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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am01.06.20191. Auflage
Ein atemberaubend spannender Psychothriller über einen Psychoanalytiker und seinen Wettlauf gegen die Zeit von dem Psychotherapeuten und Psychoanalytiker Christian Kraus. Der Psychoanalytiker Thomas Kern ist geschockt, als er den Freitod einer jungen Patientin mit ansehen muss, ohne eingreifen zu können, und er macht sich Vorwürfe, weil er der jungen Frau nicht helfen konnte. Doch es kommt noch schlimmer: Wenige Tage nach dem Selbstmord erhält er Besuch von der Polizei. Ihm wird vorgeworfen, das Mädchen missbraucht und so erst in den Tod getrieben zu haben. Auf seinem Computer finden sich scheinbar Beweise dafür. Thomas' Frau setzt ihn vor die Tür, Freunde und Kollegen wenden sich ab, seine Tochter Natascha will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Erst als Thomas herausfindet, dass Nataschas neuer Freund Mitglied in einer gefährlichen Sekte ist, ahnt er, welches perfide Netz sich da Stück für Stück um ihn zusammenzieht. Erst langsam wird ihm jedoch klar, vor welch finsterer Macht er seine Familie und sich beschützen muss.

Christian Kraus wurde 1971 in Hamburg geboren. Nach dem Studium der Humanmedizin und Promotion an der Universität Hamburg war er lange als Arzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für Psychosoziale Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf tätig.Seit 2006 ist er Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er absolvierte Zusatzausbildungen in Psychoanalyse, forensischer Psychiatrie und Sexualtherapie und arbeitet heute als niedergelassener ärztlicher Psychotherapeut und Psychoanalytiker in eigener Praxis in Hamburg. Christian Kraus ist verheiratet und hat eine Tochter.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR18,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin atemberaubend spannender Psychothriller über einen Psychoanalytiker und seinen Wettlauf gegen die Zeit von dem Psychotherapeuten und Psychoanalytiker Christian Kraus. Der Psychoanalytiker Thomas Kern ist geschockt, als er den Freitod einer jungen Patientin mit ansehen muss, ohne eingreifen zu können, und er macht sich Vorwürfe, weil er der jungen Frau nicht helfen konnte. Doch es kommt noch schlimmer: Wenige Tage nach dem Selbstmord erhält er Besuch von der Polizei. Ihm wird vorgeworfen, das Mädchen missbraucht und so erst in den Tod getrieben zu haben. Auf seinem Computer finden sich scheinbar Beweise dafür. Thomas' Frau setzt ihn vor die Tür, Freunde und Kollegen wenden sich ab, seine Tochter Natascha will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Erst als Thomas herausfindet, dass Nataschas neuer Freund Mitglied in einer gefährlichen Sekte ist, ahnt er, welches perfide Netz sich da Stück für Stück um ihn zusammenzieht. Erst langsam wird ihm jedoch klar, vor welch finsterer Macht er seine Familie und sich beschützen muss.

Christian Kraus wurde 1971 in Hamburg geboren. Nach dem Studium der Humanmedizin und Promotion an der Universität Hamburg war er lange als Arzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für Psychosoziale Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf tätig.Seit 2006 ist er Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er absolvierte Zusatzausbildungen in Psychoanalyse, forensischer Psychiatrie und Sexualtherapie und arbeitet heute als niedergelassener ärztlicher Psychotherapeut und Psychoanalytiker in eigener Praxis in Hamburg. Christian Kraus ist verheiratet und hat eine Tochter.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426454206
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum01.06.2019
Auflage1. Auflage
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1092 Kbytes
Artikel-Nr.4308907
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


