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Tollwut

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
178 Seiten
Deutsch
Tropenerschienen am29.03.2019Die Auflage entspricht der aktuellen Auflage der Print-Ausgabe zum Zeitpunkt des E-Book-Kaufes
Arm gegen reich, Großstadt gegen Landleben, Gesetzestreue gegen Selbstjustiz. Franz Dobler erzählt von einem, der aus den Verhältnissen herausfällt, sich wütend aufmacht, die Dinge zurechtzurücken und dabei vom Jäger zum Gejagten wird. Franz Doblers Debütroman verhandelt die alte Geschichte vom Kampf ums Dasein - angesiedelt im Bayern des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Es ist das Jahr der Axt, und die schlägt das Leben von Matthias in zwei Teile. Sein Zuhause, der kleine Bauernhof seiner Eltern in einem toten Winkel zwischen München und Dachau, wird zwangsversteigert. Sie konnten nicht mehr mithalten, und Matthias, halb Bauer, halb Tagedieb, kriegt die Tollwut. Er verjagt den neuen Besitzer mit dem Gewehr und wird schließlich selbst zum Gejagten. Die Flucht zwingt ihn in die verhasste Großstadt, doch dort erwartet ihn nichts außer einer offenen Rechnung, die es zu begleichen gilt.

Franz Dobler lebt in Bayern und hat seit 1988 neben Romanen und Gedichtbänden, für die er u. a. mit dem Bayerischen Literaturförderpreis ausgezeichnet wurde, auch Erzählungen und Musikbücher veröffentlicht. Für seine Kriminalromane Ein Bulle im Zug und Ein Schlag ins Gesicht erhielt er jeweils den Deutschen Krimi Preis. Letzterer wurde von Nina Grosse als Nicht tot zu kriegen mit Iris Berben und Murathan Muslu verfilmt.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,80
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextArm gegen reich, Großstadt gegen Landleben, Gesetzestreue gegen Selbstjustiz. Franz Dobler erzählt von einem, der aus den Verhältnissen herausfällt, sich wütend aufmacht, die Dinge zurechtzurücken und dabei vom Jäger zum Gejagten wird. Franz Doblers Debütroman verhandelt die alte Geschichte vom Kampf ums Dasein - angesiedelt im Bayern des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Es ist das Jahr der Axt, und die schlägt das Leben von Matthias in zwei Teile. Sein Zuhause, der kleine Bauernhof seiner Eltern in einem toten Winkel zwischen München und Dachau, wird zwangsversteigert. Sie konnten nicht mehr mithalten, und Matthias, halb Bauer, halb Tagedieb, kriegt die Tollwut. Er verjagt den neuen Besitzer mit dem Gewehr und wird schließlich selbst zum Gejagten. Die Flucht zwingt ihn in die verhasste Großstadt, doch dort erwartet ihn nichts außer einer offenen Rechnung, die es zu begleichen gilt.

Franz Dobler lebt in Bayern und hat seit 1988 neben Romanen und Gedichtbänden, für die er u. a. mit dem Bayerischen Literaturförderpreis ausgezeichnet wurde, auch Erzählungen und Musikbücher veröffentlicht. Für seine Kriminalromane Ein Bulle im Zug und Ein Schlag ins Gesicht erhielt er jeweils den Deutschen Krimi Preis. Letzterer wurde von Nina Grosse als Nicht tot zu kriegen mit Iris Berben und Murathan Muslu verfilmt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783608110531
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum29.03.2019
AuflageDie Auflage entspricht der aktuellen Auflage der Print-Ausgabe zum Zeitpunkt des E-Book-Kaufes
Seiten178 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4275561
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1.

Die Stahltür schnappte, der Schlüssel sperrte, das Pack war drin. Wir zogen uns die Masken vom Kopf, mir war zum Kotzen, zitternde Beine, nassgeschwitzt. Erst später merkte ich, dass ich mich sogar vollgeschifft hatte, aber den Preis zahlte ich gern und lachte mit.

Wir gingen wieder nach oben, drehten die Musikanlage auf und machten uns über die Einrichtung her. So ein umfallender Wohnzimmerschrank, das ist kein hässlicher Anblick. Keine Zuckerdose wurde verschont. Als wir davonfuhren, war gerade eine halbe Stunde vergangen. Vier arbeitswillige junge Menschen, die schaffen schon was.

Nie wieder , sagte der Rote.

Ach was , sagte ich und verteilte Zigaretten.

Dann tauten wir langsam auf und ein erlösendes Geschnatter fing an, das war wie früher, wenn ich eine kleine Ratte erschossen hatte, und wenn ich es dann der Mutter erzählte, wurde sie immer größer und größer, und dass ich meine Beute nicht auch noch gegen einen tollwütigen Fuchs hatte verteidigen müssen, war alles.

Diese eine Frau im weißen Hosenanzug , lachte Regina, hier der Ring, der Ring noch, hat sie immer gesagt, aber ich wollte doch ihren blöden Ring nicht, und immer wieder der Ring, der Ring!

