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I am because you are

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.11.2019
Die afrikanische Philosophie für ein erfülltes Leben
Wir alle sind durch ein universales Band der Menschlichkeit miteinander verbunden und blühen erst durch den Respekt und die Zuwendung anderer auf - das ist die zentrale Auffassung der südafrikanischen Lebensphilosophie Ubuntu. Die wichtigste Kernaussage von Ubuntu lässt sich mit dem Satz 'I am because you are' am deutlichsten ausdrücken.
Als Enkelin des Friedensnobelpreisträgers Desmond Tutu konnte Mungi Ngomane diese Geisteshaltung von Kind auf kultivieren. In 14 Lektionen und Übungen zeigt sie, wie wir sie im Alltag umsetzen können. Aktives Zuhören, Toleranz, Achtsamkeit, Güte und die Bereitschaft zu vergeben zählen zu den wichtigsten Eckpfeilern von Ubuntu. Wenn wir uns gegenseitig in unserer Menschlichkeit erkennen, wird es leicht, Brücken zu bauen statt Mauern zu errichten - und ein Leben in Verbundenheit und Liebe zu führen.

Mungi Ngomane ist die Enkelin von Erzbischof Desmond Tutu und Schirmherrin der Tutu Foundation UK. Sie setzt sich für Menschenrechte ein, insbesondere für die Förderung von Frauen und Mädchen, den Schutz von Flüchtlingen und die Befreiung des palästinensischen Volkes. Sie hat einen Master in International Studies und Diplomatie von der Universität London und lebt zurzeit in Nashville, USA.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextDie afrikanische Philosophie für ein erfülltes Leben
Wir alle sind durch ein universales Band der Menschlichkeit miteinander verbunden und blühen erst durch den Respekt und die Zuwendung anderer auf - das ist die zentrale Auffassung der südafrikanischen Lebensphilosophie Ubuntu. Die wichtigste Kernaussage von Ubuntu lässt sich mit dem Satz 'I am because you are' am deutlichsten ausdrücken.
Als Enkelin des Friedensnobelpreisträgers Desmond Tutu konnte Mungi Ngomane diese Geisteshaltung von Kind auf kultivieren. In 14 Lektionen und Übungen zeigt sie, wie wir sie im Alltag umsetzen können. Aktives Zuhören, Toleranz, Achtsamkeit, Güte und die Bereitschaft zu vergeben zählen zu den wichtigsten Eckpfeilern von Ubuntu. Wenn wir uns gegenseitig in unserer Menschlichkeit erkennen, wird es leicht, Brücken zu bauen statt Mauern zu errichten - und ein Leben in Verbundenheit und Liebe zu führen.

Mungi Ngomane ist die Enkelin von Erzbischof Desmond Tutu und Schirmherrin der Tutu Foundation UK. Sie setzt sich für Menschenrechte ein, insbesondere für die Förderung von Frauen und Mädchen, den Schutz von Flüchtlingen und die Befreiung des palästinensischen Volkes. Sie hat einen Master in International Studies und Diplomatie von der Universität London und lebt zurzeit in Nashville, USA.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641255312
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum11.11.2019
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse8756 Kbytes
Illustrationendurchgehend vierfarbig
Artikel-Nr.4281655
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Wer würde es nicht toll finden, in einer schwierigen Situation zu wissen, was »richtig« ist?! Jeder genießt das Gefühl, derjenige zu sein, der Antworten parat hat, der über den Dingen steht und Urteile fällen kann.

Ubuntu aber fordert uns dazu auf, nicht zu urteilen, sondern Mitgefühl und gegenseitiges Verständnis walten zu lassen. Es lädt uns dazu ein, die Lautstärke unserer (oftmals selbstgerechten) inneren Stimme runterzuregeln und uns im Namen unseres Gegenübers Fragen zu stellen. Nur auf diese Weise können wir verstehen, wie jemand anders denkt. Oder fühlt.

Berücksichtige die Gegenseite, auch wenn du anderer Meinung bist

Dies war eine der vielen Lektionen, die meine Großeltern Leah und Desmond Tutu meiner Mutter mit auf den Weg gaben und die sie wiederum an mich weitergegeben hat. Für meine Mutter bedeutete diese Lektion, den Standpunkt derer zu verstehen, die in einem der weltweit schlimmsten autoritären Staaten auf der Gegenseite standen. Dazu musste sie das Leben vom Gesichtspunkt anderer aus betrachten, auch wenn sie mit deren Sichtweise ganz und gar nicht einverstanden war.

In Soweto - eine Abkürzung für South Western Townships - in Johannesburg erfuhr sie die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung am eigenen Leib. Sie sah die heruntergekommenen Townships, wo die Schwarzen lebten, und verglich sie mit den prächtigen Siedlungen der Weißen. Sie bekam mit, dass schwarze Kinder eine schlechtere Schulbildung erhielten, keinen oder kaum Zugang zu Hilfsmitteln hatten und dass ihnen die Rechte, die weiße Kinder genossen, versagt blieben.