5


Thomas hatte Doktor Oberhauser vor über zwanzig Jahren kennengelernt. Nach Jahren als Assistenz- und später Oberarzt in der Psychiatrie war es für ihn damals Zeit gewesen für etwas Neues. Lea hatte nach ihrem BWL-Studium erste Karriereluft in der Finanzwelt geschnuppert, und Natascha hatte allenfalls als vage Zukunftsvorstellung in ihrer beider Köpfen existiert. Psychoanalyse hatte Thomas schon lange fasziniert, also hatte er sich an Oberhausers Institut beworben, war angenommen und dessen Lehranalysand geworden. Sein Lehranalytiker hatte da noch mindestens achtzig Pfund weniger auf die Waage gebracht und war seinem biologischen Alter höchstens um wenige Monate vorausgeeilt. Inzwischen war Doktor Oberhauser nicht nur in Sachen Psychoanalyse, sondern auch physisch ein Schwergewicht, was seiner uneingeschränkten Autorität keinerlei Abbruch tat. Er trug seinen stattlichen Bauch wie eine Auszeichnung für ein sattes Leben vor sich her. Thomas sah in dessen Gesicht weniger die dicken Tränensäcke und das dichte Netz aus roten Äderchen, sondern hellwache Augen, hinter denen ungetrübte Vitalität und Neugierde vibrierten. »Dann erzählen Sie mal, warum ich heute auf den Mittagstisch im Borchers verzichte«, begrüßte er ihn.

Es kostete Thomas Überwindung, die schrecklichen Bilder des Vormittags in Sprache zu kleiden. Mehrmals stockte er, rang nach Worten und kämpfte gegen Tränen. Als die Rohfassung geschafft war, stemmte Oberhauser sich aus seinem Ledersessel. »Ein Glas Wasser? Oder lieber einen Cognac?«

»Für mich bitte nur Wasser.«

Der alte Analytiker füllte ein Wasserglas aus einer Karaffe und ein Schnapsglas aus einer rotbraunen Flasche, die er aus einem Schrank neben dem Schreibtisch gezogen hatte und sogleich wieder darin verschwinden ließ.

Er wartete geduldig, bis Thomas getrunken hatte.

»Schreckliche Sache«, sagte er dann. »Es ist furchtbar, eine Patientin auf diese Weise zu verlieren. Und Sie hatten wirklich nur eine einzige Sitzung? Was wissen Sie denn von ihr?«

Thomas versuchte, die Informationen aus dem Gespräch in eine sinnvolle Reihenfolge zu bringen, bevor er weitersprach. »Sie ist ein Wildwuchs, im wahrsten Sinne des Wortes.« Beiläufig stellte er fest, dass er noch immer in der Gegenwartsform von ihr sprach. »So alltägliche Basics - ein Dach überm Kopf, medizinische Versorgung, Sportverein und vieles andere hat sie erst kennengelernt, als sie im Vorschulalter nach Deutschland kam. Ist ihr schwergefallen, sich in alldem zurechtzufinden, aber gleich mehrere Lehrer hatten einen Narren an ihr gefressen. Wundert mich nicht.«

Oberhauser brummte. »Dieselben Eigenarten, die Sie an ihr faszinieren ... fasziniert haben?« Für eine Sekunde schien auch er vergessen zu haben, dass Jennifer mitsamt ihren Eigenarten von einem Kran in den Tod gesprungen war.

Thomas nickte. »Sie hatte eine wundervolle Stimme. Glasklar, weich, sie hätte es sicher zu was bringen können als Sprecherin oder Sängerin. Ihr Aussehen war tiefste Dunkelheit, aber ihre Stimme war das reine Licht. Sie hatte eine ungewöhnliche Art zu sprechen. Sehr einfach, auf den Punkt, oft schnodderig und frech. Aber auf eine Weise, die man ihr nicht übel nehmen konnte.«

»Verstehe«, sagte Oberhauser und nippte an seinem Cognac. »Wo ist sie denn groß geworden?«

»Ihren Vater hat sie nie kennengelernt, so hat sie es erzählt«, sagte er. »Ihre Mutter hat in einer Art Hippie-Kolonie auf einer kanarischen Insel gelebt. La Gomera, glaube ich. Ein Sammelbecken von Aussteigern, Esoterikern und, na ja, Verrückten.«

