Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Leas Spuren

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am14.10.2019
»Was für ein Roman! Bettina Storks hat mich absolut begeistert!« Maria Nikolai
Paris 2016: Ein lukratives Erbe winkt der Stuttgarter Historikerin Marie und dem französischen Journalisten Nicolas, wenn sie eine schwierige Aufgabe lösen: Gemeinsam sollen sie ein lang verschollenes Gemälde finden und es den möglichen Überlebenden einer jüdischen Pariser Familie zurückgeben. Ihre Suche führt sie nicht nur in die Wirren des Zweiten Weltkriegs und an die Abgründe der Besatzungszeit, sondern wird rasch zu einem atemlosen Ringen mit der Vergangenheit ihrer Familien. Im Dickicht des Kunstraubs der Nazis muss sich Marie einem schrecklichen Geheimnis stellen - und bald auch ihren Gefühlen für Nicolas.
Dramatisch, atmosphärisch und hoch spannend - mit großer Erzählkunst verwebt Bettina Storks reale Begebenheiten und Fiktion.

Bettina Storks, geboren bei Stuttgart, ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und Autorin. Sie war viele Jahre als Redakteurin tätig, bevor sie ihr erstes Buch veröffentlichte. Die Leidenschaft für Familiengeheimnisse und die Faszination für die deutsch-französische Geschichte vereint Bettina Storks immer wieder in ihren vielschichtigen Romanen. Die Autorin lebt und arbeitet am Bodensee.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

Klappentext»Was für ein Roman! Bettina Storks hat mich absolut begeistert!« Maria Nikolai
Paris 2016: Ein lukratives Erbe winkt der Stuttgarter Historikerin Marie und dem französischen Journalisten Nicolas, wenn sie eine schwierige Aufgabe lösen: Gemeinsam sollen sie ein lang verschollenes Gemälde finden und es den möglichen Überlebenden einer jüdischen Pariser Familie zurückgeben. Ihre Suche führt sie nicht nur in die Wirren des Zweiten Weltkriegs und an die Abgründe der Besatzungszeit, sondern wird rasch zu einem atemlosen Ringen mit der Vergangenheit ihrer Familien. Im Dickicht des Kunstraubs der Nazis muss sich Marie einem schrecklichen Geheimnis stellen - und bald auch ihren Gefühlen für Nicolas.
Dramatisch, atmosphärisch und hoch spannend - mit großer Erzählkunst verwebt Bettina Storks reale Begebenheiten und Fiktion.

Bettina Storks, geboren bei Stuttgart, ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und Autorin. Sie war viele Jahre als Redakteurin tätig, bevor sie ihr erstes Buch veröffentlichte. Die Leidenschaft für Familiengeheimnisse und die Faszination für die deutsch-französische Geschichte vereint Bettina Storks immer wieder in ihren vielschichtigen Romanen. Die Autorin lebt und arbeitet am Bodensee.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641244385
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum14.10.2019
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3170 Kbytes
Artikel-Nr.4310729
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


MARIE

1

Paris

Oktober 2016

Es gibt Familien, in deren Kellern Leichen liegen. Dunkle Geschichten, vor langer Zeit archiviert und über Jahrzehnte weggesperrt, geraten in Vergessenheit. Trotzdem sind sie da. Als tickende Zeitbomben haben sie viele Namen. Angst. Schuld. Scham. Verleugnung. Die Gründe für ihre Verbannung in die tiefsten Schichten des Vergessens sind vielfältig und sorgen für einen sonderbaren Pakt zwischen all jenen, die das geheime Wissen teilen. Ein Pakt des Schweigens, der sie gut schlafen lässt. Aber das Ausblenden verdrängter Wahrheiten gewährt nur einen zerbrechlichen Schlaf.

Bis etwas Unerwartetes geschieht.

Etwas Unerwartetes hatte Marie Bergmann an einem Herbsttag im Jahr 2016 nach Paris in die Rue de Rivoli geführt.

Mit einem vor Tagen an sie gerichteten Brief eines Pariser Notars stand sie vor einem Haus mit einer Jugendstilfassade am Rande des Marais und verglich das vergoldete Schild des Notariats Maître Lambert mit dem Briefkopf.

Hier war sie also richtig - in unmittelbarer Nachbarschaft des imposanten Gebäudes Hôtel de Ville, dem Rathaus von Paris. Auf dem riesigen Platz davor drehte sich ein Kinderkarussell im Kreis.

Vor Maries Paris-Reise hatten zu Hause in ihrer Heimatstadt Stuttgart die Telefonleitungen geglüht. Was bedeutete diese Einladung in der Erbangelegenheit eines Verstorbenen namens Victor Blanc? Warum gerade Marie? Niemand in der Familie hatte den Verstorbenen gekannt. Nicht einmal Maries Großmutter, Oma Fredi, die Autorität in Sachen Familiengeschichte. Die Frage, darüber waren sie sich schnell einig, nachdem sie den Sachverhalt bei Kaffee und Kuchen ausgiebig diskutiert hatten, konnte nur eine Tote beantworten. Charlotte Schneider, die ältere Schwester von Oma Fredi. Sie hatte als junge Frau einige Zeit in Paris verbracht. Charlotte allerdings war seit fast siebzig Jahren tot.

Nach gründlicher Überlegung hatte sich Marie schließlich zwei Tage freigeschaufelt, eine Vertretung für ihre Schulklassen-Führungen im Landesmuseum Stuttgart organisiert und war an jenem sonnigen Herbsttag mit vielen Fragen im Gepäck nach Paris gereist. Was erwartete sie hier in der Rue Rivoli?

Beherzt betrat sie das Gebäude, stieg in den altmodischen Aufzug und betätigte die Taste für den dritten Stock. Auf dem Weg nach oben sah sie im Spiegel ihr Gesicht, das ihr heute, trotz Sommersprossen, besonders blass vorkam. Das kupferrote Haar bildete einen auffälligen Kontrast zu ihrem hellen Teint, den grünen Augen.

Beim Aussteigen beschlich Marie ein seltsames Gefühl - eine Vorahnung? Sie war vorsichtig mit solchen Deutungen. Nachdem sie geklingelt hatte, fuhr sie sich mit beiden Händen durch das gewellte, halblange Haar.

Eine Sekretärin führte Marie in einen großen Raum, wo ein etwas untersetzter Mann mit grauem Haar am Fenster stand, ein Smartphone am Ohr. Wenige Meter von ihm entfernt unterhielten sich eine jüngere Frau und ein Mann in Maries Alter miteinander. Abrupt unterbrachen sie ihr Gespräch. In der Mitte des Raums stand ein großer runder Tisch aus Nussbaumholz, daran mit Samt bezogene Stühle.

Eilig beendete der Mann sein Gespräch und ging lächelnd auf Marie zu. Sein rundliches Gesicht und die Grübchen in den Mundwinkeln verliehen ihm etwas Unbeschwertes.

»Herzlich willkommen in Paris, Madame Bergmann, mein Name ist Pierre Lambert. Darf ich Sie mit Nicolas Blanc, dem Enkel von Victor Blanc bekannt machen? Und mit Madame Galland, unserer Dolmetscherin? Sie wird gleich jedes Wort ins Deutsche übersetzen.«

Erleichtert atmete Marie auf und reichte beiden die Hand. Die Verständigungsfrage war geklärt. Aber auch ohne Dolmetscher hatte Marie Maître Lamberts einführende Worte verstanden, obwohl ihr Schulfranzösisch knapp fünfundzwanzig Jahre zurücklag. Vielleicht war es mit den Fremdsprachen wie mit Fahrradfahren - man verlernte sie nie.

»Lassen Sie uns bitte Platz nehmen.«

Verstohlen beobachtete Marie den Enkel von Victor Blanc, während sie auf den Tisch zuging. Sie schätzte ihn auf Anfang vierzig, so wie sie. Sein schwarzes Hemd war von schlichter Eleganz und bildete einen Kontrast zu seiner verwaschenen Jeans. Sein gewelltes brünettes Haar trug er nackenlang, scheitellos und zurückgekämmt. Markante Gesichtszüge. Braune Augen hinter einer schwarzen Brille.

Als sie sich gleichzeitig an den runden Tisch setzten, spürte Marie, wie auch ihr Gegenüber sie verhalten musterte und verlegen wegsah, als sich ihre Blicke trafen. Marie schloss kurz die Augen, öffnete sie wieder und bemühte sich um Konzentration. Die Stühle waren so platziert, dass zwei Armlängen Abstand zwischen allen Beteiligten lagen. Nur die Dolmetscherin rückte ihren Stuhl etwas hinter den von Marie.

»Lassen Sie uns beginnen«, sagte Lambert aufmunternd, der sich zwischen Nicolas Blanc und Marie gesetzt hatte. »Jetzt, da wir vollzählig sind. Alle bereit?«

Niemand antwortete. Nur die Dolmetscherin übersetzte flüsternd.

»In meiner Eigenschaft als Notar habe ich den Auftrag, das Vermächtnis von Victor Blanc zu verlesen.«

Maître Lambert schob seine Brille auf die Nase.

»Die beiden Begünstigten sind anwesend. Marie Bergmann und Nicolas Blanc, der Enkel des Verstorbenen.«

Die Dolmetscherin übersetzte, aber Marie hatte schon verstanden. Sie war eine Begünstigte? Was war hier los?

Fragend runzelte sie die Stirn.

»Ich erkläre das Testament für eröffnet«, sagte der Notar und nahm einen versiegelten Umschlag zur Hand.

Er richtete seine Augen direkt auf Marie.

