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Höllenangst

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am16.09.2019
Was ist deine größte Angst?
Im norwegischen Haugesund lässt ein Serienmörder Albträume wahr werden: Er bringt seine Opfer genau auf die Art um, vor der sie sich am meisten fürchten. Eine Frau wird von Ratten getötet, die sich durch ihre Eingeweide fressen, während sie gefesselt am Boden liegt. Ein Mann, der gegen Wespengift allergisch ist, wird in seiner verschlossenen Garage von einem Wespenschwarm zu Tode gestochen. Der Journalist Viljar Ravn Gudmundsson und die Polizeibeamtin Lotte Skeisvoll ermitteln fieberhaft. Doch schon bald könnte ihre größte Angst sie einholen ...

Geir Tangen betreibt Norwegens größten Krimiblog, Bokbloggeir.com. Er lebt im norwegischen Haugesund, wo ihm die Idee zu seiner Trilogie über die Polizeiermittlerin Lotte Skeisvoll und den Journalisten Viljar Ravn Gudmundsson kam.
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Produkt

KlappentextWas ist deine größte Angst?
Im norwegischen Haugesund lässt ein Serienmörder Albträume wahr werden: Er bringt seine Opfer genau auf die Art um, vor der sie sich am meisten fürchten. Eine Frau wird von Ratten getötet, die sich durch ihre Eingeweide fressen, während sie gefesselt am Boden liegt. Ein Mann, der gegen Wespengift allergisch ist, wird in seiner verschlossenen Garage von einem Wespenschwarm zu Tode gestochen. Der Journalist Viljar Ravn Gudmundsson und die Polizeibeamtin Lotte Skeisvoll ermitteln fieberhaft. Doch schon bald könnte ihre größte Angst sie einholen ...

Geir Tangen betreibt Norwegens größten Krimiblog, Bokbloggeir.com. Er lebt im norwegischen Haugesund, wo ihm die Idee zu seiner Trilogie über die Polizeiermittlerin Lotte Skeisvoll und den Journalisten Viljar Ravn Gudmundsson kam.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641252809
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum16.09.2019
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3494 Kbytes
Artikel-Nr.4279820
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Medienhaus Haugesunds Avis
Freitagnachmittag, 31. Juli

Der Journalist ­Viljar Ravn Gudmundsson rieb sich die müden Augen. Vor den Panoramafenstern des Medienhauses kroch der Freitagnachmittagsverkehr langsam dahin, während sommerlich gekleidete Jugendliche auf Fahrrädern vorbeirasten. Er hörte das Lachen von Kollegen in Wochenendlaune, deren Arbeits­tag in fünf Minuten zu Ende sein würde. Für viele von ihnen brach damit der Urlaub an. Die Kollegen, die in der Stadt geboren und aufgewachsen waren, wählten immer den August. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Juli in Haugesund verregnet war, lag irgendwo zwischen 1,2 und 1,3. Jedes Jahr.

­Viljar selbst hatte vor, auf den Urlaub zu pfeifen. Vor vier Monaten hatte ihm ein Neonazi das Knie zerschossen, und die Reha im Krankenhaus war eine wahre Schmerzenshölle gewesen. ­Viljar Ravn Gudmundsson war erst zweiundvierzig, fühlte aber, dass er an jenem Abend im Valhall Pub den Geist der Harry Potterschen Dementoren eingeatmet hatte. Er war in letzter Minute gerettet worden. Trotzdem wurde er seit diesem schicksalhaften Abend von düsteren Gedanken, Angst und Furcht gequält.

Im Medienhaus hatte er seine Ruhe und konnte die dunklen Gedanken verdrängen. Die Leute waren klug genug, ­Abstand zu halten, und er hatte nicht vor, sie in absehbarer Zeit zum Plaudern einzuladen. Außer seinem Sohn, dem siebzehnjährigen Alexander, war »Jossen« einer der wenigen, deren ­Gesellschaft ­Viljar ertrug. Johannes Sevland war ein klappriger Ex-Junkie, ein verlotterter Moderator bei Radio 102 und ein langmähniges Relikt aus einer Zeit, in der Männer mit Koteletten wesentlich besser sangen, als sie aussahen. Jossen war an den Rollstuhl gefesselt, seit er vor fünfzehn Jahren mit dem Heroin Schluss gemacht hatte, und weitaus heller im Oberstübchen, als es die Leute ihm zutrauten.

In den vier Wochen, die vergangen waren, seit ­Viljar zurück ins Büro gehumpelt kam, hatten er und Jossen Tag und Nacht gearbeitet.