»Die waren ja spät dran.Wissen Sie mehr über die Mutter?«

»Eine Hippiefrau, die als Jugendliche alle Zelte in Deutschland abgebrochen hatte. Sie hat Jennifer in dem Camp zur Welt gebracht und dort großgezogen.«

»Geschwister?«

»Sie hat eine ältere Schwester erwähnt.« Thomas zuckte die Achseln. »Jennifer hat ... hatte an die Zeit durchweg positive Erinnerungen. Es gab keinen Spielplatz und keinen Sportverein, natürlich nicht. Aber die Mutter hat sich offenbar sehr liebevoll um ihre Töchter gekümmert. Sie und eine Handvoll andere Hippies haben sie unterrichtet.«

»In was denn?« Oberhauser schmunzelte. »Handauflegen und Geisterbeschwörung?«

»Das Ganze hat ein jähes Ende gefunden. Die Mutter ist verunglückt, und die spanischen Behörden haben das Camp aufgelöst und die Mädchen nach Deutschland gebracht. In eine Pflegefamilie.«

»Hm.« Der Dicke ruckte schwerfällig auf seinem Sessel herum, versenkte seinen massigen Körper tiefer in dem weichen Lederpolster. »Erzählen Sie mal, wie Ihre erste Begegnung war.«

Thomas dachte an den Augenblick des Aufeinandertreffens. Er beschrieb sein stilles Entsetzen über Jennifers Äußeres und die Tätowierung sowie seine intuitive Abneigung gegenüber der jungen Frau, die schlagartig in Sympathie umgeschlagen war, als sie begonnen hatte zu sprechen. »Was kostet es, mit Ihnen zu reden?«, hatte sie gefragt.

Er hatte ihr seinen Stundensatz genannt. »Wir können das Gespräch über die Krankenkasse abrechnen«, hatte er gesagt. »Dazu bräuchte ich Ihre Versichertenkarte.«

Sie fasste in die Innentasche ihrer Lederjacke und zog einen Briefumschlag mit Geldscheinen daraus hervor, zählte neunzig Euro ab und legte sie auf den Tisch. »Keine Krankenkasse. Und das hier muss unter uns bleiben. Sie unterliegen doch der Schweigepflicht, oder?«

Thomas nickte. »Sieht ja aus, als hätten Sie eine Bank ausgeraubt.« Er musterte die Scheine, als könnte er an ihrem Aussehen erkennen, woher sie stammten. Und ob Dreck an ihnen klebte.

»Die Kohle ist sauber, wenn Sie das meinen. Sie gehört mir. Klar so weit?«

»Okay.« Er schlug die Beine übereinander. »Also, Frau Rädler, was kann ich für Sie tun?«

»Sagen Sie Jennifer. Das ist mein Name. Der Name Rädler gehört meiner Mutter. Ihr allein. Ich werde Ihnen nicht vertrauen können, wenn Sie mich so nennen. Und darum geht es doch, oder? Dass ich Vertrauen zu Ihnen aufbaue.«

»Also gut. Jennifer.« Er fand sie gerade noch jung genug, um sie mit ihrem Vornamen anzureden.

Sie nickte. Als Nächstes sah sie sich aufmerksam in seinem Behandlungszimmer um. Thomas versuchte, von ihrer Mimik auf ihre Eindrücke zu schließen, aber ihr ernster Gesichtsausdruck ließ wenig nach außen dringen. Sie musterte den Schreibtisch (ordentlich aufgeräumt, fast etwas zwanghaft, riet er ihre Gedanken), die Behandlungscouch (schlichtes Teil aus Naturleder, liegen da wirklich Patienten drauf?) und das bis zur Zimmerdecke aufragende Bücherregal (bis zum Rand vollgestopft mit Büchern; hat der die alle gelesen?).

Die Musterung endete bei ihm. »Sie sind verheiratet.«

Es war eine Feststellung, keine Frage. Der schlanke Goldring an seiner rechten Hand war ihr offenbar nicht entgangen. »Haben Sie Kinder?«

Inzwischen hatte er sich auf ihre nassforsche Art eingestellt. »Sie scheinen sehr interessiert an meinen persönlichen Verhältnissen«, sagte er.

