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Die Hoffnung zwischen den Zeilen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am14.10.2019
Zwei mutige Frauen kämpfen in der Nachkriegszeit um eine selbstbestimmte Zukunft
Hamburg 1949: Als Ulrike Hartmann erfährt, dass ihr Verlobter Hans im Krieg gefallen ist, verlässt sie verzweifelt ihre zerstörte Heimat und wandert nach Schweden aus. In ihrem Koffer hat sie ein Bündel Briefe, die Hans im Krieg jahrelang von einer Schwedin namens Elsa Petterson erhalten hat. Ulrike reist zu Pettersons Wohnort in die Provinz, versucht herauszufinden, in welchem Verhältnis sie zu Hans stand. Beide Frauen entwickeln eine Freundschaft, und Ulrike erfährt etwas schier Unglaubliches über Hans, das ihrer aller Leben für immer verändern wird ...

Elin Olofsson, geboren 1979 in Schweden, schreibt seit vielen Jahren sehr erfolgreiche Frauenromane. 2014 wurde einer ihrer Romane als 'Buch des Jahres' (Sydsvenska Dagbladet) ausgewählt, 2016 wurde sie für den 'Book of the Year Award' nominiert. Ihr neuester Roman 'Die Hoffnung zwischen den Zeilen' war in Schweden monatelang unter den Top Ten und verkaufte sich über 50.000 Mal. Mit diesem Roman wird sie erstmals in Deutschland vorgestellt.
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Produkt

KlappentextZwei mutige Frauen kämpfen in der Nachkriegszeit um eine selbstbestimmte Zukunft
Hamburg 1949: Als Ulrike Hartmann erfährt, dass ihr Verlobter Hans im Krieg gefallen ist, verlässt sie verzweifelt ihre zerstörte Heimat und wandert nach Schweden aus. In ihrem Koffer hat sie ein Bündel Briefe, die Hans im Krieg jahrelang von einer Schwedin namens Elsa Petterson erhalten hat. Ulrike reist zu Pettersons Wohnort in die Provinz, versucht herauszufinden, in welchem Verhältnis sie zu Hans stand. Beide Frauen entwickeln eine Freundschaft, und Ulrike erfährt etwas schier Unglaubliches über Hans, das ihrer aller Leben für immer verändern wird ...

Elin Olofsson, geboren 1979 in Schweden, schreibt seit vielen Jahren sehr erfolgreiche Frauenromane. 2014 wurde einer ihrer Romane als 'Buch des Jahres' (Sydsvenska Dagbladet) ausgewählt, 2016 wurde sie für den 'Book of the Year Award' nominiert. Ihr neuester Roman 'Die Hoffnung zwischen den Zeilen' war in Schweden monatelang unter den Top Ten und verkaufte sich über 50.000 Mal. Mit diesem Roman wird sie erstmals in Deutschland vorgestellt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641233105
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum14.10.2019
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1653 Kbytes
Artikel-Nr.4310220
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Elsa war ein paarmal bei Forsens Kontor vorbeigegangen, aber die Tür war immer noch geschlossen. Das war kein gutes Zeichen. Er war im Lauf des Nachmittags zurückgekommen, als sie noch im Laden stand, hatte sich seither aber nicht mehr blicken lassen. Inzwischen hatte sie den letzten Kunden des Tages bedient, ein Stück Hartkäse und ein Pfund Schinken unter ihrem Namen ins Kassenbuch eingetragen und die Lebensmittel schon in ihrem Rucksack verstaut. Sie hatte die Ladentür abgeschlossen, die Tageseinnahmen gezählt und wollte jetzt nur noch, dass Forsen die Bürotür öffnete, damit sie die Einnahmen in den Geldschrank einschließen und nach Hause gehen konnte.

Nachdem sie drei-, viermal an seiner Tür vorbeigehuscht war, öffnete er endlich und rief nach ihr. Sie trat über die Schwelle.

Es war so, wie sie vermutet hatte.

Zwar stand kein Alkohol auf dem Sekretär, doch es gab einen kreisförmigen Abdruck, und Forsens Blick war glasig. Elsa wusste, dass Forsen in seinem Büro trank - das war nichts Neues -, aber wenn die Tür für mehrere Stunden am Tag geschlossen blieb, war er oft besonders schwermütig.

Elsa reichte ihm die Stofftüte mit dem Geld und den Quittungen, so sortiert, wie er es gern haben wollte.

»Setzen Sie sich«, bat Forsen und deutete auf den Stuhl vor dem Schreibtisch. Am liebsten hätte sie es vermieden, aber sie hatte wohl keine Wahl.

Forsen wischte den Abdruck auf dem Sekretär mit der Hand fort, dann fuhr er sich über die Augen.

»Es ist die Wehmut«, sagte er.

»Ach so«, erwiderte Elsa, als ob sie das nicht bereits wusste.

Sie wollte so tun, als würde sie sich nicht um seine Tränen scheren, dann wäre die Situation weniger peinlich. Was ihn belastete, wusste sie nicht, hatte ihn auch ganz bewusst nie danach gefragt. Vielleicht ging es ja um seinen Sohn, denn aus Forsens Kontor waren regelmäßig Fetzen lautstarker Auseinandersetzungen zwischen den beiden zu hören; vielleicht ging es aber auch um Forsens Frau, die kränklich war. Sie sitze jetzt meistens in der Stube, meinte Forsen. Die Schmerzen hätten sich verschlimmert, und es falle ihr schwer, sich auf ihr Bein zu stützen. Als Elsa Forsens Frau zuletzt gesehen hatte, trug diese dicke Handschuhe, weil der Rheumatismus aus ihren Händen verdrehte kleine Klumpen gemacht hatte.

Vielleicht hoffte Forsen, dass Elsa nachfragen würde, weshalb er weinte, aber das hatte sie noch nicht über sich gebracht.

Nun saßen sie sich gegenüber und musterten sich.

Normalerweise versuchte Elsa immer, Forsen aufzumuntern, indem sie ihm Fragen über den Fischfang stellte, denn er konnte sich lang und breit über Forellen, Saiblinge und Barsche auslassen, darüber, wie der Hecht im Schilf stand und der Mond am Himmel, über Oberflächengewässer, Wassertiefen und Strömungen. Heute aber konnte sie im Büro weder seine Angel noch seine Watstiefel entdecken, weshalb sie es bleiben ließ.

Auf dem Sekretär lag ein Stapel rosafarbener Verpackungen. Forsen nahm eine und warf sie Elsa zu. Es waren Taschentücher, »so weich wie Seide«, wie auf dem Karton stand. Elsa konnte sich nicht daran erinnern, jemals echte Seide angefasst zu haben, und dachte, dass das Versprechen bei ihr ins Leere lief.

Dafür wusste sie schon, was Forsen sie als Nächstes fragen würde.

Neulich erst war es um Damenstrümpfe aus Nylon gegangen, einem Material, das das Strümpfestopfen überflüssig machen sollte.

»Glauben Sie, dass das etwas für die Damen in Krokom wäre, Elsa? Sollten wir sie hier verkaufen?«

Jetzt öffnete Elsa die Verpackung und nahm ein Tuch heraus; in eine Ecke war ein Kornblumenstrauß gestickt.

»Sie haben doch einen Blick für dergleichen, Elsa. Für das, was geht und was nicht, meine ich.«

Elsa freute sich immer, wenn Forsen sie lobte. Das tat er häufig. Ihr war klar, dass er sie nur um ihr Urteil bat, damit ihm in seinem Büro nicht nur der Trübsinn und der Alkohol Gesellschaft leisteten, doch er gab immer darauf acht, ihr gleichzeitig auch etwas Nettes zu sagen.

Vor ein paar Wochen hatte er - an einem Spätnachmittag wie diesem und womöglich etwas betrunkener als für gewöhnlich - gesagt, dass es viel besser wäre, wenn Elsa und nicht sein Sohn das Geschäft übernehmen würde.

»Sie sind nicht auf den Kopf gefallen, können rechnen und wissen die Leute zu nehmen. Sie haben das Zeug zu einem waschechten Kaufmann. Nils dagegen hat kein Händchen dafür«, hatte er gesagt.

Auch wenn Forsen nur herumgeschwafelt hatte, waren ihr seine Worte im Gedächtnis geblieben und hatten sie für einen Moment glücklich gemacht. Er sah sie, dachte sie. Hatte bemerkt, dass sie etwas konnte. Forsen hatte ihr mehrere Fernkurse ermöglicht: einen zur »Geschäftsgehilfin«, einen über Reklame sowie einen über Beschilderung und Beschriftung. Abends hatte sie dafür gelernt. Vieles war für sie schon selbstverständlich gewesen - etwa, dass nur ein zufriedener Kunde wiederkam und dass man Leuten nie etwas von minderwertiger Qualität aufschwatzen sollte, weil man dann einen schlechten Ruf bekam -, aber die Kurse hatten Forsen gezeigt, dass sie wirklich etwas lernen wollte.

Und inzwischen wusste auch Forsen das, was Elsa schon lange wusste - dass sie im ganzen Laden die Tüchtigste war.

Gleich darauf schämte sie sich für dieses Eigenlob.

So durfte man nicht denken, sich selbst so in den Vordergrund spielen. Die anderen Angestellten leisteten schließlich auch gute Arbeit.

Gittan, die immer nur für wenige Stunden im Geschäft war, machte ihre Sache gut, solang sie sich konzentrierte und nicht beim Wechselgeld verrechnete oder den Kunden erzählte, wie ihre Kinder den Rotz an Gittans Ärmeln abstreiften. Anna Karlström - eigentlich schon in Rente - war so schroff, dass die Kundschaft Angst vor ihr hatte, aber wenn die Kunden Schlange standen, ging es wenigstens rasch voran, weil sich keiner mit vielen Worten aufhielt. Weder die jungen Leute noch die, die zufällig einmal erlebt hatten, wie hart sie sich mit strenger Miene über alles und jeden äußerte. Anna Karlström weigerte sich darüber hinaus anzuschreiben, sodass diejenigen, die nicht bezahlen konnten, häufig vor der Bürotür herumstrichen, in der Hoffnung, Forsen würde herauskommen.

War er da und verstand, was Sache war, legte er meistens einen Arm um den Bedrückten, geleitete ihn zum Kassentresen und tönte - damit es auch ja alle hörten -, wie wichtig ebendieser Kunde für Forsens Gemischtwarenhandlung sei. Und dann lag auch urplötzlich das blaue Buch auf dem Tresen, in dem die Namen all jener notiert wurden, die anschreiben ließen, und der Kunde durfte mit dem, was ihm fehlte, den Laden verlassen.

In solchen Momenten konnte Elsa Forsen gut leiden.

Er wollte die Armen und die Vergesslichen nie erniedrigen.

Sie fand es allerdings albern, wie dick er auftrug, wenn die Kunden auch beim nächsten Einkauf kein Geld hatten und stattdessen mit ein paar Schneehühnern oder einem geräucherten Elchherzen ankamen. Es ging für Elsa zu weit, wenn Forsen es beinahe so klingen ließ, als wäre es für ihn von Vorteil, dass sie kein Geld hatten, denn jeder wusste schließlich, dass das auf Dauer so nicht ging. Wie sollte er denn da seine Lieferanten bezahlen?

Nun hatte Forsen eines der Taschentücher auseinandergefaltet, lautstark schnäuzte er sich hinein.

»Ich weiß nicht, ob jemand von hier unbedingt Gebrauch dafür hat«, bemerkte Elsa.

»In Krokom muss also niemand Tränen trocknen?«, sagte Forsen. »Ich bin also der Einzige, der den Trauermantel sieht?«

Er lächelte leicht, um zu zeigen, dass er das Gesagte nicht ganz ernst meinte. Elsa wusste, dass es sich bei dem Trauermantel um einen Schmetterling handelte, weil früher eine Bildtafel mit einer Darstellung des Falters neben ihrer Schulbank an der Wand gehangen hatte.

»Und Rotznasen, die Verwendung dafür hätten, gibt es hier auch keine?«, hakte Forsen nach.

»Die fänden die Taschentücher viel zu kostbar, und dann würden sie ungenutzt in der Verpackung bleiben«, sagte Elsa.

»Aha«, erwiderte Forsen.

Er klang enttäuscht.

»Aber vielleicht als Mitbringsel?«, fügte Elsa hinzu.

»Das ist ein Wort!«, antwortete Forsen. »Dann sehen die Leute, dass selbst Forsens Gemischtwarenhandlung etwas Flair zu bieten hat!«

Elsa fand, dass er jetzt wieder ein bisschen fröhlicher aussah.

Sie hatte ihn manchmal sagen hören, dass er wie ein Vater für sie sei. Das sagte er zu anderen, nie zu Elsa direkt. Dann erzählte er, wie er sie angestellt, ihr alles beigebracht hatte und dass sie die beste Ladengehilfin zwischen Örn­sköldsvik und Krokom sei. Bevor Forsen nach Krokom gekommen war, hatte er nämlich in Örnsköldsvik ein Möbel- und Teppichgeschäft gehabt.

Elsa dachte dann, dass sie ihn daran erinnern müsste, dass sie schon einen Vater hatte - und auch eine Mutter -, Anders und Karin Pettersson aus Gärningsberg. Sie waren ihre Eltern, obwohl sie sie nicht so oft besuchte, wie sie sollte.

Elsa wollte absolut nicht, dass es so wirkte, als käme sie aus dem Nichts, das diente Forsen nur zur Ausschmückung seiner Geschichte. Er wollte es gerne so darstellen, dass er ein Mädchen ohne eine einzige Öre in der Tasche auf der Landstraße aufgelesen, gleich ihr Talent erkannt und es in seine Gemischtwarenhandlung gebracht hatte, wo er sie zu der gemacht hatte, die sie heute war. Dabei war es Elsas Tante Stina, die den Aushang gesehen und Elsa ermuntert hatte, sich als Verkäuferin zu bewerben - obwohl es ihr an Erfahrung...

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Autor

Elin Olofsson, geboren 1979 in Schweden, schreibt seit vielen Jahren sehr erfolgreiche Frauenromane. 2014 wurde einer ihrer Romane als "Buch des Jahres" (Sydsvenska Dagbladet) ausgewählt, 2016 wurde sie für den "Book of the Year Award" nominiert. Ihr neuester Roman "Die Hoffnung zwischen den Zeilen" war in Schweden monatelang unter den Top Ten und verkaufte sich über 50.000 Mal. Mit diesem Roman wird sie erstmals in Deutschland vorgestellt.
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Übersetzung