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Rachemädchen- Eine ist verschwunden. Eine ist angeklagt. Wer ist das Opfer?

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am24.04.20191. Auflage
Sie hat einen Menschen getötet. Die Frage ist nur: wen? 1990 Vier Mädchen folgen einem Schatten in den Wald. 2000 Die junge Mutter Sadie Banner verschwindet kurz nach der Geburt ihrer Tochter Amber spurlos. 2018 Ein Filmteam will die Wahrheit über Amber Banner aufdecken. Die rätselhafte junge Frau wurde gerade des Mordes angeklagt und freigesprochen. Aber wen hat sie getötet - und ist sie tatsächlich unschuldig?

Phoebe Locke liebt True-Crime-Geschichten. Während einer langen Zugfahrt stieß sie in der Zeitung auf einen Fall, der ihr trotz sommerlicher Temperaturen das Blut in den Adern gefrieren ließ und der sie seither nicht mehr losgelassen hat. Inspiriert von dieser Geschichte, schrieb sie ihren ersten Thriller, »Rachemädchen«. Phoebe Locke lebt und arbeitet in London.
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Produkt

KlappentextSie hat einen Menschen getötet. Die Frage ist nur: wen? 1990 Vier Mädchen folgen einem Schatten in den Wald. 2000 Die junge Mutter Sadie Banner verschwindet kurz nach der Geburt ihrer Tochter Amber spurlos. 2018 Ein Filmteam will die Wahrheit über Amber Banner aufdecken. Die rätselhafte junge Frau wurde gerade des Mordes angeklagt und freigesprochen. Aber wen hat sie getötet - und ist sie tatsächlich unschuldig?

Phoebe Locke liebt True-Crime-Geschichten. Während einer langen Zugfahrt stieß sie in der Zeitung auf einen Fall, der ihr trotz sommerlicher Temperaturen das Blut in den Adern gefrieren ließ und der sie seither nicht mehr losgelassen hat. Inspiriert von dieser Geschichte, schrieb sie ihren ersten Thriller, »Rachemädchen«. Phoebe Locke lebt und arbeitet in London.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104907086
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum24.04.2019
Auflage1. Auflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1045 Kbytes
Artikel-Nr.4350378
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1999

Er hatte sofort ein ungutes Gefühl. Sie gingen auf die Musik zu, das Gras strich über ihre Unterschenkel, doch er hätte am liebsten kehrtgemacht.

»Geht es dir gut?« Sie schob ihre Hand in seine.

Miles warf ihr einen Blick zu. Sie hatte sich an diesem Morgen anders gekleidet; ein Sommerkleid mit aufgedruckten Gänseblümchen, dazu eine weiße Strickjacke, nicht die Latzhosen oder weiten Jeans und Tops mit dünnen Trägern, die sie bevorzugte. Er freute sich, weil sie sich besondere Mühe gegeben hatte.

»Ja«, sagt er. »Mir geht´s gut.«

Ihm war immer noch schlecht. Vielleicht aus Solidarität - so etwas sollte es geben. Sadie hatte ihm abends im Bett alles Mögliche vorgelesen, lauter Wusstest du schon und Wow, das ist ja mal seltsam und Hör dir das an, und alles klang widersprüchlich und bizarr und hexenmäßig, das Baby wurde mit einer Frucht verglichen, und man sollte ihm im Mutterleib Musik vorspielen, um es klüger zu machen.

Er dachte an das höhnische Gesicht seiner Mutter, als er dies vor einer Stunde erwähnt hatte, um die Stimmung aufzulockern. Wie sie die Hand ausgestreckt hatte, um ihm und Sadie Tee nachzuschenken. Klar, klassische Musik wird dem armen Ding sicher helfen, damit es überhaupt eine Chance im Leben hat. Wie sich die Hand seines Vaters fest um ihre geschlossen hatte. Frances, Liebes. Und wie seine Mutter geseufzt, zweimal entschlossen geblinzelt und ihnen den Teller mit den Keksen angeboten hatte. Es tut mir leid, Miles, aber ihr seid beide noch so jung.

»Sie werden sich schon damit abfinden.« Sadie drückte seine Hand, schirmte die Augen ab und sah zum Festivalgelände hinüber. Die Bühne war mitten auf dem Feld aufgebaut, an beiden Seiten gab es Verkaufsstände. Rauchwolken stiegen auf, der Geruch von gebratenem Fleisch wehte zu ihnen herüber, als sie den improvisierten Parkplatz hinter sich ließen und den Hügel hinaufgingen.

Dafür liebte er sie. Und seine Eltern würden sich damit abfinden, ganz sicher. Wie konnte es auch anders sein? Ihr einziger Sohn bekam ein Kind, ihr erstes Enkelkind - und ja, vielleicht waren er und Sadie zu jung, erst im dritten Semester, doch nichts geschah grundlos, oder? Manche Dinge waren einfach vorherbestimmt.