Doch anstatt Weiße zu verurteilen, fragte sich meine Mutter: Würde ich gegen die Apartheid aufbegehren, wenn ich weiß wäre? Sie betrachtete das Privileg der Weißen als das, was es war - ungerecht und unmenschlich -, aber sie verstand auch, warum es für Menschen, die im Glauben an die Vorherrschaft der Weißen groß geworden waren, so leicht war, sie für die Regel zu halten. Die meisten Menschen mit Privilegien fühlen sich dazu berechtigt, ganz egal, ob diese an ihre Rasse, ihren sozialen und wirtschaftlichen Status oder ihr Geschlecht geknüpft sind. Die Rechtmäßigkeit ihres privilegierten Status wurde ihnen von Kindesbeinen an eingetrichtert, sodass viele ihn als Normalität ansehen.

In dieser Situation wären wohl die wenigsten von uns bereit, ihr Privileg aufzugeben oder infrage zu stellen - schlicht und ergreifend deshalb, weil dies unserer persönlichen Interessenlage widerspräche. Meiner Mutter wurde klar, dass wir uns zwar gerne als Kämpfer für Gerechtigkeit sehen, dass uns aber in Situationen, in denen wir selbst von Ungerechtigkeit profitieren, meist der Mut verlässt.

Es liegt in der menschlichen Natur, den Status quo zu akzeptieren, wenn wir einen Nutzen aus ihm ziehen. Doch manche Menschen ringen auch darum, Recht von Unrecht zu unterscheiden oder das »Richtige« zu tun.

Dieser Gedankengang änderte die Lebensperspektive meiner Mutter und führte dazu, dass sie Weiße nicht generell für schlechte Menschen hielt. Für meine Mutter waren sie normale Leute, die ihre Privilegien genossen und sich nicht damit auseinandersetzen wollten, woher diese stammten oder welche Folgen sie für andere hatten.

Im Laufe unseres Lebens lernen wir sehr viel von unseren Eltern. Eine der unzähligen Lektionen, die mich meine Mutter lehrte, war die, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Sie brachte mir bei, Fragen zu stellen, wenn irgendjemand mir Unrecht tat oder mich verletzte. Ihrer Meinung nach lautet die wichtigste Frage immer zuerst: Was würde ich selbst unter diesen Umständen tun?

Nimm dir die Zeit, Fragen zu stellen

Als ich in Sidney studierte, wohnte ich mit anderen Studenten und Studentinnen in einem Haus. Während mich eine Freundin aus der Heimat besuchte, verschwanden einige ihrer Schmuckstücke. Schnell fiel der Verdacht auf eine meiner Mitbewohnerinnen. Ich war wütend und fühlte mich verraten.

Wie konnte sie das nur tun? Ich dachte, wir wären richtige Freundinnen!

Es wäre ein Leichtes gewesen, meine Mitbewohnerin sofort mit dem Verdacht zu konfrontieren. Doch ein Telefonat mit meiner Mutter ließ meinen anfänglichen Ärger verrauchen, und ich fing an, meine Gefühle und Gedanken zu hinterfragen. Sie gab mir den Rat, das Gespräch mit meiner Mitbewohnerin zu suchen, aber erst, wenn ich mich beruhigt hätte. Ich sollte mir die andere Seite der Geschichte anhören. Oft nehmen wir uns nicht die Zeit dafür, und auch ich hätte es damals beinahe nicht getan.

Bei einem Treffen aller Mitbewohnerinnen gab diejenige, die ich in Verdacht hatte, tatsächlich zu, den Schmuck genommen zu haben. Doch das war nicht das Ende der Geschichte. Sie beichtete uns außerdem, unter einer Impulskontrollstörung und Bulimie zu leiden. Keiner hatte von ihrem stillen Kampf etwas mitbekommen. Sie litt, und in der Fremde, weit weg von zu Hause, verschlimmerten sich ihre psychischen Probleme immens.

Meine Mutter hatte mich während unseres Gesprächs an einen meiner Lieblingssprüche des schottischen Theologen Ian Maclaren erinnert: »Sei freundlich, denn jeder, dem du begegnest, kämpft einen harten Kampf.«

Jeder Mensch hat Probleme in seinem Leben, von denen wir nichts ahnen - auch die Menschen, die uns nahestehen. Vielleicht gelingt es uns selbst, unser Leid gut zu verbergen, doch wenn die Menschen um uns herum nichts davon wissen, können sie uns auch nicht helfen. Vielleicht halten wir unsere Geldsorgen oder Schwierigkeiten im Job vor unserer Familie geheim, um sie zu schonen. Oder wir erzählen unseren Freunden nichts von unseren Problemen, weil wir vor ihnen nicht als Jammerlappen dastehen wollen. Doch verhindern wir mit diesem Verhalten auch, dass uns durch Ubuntu geholfen wird.

