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Am Ende der Teestraße

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
154 Seiten
Deutsch
Unionsverlagerschienen am01.04.2019
Schon als Kind ist Charles Stowe, der Sohn eines Londoner Teehändlers, fasziniert von den Geheimnissen des Tees. Die Welt der tausend Düfte und Aromen verzaubert den jungen Mann so sehr, dass er aufbricht, um den seltensten chinesischen Tee nach England zu importieren. Die Begegnung mit der mysteriösen Loan bringt seine Pläne durcheinander. Die schöne Frau scheint ihm begehrenswerter als der edelste Tee. Doch Loan gehört dem mächtigen Tee-Mogul Lu Chen, der nur eine Schwäche hat: Opium. Sieben Tage und Nächte darf Charles mit Loan verbringen - unter der Bedingung, dass er die Gegend anschließend sofort verlässt ...

Maxence Fermine wurde 1968 in Albertville, Frankreich, geboren und verbrachte seine Kindheit in Grenoble. Sein Debütroman Schnee erhielt eine große mediale Aufmerksamkeit in Frankreich und machte ihn bekannt. Es folgten weitere Romane, darunter Die schwarze Violine und Am Ende der Teestraße, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Maxence Fermine lebt mit seiner Familie in Savoyen.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR13,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextSchon als Kind ist Charles Stowe, der Sohn eines Londoner Teehändlers, fasziniert von den Geheimnissen des Tees. Die Welt der tausend Düfte und Aromen verzaubert den jungen Mann so sehr, dass er aufbricht, um den seltensten chinesischen Tee nach England zu importieren. Die Begegnung mit der mysteriösen Loan bringt seine Pläne durcheinander. Die schöne Frau scheint ihm begehrenswerter als der edelste Tee. Doch Loan gehört dem mächtigen Tee-Mogul Lu Chen, der nur eine Schwäche hat: Opium. Sieben Tage und Nächte darf Charles mit Loan verbringen - unter der Bedingung, dass er die Gegend anschließend sofort verlässt ...

Maxence Fermine wurde 1968 in Albertville, Frankreich, geboren und verbrachte seine Kindheit in Grenoble. Sein Debütroman Schnee erhielt eine große mediale Aufmerksamkeit in Frankreich und machte ihn bekannt. Es folgten weitere Romane, darunter Die schwarze Violine und Am Ende der Teestraße, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Maxence Fermine lebt mit seiner Familie in Savoyen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783293305335
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum01.04.2019
Seiten154 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2971 Kbytes
Artikel-Nr.4280413
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



I


Das Leben von Charles Stowe, Abenteurer in Sachen Tee, legt die Vermutung nahe, der Zufall sei ein Spinnennetz, in dem das Schicksal sich gelegentlich verfängt.

Charles Stowe hatte eine Leidenschaft für den Handel und eine Vorliebe für Tee.

Die Leidenschaft für den Handel erlernt sich nicht. Die Vorliebe für Tee erwirbt sich mit der Zeit.

1838 hatte Charles Stowe von Opium noch keine Ahnung. Er war einer jener englischen Gentlemen, deren einziges Laster im Rauchen von Zigarren und im Trinken von Whisky und deren größte Tugend in einer gewissen Neigung zur Ehre und in der Liebe zur Maßarbeit besteht.

Das Haus Stowe genoss im britischen Empire einen exzellenten Ruf, und zu jener Zeit, als Reise und Handel auch Synonyme für Abenteuer waren, beschloss Charles, Erbe der Traditionen und Träume seiner Familie, sich nach China einzuschiffen.

Zu diesem Zweck musste er eine betörend wohlriechende Route einschlagen, die als eine der gefährlichsten der Welt galt. Diejenige nämlich, die in London begann, dann Richtung Indien und weiter nach Asien führte und sich unweigerlich im Reich der Mitte verlor.

Eine Strecke, die man die Teestraße nannte.

Angefangen hatte alles etwa zwanzig Jahre zuvor, als sein Vater, Robert Stowe, beschloss, auf statthafte und rechtmäßige Weise den Beruf des Tee- und Gewürzhändlers auszuüben. 1816 erwarb er in London, nur wenige Schritte von der Themse entfernt, einen Laden, in dem er seinen Landsleuten außer Pfeffer, Sandelholzöl, Safran und zahlreichen anderen Wundermitteln aus Fernost eine bestimmte Pflanze verkaufte, deren junge Triebe, getrocknet und anschließend mit heißem Wasser aufgegossen, jenes aromatische Getränk ergeben, das man als Tee bezeichnet. Selbstverständlich war diese Pflanze schon seit Jahrhunderten bekannt, doch erst zu jener Zeit lernte man sie als alltägliches Genussmittel kennen und schätzen.

Der Tee wurde zu seinem Steckenpferd. Er liebte es, die verschiedenen Sorten zu studieren, die alle von einem einzigen Strauch, der Camellia sinensis, stammen, und kaufte bald alles, was die Seefahrer ihm aus China und Indien mitbrachten. Bereits nach kürzester Zeit wurde er zu dem Händler, bei dem die feine Londoner Gesellschaft regelmäßig ihre Einkäufe tätigte. Folglich schmückte sich sein Geschäft mit dem bezaubernden Schild: DIE TAUSEND DÜFTE DES TEES.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts produzierte China den weltweit besten Tee und hatte das Monopol auf dieses Produkt. Damals sprach man von den Mysterien der Teestraße, die niemand je erforscht hatte.

Man behauptete, niemand würde jemals das Reich der Mitte betreten und in seine Geheimnisse eindringen können. Ferner ging das Gerücht, dass niemand, der sich auf diese Route begeben hatte, je zurückgekehrt war. Tausend Dinge erzählte man sich.

Charles Stowe schwieg dazu, doch er beobachtete und verstand die Leidenschaft seines Vaters. Und bereits als Zehnjähriger sah er sich auf den Plantagen Chinas umherwandeln, mit einem Blatt Pergamentpapier in der Hand, auf dem sämtliche Geheimnisse zur Herstellung der besten Tees der Welt niedergeschrieben waren.

Im Laufe der Jahre offenbarte Robert Stowe seinem Sohn sein ganzes Wissen über dieses seltsame Getränk. Er stellte fest, dass das Kind sich für alles interessierte, was irgendwie mit Tee zu tun hatte.

Eines Morgens, er war noch nicht einmal elf Jahre alt, fragte Charles seinen Vater: »Seit wann gibt es Tee?«

Zunächst wich der Händler der Frage aus, doch als er sah, wie enttäuscht sein Sohn war, erklärte er: »Der Legende nach soll er vor sehr langer Zeit in China entdeckt worden sein. Und zwar auf ziemlich eigenartige Weise.«

»Wie denn?«

»Ich werde es dir sagen. Doch du musst mir versprechen, es niemandem weiterzuerzählen, es handelt sich nämlich um ein Geheimnis.«

Charles versprach, es für sich zu behalten, denn wie alle Jungen seines Alters liebte er Geschichten und Geheimnisse.

»Eines Tages, vor mehr als viertausend Jahren, reiste Kaiser Shen Nung mit seinem Gefolge in eine entlegene Gegend seines ausgedehnten Reiches. Da der Weg lang und beschwerlich war, bat er, im Schatten von Bäumen, die ihn vor der Sonne schützen würden, eine kurze Rast einzulegen. Der Konvoi hielt an, und der Kaiser ließ sich im Schneidersitz unter einem unbekannten Strauch nieder. Da er zum Stillen seines Durstes nichts anderes kannte, verlangte er unverzüglich nach einer Schale mit heißem Wasser. Seine Diener beeilten sich, ihm das Gewünschte zu bringen. Ein Blatt fiel in die Schale des Kaisers, und ohne es zu bemerken, begann Shen Nung zu trinken. Sogleich durchströmte ihn ein lieblich sanftes und gleichzeitig bitteres Aroma. Stutzig besah er den Grund seiner Schale und entdeckte dort das Blatt, das ungemein verführerisch duftete.

So wurde der Tee geboren.«

Unermüdlich forschte Robert Stowe nach den Ursprüngen der verschiedenen Teesorten und ihren Eigenschaften. Abends, wenn seine Angestellten die neuesten Lieferungen aus dem Orient in die Regale räumten, saß er mit seinem Sohn im hinteren Teil des Ladens und fuhr fort, ihn in die Geheimnisse des Tees einzuweihen.

»Weißt du, Charles, Tee gibt es in vier verschiedenen Farben auf der Welt. Leider kennen die Engländer nur den schwarzen Tee, den man mittlerweile in unseren Kolonien, hauptsächlich im Dschungel von Assam, anbaut.«

Charles hörte seinem Vater äußerst aufmerksam zu.