Sadie zog die Strickjacke aus und band sie um die Taille. »Immerhin haben wir es hinter uns.« Sie legte den Arm um ihn. »Jetzt können wir den Nachmittag genießen.«

Mit Sadie war es jedenfalls vorherbestimmt. Das wusste er genau.

Er konnte sich ziemlich gut vorstellen, was seine Eltern machten. Sein Vater holte gerade bestimmt den guten Gin aus dem Schrank, dazu die dicken Kristallgläser, die seine Mutter so liebte. Sie würden schweigend ein Glas auf der Terrasse trinken, und später würde seine Mutter in der Küche auf und ab laufen, das Abendessen vorbereiten und ihre Meinung kundtun. Danach würde sie Miles vielleicht anrufen.

»Als Nächstes müssen wir es wohl deinen Eltern sagen.« Er spürte, wie Sadie neben ihm erstarrte.

»Das mache ich besser allein.« Sie wandte sich ab. »Ich glaube, sie werden nicht sonderlich erfreut sein.«

»Nicht so wie meine?« Er wollte ihre nackte Schulter küssen, doch der Scherz verpuffte, sowie er seinen Mund verlassen hatte und die Erinnerung an die entsetzten Gesichter seiner Eltern wiederauftauchte.

Miles hatte gewusst, dass es nicht leicht werden würde. Er erinnerte sich an den Moment, in dem Sadie ihm gesagt hatte, dass sie schwanger war. Er hatte auf der Kante ihres schmalen Bettes im Wohnheim gesessen. Am Abend vorher war er feiern gewesen, eine Kneipentour mit den anderen Soziologen, und rieb an dem schwachen Stempelabdruck eines Clubs, der auf seiner Hand prangte. Sadie war zwei Abende hintereinander zu Hause geblieben, wegen einer Magenverstimmung. Doch die hatte sich als etwas völlig anderes entpuppt. Als etwas, das ihren flachen Bauch nun kaum merklich wölbte, etwas, das sie nächste Woche in Schwarzweiß auf einem Monitor im Krankenhaus sehen würden.

»Hey«, sagte sie, als sie am Rande des Festivalgeländes ankamen, und schaute ihn eindringlich an. »Alles wird gut.« Sie fuhr mit den Händen über seine Hüften bis zu den Rippen hinauf. Die Berührung verursachte ihm eine Gänsehaut, sein Mund wurde ganz trocken.

»Ich weiß«, sagte er und neigte den Kopf, um sie zu küssen. Lächelnd grub sie ihre Zähne in seine Lippen.

Er folgte ihr zur Menge hinüber, der Saum ihres Kleides bewegte sich im Wind. Er hatte Angst, natürlich hatte er das. Es fiel ihm schwer zu glauben, dass sie in einem Jahr zu dritt sein würden, immer und überall. Fürs Erste war es leichter, sich aufs Studium zu konzentrieren - das hatte er immerhin unter Kontrolle. Etwas, das praktisch und wichtig war für ihre Zukunft, für Sadie, für das Baby. Er bekam ein eigenartiges heißes Gefühl in der Brust.

Sie erreichten die ersten Verkaufsstände: Marmelade, Kuchen und Käse aus örtlicher Herstellung, Holzschmuck und Gläser mit Kerzen. Jemand aus Sadies Studiengang hatte ihr von dem Festival erzählt; Miles hatte den heißen Tipp pflichtschuldig an seinen Mitbewohner James und einige Kommilitonen weitergegeben. Er zuckte innerlich zusammen, als er die spießigen Mittelklasseangebote sah, und hoffte, dass sie nicht gekommen waren.

»Die Band nach dieser soll toll sein«, sagte Sadie und führte ihn an den Ständen vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen, und auf einmal war alles wieder gut.

Er wusste, es war ein Klischee, aber er hatte noch nie für jemanden so empfunden wie für Sadie. Einmal hatte er im Pub versucht, seinen Freunden davon zu erzählen, aber die hatten ihn ausgelacht. Sicher, sie war schön, das war nicht zu übersehen. Und auch witzig, obwohl nicht jeder diese Seite an ihr kannte. Ihre Empfindlichkeit schreckte manche Leute ab. Er hatte gehört, wie Lila, James´ neueste Freundin, sie als »kalten Fisch« bezeichnet hatte (vermutlich war er viel zu gnädig mit ihr; sie konnte ebenso gut »Bitch« gesagt haben). Doch Miles war fasziniert gewesen von dem Schutzwall, den Sadie um sich aufbaute, wenn sie neue Leute kennenlernte, und er war umso fester entschlossen, ihn zu durchbrechen.