»Das war keine Antwort.«

»Ich werde Ihnen auf vieles antworten. Auf manches aber nicht. Zum Beispiel, wenn es um mein Privatleben geht.«

Ihre Augen scannten ihn noch etliche Sekunden. »Na gut«, sagte sie dann.

»Also noch mal. Was kann ich für Sie tun?« Er griff nach seinem Schreibblock, auf dem er sich während der Vorgespräche Notizen machte.

»Nein!«, sagte sie. Ihre Körperhaltung versteifte sich.

»Bitte?«

»Keine Aufzeichnungen! Sie dürfen nichts aufschreiben, weder jetzt noch später! Ich will auch keine Quittung oder so.«

»Warum ist das so ein Problem?«

»Ist halt so. Wenn Sie mitschreiben, werde ich nichts sagen.«

Sie nahm ihn mit einem entschlossenen Blick ins Visier. Auch über diesen Punkt würde sie nicht mit sich verhandeln lassen.

Thomas legte den Block zur Seite. »Ich schlage Folgendes vor: Ich biete Ihnen bis zu drei Terminen an. Zu Ihren Bedingungen. Sie zahlen bar, ich schreibe nichts auf. Sie können alles ansprechen, was Sie bewegt. Ich kann Sie kennenlernen und Sie mich. Aber wenn wir danach weiterarbeiten wollen, müssen wir uns noch mal über die Regeln einer Therapie unterhalten. Einverstanden?«

Sie dachte kurz nach. Dann zückte sie erneut ihren Briefumschlag, packte weitere hundertachtzig Euro auf den Tisch und lehnte sich in ihrem Sitz zurück.

»Vielleicht brauche ich Hilfe«, sagte sie. Ihre Stimme hatte auf einmal leise und zerbrechlich geklungen.

 

»Sie hat Sie offensichtlich getestet«, sagte Oberhauser. »Und verlangte absolute Kontrolle.« Er schwenkte das Cognacglas fachmännisch in der rechten Hand. »Was war ihr Problem?«

»Sie hat lange herumgedruckst und letztlich nur Andeutungen gemacht. Sie sei in eine große Sache verstrickt. Das richte sie zugrunde. Sie sehe keinen Weg, sich da herauszulösen. Sie habe Angst vor dem, was passieren könne. So etwas. Und dann immer wieder die Frage, ob unser Gespräch wirklich vertraulich sei.«

»Was haben Sie gedacht, was mit ihr ist?«

»Ich dachte an eine schwierige Beziehung, eine sadomasochistische Verstrickung. Vielleicht ein Zuhältertyp, der sie bedrohte und beherrschte. Jemand, der sie in ähnlicher Weise kontrollierte, wie sie es mit mir versucht hat.«

»Ergibt Sinn.« Oberhauser nickte, dachte nach. »Wissen Sie, wie die Mutter ums Leben gekommen ist?«

Thomas war, als würde ihm eine Hand ins Genick greifen. Eine, die vorher stundenlang in einem Eisfach gelegen hatte. »Sie ist auf Gomera von einer Klippe ins Meer gestürzt. Angeblich ein Unfall.« Es war ein offensichtlicher Zusammenhang, aber er hatte ihn bisher übersehen.

»Angeblich!« Oberhauser schnalzte mit der Zunge....
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Autor

Christian Kraus wurde 1971 in Hamburg geboren. Nach dem Studium der Humanmedizin und Promotion an der Universität Hamburg war er lange als Arzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für Psychosoziale Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf tätig.Seit 2006 ist er Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Er absolvierte Zusatzausbildungen in Psychoanalyse, forensischer Psychiatrie und Sexualtherapie und arbeitet heute als niedergelassener ärztlicher Psychotherapeut und Psychoanalytiker in eigener Praxis in Hamburg.Christian Kraus ist verheiratet und hat eine Tochter.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt