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Das Zeitalter der Helden 2 - Imperium

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
640 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am13.04.2020
Ringil Eskiath ist auf der Flucht - auf der Flucht vor seiner Vergangenheit, seiner Familie und vor sich selbst. Yhelteth, die Hauptstadt des Imperiums, scheint zunächst ein sicherer Hafen für den raubeinigen Krieger zu sein, doch dann werden die Grenzen des Reiches von einem Feind bedroht, der älter und schrecklicher ist als alles, was Yhelteth jemals gesehen hat. Als die Stadt in Chaos und Schrecken versinkt, ist für Ringil die Stunde gekommen, in der er das tun muss, was er am besten kann: sich mit dem bloßen Schwert in der Hand dem Feind entgegenstellen. Dieser Roman ist bereits unter dem Titel »Das kalte Schwert« erschienen und wurde für diese Ausgabe überarbeitet.

Richard Morgan wurde 1965 in Norwich geboren. Er studierte Englisch und Geschichte in Cambridge und arbeitete viele Jahre als Englischlehrer im Ausland, bevor er sich entschloss, sein Geld als freier Schriftsteller zu verdienen. Sein Roman »Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm«, ausgezeichnet mit dem Philip K. Dick Award, wurde ein internationaler Bestseller. Morgan lebt und arbeitet in Glasgow.
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Produkt

KlappentextRingil Eskiath ist auf der Flucht - auf der Flucht vor seiner Vergangenheit, seiner Familie und vor sich selbst. Yhelteth, die Hauptstadt des Imperiums, scheint zunächst ein sicherer Hafen für den raubeinigen Krieger zu sein, doch dann werden die Grenzen des Reiches von einem Feind bedroht, der älter und schrecklicher ist als alles, was Yhelteth jemals gesehen hat. Als die Stadt in Chaos und Schrecken versinkt, ist für Ringil die Stunde gekommen, in der er das tun muss, was er am besten kann: sich mit dem bloßen Schwert in der Hand dem Feind entgegenstellen. Dieser Roman ist bereits unter dem Titel »Das kalte Schwert« erschienen und wurde für diese Ausgabe überarbeitet.

Richard Morgan wurde 1965 in Norwich geboren. Er studierte Englisch und Geschichte in Cambridge und arbeitete viele Jahre als Englischlehrer im Ausland, bevor er sich entschloss, sein Geld als freier Schriftsteller zu verdienen. Sein Roman »Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm«, ausgezeichnet mit dem Philip K. Dick Award, wurde ein internationaler Bestseller. Morgan lebt und arbeitet in Glasgow.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641254629
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum13.04.2020
Seiten640 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3539 Kbytes
Artikel-Nr.4370297
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Als sie hinter Hinerion in die Ausläufer des Waldes hinabkamen, sah Gerin die Luft in der Hitze über dem Buschland flimmern und wusste, dass die Entscheidung unmittelbar bevorstand.

Das war ihre letzte Chance; es ging um Leben oder Tod.

»Da draußen werden wir gebraten«, sagte er an diesem Abend zu den anderen, während sie aneinandergekettet dasaßen und auf ihr Essen warteten. »Habt ihr mitgekriegt, was die Antreiber gesagt haben? Noch mindestens sechs Wochen bis Yhelteth, immer nach Süden und bei jedem Schritt heißer. Meint ihr, diese Arschlöcher geben uns deswegen mehr zu trinken oder zu fressen?«

»Natürlich, du Idiot.« Tigeth, ein Stadtmensch, bleich und schwerfällig und anscheinend zu träge, um sich seine Freiheit um jeden Preis zurückzuholen, schnaubte, schniefte und schnäuzte sich zwischen den Fingern. Wie die Hälfte der Männer des Sklaventrecks hatte auch ihn eine Erkältung erwischt. Er schmierte den Schnodder am Boden ab und funkelte Gerin an. »Kapierste nicht? Die müssen uns verkaufen, wenn wir nach Yhelteth kommen. Wie wollen sie das anstellen, wenn wir´s nicht bis dahin schaffen oder bei unserer Ankunft bloß noch Haut und Knochen sind? Vielleicht bist du zu jung oder zu blöde, um das zu kapieren, Sumpffuß, aber es geht ums Geschäft. Tot sind wir nichts wert.«

Sumpffuß.

In einigen Vierteln Trelaynes war das eine Beleidigung, die sofort eine formelle Herausforderung und ein Duell auf den Brillin-Hügeln in der Morgendämmerung nach sich gezogen hätte. Anderswo wäre man einfach abgestochen und in den Fluss geworfen worden. Wie bei allem anderen in der Stadt waren die Prämissen dieselben, aber Wohlstand und gesellschaftliche Stellung entschieden, welches dieser Schicksale einen ereilte. Und ob flussaufwärts oder flussabwärts, Niederungen oder Slums am Hafenende - überall galt eine allgemeine Regel: Niemand in Trelayne würde die Bemerkung einfach so stehen lassen, er habe Blut der Sumpfbewohner in sich.