So fuhren wir in die lebhafteren Stadtteile zurück. Hier war kein Mensch auf der Straße, die hockten alle vor ihrem Kostbarsten mit Handgranaten in der Faust, die zählten die Perlen an den Ketten. Georg aber fuhr mit äußerster Disziplin und kümmerte sich nicht um unser Geschwätz. Ich sah ihm an, was er nicht sagte, das sind die Minuten, in denen die Amateure die entscheidenden Fehler machen. Zum Glück hatten wir ihn dabei. Er sah auch nicht gut aus.

Dass ich es doch noch geschafft hatte, obwohl ich schon wie ein dreckiger Lumpen in der Ecke lag, das baute mich auf, das sprengte mich in die Luft. Ich hatte nicht verloren.

Ich hatte nicht gewonnen, weil es nichts mehr zu gewinnen gab, doch einen Teil der Schuld hatte ich einkassiert, und die Bahn war jetzt frei, aber keine Woche verging, da steckte ich wieder im Loch und wusste, dass die einzig freie Bahn die nach Hause war. Heilige Scheiße, heim, heim zu Mama. Was mich beruhigte, war, dass ich nicht als Verlierer heimkehren würde; was mich ärgerte war, dass es so aussah, als würde mir nichts anderes übrigbleiben. Ich hatte mir sowieso schon vorgenommen, in ihre Nähe zu kommen, aber jetzt ärgerte es mich, weil es nach Verpflichtung roch, es ist deine verdammtes Sohnpflicht, sagte da jemand, und ich hätte mir den Bauch aufschneiden müssen, um ihn zum Schweigen zu bringen. Womöglich wollte sie, dass ich bei ihr wohnen sollte. Sie kennt sich aus mit den fiesen Muttertricks. Sogar ich will dir nichts dreinreden, hatte sie zuletzt gesagt, nach der Beerdigung, und kein Wort, weil ich nicht am Grab gestanden war, und auch keins wegen der Polizei. Je elendiger alles wurde, desto ruhiger schien sie zu werden, gottergeben, dass es nicht zum Aushalten war.

Aber die würden uns nicht kleinkriegen, meine alte Mutter und mich.

Aber sollte ich bleiben, oder sollte ich gehen. Ich wollte nur meine Ruhe haben. Auf den Mond also.

Seit über drei Monaten war ich in der Stadt. In der Nacht war endlich der erste Schnee runtergekommen, ein Tag vor Weihnachten, dicke Flocken, dass es eine Freude war, aber am frühen Nachmittag war er schon wieder zu dreckigem Matsch geworden, ekelhaft, nicht wie bei uns draußen, wo der Schnee eine saubere Zudecke ist.

Ich ging in die erstbeste Imbissstube. Es stank nach Bratenfett, abgestandenem Rauch und Bier; dafür war es dumpf und still und halbdunkel in dem kleinen Raum, genau richtig, um mich hängen zu lassen und was aufzuschwemmen. Am einzigen Fenstertisch saß schon einer, aber ich setzte mich dazu, weil ich das Fenster auch brauchte. Als ich das Schnapsglas auf den Tisch zurückstellte, fing er an.

Fürchterliches Wetter!

Ich geb einen aus, wenn du mich mit deiner Geschichte oder sonst was verschonst , sagte ich gutmütig, und das war ihm auch recht, und ich konnte ungestört aus dem Fenster schauen, und weil er sich standhaft an unsere Abmachung hielt, was ich ihm nicht zugetraut hätte, spendierte ich ihm mehr, wahrscheinlich mehr als irgendjemand in den letzten fünfzig Jahren. Geld war für mich nie ein Problem und jetzt zweimal nicht, und ich hatte zwar schon einiges gemacht, jedoch die Heilsarmee nie.

Je länger ich aus dem Fenster sah, desto klarer blickte ich in mich hinein, bis ich schließlich reif und alles in Ordnung war. Ich zahlte unsere Zeche, stand auf, streckte ihm meine Hand hin und wünschte viel Glück. Fast hätte ich ihm einen Schein geschenkt. Mir fiel noch rechtzeitig ein, dass mit so was nicht zu spaßen ist

Und weißt du was , sagte ich, weil ich es sofort jemandem sagen musste, jetzt fahr ich heim, dahin, wo ich her bin, und wenn mich dort der Teufel holt, dann solls mir auch recht sein, aber viel Freude wird er nicht mit mir haben, das kannst du mir glauben.

Er erhob sich umständlich, bevor er mir die Hand drückte und sagte behüt dich Gott, und als ich die Tür aufmachte, sagte er es noch mal. Den Gruß hatte ich lange nicht gehört, und so klar ausgesprochen.

Wie der Schritt gleich schneller wurde, wie es den Körper durchwehte, wie es sich gut anfühlte, eine Entscheidung zu haben, und selbst als ich den Polizeiwagen sah, in der Einfahrt vor unserem Haus mit Beamten drin, die bei eingeschalteter Innenbeleuchtung warteten, ging ich einfach nur weiter, denn ich war schon immer ein sturer Hund, wie alle Männer in unserer Familie, sogar der sturste war ich, obwohl der Vater meinte, sein Vater, der wäre der allersturste gewesen, der allerkatholischste Sturschädel weit und breit, und immer hieß es gleich: der wenn dich noch erlebt hätte, kannst du dich erinnern, der wenn dich noch erlebt hätte!, das klang, als hätte er einen wegen jeder Kleinigkeit halbtot geschlagen; aber wenn überhaupt einer mit meiner Sturheit mithalten konnte, dann doch mein Bruderherz ... Ich ging einfach nur weiter und hörte die mahnende Stimme der Mutter, mein Glück nicht herauszufordern, denn es war besser, wenn sie mich erst draußen in die Finger bekamen. Ich musste rauskommen. Andererseits hatte ich ja schon lange kein Glück mehr, außer das im Unglück, und also fauchte ich sie an, dass sie den Mund halten sollte, bevor ich es mir wieder anders überlegte.

Die interessierten sich weder für mich noch für das Hoftor, die machten Pause, und ich nahm das als gutes Zeichen für die Zukunft, auch wenn dort jedem Einzelnen mein Gesicht bekannt war und ein Haufen Ärger für mich bereitlag. Die Frage war nur, ob der Haufen groß oder klein war.

Ich wechselte in den blauen Anzug, packte meine paar Sachen in die Reisetasche und zog den Mantel an. Als ich wieder in den Flur kam, hörte ich sie in ihrem Zimmer. Es wäre mir lieber gewesen, ohne Abschied zu verschwinden.

Die beiden lagen im Bett und strahlten mich an. Die hatten ein Leben, diese Musiker, wenigstens das musste ich nicht mehr mit ansehen. Dann sah Regina das Gewehr in meiner rechten Hand und fing zu jammern an. Oh nein, nicht schon wieder, ich flehe dich an, ich koch dir sofort alles, was du willst, und wenns sein muss, tanz ich auf dem Tisch dazu, aber tu dieses Drecksding weg. Der Rote und ich grinsten uns an, aber das Grinsen verging ihm, als ich sagte, ich hab nichts mehr damit zu tun, es gehört jetzt ihm.

Bist du wahnsinnig! Erst setzt du Himmel und Hölle in Bewegung wegen deinem heiligen Stück und jetzt willst du es einfach verschenken!

Ja , sagte ich, jetzt ist es Zeit, jetzt bist du an der Reihe. Mein Großvater, mein Vater, mein Bruder, ich und jetzt du.

Ich nehm das nicht an.

Du musst, bei uns draußen ist das so, alte Hillbillytradition1, verstehst du, und wenns einer verweigert, dann muss man ihn sofort damit erschießen, so wars und so bleibts.

Ihr habt so Vorstellungen vom Leben.

Ich kanns nicht ändern

Ich legte es ihm zu seinen Füßen aufs Bett Vielleicht hätte Vollmond sein müssen; man solls nicht übertreiben.

Hast du wirklich keine bessere Idee, als nach Hause zu fahren? fragte Regina.

Nein

Ich holte die Taschenuhr aus der Jackentasche und warf sie ihr auf die Bettdecke und sagte ihr das, was mein Vater mir gesagt hatte, er hatte entschieden, dass das dazugehörte, also sagte ich es dazu, dass sie die Uhr, wenn sie eines Tages ein Kind hätte, ihrem Kind geben sollte, wenn es das Alter dafür hatte, und dass sie zu dem Kind dasselbe sagen sollte. Sie nickte nur und sagte nichts, hatte schon gemerkt, dass es sinnlos war, mich aufhalten zu wollen. Das hatten schon ganz andere merken müssen.

Mehr hatte ich nicht zu verschenken, sonst hätte ich es ihnen geschenkt.

Wenn wir irgendwas für dich tun können.

Ich weiß. Ich lass es euch wissen, wenns losgeht. Und zieht euch warm an, wenn ihr rauskommt, bei uns draußen weht ein anderer Wind , sagte ich, während ich schon rückwärtsging.

Halt, komm her und gib mir einen Kuss.

Und ich kam her und wir küssten uns auf den Mund, und ich hatte die Tür schon fast zu, als mich der Rote noch mal rief. Die Losung hieß: Lass dir kein schlechtes Bier verkaufen.

Ich rannte die Treppen runter - wenn sie mir sonst nichts andrehten - der Polizeiwagen war weg, und mir fiel ein, dass ich ihm nichts wegen der Munition erklärt hatte, aber das war gut so, denn er war ja auch einer, der leicht in jeden...
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Autor

Franz Dobler, lebt in Bayern und hat seit 1988 neben Romanen und Gedichtbänden, für die er u.a. mit dem Bayerischen Literaturförderpreis ausgezeichnet wurde, auch Erzählungen und Musikbücher veröffentlicht. Für seine Kriminalromane »Ein Bulle im Zug« und »Ein Schlag ins Gesicht« erhielt er jeweils den Deutschen Krimi Preis.Mehr über den Autor auf franzdobler.de

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