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Die Frauen der Tafelrunde

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Refineryerschienen am06.05.20191. Auflage
Der Weg ist das Ziel auf der Suche nach der Wahrheit des eigenen Herzens Während der Kampf um die englische Krone tobt, sucht Thomas Malory fieberhaft nach den Erzählungen der berühmten Artussage. Er will die über das Land verstreuten Manuskripte zum ersten Mal ins Englische übersetzen und als Buch herausgeben. Heimlich unterstützt ihn dabei ausgerechnet Königin Elizabeth, die Frau von Malorys erbittertem Feind König Edward IV. Und noch eine Frau hilft ihm: Die Adelige Elayne, einst die engste Freundin der Königin, gewährt ihm Unterschlupf. Malory liebt beide Frauen und hat so ihre Freundschaft zerstört. In der bezauberndsten Geschichte über Artus und die Ritter der Tafelrunde schafft Malory ein Kunststück. Seine Übersetzung der Gralsgeschichte feiert die Suche nach der wahren Liebe und verewigt seine eigene tragische Dreiecksbeziehung in der Romanze von Ritter Lanzelot, Königin Guinevere und Lady Elaine von Astolat.

Kylie Fitzpatrick wurde in Kopenhagen geboren und wuchs in Australien auf. Sie arbeitete für Spiel- und Dokumentarfilmproduktionen in England und Los Angeles. Heute unterrichtet sie an der Bath Spa University und lebt mit ihrer Tochter in Somerset.
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Verfügbare Formate
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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
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Produkt

KlappentextDer Weg ist das Ziel auf der Suche nach der Wahrheit des eigenen Herzens Während der Kampf um die englische Krone tobt, sucht Thomas Malory fieberhaft nach den Erzählungen der berühmten Artussage. Er will die über das Land verstreuten Manuskripte zum ersten Mal ins Englische übersetzen und als Buch herausgeben. Heimlich unterstützt ihn dabei ausgerechnet Königin Elizabeth, die Frau von Malorys erbittertem Feind König Edward IV. Und noch eine Frau hilft ihm: Die Adelige Elayne, einst die engste Freundin der Königin, gewährt ihm Unterschlupf. Malory liebt beide Frauen und hat so ihre Freundschaft zerstört. In der bezauberndsten Geschichte über Artus und die Ritter der Tafelrunde schafft Malory ein Kunststück. Seine Übersetzung der Gralsgeschichte feiert die Suche nach der wahren Liebe und verewigt seine eigene tragische Dreiecksbeziehung in der Romanze von Ritter Lanzelot, Königin Guinevere und Lady Elaine von Astolat.

Kylie Fitzpatrick wurde in Kopenhagen geboren und wuchs in Australien auf. Sie arbeitete für Spiel- und Dokumentarfilmproduktionen in England und Los Angeles. Heute unterrichtet sie an der Bath Spa University und lebt mit ihrer Tochter in Somerset.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960482383
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum06.05.2019
Auflage1. Auflage
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4017 Kbytes
Artikel-Nr.4350292
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


31. Juli 1485

Über den Dächern von Cheapside wurde es gerade hell, doch William wünschte, der Tag wäre schon vorüber. Schaudernd zog er seinen Morgenrock fester um sich und sah zu, wie die Morgendämmerung den Fensterrauten allmählich einen hellen Glanz verlieh. Im Laufe der Nacht hatte er sich überlegt, seine Verabredung mit dem Italiener platzen zu lassen, doch das wäre flegelhaft und nicht mit seinem Ruf zu vereinbaren. Schließlich war er doch »der Buchdrucker, der Chaucer veröffentlicht hat«.

Außerdem war Malory ja längst tot.

William kratzte sich unter seiner Nachtmütze am Kopf. Seine Augen fühlten sich an wie Blasebälge, und der nagende Schmerz war wieder da, irgendwo zwischen Herz und Bauchnabel. Er hatte Korrekturen und Kürzungen an Malorys Manuskript vorgenommen - das tat er eigentlich bei all seinen Büchern, aber jetzt empfand er es als eine drückende Last. War es ihm schon einmal so ergangen? Er müsste sich daran erinnern, er hatte viele Bücher übersetzt und noch mehr gedruckt. Warum fühlte er sich einem unbekannten und unbedeutenden Autor so verbunden? Vielleicht war es ja nur die Sorge, dass er seine Zeit vergeudet hatte und sich von der anfänglichen Begeisterung darüber, die beliebteste Erzählung schlechthin zu drucken, hatte täuschen lassen. Er musste verrückt sein, nach Aesop eine Sammlung höfischer Ritterromane herauszubringen, die ein Krimineller übersetzt hatte ...

Es klopfte leise an der Tür, und William wandte sich vom Fenster ab.