Der Titel der neuen Podcast-Serie des Radiosenders leuchtete ­Viljar vom Monitor entgegen: »Spurlos verschwunden«. Nicht gerade die kreativste Überschrift der Welt, aber das kam eben dabei heraus, wenn Chefredakteur Johan Øveraas meinte, er als Chef müsse sich mehr in das Tagesgeschäft einbringen. Offenbar hatte er die Bedeutung von »Inklusion am Arbeitsplatz« missverstanden, auf die der Medienbetrieb setzte und nach deren Prinzip »ausrangierte Mitarbeiter« noch etwas länger in Lohn und Brot gehalten werden sollten.

Die fantasielose Überschrift des Chefredakteurs hatte allerdings nicht verhindert, dass die Serie zum größten Interneterfolg des Senders seit vielen Jahren geworden war. Der Podcast, in dem Jossen und ­Viljar alte Vermisstenfälle aus der Region Haugaland ausgruben, hatte im Laufe des letzten Monats abenteuerliche Streamingzahlen erreicht - auch landesweit.

Das Konzept war denkbar schlicht: Sie griffen einen mysteriösen Cold Case aus den letzten zwanzig Jahren auf, tauchten in das Leben des Vermissten ein, ließen das Drama wiederauferstehen, interviewten Angehörige und Polizeiermittler. ­Danach kratzen sie irgendetwas zusammen, was nach neuen Erkenntnissen in diesem Fall roch, und all das veröffentlichten sie am selben Tag online und in der Zeitung.

Um es mit Jossens eigenen Worten zu sagen: »Das ist ­womöglich noch mieserer Journalismus, als es im Ursprung miese Polizeiarbeit war.«

Er hatte recht. Es war spekulativ und wenig feinfühlig, lockte aber Hörer an und verkaufte Zeitungen.

Kein Wunder, dass der korpulente Chefredakteur Jossen in sein Herz geschlossen hatte. ­Viljar wusste, dass Jossen insgeheim mehr für diese Vermisstensachen brannte, als er es sich anmerken ließ. Einige der Verschwundenen waren seine Freunde gewesen, damals, als er noch unter der Risøybrücke gehaust hatte und ein Schäferhund seine Bettdecke gewesen war. ­Viljar wiederum wusste nicht genau, was er selbst von dem Konzept hielt. Er war einfach froh, dass er mit keinem der anderen Journalisten im Haus zusammenarbeiten musste.

Zehn Wochen - fünf Vermisstenfälle. Das Arbeitspensum hätte die meisten umgehauen, aber für ­Viljar war die Beschäftigung rund um die Uhr das Einzige, das seine Gedanken von dem ablenken konnte, was ihm passiert war. Eine Sache war, dass man ihn angeschossen hatte und Alexander am selben Abend beinahe getötet worden war. Viel schlimmer war der Gedanke daran, dass er sich selbst zum Mörder gemacht hatte. Eines Nachts hatte ­Viljar an der Lillesundschule den Neonazi Geirmund Bakken umgebracht. In dem Fall wurde noch ermittelt, aber die Polizei forschte in allen anderen Schränken, nur nicht in seinem, wofür er sich bei Kommissarin ­Lotte Skeisvoll bedanken konnte. Sie hatte ihre ganze Karriere aufs Spiel gesetzt, um seinen Arsch zu retten.

Jossen wusste nichts von dem Drama, aber er hielt die ­wachen Nächte besser aus als andere Leute. Der Mann behauptete hartnäckig, er habe keine Nacht mehr durchgeschlafen, seit Neil Young im Jahr 1975 Crosby, Stills & Nash verließ. Damals war der kleine Johannes Sevland drei Jahre alt gewesen und ein großer Fan.

Der Podcast und die Zeitungsreportagen erregten vom ersten Tag an viel Aufmerksamkeit. Was zum großen Teil Jossens Dickkopf zu verdanken war. Er hatte darauf bestanden, schon in der ersten Sendung anzukündigen, welche Fälle sie in diesem Sommer und Herbst untersuchen würden. Die Reaktion darauf war überwältigend. Das Medienhaus wurde überschüttet mit Tipps und Hinweisen.

Das Großraumbüro leerte sich und versank in einen schläfrigen Wochenendmodus. Nur die eine oder andere Urlaubsvertretung hielt noch die Stellung und ein frustrierter Sportredakteur aus Jæren, der ein Wochenende voller stinklangweiliger Norway-Cup-Reportagen vor sich hatte, die er schreiben musste, bevor er ausstempeln konnte. Der Einzige, der außer Jossen und ­Viljar noch am Schreibtisch saß, war Kulturjournalist Henrik Thomsen. Das Sildajazz-Festival startete in fünf Tagen, und der großgewachsene Mann saß zusammengekrümmt auf einem viel zu kleinen Bürostuhl und hämmerte etwas in die Tastatur, was vermutlich im Voraus verfasste Konzertkritiken waren.

­Viljar hatte seit gestern Abend nichts mehr gegessen. Er spürte, wie der Hunger ihm Löcher ins Gedärm fraß, und griff nach seiner Zigarettenschachtel. Jossen rollte hinter ihm her zum Aufzug. Sie hatten ein Arbeitsintervall entwickelt, mit dem sie beide hervorragend zurechtkamen. Vierzig Minuten Arbeit, zwanzig Minuten Zigarettenpause. So konnten sie sechzehn bis achtzehn Stunden am Tag durchhalten. Essens- und Pinkelpausen waren zweitrangig.

Im Aufzug sprach ­Viljar einen Gedanken aus, der ihm schon den ganzen Tag durch den Kopf ging.

»Die Leute rufen immer noch zu unserem ersten Fall an, dem von Jens Eivind Brekke. Nachdem wir das Phantombild in der Zeitung veröffentlicht hatten, haben ja mehrere geglaubt, sie hätten ihn gesehen. Seine Familie hat einen Privatdetektiv beauftragt. Sollten wir den Zeichner nicht auch für die übrigen Fälle anheuern?«

»Das Phantombild, das aussieht wie Angela Merkel? Das könnte ja nun wirklich jeder sein. Egal, ob Männlein oder Weiblein.«

Diesen Fall als Erstes zu senden, hatte sich als Glücksgriff herausgestellt. Fußballnationalspieler Brekke war beim FK Haugesund gewesen, als er 1998 verschwunden war, sein Name war immer noch landesweit bekannt, und sein Verschwinden wirkte wie ein gordischer Knoten. VG und Dagbladet hatten einen Tag nach Haugesunds Avis groß über den Fall berichtet. Jossens Podcast zwang die Server des Medienhauses in die Knie.

Der Parkplatz draußen lag in der sengenden Sonne und ­Viljar versuchte, das halblange Haar zum Pferdeschwanz zu binden, ohne dass es ihm gelang. Dünne Haarsträhnen fielen ihm sofort wieder ins Gesicht. Der Asphalt dampfte, es roch nach Sommer, Flieder und Tabak.

»­Viljar ... Dieser Illustrator ist offenbar auf Speed. Die Sachen, die wir auf Halde haben, sind so gut, dass wir seine Kopffüßler nicht brauchen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Du weißt, was du an diesem Wochenende zu tun hast, oder?«

­Viljar seufzte und vergrub die Hände in den Taschen seiner Shorts. Die Zigarette in seinem Mundwinkel wippte auf und ab, während er sprach, etwas von der Glut fiel herunter und landete direkt über seinem Bauchnabel.

»Ja, weiß ich. Ich soll ­Lotte dazu bringen, über den Hollekim-Fall zu reden, aber das ist verdammt viel schwieriger, als du dir das vorstellst. Sie steckt in einem schwarzen Loch des Universums, dem ich ungern zu nahe kommen will.«

Sigve Hollekims Verschwinden im Jahr 1998 war einer der Fälle, die fast sendebereit waren, sie brauchten noch ein paar Interviews. Kommissarin ­Lotte Skeisvoll hatte es kategorisch abgelehnt, ihr fester Polizeikontakt in der Serie zu sein, und sie hatte ­Viljar jedes Mal abblitzen lassen, wenn er versucht hatte, Kontakt zu ihr aufzunehmen. In der letzten Zeit hatte sie sich völlig abgekapselt. Lehnte alle Gespräche ab, ließ Verabredungen platzen, antwortete nicht auf SMS.

­Viljar konnte verstehen, dass sie sich zurückzog, aber Jossen wusste nichts von den Ereignissen an der Lillesundschule. Er hatte keine Ahnung, welcher Dämon sie ritt.

»Du musst es versuchen, ­Viljar. Wir brauchen sie bei dem Fall.«

»Ich kann nichts garantieren, Joss. Sie meidet mich wie die Pest.«

Jossen warf sein langes graues Haar zurück und blies dicken Rauch aus den Nasenlöchern.

»Wenn du eine...

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Geir Tangen betreibt Norwegens größten Krimiblog, Bokbloggeir.com. Er lebt im norwegischen Haugesund, wo ihm die Idee zu seiner Trilogie über die Polizeiermittlerin Lotte Skeisvoll und den Journalisten Viljar Ravn Gudmundsson kam.