Gerin war in den Sümpfen aufgewachsen und hätte um keinen Preis in der Stadt leben wollen. Er ließ das Schimpfwort daher durchgehen, wie es seine Sippe getan hatte, solange er zurückdenken konnte.

Im Augenblick steht zu viel anderes auf dem Spiel.

»Hast du je die Fischerboote in den Hafen kommen sehen, Tigeth?«, fragte er gleichmütig. »Meinst du etwa, jeder Fisch im Netz schafft´s bis auf den Markt?«

Kettenglieder rasselten ungeduldig neben Gerin. Eine angespannte, ärgerliche Stimme ertönte in der anbrechenden Dunkelheit.

»Wovon redest du - Fisch?«

Ein weiterer Stadtbewohner. Gerin fiel der Name nicht ein, aber dieser Mann war hagerer und von der Arbeit erschöpfter als Tigeth. In den Wochen ihres Marschs hatte er kaum ein Wort gesprochen; wenn sie zur Rast anhielten, starrte er die meiste Zeit ins Leere, wobei seine Kinnlade arbeitete, als zermalmte er die letzten Reste eines Priems Kautabak zwischen den Zähnen.

Wie die meisten seinesgleichen schien er nach wie vor außerstande, die Tragweite dessen, was ihm angetan worden war, zu erfassen.

»Der redet nur Scheiße«, höhnte Tigeth. »Versteht es nicht besser. Ich meine, sieh ihn dir mal an! Er ist ein verkümmerter kleiner Sumpfbalg, genau wie alle anderen unten am Stovmarkt, die einem aus der Hand lesen oder für die Menge rumhampeln. Kann nicht lesen, kann nicht schreiben, und wahrscheinlich kann er nicht mal bis zehn zählen. Keine Ahnung vom Handel.«

Gerin lächelte kalt.

»Na ja, du und alle anderen in diesem Treck, ihr seid wegen eurer Schulden verkauft worden, also macht uns das wohl alle gleich.«

Mit einem Fluch stürzte sich Tigeth auf ihn. Ein kurzes, ohnmächtiges Rasseln von Ketten sowie ein allgemeines Protestgeschrei, als die Bewegung die anderen Männer mitzog. Der Hagere hielt ihn zurück, hielt die zuckenden Hände des Dicken ein paar Zentimeter vor Gerins Gesicht fest, bis Tigeth aufgab und wieder in sich zusammensackte.

»Bleib ruhig sitzen, du verdammter Saftarsch!«, zischte der Hagere. »Sollen die Antreiber über uns herfallen? Möchtest du wie Barat enden?«

Gerins Blick ging unwillkürlich zu den verbogenen leeren Fesseln, die sie nach wie vor mit sich trugen. Der große, zähe Barat, ein Zuhälter vom Hafenende, war genauso auf den Auktionsblock geraten wie Gerin - durch ein Urteil des Strafgerichtshofs. Im Falle des Luden war es darum gegangen, dass dieser einem Adligen die Kehle aufgeschlitzt hatte, als der etwas grob mit einem der Mädchen in den Slums umgesprungen war. Leider hatte besagter Adliger gute Verbindungen zu den Niederungen gehabt, woraufhin die Wache sich zur Abwechslung mal von ihrem lahmen, versoffenen Arsch erhoben, ein paar Fragen gestellt und einige unkooperative Köpfe eingeschlagen hatte. Jemand hatte geredet, und Barat war im Knast gelandet und hatte seinem hochgestellten Ankläger lieber ins Gesicht gespuckt, statt sich demütig zu ducken. Ergebnis: Sklaventreck. Das Übliche, das immer gleiche alte Lied der Stadt.

Barat, der Zuhälter, zeigte eine arrogante Verachtung für die Schuldsklaven, mit denen er zusammengekettet war, und verspottete sie die ersten drei Tage des Marschs so lange, bis es zu unbedachten Gewaltausbrüchen kam, die er dann mit der geübten Lässigkeit eines Kriminellen und einem höhnischen Grinsen abwehrte. Aus irgendeinem Grund hatte er Gerin zumeist in Ruhe gelassen, aber die Ketten waren so großzügig bemessen, dass er Hand an mindestens vier oder fünf andere Männer legen musste, bevor die Antreiber das Spektakel nicht mehr sportlich nahmen, sondern stattdessen wegen des entstandenen Chaos sauer wurden.