»Herein«, sagte er.

Maude trat ein, in ihrem weiten Hausmantel aus Brokat, das schwarze, mit Silbersträhnen durchsetzte Haar zu Zöpfen geflochten, das Gesicht noch vom Schlaf gerötet. Sie schliefen jetzt nur noch selten in derselben Kammer, denn seine Rastlosigkeit hielt Maude wach. Sie durchquerte den Raum mit entschlossenen Schritten, die er nur allzu gut kannte. Als sie bei ihm war, band sie sein Nachthemd auf und begann, seine Schlaffheit zu beleben. Er öffnete schon den Mund, um zu protestieren. Er war müde und wohl unpässlich, aber Maude brachte ihn mit hungrigen Küssen und geübten Fingern zum Schweigen. Sie sank zu Boden, und William verging das Bedürfnis zu protestieren. Seine Frau war kühn wie eine Hure, wenn es sie überkam.

Er vergaß, dass er sich für müde und unpässlich gehalten hatte.

Als sie danach still auf dem Teppich lagen, sah er ihr an, dass er sie nicht befriedigt hatte. Ihre Finger waren in ihren Schamhaaren verheddert, ihr Atem ging schnell und unregelmäßig, bis sie die Geräusche von sich gab, die er liebte. Sie keuchte und zuckte und blieb schließlich still liegen.

»Verzeih«, sagte er. »Ich war in Gedanken woanders.«

»Das ist beleidigend«, erwiderte sie lakonisch. »So etwas solltest du der Frau in deinem Bett nie sagen.«

»Aber wir liegen auf dem Boden.«

»In der Tat. Nun, du kannst es ein andermal wiedergutmachen.« Sie stützte sich auf den Ellbogen und schaute ihn an. »Heute Morgen willst du also Arthur et les Chevaliers beim Buchbinder abholen?« Maude nannte den Malory gern Arthur et les Chevaliers. Sie war Französin und hatte die Geschichten von Lancelot und Perceval mit der Muttermilch eingeflößt bekommen. Sie besaß in solchen Fragen ihre eigene Meinung.

»Ja«, erwiderte er zögernd.

»Und warum bindet ihr das Buch nicht selbst, sondern lasst den Italiener das machen?«

Maude interessierte sich zwar für die Druckpresse, zeigte ihr Interesse aber für gewöhnlich nicht so deutlich.

»Wir hatten zu tun«, sagte William nur.

Maude zog die Augenbrauen hoch. Ihr Mann hatte immer zu tun.

»Ich wollte ... etwas Besonderes«, gab er zu. »Er bindet nur die beiden Fassungen, die ich auf Pergament gedruckt habe. Die eine ist natürlich für den König.«

Sie nickte zustimmend. »Wie viele hast du auf Papier gedruckt?«

»Zweihundert Stück.«

Maude riss überrascht die Augen auf.

»Die Leute zeigen Interesse. Man verlangt danach.«

»Wonach?«

»Nach Zauberei, nach Verzauberung. Trotz der schwierigen Zeiten.«

»Oder gerade deswegen«, überlegte Maude. »Das ist doch wunderbar, Will! Vielleicht musst du noch mehr drucken.«

»Warten wir es ab.«

Er selbst befürchtete, es könnte heißen, die Erzählungen von Arthur hätten niemals ins Englische übersetzt werden sollen; Malory hätte sie zu sehr modernisiert oder zu stark abgewandelt.

Das waren in der Tat gewichtige Einwände. Die Erzählungen, aus denen Le Morte d´Arthur bestand, waren von nah und fern zusammengetragen worden, aus anderen Ländern und anderen Jahrhunderten. In den dreihundert Jahren, seitdem Chrétien de Troyes sie zuerst niedergeschrieben hatte, war allein der Perceval Wynken zufolge häufiger als jede andere bekannte Geschichte bearbeitet und kopiert worden. Wynken war Williams Partner in der Druckpresse, und er kannte sich in solchen Dingen aus - er kam aus dem Elsass.

William hatte das weitschweifige Manuskript in Kapitel unterteilt und sich noch weitere Freiheiten herausgenommen, doch nur er und Wynken wussten über die vielen ausgelassenen Seiten Bescheid. Die Menschen hätten die endlosen Schilderungen der Schlachten zwischen Römern und Angelsachsen wohl kaum ertragen, aber man musste ihnen ja nicht auf die Nase binden, dass ein Drucker in seiner Umsicht auch sparsam zu denken hatte. Maude würde ihm nie verzeihen, wenn sie herausbekäme, dass er in Arthur et les Chevaliers eingegriffen hatte, aber er konnte nicht anders. Er hatte mit diesem Vorhaben als Übersetzer begonnen, der er noch immer war.