»Die Tatsache, dass Sie, Madame Bergmann, in den Genuss dieser Erbschaft kommen, resultiert aus einer alten Verbindung von Monsieur Blanc.«

Diesmal wartete Marie auf die exakte Übersetzung. Mit einem Ruck schob Nicolas Blanc seinen Stuhl zurück, drehte ihn seitlich zum Tisch und schlug ein Bein über das andere. Er wippte mit dem frei schwingenden Bein und strich mit einem Finger über das Zifferblatt seiner Armbanduhr.

»Einer Verbindung mit Charlotte Schneider ... verstorben im Jahr ...« Lambert blätterte zerstreut in seinen Unterlagen.

»1949«, sagte Marie auf Französisch.

Nicolas Blanc schmunzelte.

»Richtig. 1949. Es war der Wille des Erblassers, Sie, Madame Marie Bergmann, als Nachkommin Ihrer Großtante zu bedenken.«

Jetzt war es raus.

Marie schluckte und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. Genau das hatte Maries Vater vermutet - Charlotte hatte Spuren hier in Paris hinterlassen. Spuren, die nach dem Tod von Victor Blanc freigelegt worden waren.

Lambert hielt einen dicken DIN-A5-Umschlag in die Höhe und wandte sich lächelnd an Nicolas Blanc. »Dann lassen Sie uns beginnen.«

Maître Lambert räusperte sich, brach das Siegel, öffnete mit einem Brieföffner den Umschlag und entfaltete mehrere darin liegende handschriftlich beschriebene Seiten, die er nebeneinander vor sich ausbreitete. Er nahm einen Füllfederhalter und legte ihn daneben.

Marie registrierte eine auffällig große Handschrift mit steilen Buchstaben, während ihr tausend Fragen durch den Kopf gingen. Warum sie? Und nicht Oma Fredi? Was hatte das hier mit Charlotte zu tun? Wer war dieser Victor Blanc?

Langsam, mit deutlicher Stimme, begann Maître Lambert mit der Verlesung und machte nach jedem Absatz eine Pause, damit die Dolmetscherin das Gesagte übersetzen konnte.

»Ich, Victor Blanc, im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, habe mein Erbe zugunsten meines Sohnes, Didier Blanc, wohnhaft, Boulevard du Palais, Paris, bereits geregelt. Außerhalb dieses Vermögens mit gesetzlicher Erbfolge, ist es mein Wunsch und Wille, eine Immobilie auszuklammern.«

Eine Immobilie.

Maries Herz klopfte. Lambert blickte ratlos in die Runde. Nicolas Blanc schüttelte fast unmerklich den Kopf und gab dem Notar ein Zeichen weiterzusprechen.

»... eine Immobilie auszuklammern. Ich vermache meine Wohnung in der 87, Rue Oberkampf meinem Enkelsohn Nicolas Blanc und der Großnichte von Charlotte Schneider, Marie Charlotte Bergmann, zu gleichen Teilen.«

Hatte Marie da eben richtig gehört? Auch auf Deutsch schien ihr das Gehörte abwegig. Stirnrunzelnd wandte sie sich an Nicolas Blanc, in dessen Augen sie ein einziges Fragezeichen zu sehen glaubte.

»Rue Oberkampf?«, fragte Nicolas Blanc nach einer Weile und fixierte Lambert. »Im elften Arrondissement? Was soll das heißen?«

Der Notar nickte und zuckte anschließend mit den Achseln.

»Ich bin selbst überrascht, Nicolas. Glaube mir, ich wusste nicht, dass dein Großvater ... Rue Oberkampf. Dein Großvater und mein Vater waren enge Freunde, aber ... Ich war nicht im Bilde. Nicht im Geringsten.«

Erneut räusperte er sich, nahm das Testament und fuhr mit beherrschter Stimme fort: »Bei Charlotte Schneider handelt es sich um eine verstorbene langjährige Weggefährtin von mir, in deren Schuld ich stehe.«

Langjährige Weggefährtin - verband die beiden einst eine Liebesbeziehung? Charlotte war nie verheiratet gewesen. Marie wünschte, Oma Fredi wäre hier und könnte Antworten geben.

Nicolas Blanc verschränkte die Arme vor der Brust, während Marie sich immer noch bemühte, die Informationen in ihren familiären Kontext einzuordnen.

»Die Gründe für meine Entscheidung sind vielfältig und sollen in diesem Rahmen nicht weiter erörtert werden. Die Immobilie ist schuldenfrei und besitzt ihren,...

mehr

Autor

Bettina Storks, geboren bei Stuttgart, ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und Autorin. Sie war viele Jahre als Redakteurin tätig, bevor sie ihr erstes Buch veröffentlichte. Die Leidenschaft für Familiengeheimnisse und die Faszination für die deutsch-französische Geschichte vereint Bettina Storks immer wieder in ihren vielschichtigen Romanen. Die Autorin lebt und arbeitet am Bodensee.