»Und welche sind die anderen Farben?«

»Der blaue Tee, der grüne Tee und der weiße Tee. Diese drei Varianten stammen aus ein und demselben Land: aus China. Der blaue Tee wird in einer für Reisende unzugänglichen Gegend angebaut. Sein Aroma erinnert an den grünen Tee, der parfümiert und bitter schmeckt und fast überall in Asien kultiviert wird. Doch das Geheimnis seiner Herstellung liegt nach wie vor in den Händen der Chinesen. Der weiße Tee ist der seltenste und teuerste von allen. Es heißt, früher hätten Jungfrauen aus dem chinesischen Kaiserreich die Blätter mit goldenen Scheren geerntet und diese zusammen mit außergewöhnlich reinem Wasser in die Schale des Kaisers gefüllt. Niemand weiß, wo die geweihten Gärten des weißen Tees liegen. Diejenigen, die das Geheimnis lüfteten, so sagt man, wurden unverzüglich mit dem Tode bestraft.«

Der Junge schwieg lange.

»Also kennt niemand das Geheimnis der Herstellung dieser drei Teesorten?«

»Nein.«

Charles Stowe blickte seinen Vater mit einem Ausdruck unbändiger Entschlossenheit an und sagte: »Ich werde dieser Mann sein.«

Eines Abends, als es in London regnete, überraschte Robert Stowe seinen Sohn dabei, wie er die Wassertropfen beobachtete, die langsam an den Fensterscheiben herunterrannen. Behutsam näherte er sich ihm und fragte: »Wusstest du, dass die Kunst des Tees eine Wassermusik ist?«

Charles verstand nicht, was sein Vater meinte.

»Was haben Wasser und Musik mit Tee zu tun?«

»Überleg doch mal. Zunächst ist da die Musik des Regens, der auf die Blätter der Teesträucher fällt, dieses leichte Beben wie von einer Trommel aus grünem Licht, die von den silbernen Schlegeln des Himmels gespielt wird. Dann ist da die Musik der Ernte, die von den tanzenden Schleiern der Teepflückerinnen begleitet wird. Außerdem die Musik einer Quelle, die so frisch und rein ist wie keine zweite. Und schließlich die Musik des warmen Wassers, das man langsam auf die Teeblätter gießt.«

»Warum erzählst du mir das alles?«

»Weil ich mir dich, während du so träumend vor mir stehst, im Regen in China vorstelle ... inmitten der Teeplantagen.«

Robert Stowe legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter: »Die Reise dorthin konnte ich nie unternehmen.«

»Ich weiß. Das sagst du mir immer wieder.« Und er fügte hinzu: »Ich werde diese Reise an deiner Stelle machen. Das schwöre ich dir.«

Robert Stowe entrang sich einen langen Seufzer, und nach einem nicht weniger langen Schweigen meinte der Vater: »Sprechen wir nicht mehr darüber. Hier, probier lieber diesen Tee.«

Lächelnd hielt er dem Jungen eine Tasse hin.

Charles sah seinen Vater an und trank einen Schluck von der kostbaren Flüssigkeit, deren Wohlgeschmack sich langsam in der Tiefe seines Schlunds entfaltete.

Seit seiner frühesten Jugend hatte Charles Stowe sich angewöhnt, täglich mehr als fünfzehn Tassen Tee zu trinken. Diese verliehen ihm eine außergewöhnliche Energie und förderten seine frühe Neigung zum Meditieren. Und zudem kam es ihm beim Teetrinken so vor, als könnte er den Duft jeder einzelnen der Frauen riechen, die diese sonderbaren Blätter mit dem sanften und zugleich bitteren Aroma für ihn gepflückt hatten. Ein Duft, an dem er sich berauschte, ohne seiner jemals überdrüssig zu werden.

Die Jahre vergingen, am Horizont leuchteten Träume von fernen Reisen.

Häufig ging Charles zum Hafen von London, wo er voller Sehnsucht den Seemännern beim Entladen ihrer exotischen Fracht zuschaute und die Angestellten des Hauses Stowe beobachtete, die sich auf den Weg zu den englischen Handelskontoren machten.

Endlich, im Alter von einunddreißig Jahren,...


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Autor

Maxence Fermine wurde 1968 in Albertville, Frankreich, geboren und verbrachte seine Kindheit in Grenoble. Sein Debütroman Schnee erhielt eine große mediale Aufmerksamkeit in Frankreich und machte ihn bekannt. Es folgten weitere Romane, darunter Die schwarze Violine und Am Ende der Teestraße, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Maxence Fermine lebt mit seiner Familie in Savoyen.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt