Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Von A wie allein bis Z für zusammen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
464 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am27.03.20191. Auflage
Eine berührende Spurensuche im Alphabet des Lebens Trauern, Wüten, Hoffen, Lachen, Weinen. Die Schwestern Poppy und Rose waren sich früher so nah wie beste Freundinnen. Doch seit mehr als zehn Jahren haben sie nicht mehr miteinander gesprochen. Bis sie durch einen Anruf erfahren, dass ihre Mutter gestorben ist. Andrea Barnards größter Wunsch war, ihre Töchter wieder versöhnt zu sehen. Deshalb hat sie ihnen etwas ganz Besonderes hinterlassen: 26 Aufgaben von A-Z, die die Schwestern zusammen angehen müssen, 26 Chancen, Abschied zu nehmen und dabei fundamentale Dinge über sich selbst zu lernen. Als Rose und Poppy sich widerstrebend daran machen, Andreas letzten Willen zu erfüllen, beginnt eine bewegende Reise auf den Spuren der Vergangenheit. Wird sie zu einem neuen Anfang für die beiden führen?

Debra Johnson lebt und arbeitet in Liverpool, wo sie ihre Zeit damit verbringt, zu schreiben, sich um eine kleine Herde von Kindern und Tieren zu kümmern und den Haushalt nicht zu machen. Sie hat viele Jahre als Journalistin gearbeitet, bevor sie beschloss, lieber ihre eigenen Geschichten zu erfinden, als die anderer Leute zu erzählen.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextEine berührende Spurensuche im Alphabet des Lebens Trauern, Wüten, Hoffen, Lachen, Weinen. Die Schwestern Poppy und Rose waren sich früher so nah wie beste Freundinnen. Doch seit mehr als zehn Jahren haben sie nicht mehr miteinander gesprochen. Bis sie durch einen Anruf erfahren, dass ihre Mutter gestorben ist. Andrea Barnards größter Wunsch war, ihre Töchter wieder versöhnt zu sehen. Deshalb hat sie ihnen etwas ganz Besonderes hinterlassen: 26 Aufgaben von A-Z, die die Schwestern zusammen angehen müssen, 26 Chancen, Abschied zu nehmen und dabei fundamentale Dinge über sich selbst zu lernen. Als Rose und Poppy sich widerstrebend daran machen, Andreas letzten Willen zu erfüllen, beginnt eine bewegende Reise auf den Spuren der Vergangenheit. Wird sie zu einem neuen Anfang für die beiden führen?

Debra Johnson lebt und arbeitet in Liverpool, wo sie ihre Zeit damit verbringt, zu schreiben, sich um eine kleine Herde von Kindern und Tieren zu kümmern und den Haushalt nicht zu machen. Sie hat viele Jahre als Journalistin gearbeitet, bevor sie beschloss, lieber ihre eigenen Geschichten zu erfinden, als die anderer Leute zu erzählen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104906850
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum27.03.2019
Auflage1. Auflage
Seiten464 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1533 Kbytes
Artikel-Nr.4275916
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1 1984 - Abschied von Templeton Peck

Tote Goldfische sind ganz schön eklig, denkt Andrea, während sie das verstorbene Prachtexemplar namens Faceman liebevoll verpackt. Gestern sauste Faceman noch als reizendes Geschöpf durch sein künstliches Korallenriff und Piratenschloss, jetzt ist er kalt und glitschig und erinnert allzu sehr an drei Tage altes Essen vom China-Imbiss, das langsam verdirbt.

Sobald er fertig in Küchenrolle eingewickelt ist, wird er in eine Schuhschachtel gebettet. Die Mädchen haben die Schachtel rot angemalt, damit sie ein bisschen wie die kleine Corvette aussieht, die der »echte« Faceman fährt - eine Figur aus der Fernsehserie Das A-Team, nach der der Goldfisch benannt ist. Herausgekommen ist ein Meisterwerk aus rotem Filzstift und fleckiger weißer Wasserfarbe, die verlaufen ist, so dass sich beides hier und da zu Pink vermischt hat.

Patch, der schielende Jack-Russell-Terrier der Familie, schnappt jaulend nach Andreas Fußgelenken; er will unbedingt an die Schachtel ran. Für ihn ist der tote Fisch einfach nur ein leckerer Happen, aber Andrea verscheucht den Hund. Daraufhin läuft Patch auf die andere Seite des Gartens und buddelt ein Loch im Blumenbeet.

Poppy schluchzt herzzerreißend, einzelne Strähnen ihrer dunklen Haarmähne kleben an der Tränenflut, die ihre Wangen hinabrinnt. Sieben Jahre alt und schon eine richtige Drama-Queen. Rose legt ihre Arme um sie und versucht, sie mit tröstenden Lauten zu beruhigen. Die Mädchen sind beide barfuß und noch im Nachthemd und sehen unglaublich klein und verloren aus, während sie durchs taufeuchte Gras im Garten hinter dem Cottage tapsen.

