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Rotkäppchens Traum

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am12.08.2019
Als Annie Friedmann wieder zu Bewusstsein gelangt, ist sie zutiefst verstört. Warum liegt sie in einem Wald, unter Laub verborgen? Wie ist sie hierher gekommen, und warum klebt Blut an ihrem roten Mantel? Ihre Erinnerung ist wie ausgelöscht, sie weiß nur, dass sie namenlose Angst hat. Alles wird immer rätselhafter, als sie herausfindet, dass sie sich in einem kleinen Ort in der Nähe von Ulm befindet - eine Gegend, die ihr gänzlich unbekannt ist. Und warum behauptet ein ihr fremder Mann, eine Liebesbeziehung mit ihr zu haben? Annie macht sich auf die verzweifelte Suche nach der Wahrheit. Und was sie entdeckt, droht ihr ganzes Leben zu zertrümmern ...

Max Bentow wurde in Berlin geboren. Nach seinem Schauspielstudium war er an verschiedenen Bühnen tätig. Für seine Arbeit als Dramatiker wurde er mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet. Seit seinem Debütroman »Der Federmann« hat sich Max Bentow als einer der erfolgreichsten deutschen Thrillerautoren etabliert, alle seine Bücher waren große SPIEGEL-Bestsellererfolge.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAls Annie Friedmann wieder zu Bewusstsein gelangt, ist sie zutiefst verstört. Warum liegt sie in einem Wald, unter Laub verborgen? Wie ist sie hierher gekommen, und warum klebt Blut an ihrem roten Mantel? Ihre Erinnerung ist wie ausgelöscht, sie weiß nur, dass sie namenlose Angst hat. Alles wird immer rätselhafter, als sie herausfindet, dass sie sich in einem kleinen Ort in der Nähe von Ulm befindet - eine Gegend, die ihr gänzlich unbekannt ist. Und warum behauptet ein ihr fremder Mann, eine Liebesbeziehung mit ihr zu haben? Annie macht sich auf die verzweifelte Suche nach der Wahrheit. Und was sie entdeckt, droht ihr ganzes Leben zu zertrümmern ...

Max Bentow wurde in Berlin geboren. Nach seinem Schauspielstudium war er an verschiedenen Bühnen tätig. Für seine Arbeit als Dramatiker wurde er mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet. Seit seinem Debütroman »Der Federmann« hat sich Max Bentow als einer der erfolgreichsten deutschen Thrillerautoren etabliert, alle seine Bücher waren große SPIEGEL-Bestsellererfolge.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641219772
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum12.08.2019
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1832 Kbytes
Artikel-Nr.4279756
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

ZWEI

Sie erwacht aus einem kurzen Schlaf. Wo ist sie? Sie hebt den Kopf, verwelkte Blätter gleiten von ihr herab. Nebel wabert aus dem Tal herauf, das Morgenlicht wirft lange Schatten. Sie hat die Arme um ihren Körper geschlungen, die rote Kapuze ihres Mantels ist tief in ihr Gesicht gezogen. Ihre Glieder sind klamm. Sie bewegt die Zehen, bis allmählich ein Gefühl in sie zurückkehrt. Ihr ist so kalt, dass ihre Zähne aufeinanderschlagen.

Sie ist einen halben Meter tief eingegraben, nun arbeitet sie sich langsam aus der Senke hervor. Plötzlich macht sie eine Bewegung aus, ganz in der Nähe. Sie zuckt zusammen. Instinktiv hält sie den Atem an.

Sie wendet den Kopf und erschrickt. Etwas starrt sie an. Gelbe Augen, direkt vor ihr. Sie zieht den Regenmantel noch enger um sich.

Es ist ein Tier. Atemwolken stieben aus seinen Nüstern. Ein großes Tier, das sie für einen Wolf hält. Silberne Streifen im dunkelgrauen Fell, dampfend seine schwarze Schnauze. Die Nackenhaare aufgestellt, die Ohren gespitzt. Langbeinig, der Schwanz halb erhoben. So steht er da und stiert sie an.

Sie überlegt, was sie tun soll. Innehalten oder aufspringen und wegrennen?

Gibt es Wölfe in dieser Gegend? Wie ist sie hierhergeraten?

Schützend hält sie sich die Hände vors Gesicht. Ihr Blick fällt auf die blutigen Schlieren auf ihren Ärmeln. Das Tier knurrt, offenbar hat es das Blut gewittert.

Sie winkelt ihre Beine an, das Laub raschelt, und wieder knurrt das Tier, diesmal lauter.

Sie ist jetzt in der Hocke, fluchtbereit. Sie schaut sich um, misst in Gedanken die Entfernung zum nächsten Baum, schätzt ab, wo sie hinaufklettern und sich vor dem Wolf in Sicherheit bringen kann.

Aber ist es wirklich ein Wolf? Sind diese Tiere nicht eher selten in ihrer Heimat? Wo um alles in der Welt befindet sie sich?