Er schob ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. »Du warst toll vorhin. Bei meinen Eltern, meine ich. Danke.«

Sie drehte sich um, den Mund zu dem kleinen, verstohlenen Lächeln verzogen, das er am liebsten mochte. »Es geht nur noch um uns beide, oder nicht?«

Und damit hatte sie recht.

Sie kamen zum Bühnenbereich, und Miles blieb stehen und reckte den Hals nach James und den anderen. »Na komm«, sagte Sadie und zog ihn durch eine Gruppe von Teenagern zum Rand des Feldes. »Lass uns näher an die Lautsprecher gehen. Ich wette, sie stehen da drüben.«

Seine Freunde hatten begonnen, Sadie zu behandeln, als wäre sie aus Glas oder hochexplosiv. Sie überschlugen sich seit kurzem beinahe, um ihr einen Stuhl oder einen besseren Blick auf den Fernseher anzubieten. Als er es ihnen letzte Woche erzählt hatte, hatten sie ihm mitleidig auf die Schulter geklopft. Ich bin so aufgeregt, hatte er hinzugefügt, worauf sie es sich anders überlegt und ihm einen ausgegeben hatten. Jetzt wollten sie nur noch wissen, wann der Ultraschall anstand, wie es Sadie ging, ob sie das Geschlecht des Babys erfahren wollten. Über den Rest dachte er nach, wenn er nachts allein im Bett lag. Sadie war in ihrem eigenen Zimmer, das sie verlassen musste, sobald sie sich exmatrikulierte. Wie würden sie leben, wie könnte er gleichzeitig studieren und für seine Familie sorgen? Er dachte oft daran, dass er noch nie ein Kind im Arm gehalten hatte - er hatte keine Geschwister, seine Cousins und Cousinen waren alle älter. Wie ging das doch gleich? Er hatte gehört, man müsse den Kopf abstützen, das sei wichtig. Genau wie das Bäuerchenmachen, ein Vorgang, der ihn immer noch verblüffte. Er würde sich ein Babybuch kaufen und es heimlich lesen. Oder gleich mehrere.

Keine Spur von James oder anderen Bekannten, doch Miles war nicht sonderlich enttäuscht. Nach dem unangenehmen Morgen bei seinen Eltern fühlte er sich mit Sadie warm und sicher - zu zweit gegen die ganze Welt -, und er wäre gern den Rest des Tages in dieser Blase geblieben.

»Ich besorge uns was zu trinken. Kommst du mit?«

»Ich warte hier.« Sadie schaute sich um. Es war eine gute Stelle am Rand der Menge, von der man freie Sicht auf die Bühne genoss. Daneben war ein Grasstreifen, über den Kabel zu einem Generator liefen, dahinter grenzte ein Wäldchen an das Feld. »Ich halte Ausschau nach den anderen.«

Miles arbeitete sich zum nächsten Getränkestand vor und kaufte ein Bier für sich und eine Cola für Sadie. Er schlenderte zu ihr zurück, spielte kurz mit dem Gedanken, einen Hotdog zu essen, bevor sein Blick auf ein vertrautes T-Shirt fiel. Neongrün, die Ärmel ein bisschen zu kurz - er sah die Person von hinten, machte dunkle, lockige Haare aus und wusste, es war James in seinem uralten Lieblings-T-Shirt mit den Teenage Mutant Ninja Turtles darauf. Miles glitt durch die Menge und versuchte, seine Getränke nicht zu verschütten. Die nächste Band kam auf die Bühne, die Leute rückten vor, und er verlor James aus den Augen, bis er schließlich in einer Lücke vor ihm auftauchte.

Dann drehte sich der Mann im grünen T-Shirt um, und es war gar nicht James - der hier war zwanzig Jahre älter, mit grauen Bartstoppeln, und das T-Shirt hatte ein kleines Adidas-Logo auf der Brust. Miles wandte sich verlegen ab.

Er schaute über die Menge und war überrascht, wie weit er sich von...
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Autor

Phoebe Locke liebt True-Crime-Geschichten. Während einer langen Zugfahrt stieß sie in der Zeitung auf einen Fall, der ihr trotz sommerlicher Temperaturen das Blut in den Adern gefrieren ließ und der sie seither nicht mehr losgelassen hat. Inspiriert von dieser Geschichte, schrieb sie ihren ersten Thriller, »Rachemädchen«. Phoebe Locke lebt und arbeitet in London.Susanne Goga-Klinkenberg studierte Literaturübersetzen an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und arbeitet seit 1995 als freie Übersetzerin. Bisher hat sie rund 60 Werke aus dem Englischen und Französischen übersetzt. Unter ihrem Geburtsnamen Susanne Goga veröffentlicht sie ihre Romane. Sie ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.