Für Rose ist es natürlich leichter, ruhig zu bleiben. Ihr Fisch, B.A. Baracus, ebenfalls nach Das A-Team benannt, schwimmt weiter fröhlich im Goldfischglas herum, formt mit dem Maul große Os und sieht kerngesund aus. Der arme Faceman dagegen hat nicht einmal drei Monate durchgehalten. Dies ist die erste Begegnung der Kinder mit dem Tod, und wie bei kleinen Mädchen nicht anders zu erwarten, schlagen die Gefühlswellen hoch.

Sie alle stehen vor einem kleinen Erdloch, das Andrea am früheren Morgen ausgehoben hat. Daneben ist ein batteriebetriebener Kassettenrekorder postiert. Andrea reicht die Schuhschachtel an Poppy weiter, die ihr hysterisches Schluchzen gerade lange genug unterbricht, um die Schachtel mit zitternden Händchen entgegennehmen zu können. Andrea wischt ihr die Tränen aus dem Gesicht. Poppys Haut ist kalt, bleich und feucht, und auch wenn zumindest ein Teil ihres Benehmens Show ist, weiß Andrea, dass ihre kleine Tochter ehrlich am Boden zerstört ist.

Das nächste Mal besorge ich ihnen ein Haustier mit längerer Haltbarkeitsdauer, denkt sie. Zum Beispiel eine von diesen Schildkröten, die mehr als hundert Jahre alt werden.

»Mach, Popcorn«, drängt sie sanft und zeigt auf das Erdloch. »Wir müssen Faceman jetzt auf Wiedersehen sagen. Möchtest du ein kleines Gebet für ihn sprechen?«

»Ich k-k-k-ann nicht!«, stammelt Poppy und zittert so heftig, dass die Schachtel ebenfalls zu beben beginnt. Vor ihrem geistigen Auge sieht Andrea schon, wie der Goldfisch die Gelegenheit zur Flucht ergreift, durch die Luft segelt und auf dem Kopf eines der Gartenzwerge landet. Diese Vorstellung amüsiert sie aus irgendeinem Grund, und sie muss sich zusammenreißen, um keine Miene zu verziehen. Sie darf nicht lachen. Nicht jetzt. Das hier ist eine wichtige, ernste Angelegenheit. Ihr Umgang mit dieser Situation ist prägend dafür, wie ihre Töchter für den Rest ihres Lebens zum Thema Sensenmann stehen werden. Sie muss also wenigstens versuchen, ihre Sache gut zu machen.

»Ich kann das«, sagt Rose. Sie ist zwei Jahre älter und zeigt bereits jetzt so ausgeprägte Mutterinstinkte, dass Andrea schon fürchtet, spätestens mit vierzig Oma zu sein. Über kurz oder lang wird sie Rose in den Besenschrank sperren oder von einem vergifteten Apfel abbeißen lassen müssen.

Poppy nickt und bückt sich, um den Goldfisch in die Erde zu legen. Dabei gerät die Schachtel gefährlich in Schieflage, aber glücklicherweise schwappen keine Goldfischleichen heraus und erschrecken sie alle. Patch sitzt in seinem Loch und beobachtet sie, und Andrea spricht im Stillen ein Stoßgebet: Bitte mach, dass dieser stinkende kleine Hund nicht angewetzt kommt, sich die Fischleiche schnappt und damit abhaut.

Die Mädchen treten respektvoll einen Schritt zurück und falten ihre Hände zum Gebet, wie sie es in der Schule beigebracht bekommen haben. Andrea ist sich gar nicht so sicher, ob sie an Gott oder ein Leben nach dem Tod glaubt, aber im Umgang mit Kindern ist dieser Glaube auf jeden Fall nützlich. Und weitaus bequemer als die andere Alternative.

»Lieber Gott«, sagt Rose und senkt den Kopf, so dass ihre braunen Locken um ihr rundes Kindergesicht schwingen, »bitte nimm diesen wunderbaren Fisch, Faceman, in den Himmel auf. Er war ein guter Fisch, und wir haben ihn alle geliebt. Bitte gib ihm eine schöne Glaskugel, in der er schwimmen kann, und viele andere Fische als Spielkameraden und sag ihm, dass wir ihn nie vergessen werden. Amen.«

Das ist ein schönes Gebet, einfach, von Herzen kommend und unschuldig, und Andrea spürt, wie ihr Tränen in die Augen schießen. Sie sind so niedlich, ihre hübschen Kleinen. Ihre Honigmäulchen. Sie haben ihr Leben so unglaublich bereichert. In Augenblicken wie diesen kann Andrea all ihre Sorgen vergessen: die unbezahlten Rechnungen, ihre glanzlose Karriere, ihren schlauchenden Alltag als alleinerziehende Mutter in einer Welt, die für Paare gemacht ist. Sie kann all das beiseiteschieben und sich auf das konzentrieren, worauf es ankommt - Rosie und Popcorn. Die besten Töchter der Welt.

Poppy blickt zu ihrer großen Schwester hoch, und auf ihrem Gesicht erscheint ein zartes, zittriges Lächeln.

»Alles wird gut, Pop«, sagt Rose und nimmt ihre Hand. »Im Himmel ist es wunderschön. Faceman fühlt sich da bestimmt wohl.«

Poppy runzelt die Stirn, und Andrea erkennt sofort ihre Denkermiene. Dieser Gesichtsausdruck bedeutet meistens, dass gleich eine sehr schwierige Frage folgt, wie: Woher kommen eigentlich die Babys? (sehr laut in einem Park gestellt, nachdem sie eine Frau mit einem Kinderwagen gesehen hat), oder: Warum hat der Mann da keine Haare? (sehr laut in einem Bus gestellt, während sie direkt hinter Londons Pendant zu Kojak sitzen) oder ihre absolute Lieblingsfrage: Warum habe ich eigentlich keinen Dad? (sehr laut während des Elternsprechtags gestellt).

»Mummy«, sagt sie mit einer Stimme, die fester klingt, als ihr tränennasses Gesicht vermuten ließe, »wie kommt Faceman eigentlich in den Himmel, wenn er in einer Schachtel in der Erde vergraben ist? Und kommen alle in einen anderen Teil des Himmels? Also Schafe in den Schafehimmel, Menschen in den Menschenhimmel und Goldfische in den Goldfischhimmel? Alle woanders hin? Weil Schafe brauchen doch Gras und Fische brauchen Wasser und Menschen einen Pub ...«

Wieder muss Andrea sich auf die Lippe beißen, um nicht loszulachen. Einen Pub? So stellt sie sich also den Menschenhimmel vor? Sie war eindeutig zu häufig im Farmer´s Arms ...

»Na ja, das ist alles ein großes Rätsel, Liebes«, antwortet sie. »Es ist noch nie jemand aus dem Himmel zurückgekehrt, um uns davon zu erzählen - weil da alle viel zu glücklich sind. Ich könnte mir vorstellen, dass heute Nacht, wenn wir schlafen, ein paar Engel nach unten geflogen kommen und Faceman mit sich nach oben nehmen.«

Während sie das sagt, macht Rose plötzlich ein nachdenkliches Gesicht. O nein, denkt Andrea. Die beiden sind zu alt für solche abenteuerlichen Schwindeleien. Sie glauben mir nicht, und jetzt wollen sie die verdammte Schachtel wahrscheinlich morgen wieder ausbuddeln, um nachzusehen, ob Faceman weg ist. Dann weiß ich ja, was heute Abend auf meinem Programm steht - ein Glas Rotwein und eine improvisierte Goldfischexhumierung.

»Aber fliegen sie immer zum Himmel?«, fragt Rose mit einem raschen Blick zurück zum Haus. »Du weißt doch: B.A. Baracus hasst fliegen.«

Die Frage ist weniger schwierig, als Andrea befürchtet hat, und sie ist erleichtert. Dieses ganze Thema ist ein einziges Minenfeld.

»Ach, weißt du was? Wenn B. A.s Zeit gekommen ist ... spülen wir ihn einfach im Klo runter. Dann kann er zum Himmel schwimmen.«

»Zum Goldfischhimmel?«, hakt Poppy nach. Der Gedanke von einem Himmel mit lauter Unterabteilungen gefällt ihr offenbar; sie gibt ihn nicht so schnell wieder auf.

»Genau!«, sagt Andrea entschieden, da sie nicht scharf auf weitere Fangfragen der Juniorendivision der spanischen Inquisition ist. »Wollen wir jetzt mal die Musik abspielen?«

Beide Mädchen nicken, und ihre Mum drückt auf die Play-Taste des Kassettenrekorders. Die Titelmusik von Das A-Team plärrt los, hallt durch den Garten und übertönt den Vogelgesang, den Lärm des Rasenmähers in der Ferne und das leise Rauschen des Straßenverkehrs. Die Kinder nehmen Haltung an, summen mit und machen an den richtigen Stellen schwungvoll »Tah, tah, tah, tah«. Das A-Team ist ihre Lieblingsserie und das Ganze ein angemessen mitreißendes Ende für Facemans kurzes, glitschiges Leben.

Als das letzte Ritual vollzogen ist, nimmt Andrea ihre Töchter an den Händen und hofft, dass dieser ganze Unsinn rund um das Thema Sterblichkeit sie nicht allzu sehr verwirrt hat und sie den Tag fröhlich beginnen. Die drei schlendern durch das Labyrinth aus Lavendeltöpfen, Gartenzwergen und summenden Bienen hindurch zum Haus.

Als sie gerade...
mehr

Autor

Debra Johnson lebt und arbeitet in Liverpool, wo sie ihre Zeit damit verbringt, zu schreiben, sich um eine kleine Herde von Kindern und Tieren zu kümmern und den Haushalt nicht zu machen. Sie hat viele Jahre als Journalistin gearbeitet, bevor sie beschloss, lieber ihre eigenen Geschichten zu erfinden, als die anderer Leute zu erzählen.Birgit Schmitz hat Theater- und Literaturwissenschaften studiert und arbeitete einige Jahre als Dramaturgin. Heute lebt sie als Literaturübersetzerin, Texterin und Lektorin in Frankfurt am Main.