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Komm, lass uns die Welt ändern, gleich morgen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am22.07.2019Deutsche Erstausgabe
Man braucht Mut, um zu werden, wer man ist
Die 12-jährige Mysti Murphy wäre am liebsten eine Figur aus einem Buch. Dann wüsste sie mit magischer Leichtigkeit, was man tut, wenn einen der beste Freund plötzlich offiziell ignoriert. Und wie durch Zauberei hätte sie eine Lösung für das große Geheimnis ihrer Familie: dass ihre Mutter seit Jahren das Haus nicht verlassen hat. Aber so muss sie im wahren Leben herausfinden, wo sich echte Freunde finden und wie man verdammt mutig sein kann - indem man seine ganz eigene Geschichte schreibt.

Karen Harrington ist begeisterte Kaffeetrinkerin, Mutter, Hundeliebhaberin und Buchsammlerin. Sie schreibt Geschichten, seit sie denken kann. Inzwischen hat sie ihren Traumjob gefunden und ist hauptberufliche Autorin. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in Texas.
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Produkt

KlappentextMan braucht Mut, um zu werden, wer man ist
Die 12-jährige Mysti Murphy wäre am liebsten eine Figur aus einem Buch. Dann wüsste sie mit magischer Leichtigkeit, was man tut, wenn einen der beste Freund plötzlich offiziell ignoriert. Und wie durch Zauberei hätte sie eine Lösung für das große Geheimnis ihrer Familie: dass ihre Mutter seit Jahren das Haus nicht verlassen hat. Aber so muss sie im wahren Leben herausfinden, wo sich echte Freunde finden und wie man verdammt mutig sein kann - indem man seine ganz eigene Geschichte schreibt.

Karen Harrington ist begeisterte Kaffeetrinkerin, Mutter, Hundeliebhaberin und Buchsammlerin. Sie schreibt Geschichten, seit sie denken kann. Inzwischen hat sie ihren Traumjob gefunden und ist hauptberufliche Autorin. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in Texas.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641235444
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum22.07.2019
AuflageDeutsche Erstausgabe
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1710 Kbytes
Artikel-Nr.4310320
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 8

Schaut mal, das komische Mädchen, das sich darauf vorbereitet, die 7. Klasse zu betreten. Sie hat einen lädierten Dad, keinen offensichtlichen Freund, keine neuen Schuhe für den ersten Schultag und ist gerade zu der grauenvollen Erkenntnis gelangt, dass sie sich nur ein Bein rasiert hat.

Der erste Schultag.

Es fühlt sich nicht so an, als wären wir auch nur für den ersten Tag von Sonstwas bereit.

In den letzten vier Tagen hat Mom jeden Morgen in ihrem Zimmer gesessen und ferngesehen.

Jeden Nachmittag in den letzten vier Tagen haben wir einen kleinen Bericht über Dads Zustand von Dr. Randolph im Krankenhaus bekommen. Er ist stabil und seine Vitalzeichen sind gut.

Jeden Abend essen wir einen Gartensalat und wünschen uns, wir hätten vier Teller abzuwaschen statt drei.

Letztes Jahr um diese Zeit war meine größte Sorge, ob ich in der Mittelstufe wohl eine Handtasche in die Schule mitnehmen sollte.

Dieses Problem vermisse ich heute Morgen. Zu meinen Problemen gehört jetzt, dass ich nur eine begrenzte Auswahl an Schulklamotten habe, einen Rucksack mit Löchern und Turnschuhe, die schon 150 Kilometer auf den Sohlen haben. Und natürlich ein unrasiertes Bein. An diesem letzten Problem bin ich ganz allein schuld.

Ich gucke auf die Uhr. Vielleicht schaffe ich es ja noch, ins Bad zu joggen und mir zwei haartechnisch zusammenpassende Beine zu verschaffen. Die Uhr sagt: Nein, und du kannst nicht mal mehr in Jeans schlüpfen, diese Caprihosen müssen reichen. Blöde Uhr.

Ehe wir uns auf den Schulweg machen, schafft Mom auf eine Art Ordnung, die verbergen soll, wie aufgewühlt sie ist. Sie wischt die Arbeitsflächen, die schon sauber sind, und sortiert Lebensmittel in alphabetischer Reihenfolge, denen das ganz egal ist.

Schnief. Schnief.

Wisch. Wisch.

Mehl. Suppe. Zucker.

Heute hat sie die dunklen Haare mit einem korallenroten Tuch zusammengebunden und etwas Revlon-Rose-Lippenstift auf dem Mund. Sie sieht aus wie eine besorgte Cheerleaderin. Aber ich vermute, sie bemüht sich, nicht offensichtlich deprimiert zu wirken.

»Was machst du da?«

»Na ja ...« Sie zögert. »Ehrlich gesagt verschaffe ich mir einen Überblick. Ich wollte mal sehen, wie lange wir mit unseren Vorräten auskommen können.«

»Willst du den Witz des Tages hören?« So bin ich, wenn ich versuche, mir keine Sorgen um Mom zu machen, die den ganzen Tag allein zu Hause sein wird.

»Oh, Mysti«, sagt sie ein bisschen verwundert. »Ja, bitte, erzähl mir einen Witz.«

»Wie ist der Vorname vom Reh?«

»Wie?«

»Kartoffelpü.«

»Den finde ich gut.«

»Danke.« Ich umarme sie fest und sie gibt mir mein Lunchpaket und frischt die Sicherheitsregeln noch mal auf. Rede nicht mit üblen Fremden. Halte immer die Augen auf. Bleib in der Gruppe oder bei deinem Sitznachbarn, deinem Sicherheitsanker.

»Paarweise ist man sicherer.«

»Ja, ich weiß. Immer zu zweit bleiben.«

Bei Laura läuft es genauso. Ich stelle mich auf die Veranda und höre alle drei Messingschlösser einrasten. Klick, klick, klick. Dann ihre Stimme hinter der Tür. »Mysti, ich kann dich sehen. Geh jetzt. Ich werde heute malen. Mir wird es bestens gehen.«

Ich bemühe mich auch darum, dass es mir bestens geht.

Während der Morgenansprache verstecke ich das unrasierte Bein hinter dem glatten und sehe mich nach einem Sicherheitsanker um (oder dem, was andere Siebtklässler vielleicht einen Freund bzw. eine Freundin nennen würden). Bis Anibal aus dem Hipsterland zurückkehrt, wäre es schön, nicht ganz allein dazustehen. Letztes Jahr habe ich mich nicht so richtig um andere Mädchen bemüht, weil mein Freundschaft-Bedürfnis gedeckt war. Im Rückblick war das keine so tolle Strategie.

Im Meer neuer Mitschüler sieht man viele neue Kleider und nicht einen Pickel weit und breit, alle ausgelöscht mit fünfzig Dollar und einem kostenfreien Besuch bei der Kosmetikerin. Zwei Mädchen erkenne ich wieder, aber die flüstern so eifrig miteinander, dass sie mich nicht bemerken. Eines der Mädchen ist bekannt dafür, immer eine Eidechse neben ihren Namen zu malen. Letztes Jahr hat Anibal Gomez sie direkt gefragt: Warum zeichnest du immer eine Eidechse?

Mit erstaunlicher Lautstärke hat das Mädchen ihn angebrüllt: Das ist ein Salamander, keine Eidechse!

Jetzt veralbern die anderen sie, aber ihr macht das gar nichts aus. Warum? Weil sie eine Freundin namens Mädchen-das-Pferde-mag hat. Aus irgendeinem Grund gibt es in jeder Schule immer ein Mädchen-das-Pferde-mag. Sogar Laura gibt mir da recht. Das muss eines der universellen Gesetze des Schullebens sein. Die anderen lauten:
Die Cafeteria muss immer ein bisschen nach kalter Suppe und Turnschuhen riechen.
Wenigstens ein Mal in der Schulzeit muss man ein völlig zerfleddertes Schulbuch ausgehändigt bekommen, das irgendwann in eine mysteriöse Flüssigkeit getunkt worden ist.
Es muss ein Mädchen geben, das Pferde mag.

Das Mädchen-das-Pferde-mag besitzt zentnerweise Pferde-T-Shirts und schleppt eine dicke Enzyklopädie der Pferde mit sich herum.

Von da, wo ich sitze, kann ich sehen, dass bei diesen Mädchen kein Platz für mich ist, hauptsächlich weil mir die Tierobsession fehlt.

Ich verstecke mich hinter meinen Haaren wie hinter einer Gardine und frage mich, wo Anibal Gomez wohl gerade steckt. Ich muss immer an ihn denken. So als hätte er etwas von mir eingesteckt, das ich wiederhaben möchte.

Ich höre das Mädchen-das-Pferde-mag sagen: »Hast du ihn gesehen? Und diesen Hut?«

»Sieht so was von hipstermäßig aus, findest du nicht?«, sagt das Mädchen-das-Salamander-malt.

Kann es sein, dass sie über Anibal reden? Ist ein Hut so ein bedeutendes Fashion-Statement, dass man am ersten Schultag darüber redet? Vielleicht ist ja was dran an seinem Experiment. Notiz für mich selbst: Süßen Hut auftreiben!

Letztes Jahr hätte ich Anibal von dem Mädchen-das-Pferde-mag und dem Mädchen-das-Salamander-malt erzählt und er hätte einen Salamander mit Pferdekopf gezeichnet. Mann, er ist ja so gut im Zeichnen. Ich versuche, selber einen Pfermander zu kritzeln, aber der sieht aus wie ein Esel mit Verdauungsproblemen.

Anibal würde das besser machen.

Bis zur Mathestunde hat mir immer noch keiner auch nur mal zugewinkt. Es ist ein bisschen einsam, und ich drifte ab, indem ich mein Kopfkino einschalte, es läuft erst: mein armer Dad. In der dritten Stunde will ich umschalten auf Wenn ich doch zu Hause wär, aber da läuft nur Mami allein zu Haus.

Es klingelt endlich. Mittagspause. Bestimmt sehe ich Anibal in der Cafeteria. Ich hab ihm eine Nachricht geschickt und weiß, dass wir beide zur selben Zeit Essenspause haben.

Und da ist er.

Anibal mit Hut.

Anibal der Hipster.

Anibal, der letztes Jahr mehr als nur ein bisschen rund um die Mitte war und jetzt weniger rund ist. Ehrlich gesagt, er ist nur noch die Hälfte von dem, was er mal war. Anibal Gomez gehört jetzt in die Kategorie Süßer Junge. Boyband-süß.

Wahrheit-oder-Pflicht-in-wen-bist-du-verliebt-süß.

Ich doch nicht.

Aber ich muss zugeben, dass er cool aussieht. Und dass sein geheimer Plan, zum Sandy-Showalter-Magnet zu werden, vielleicht doch aufgehen könnte.

Ich freue mich so für ihn, dass ich in meinem Glück ganz den Pakt vergesse, den wir geschlossen haben. Ich gehe direkt auf ihn zu und lächle, ohne an meine kieferorthopädische Behinderung zu denken. Ein großes, offenes Idiotenlächeln, das meine Zahnlücke voll zur Geltung bringt.

»Hey«, sage ich, »wen hast du in Mathe?«

Anibal ist mit zwei anderen Jungs zusammen, die mich angucken, als wäre ich ein komischer Käfer.

Jetzt müsste Anibal mich den beiden vorstellen. Das ist der Code für Ich kenne dich. Schweigen ist der Code für Warum redest du mit mir? Schweigen ist das, was viele Beliebte tun, wenn sie einen voll abblitzen lassen.

Ich kann das Ticken meiner Uhr hören. Sie macht sich über mich lustig.

Pein-lich.

Pein-lich.

Pein-lich.

Also beschließe ich, ihm auf die Sprünge zu helfen.

»Und ... bist du dieses Jahr Ani?«

Darüber haben wir mal geredet. Er wäre Ani und ich Myst. Eine neue verbesserte Version von uns. Neue Namen für ein neues Jahr.

»Und du Mist-Zahn?«

Hä?

Oh.

Brüllendes Gelächter von den anderen beiden Jungs. Die haben natürlich schöne gerade Zähne. Vielleicht hätten unsere neuen Namen geheim bleiben sollen - und ich habe ihn gerade blamiert. Vielleicht albert er nur rum.

»Ich hab dir einen Platz freigehalten«, sage ich. Und dann fällt mir ein, dass ich nicht mit ihm reden soll. Zu spät.

»Wozu?«, antwortet Anibal.

Sie stellen sich vor der Essensausgabe an. Auch Hipster müssen das, vermute ich mal.

Schaut mal, das komische Mädchen, das total erschüttert dasteht, mit ihrer braunen Papiertüte und den herzförmigen Erdnussbutterbroten als einzigen Gefährten in ihrem Elend.

Die Zeit friert ein. Ganze Sekunden verstreichen, bis mir klar wird, dass ich verletzt worden bin. Zurückgewiesen....

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Autor

Karen Harrington ist begeisterte Kaffeetrinkerin, Mutter, Hundeliebhaberin und Buchsammlerin. Sie schreibt Geschichten, seit sie denken kann. Inzwischen hat sie ihren Traumjob gefunden und ist hauptberufliche Autorin. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern in Texas.