Am dritten Tag, bei der fünften oder sechsten Schlägerei, kamen zwei oder drei berittene Hüter und Eigner der Karawane die Reihe entlang, um nachzusehen, worum es bei dem Gezänk überhaupt ging. Einer davon war eine Frau, und als die Antreiber den Treck mit Tritten und Flüchen wieder in Reih und Glied gebracht hatten, winkte sie ihren Hauptmann zu sich, beugte sich im Sattel herab, sagte etwas zu ihm und schickte ihn, vor Ärger rot im Gesicht, wieder zu seinen Kollegen zurück. Gerin hatte nicht mitbekommen, was gesprochen wurde, aber er wusste, was kam. So wie er auch gemerkt hätte, wenn der Wind jenseits der Sümpfe sich drehte.

Er zog es vor, sein Wissen nicht mit Barat zu teilen, und der Lude war anscheinend zu blöde oder stur, um es von allein zu begreifen. Noch am selben Nachmittag zettelte er den nächsten Streit an.

Die Antreiber nahmen ihn sich beim Latrinenhalt am Mittag des folgenden Tages vor, direkt am anderen Ufer des Flusses von Parashal. Gleich vier waren es, Männer mit grimmigen, wettergegerbten Gesichtern, langen Holzknüppeln in den Händen und Augen, die wie Katzensilber glitzerten. Sie hielten ihn fest und zerteilten die Ketten mit den Bolzenschneidern, die sie alle wie Waffen an ihren Gürteln trugen. Die Unwiderruflichkeit dieser Handlung veranlasste den Luden, wie ein erschrecktes Pferd zu schnauben und um sich zu treten.

Aber da war es natürlich längst zu spät.

Sie zerrten den zappelnden und brüllenden Barat zu einem Wäldchen in der Nähe und prügelten ihn gemächlich zu Tode. Es war deutlich zu hören - feste, fleischige Schläge, wie wenn ein Schlachter Gelenke abhackte; hohe durchdringende Schreie, die bald in Flehen und Stöhnen übergingen; schließlich Stille, die noch schlimmer war, da die Schläge weitergingen. Gerin hatte mehr als genug an Brutalität erlebt, draußen im Sumpf und auf den Straßen von Trelayne; aber selbst ihm kam es wie eine Ewigkeit vor, bis der Mann tot war.

Anderswo im Zug senkten weniger hartgesottene Männer - darunter auch Opfer von Barats Triezerei - den Kopf und starrten auf den Boden, auf dem sie saßen. Einer oder zwei schlugen sich die Hände vor den Mund wie Frauen, um sich nicht zu übergeben. Gerin brachte ein halbes verächtliches Grinsen zustande, bevor er merkte, dass er ebenfalls heftig zitterte.

Oder, redete er sich etwas leichtfertig ein, ich habe mich bloß bei Tigeth mit dieser Erkältung angesteckt, Hoiran sei verdammt!

Dann hörten die Geräusche auf, und die Antreiber kamen unter den Bäumen hervor, unter schallendem Gelächter und mit dem Grinsen gut genährter Wölfe. Ihre Knüppel trugen sie lässig wie Langwaffen. Einer ließ seinen Bolzenschneider in der anderen Hand hin und her pendeln und durch das kniehohe Gras streifen. Das Zangenende triefte von Blut, das hell glänzte, als die Mittagssonne darauf fiel.

Und später hatte sich das unausgesprochene Wissen auf die schweigenden Gefangenen herabgesenkt - wie ein neuer Gefährte mit grinsendem Totenschädel, der sie von nun an im Zug begleitete -, dass es anstelle Barats jeden von ihnen hätte treffen können.

»Ja, und apropos«, sagte Gerin grimmig zu ihnen, als Tigeth nach der Rüge des Hageren verstummt war. »Ihr glaubt, das sind die einzigen leeren Halsfesseln, die ihr zu sehen kriegt? Jeder Tag, an dem wir es nicht bis zum Markt in Yhelteth schaffen, ist bares Geld, das diesen Ärschen durch die Finger rinnt. Glaubt ihr, die werden stehen bleiben oder langsamer werden, wenn jemand die Hitze nicht aushält, wenn wir über die Ebene ziehen?«

»Sie müssen uns verkaufen!«, beharrte Tigeth gereizt. »Es liegt nicht in ihrem Interesse, wenn sie ...«

»Sie müssen einige von uns verkaufen, mein lieber Herr Geschäftsmann. Genügend, damit es sich rechnet. Wie schon gesagt: Ihr glaubt doch nicht, dass es dem Kapitän des Fischkutters was ausmacht, wenn ihm beim Entladen ein paar Fische...

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Richard Morgan wurde 1965 in Norwich geboren. Er studierte Englisch und Geschichte in Cambridge und arbeitete viele Jahre als Englischlehrer im Ausland, bevor er sich entschloss, sein Geld als freier Schriftsteller zu verdienen. Sein Roman »Altered Carbon - Das Unsterblichkeitsprogramm«, ausgezeichnet mit dem Philip K. Dick Award, wurde ein internationaler Bestseller. Morgan lebt und arbeitet in Glasgow.