hatte, und wollte dadurch andere zu einem sparsamen Leben ermuntern.

Als er einen Knaben aus den Händen trinken sah, warf er die Schale aus seinem Quersack heraus und sagte: Das Kind hat mich durch Genügsamkeit besiegt , schrieb der Philosophiehistoriker Diogenes Laertius im dritten Jahrhundert über seinen Namensvetter.8 Für den nachnamenlosen Diogenes war zu viel zu besitzen ein Zeichen für einen miesen Charakter. Auch was Anstand und die gesellschaftlichen Gepflogenheiten anging, zeigte er sich sparsam. So soll er seinem Sexualtrieb freiesten Lauf gelassen und sich selbst Erleichterung verschafft haben, wann und wo ihm danach war, auch mitten auf dem Marktplatz.9 Normen und Zwänge mochte er gar nicht. So wurde der gesellschaftliche Tabubruch das Hobby des antiken Minimalisten.10 Seine widerspenstige Art, seine gelegentlich polemischen, oft taktlosen und immer schnörkellosen Reden brachten ihm bald den Spitznamen kynikos, der Hundeartige, ein.11 Daher rührt auch der Name seiner Philosophie: Kynismus.

Was ihn für viele zu einer nervtötend kläffenden Töle machte, war seine Hetze gegen das Filetstück der hellenistischen Seele: gegen das Hochhalten des Geldes, des Reichtums, der Ehre.12 Mit glühender Leidenschaft widersprach Diogenes dem sonst üppigen, auf Überfluss ausgelegten Lebensstil seiner Zeitgenossen. Das Lebensglück vom Geld zu entkoppeln ist im Land der Sklaven ein unschlagbares Verkaufsargument für seine Philosophie. Diogenes und seine Mitstreiter lieferten eine kostenfreie Alternative zum Streben nach schnödem Mammon, nach Macht und Ruhm. Da er und seine philosophischen Mitstreiter sehr reiselustig waren, breitete sich ihr Ideal der Genügsamkeit schnell aus. So sorgten sie für einen niedrigschwelligen Zugang zur Philosophie und regten die Massen an, sich mit dem guten Leben und dem Glück zu beschäftigen.13

Die Kyniker erinnerten an heutige Kabarettisten, denn sie spickten ihre Lehren oft mit derben Witzen, einer gehörigen Portion Polemik und plastischen Beispielen aus dem Alltag.14 Während die zur selben Zeit durch das Land ziehenden Sophisten aus heutiger Sicht ein kleines Kunststück vollbrachten und sich für das Philosophieren bezahlen ließen, nahmen die kynischen Wanderprediger kein Geld für ihre Lehren. Auch Dank ernteten eher selten, da sie ihre Unterweisungen oft auch ungefragt unter die Leute brachten. Aber wer Genügsamkeit predigt, braucht auch kein Gehalt.

Bei Diogenes ging dies weit über die materiellen Dinge hinaus. Auch das Ansehen und der Respekt vor den Mächtigen waren ihm zuwider. Als Alexander der Große die Stadt besuchte, wollte er sich etwas Bewunderung bei dem berühmten Philosophen abholen. Als er Diogenes entdeckte, der müßig auf dem Marktplatz den Tag verbrachte, versprach er ihm großzügig: Bitte mich, um was du nur willst. Doch Diogenes interessierte sich weder für Geschenke noch für die Gunst der makedonischen Berühmtheit. Und so erwiderte er schlicht: Ja dann, geh mir doch aus der Sonne! 15

Diogenes lehnte alles ab, was sein Glück ins Wanken bringen konnte: die launische Tyche; Geld, das mal da ist, mal fehlt - und fast immer ungerecht verteilt ist; auch Lust und Genuss, die sogar für die Armen erreichbar waren, hatten für ihn nicht viel mit Glück zu tun. Stattdessen mahnte er zu Gelassenheit, manchmal sogar zur Wut gegenüber den Dingen, der Lust und gegenüber allen äußeren Einflüssen. Diogenes und die Kyniker machten sich ihr Glück einfach selbst, ohne auf das Schicksal, die Götter oder das große Geld zu warten. Da er die...
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