Wieder fällt ihr Blick auf das Blut an ihrem roten Mantel. Das Tier duckt sich. Sie fürchtet, dass es sie jeden Moment anfallen wird.

Da hört sie Schritte. Von oben. Abermals wendet sie den Kopf. Eine Gestalt nähert sich hangabwärts. Sie muss hier weg. Vorsichtig erhebt sie sich. Das Tier ist bereit zum Sprung.

»Ruhig, ganz ruhig«, murmelt sie, mehr um sich selbst Mut zu machen. Abwechselnd blickt sie zu der Gestalt, die auf sie zusteuert, und zu dem großen Tier, das ihr den Fluchtweg versperrt. Sie hat keine andere Wahl, als in gebeugter Haltung auszuharren.

Nun schleicht sich das Tier heran. Es stößt ein Bellen aus.

Die Gestalt ruft etwas von oben. Das Tier hält den Kopf gesenkt und fletscht die Zähne.

»Artur, aus!«, ruft die Stimme von oben.

Kein Wolf, denkt sie, bloß ein großer Hund.

Ängstlich schaut sie sich nach der Person um. Es ist eine ältere Frau, ihr Haar ist angegraut, ihre Schritte sind energisch. Sie trägt eine dunkle Outdoorjacke, Jeans und braune Stiefel.

»Der tut nichts«, sagt die Frau. Noch wenige Meter, dann ist sie bei ihm und packt ihn am Nackenfell. Er trägt kein Halsband.

»Ich dachte, es ist ein Wolf.«

Die Frau lächelt. »Das tun viele. Artur ist ein Tamaskan Husky, dem Wolf sehr ähnlich.«

Sie ist um die sechzig, macht einen resoluten Eindruck. Ein freundliches Gesicht, die Wangen gerötet. Sie mustert sie und runzelt die Stirn. »Brauchen Sie Hilfe?«

Sie antwortet nicht.

»Sie haben Blut unter den Augen. Gütiger Himmel, was ist passiert? Sind Sie gestürzt?«

»Ich weiß es nicht.«

Eine Weile schauen sie sich schweigend an. Dann reicht ihr die Frau die Hand. »Ich bin Margot.«

Sie überlegt ein paar Sekunden. Schließlich sagt sie leise, ohne den Händedruck zu erwidern: »Annie.«

»Gut, Annie. Ich denke, Sie brauchen einen Arzt.«

»Nein!«, entfährt es ihr.

»Sind Sie sicher?«

»Kein Arzt, bitte.«

»Wo haben Sie denn Ihre Schuhe?«

Sie zuckt mit den Schultern.

»Sind Sie überfallen worden?«

Annie versucht, sich zu erinnern, doch da ist bloß Leere in ihrem Kopf. Sie spannt sämtliche Muskeln an, damit ihr wärmer wird.

»Sie wirken völlig unterkühlt. Haben Sie die Nacht im Freien verbracht? So dünn bekleidet?«

Die Frau schaut auf ihre nackten Beine. Annie ist es peinlich. Sie denkt angestrengt nach, doch es hilft nichts. Sie weiß nicht, was ihr zugestoßen ist.

Statt einer Antwort zieht sie die Kapuze noch tiefer in die Stirn.

»Kommen Sie«, sagt die Frau. Sie lässt den Hund los und deutet auf die Anhöhe. »Mein Wagen steht dort oben. Ich kann Sie ein Stück mitnehmen.«

Annie zögert. Darf sie ihr trauen? Schließlich greift die Frau, die sich Margot nennt, nach ihrem Arm, doch Annie zuckt zurück. Der Tamaskan Husky beäugt wachsam jede ihrer Bewegungen.

»Keine Angst, ich will Ihnen doch nur helfen. Na los, kommen Sie.«

Die Frau geht voran, der Hund trottet neben ihr her. Annie gibt sich einen Ruck. Gemeinsam steigen sie den Hang hinauf.

»Vielleicht sollten wir lieber die Polizei rufen.«

»Keine Polizei, bitte!«

Ein irritierter Blick. »Schon gut. Ich bringe Sie nach Hause, wenn Sie möchten.«

Erst jetzt merkt Annie, wie geschwächt sie ist. Ihre Schritte sind langsam, und alsbald ist sie außer Atem. Margot nimmt sie am Arm, und diesmal lässt sie es geschehen.

Nach einer Weile gelangen sie auf einen Forstweg. Wenige hundert Meter weiter erreichen sie den Wagen, der am Rand geparkt ist. Margot öffnet die Türen, und Annie sinkt erschöpft auf den Beifahrersitz. Der Hund springt auf die Rückbank. Die ältere Frau steigt ein und startet den Motor. Während der Fahrt dreht sie das Gebläse der Heizung auf, und Annie spürt, wie sich allmählich etwas Wärme in ihrem Körper ausbreitet. Sie atmet tief durch.

»Ich führe Artur jeden Morgen in dieser Gegend aus. Gut, dass er Sie entdeckt hat. Sie wären noch erfroren.«

Annie versucht, den Waldweg wiederzuerkennen, doch es gelingt ihr nicht.

»Wo wohnen Sie?«, fragt Margot, doch Annie weiß keine Antwort.

Der Weg beschreibt eine Kurve, danach verlassen sie den Wald und passieren ein brachliegendes Feld.

Angestrengt schaut sie aus dem Fenster. Sie will sich orientieren, aber vergebens.

»Schätzchen, wenn ich Sie nach Hause bringen soll, muss ich die Adresse wissen.«

Ein Gefühl der Beklemmung kriecht ihr die Kehle hoch. Sie schließt für einige Zeit die Augen. »Es ... tut mir leid ... es fällt mir sicher gleich ein.«

»Sie Ärmste, was hat man nur mit Ihnen angestellt?«

»Ich weiß es nicht.«

Der Hund hechelt in ihrem Nacken, sein heißer Atem ist ihr unangenehm.

»Wie seltsam. Stehen Sie vielleicht unter Schock?«

»Schon möglich, ich ...«

»Ich könnte Sie zu meinem Hausarzt fahren.«

»Bitte, nein!«

Sie schweigen.

Kurze Zeit später erreichen sie eine asphaltierte Straße, in der Ferne erkennt Annie eine Häusersiedlung und eine Kirche mit einem Zwiebelturm. Die Morgensonne taucht die Landschaft in ein goldenes Licht. Herbst, denkt sie, nach der Laubfärbung der Bäume zu urteilen. Doch sie hat keine Ahnung, wo sie sind.

Ihre Stimme ist brüchig. »Ich kann mich an nichts erinnern. Ich weiß gar nichts mehr.«

Sie nähern sich dem Dorf.

»Wie heißt der Ort da vorn?«

»Seissen. Kommt Ihnen das vertraut vor?«

Annie antwortet nicht.

»Sie haben eine furchtbare Nacht hinter sich, nicht wahr? Ich an Ihrer Stelle würde die Polizei einschalten.«

»Nein!« Sie sagt es so heftig, dass die Frau kurz nach Luft schnappt.

»Entschuldigung, aber das ist ... keine gute Idee.«

»Also schön. Sie können sich bei mir einen Moment aufwärmen, wenn Sie möchten. Ich denke, Sie brauchen ganz dringend einen Tee und eine heiße Dusche.«

»Ja. Das wäre sehr lieb von Ihnen.« Sie kämpft gegen die Tränen an.

Margot schaut zu ihr. »Das wird schon wieder. Wenn Sie sich erst einmal ein bisschen ausgeruht haben, wird Ihre Erinnerung bestimmt zurückkehren. Und danach sehen wir weiter. In Ordnung?«

»Ja, danke.«

Sie passieren das Ortseingangsschild. Verwundert liest Annie die Aufschrift: Seissen. Alb-Donau-Kreis.

Der Name sagt ihr nichts. Alles ist ihr fremd.

Was ist passiert?

»Annie«, sagt sie leise, wie um sich selbst zu beruhigen, »ich heiße Annie Friedmann. Ich bin dreißig Jahre alt.«

Die Frau am Steuer wirft ihr einen verstörten Blick zu, dann biegt sie in die Einfahrt vor einem zweistöckigen Haus und hält an.

Purpurfarbene Teppichböden, geraffte Gardinen, Plüschkissen und Nippesfiguren. Margot ist recht altmodisch eingerichtet. Alles ist ordentlich und sauber, durch das Haus schwebt ein Geruch von Putzmitteln und das synthetische Aroma eines Lavendelsprays.

Sie verschwindet kurz im Obergeschoss, um Annie ein paar warme Sachen herauszusuchen, kommt wenig später die Treppe herunter und reicht ihr einen grünen Pullover mit Zopfmuster und eine ausgewaschene Freizeithose in Himmelblau.

»Die können Sie mir später wiedergeben«, sagt sie freundlich zu Annie.

»Das ist so großzügig von Ihnen.«

»Nicht der Rede wert.« Sie weist auf eine Tür im Flur hinter der Treppe. »Dort hinten ist das Bad für Gäste. Handtücher finden Sie im Regal. Nehmen Sie sich so viel Zeit, wie Sie brauchen. Ich mache uns derweil ein Frühstück.«

»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll.«

»Nicht dafür,...

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Autor

Max Bentow wurde in Berlin geboren. Nach seinem Schauspielstudium war er an verschiedenen Bühnen tätig. Für seine Arbeit als Dramatiker wurde er mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet. Seit seinem Debütroman »Der Federmann« hat sich Max Bentow als einer der erfolgreichsten deutschen Thrillerautoren etabliert, alle seine Bücher waren große SPIEGEL-Bestsellererfolge.