Meine Freundin und ich gingen freundlich und behutsam mit meiner Mitbewohnerin um und verhinderten damit, dass jemandem, der ohnehin schon litt, noch mehr Leid zugefügt wurde.

Suche das Gespräch mit anderen

Sich in die Lage eines anderen zu versetzen bedeutet, die Dinge aus seinem Blickwinkel zu betrachten. Das ist nicht einfach. Was, wenn du mit dem anderen überhaupt nichts gemein hast? Oder wenn er dich tief verletzt hat? Schon der Versuch, sich die andere Seite anzuhören, kann eine Herausforderung sein. Doch das, was wir gewinnen, wenn wir es versuchen, übersteigt immer unsere Erwartungen. Mein Großvater sagte einmal: »Wenn du Frieden willst, musst du nicht mit deinen Freunden, sondern mit deinen Feinden reden.«

Genau dazu hat die Tutu Foundation UK bei ihrer Gründung im Jahr 2007 aufgerufen: mit Menschen, die anderer Ansicht sind, in einen Dialog zu treten. Ein Programm, das sich Conversations for Change nannte, ermutigte Gesellschaftsgruppen, die Probleme miteinander hatten, sich auszutauschen. Das Ziel bestand darin, zwischen Menschen, die sich zwar ein Wohngebiet teilten, aber unterschiedlichen sozialen Gruppen angehörten, einen Dialog zu schaffen und die gegnerischen Parteien an einen Tisch zu bringen.

Die Werte der Tutu Foundation basieren auf Ubuntu, da ihre Mission darin besteht, Frieden zu stiften, Respekt und Verständnis füreinander sowie Verbindungen untereinander zu fördern. Das Ubuntu Youth Project ist besonders erfolgreich und hat im Laufe der Jahre dazu beigetragen, dass sich die Beziehung zwischen der Polizei und frustrierten Jugendlichen gebessert hat.

Es haben sich schon viele bemerkenswerte Dinge an einem Tisch zugetragen, den wir Ubuntu Round Table nennen. Hier konnten viele Jugendlichen zum ersten Mal in ihrem Leben von der Bedeutung von Ubuntu erfahren. In Workshops hatten sie Gelegenheit, über das Konzept der Philosophie zu diskutieren, und wurden dazu ermutigt, über die Sichtweise anderer nachzudenken.

Versetze dich in die Gedankenwelt anderer

Ein Jugendlicher, der an einem der Programme teilnahm, erschien eines Morgens mit einem großen Pflaster am Hals. Als ihn der Jugendarbeiter fragte, was passiert sei, erzählte ihm der Junge, dass er in der Siedlung, in der er lebte, von einem anderen Jugendlichen mit einem Messer angegriffen worden sei. Der Angriff sei aus dem Nichts gekommen, und die Wunde musste mit mehreren Stichen genäht werden. Der Jugendarbeiter fragte ihn, was er fühle, und ging davon aus, dass der Junge wütend und auf Rache aus sei.

»Ich bin okay«, antwortete er. »Ich habe beschlossen, ihm nicht böse zu sein, obwohl ich verletzt worden bin. Ich habe keine Ahnung, was der Typ, der das getan hat, an diesem Tag durchgemacht hat. Es könnte alles Mögliche gewesen sein, von dem ich keine Ahnung habe, und vielleicht ist er an dem Morgen einfach durchgedreht.«

Du bist nicht der einzige Mensch, der bei dieser Antwort vor Staunen die Kinnlade runterfällt. Dieser Junge hatte verstanden, dass der Angriff nicht gegen ihn persönlich gerichtet war, und wusste genau, wie hart das Leben in seinem Viertel sein konnte. Er entschied sich dafür, sich in die Lage des anderen hineinzuversetzen. Das ist Ubuntu.

Sich in die Lage eines anderen Menschen hineinzuversetzen ist eine bewusste Entscheidung. Wenn du die Worte oder die Taten einer anderen Person nicht verstehen kannst, versuche dir vorzustellen, was sich gerade in ihrem Leben abspielt. Welchen Grund hatte sie, sich so zu verhalten? Wo lebt sie? Mit wem lebt sie zusammen? Wie sehen ihre Lebensumstände aus? Frage dich, ob sich in ihren Taten das Leben eines zufriedenen oder eines konfliktbeladenen Menschen...

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Autor

Mungi Ngomane ist die Enkelin von Erzbischof Desmond Tutu und Schirmherrin der Tutu Foundation UK. Sie setzt sich für Menschenrechte ein, insbesondere für die Förderung von Frauen und Mädchen, den Schutz von Flüchtlingen und die Befreiung des palästinensischen Volkes. Sie hat einen Master in International Studies und Diplomatie von der Universität London und lebt zurzeit in Nashville, USA.