»Welches Wams ziehst du an?«, fragte Maude, als er die Decke vom Bett herabzog und über sie beide breitete.

Er hatte noch nicht darüber nachgedacht. Sie war die Expertin. »Das grüne?«

Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Rot. Rot bedeutet, du bist der Meisterdrucker, der stolz auf seine neue Arbeit ist.«

»Na schön«, brummte er, »dann das rote.« Er spürte, wie ihn der Schlaf übermannte. Es war noch früh.

»Komm, mein Schatz«, sagte er verschlafen, »wir wollen die Eiderenten würdigen, die gestorben sind, um meine Matratze zu füttern.«

Im Halbschlaf dachte William, dass dieses Buch trotz allem von der Mühe und reichen Phantasie seines Autors zeugte. Nur ein wahrer Poet konnte von Liebe, Rittertum und Zauberei schreiben, während er im Gefängnis saß.

Später arbeitete Maude im vorderen Zimmer an ihrer Spindel, ihre Rise war glatt und weiß. William fragte sich flüchtig, ob er sich die Nähe ihrer weichen Schenkel am frühen Morgen nur eingebildet hatte. Aber als sie ihn mit ihrem schiefen Lächeln anschaute, wusste er, dass es nicht so war.

Auf dem Tisch lag dunkles Brot mit gelber Butter, daneben stand ein Krug Ale. Nach einem kurzen Nickerchen war er weniger besorgt, wenngleich noch immer Zweifel an ihm nagten. Auch der Chaucer hatte ihm sehr am Herzen gelegen, auch damals war er vor dem Druck gereizt gewesen, aber das hier war anders. Ganze Völker erhoben schließlich Anspruch auf König Arthur.

Er nahm sein Frühstück ein und lenkte seine Gedanken in Richtung Westminster, wo der Tag in seiner Werkstatt im Red Pale auf ihn wartete. Die Leute besuchten die Werkstatt gern, um die Druckpresse zu besichtigen, aber sie erregte bei weitem nicht mehr so viel Aufsehen wie zu Anfang, als König und Königin persönlich vorbeigekommen waren, um sich die neue Erfindung anzusehen. Voller Ehrfurcht hatten Edward und Elizabeth den gestrengen Eichenrahmen und die frisch gedruckten, zum Trocknen aufgehängten Seiten betrachtet. Das erging den meisten Menschen nicht anders. Edward hatten natürlich vor allem die kommerziellen Möglichkeiten dieses Apparats interessiert, Elizabeths Begeisterung aber war anderer Natur. Sie erkannte, dass die Druckpresse die Menschen verändern würde. Von allen Büchern, die er druckte, bekam sie ein Exemplar.

Diese Zeit war vorbei.

Das Red Pale war von den Abteimauern aus zu sehen, hinter denen Elizabeth Woodville, legendäre Schönheit und vormals Königin, Zuflucht gesucht hatte, als Richard König geworden war. Die Mauern waren hoch, und die Klosteranlage war so sicher und still wie ein Gefängnis. William sagte sich wie schon so oft, dass die Gerüchte von der Ermordung der Prinzen des Hauses York nach wie vor nicht erwiesen waren. Ein Kesselflicker aus Gloucester, dem Herzogtum des Königs, hatte ihm zuerst davon erzählt. König Richard käme es natürlich gut zupass, wenn die beiden Söhne von Elizabeth Woodville tot wären - oder das Volk die Jungen zumindest für tot hielt.

Er spürte Maudes Blick auf sich ruhen, es war, als merkte sie, dass er an eine andere Frau dachte. Allem Anschein nach hatten sie an diesem Morgen weniger Differenzen als sonst. Sie hatte, was sie von ihm wollte. Beinahe jedenfalls.

»Die Sonne steht höher, als es sich zur Frühstückszeit geziemt«, sagte sie.

»Ich bin spät dran«, gestand er ein. »Der Italiener wird glauben, ich hätte ihn vergessen.«

»Bringst du eins mit nach Hause?«, fragte sie.

»Selbstverständlich.«

Sie bewahrte die Bücher in der Truhe im Schlafzimmer auf, zusammen mit ihrem Hochzeitsgewand und den Silberperlen, die er ihr geschenkt hatte. Maude hortete die Bücher nicht, um ihren Wohlstand zur Schau zu stellen wie manche andere, sie hielt sie für wahre Schätze. Sie kannte auch den Preis eines jeden Buches, nicht nur in Guineen: Jedes neue Buch kostete die Zeit, die er einst...


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Kylie Fitzpatrick wurde in Kopenhagen geboren und wuchs in Australien auf. Sie arbeitete für Spiel- und Dokumentarfilmproduktionen in England und Los Angeles. Heute unterrichtet sie an der Bath Spa University und lebt mit ihrer Tochter in Somerset.