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Verhängnisvolle Freundin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Silberburg-Verlagerschienen am06.05.2019
Alexa Opitz liegt ermordet in ihrem Bungalow. Ihr Ehemann gerät unter Mordverdacht. Da taucht ein geheimnisvoller Mann auf, mit dem Alexa sich zu bizarrer Erotik traf. Corry Voss und Fabio Lavelli decken nach und nach weitere Geheimnisse aus Alexas Leben auf. Als ihre Ermittlungen in das Löwenrevier eines Safariparks führen, geraten nicht nur sie in höchste Lebensgefahr.

Anita Konstandin, 1956 in Stuttgart- Bad Cannstatt geboren, arbeitete als Angestellte, später als freiberufliche Werbetexterin. Schreiben ist ihre Leidenschaft, und so verfasste sie Kurzgeschichten für Literaturwettbewerbe und Krimi-Anthologien. 'Morgen früh, wenn Gott will' ist ihr erster Roman.
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Produkt

KlappentextAlexa Opitz liegt ermordet in ihrem Bungalow. Ihr Ehemann gerät unter Mordverdacht. Da taucht ein geheimnisvoller Mann auf, mit dem Alexa sich zu bizarrer Erotik traf. Corry Voss und Fabio Lavelli decken nach und nach weitere Geheimnisse aus Alexas Leben auf. Als ihre Ermittlungen in das Löwenrevier eines Safariparks führen, geraten nicht nur sie in höchste Lebensgefahr.

Anita Konstandin, 1956 in Stuttgart- Bad Cannstatt geboren, arbeitete als Angestellte, später als freiberufliche Werbetexterin. Schreiben ist ihre Leidenschaft, und so verfasste sie Kurzgeschichten für Literaturwettbewerbe und Krimi-Anthologien. 'Morgen früh, wenn Gott will' ist ihr erster Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783842518445
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum06.05.2019
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse997 Kbytes
Artikel-Nr.4415136
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

Sie drückte auf »Start« und die Löwin erschien. In einer kniehohen Mulde mit vertrocknetem Gras löst sie sich aus dem fressenden Rudel. Im Maul trägt sie eine kastenförmige Umhängetasche, deren Riemen vor ihren pelzigen Vorderpranken über den sandigen Boden der Savanne schleift. Das riesige Tier wirkt stolz, aber auch verspielt mit seiner Beute, die es hurtig davonträgt. Es ist eine leuchtend blaue Fototasche mit überlappendem Deckel, und vor einer Minute gehörte sie noch dem Amerikaner. Wie so ein Kindergartentäschchen hatte sie ihm vorne um den Hals gehangen.

Huttla saß in ihrem möblierten Zimmer im Dachgeschoss der Gaststätte Blaues Rössle, mitten in Stuttgart. Sie starrte auf den Laptop und sah sich schon zum dritten Mal diesen Videoclip aus einem Nationalpark in Südafrika im Internet an.

In Wirklichkeit hieß sie Jasmin. Jasmin Hutter. Nur für sich allein nannte sie sich Huttla, schon seit ihrem zweiten Lebensjahr. Seit dem Tag, als ihre Mutter sie an die Garderobe gestellt und mit ihrem Lippenstift einen roten Punkt auf den Spiegel getupft hatte, genau in die Mitte der bleichen Kinderstirn. Die Tochter war nicht so dumm, ihren winzigen Zeigefinger in das Spiegelglas hineinzustoßen. O nein. Sie fuhr sich den Nasenrücken hoch und tippte auf ihre Stirn. Und während die Mutter sich stolz zum Vater umwandte und rief: »Sie ist ja doch gescheit!«, entdeckte sie mit einem Glucksen: »Das ist Huttla.« Niemand sonst kannte diesen Namen.

Sie stand vom Sofa auf und zog das schräge Dachfenster zu. Ihr Zimmer würde sich sonst bald in einen Backofen verwandeln, denn draußen schien die Sonne wie verrückt. Nun war es ganz still. Das Hupen der Autos und das Surren der Stadtbahnen waren ausgesperrt. Auf dem Fensterbrett, direkt vor ihren Augen, hatte sie einen Flecken dunkelgrünen Plastikrasens liegen, auf dem sich einige selbst gebastelte Perlentierchen versammelten: eine winzige Eule, ein Panda, zwei Krokodile, ein Pinguin.

Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und blickte hinaus in das Blättermeer der Rosskastanie. Sie ragte bis weit über die Regenrinne, was etwas hieß, denn das Haus war fünf Stockwerke hoch. Auch in diesem Sommer würde sie den turmhohen Baum vor dem Verdursten retten müssen. Sie zog das schwarze Sonnenrollo herab und der Raum wurde dunkel, nur der Monitor strahlte sein blaues Licht ab.

Der Videoclip war zweieinhalb Minuten lang, und das reichte auch. Länger konnte man so einen Löwe-frisst-Menschen-Film gar nicht ertragen. Vor über zwanzig Jahren hatte ihn der Safaritourist, der dicht hinter dem Hobbyfotografen hergefahren war, aufgenommen. Jetzt konnte ihn sich jeder auf YouTube ansehen - ohne Ton und stark verwackelt, denn die Person, die die Kamera hielt, stand natürlich unter Schock.

Huttla kannte jemanden, der sieben Tage die Woche mit Löwen zu tun hatte: ihre beste Freundin, Michelle Högel. Von März bis Ende Oktober arbeitete sie als Busfahrerin in einem Safaripark in Hessen, wo sie Touristen durch die Tiergehege gondelte. Diese riesigen Freigehege waren durch hohe Zäune und Tore und in den Boden eingelassene Viehroste voneinander abgetrennt - für Nashörner und Gazellen, für Giraffen und Springböcke und eben auch für die dreizehn Löwen. Das war Michelles Job, und sie liebte ihn. Vor allem an den Wochenenden, denn dann war ihr Bus voll besetzt. Sechzig Personen saßen dann auf ihren Plätzen - keiner durfte stehen! -, und Michelle trug die Verantwortung für alle.

Vom Alter her hätte sie ihre Mutter sein können, denn sie war schon dreiundvierzig, und Huttla hatte erst gestern, am 15. Juli, ihren zweiundzwanzigsten Geburtstag gefeiert, wobei »gefeiert« übertrieben war. Sie hatte sich unten aus der Wirtschaft einen Piccolo geholt, was dem Personal an seinem Ehrentag auch zugestanden wurde, und den hatte sie auf ihrem Zimmer getrunken, und das war auch schon alles gewesen. Ihr Telefon hatte währenddessen oft geklingelt, aber sie war nicht drangegangen. Michelles Foto war nicht auf dem Display erschienen; sie hatte wohl ihren Geburtstag vergessen. Immer nur Andre. Andre Zeeb hatte angerufen. Sonst niemand.

Sie streckte den Finger aus und klickte erneut auf »Start«, um vor Mitleid zu sterben, und das jetzt bereits zum dritten Mal. Im Moment konnte sie einfach nicht damit aufhören.

Mit seiner Fototasche um den Hals und einem albernen Urlauberhütchen auf dem Kopf verlässt der Amerikaner den Landrover, geht einmal vorne herum, lächelt in den Wagen hinein. Im Fond sitzt seine gutmütig aussehende Frau und vorn, auf dem Beifahrersitz, seine etwa dreizehnjährige Tochter. Die kleine Familie hat offenbar die Warnschilder übersehen, die in jedem Safaripark aufgestellt sind: »Das Verlassen der Fahrzeuge ist nicht gestattet. Lebensgefahr!« Aber dieser lange Lulatsch von einem Ami ist ausgestiegen, jetzt lehnt er lässig mit der Hüfte an der Fahrertür und hält sich mit beiden Händen sein Fernglas vor die Augen. Er blickt in die Ferne, wo denn die Löwen bleiben, und dabei sind sie alle schon da.

Es ist eine Gruppe von fünf starken Tieren. Sie liegen in ihrer Graskuhle hinter den staubigen Büschen zu seiner Linken, keine fünf Meter von ihm entfernt. Er müsste sie riechen können. Aber er steht einfach nur in der Sonne und schaut geradeaus durch das Fernglas, nichts ahnend, und da kommt von hinten blitzschnell die verspielte Löwin heran und legt ihm ihre dicken Pranken auf die Schultern. Wie sie da hinter ihm steht, ist sie exakt genauso groß wie er. Der Mann zuckt zusammen, reißt überrascht den Mund weit auf und sackt in die Knie.

Huttla schaute schnell weg und bückte sich nach einer der goldfarbenen Perlen, die ihr trotz Noppenmatte unter den Tisch gekullert waren. Sie bastelte gerade ein breites Ornamentband für die schwarze Urne, die neben dem Computer auf dem Tisch stand. Wenn sie fertig war mit dieser Arbeit, würde das Aschegefäß aussehen wie ein Schmuckkästchen. Sie könnte Bastelsachen hineintun oder es verschenken. Huttla machte furchtbar gern Geschenke.

Wegen des Videoclips hatte sie feuchte Hände, sodass sie mehrere Anläufe brauchte, um die schimmernden kleinen Perlen einzufädeln; sie war nicht ganz so nervenstark wie Michelle, die täglich mit Löwen umging. Einmal hatte Michelle zu ihr gesagt, sie wünschte, sie hätte ein Kind. »So ein Mädchen wie dich!«

Um Gottes Willen.

Fast zwei Stunden hatten sie neulich erst miteinander telefoniert - ohne dass sie nach Alexa und Gordon fragte, wie sonst immer. Normalerweise wollte sie wissen, was das »Traumpaar« so trieb. Aber bei diesem Telefonat schien sie gar kein Interesse an den beiden zu haben. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt allein Huttla. Jedenfalls sagte sie: »Komm mich doch mal besuchen, ich schmuggel dich in den Park. Du fährst kostenlos mit mir im Bus durch die Freigehege. Ich zeig dir alles, Jasminchen.«

»Auch die Löwen?«

»Vor allem die.« Sie blies Zigarettenrauch in den Hörer. »Und am Abend machen wir es uns richtig gemütlich.«

O ja.

Über die Saison wohnte Michelle in einem Wohnwagen auf einem Campingplatz in der Nähe des Safariparks. Sie behauptete, dass sie beide in dem großen Bett locker Platz hätten. Dieses grundgemütliche Bett ging Huttla die ganze Zeit im Kopf herum. Und plötzlich fing sie selbst vom »Traumpaar« an, ganz unbewusst, und schnatterte alles Mögliche daher. Da mussten sie kichern, aber nach einer Weile wurde die Freundin am Hörer sehr ernst, regelrecht verstockt, und als Huttla minutenlang nicht einmal mehr ihren Atem hörte, hatte sie in Gottes Namen aufgelegt.

Ob es diesen Sommer mit einem Besuch im Safaripark klappen würde? Es lag daran, dass sie das Geld für die Reise nie recht zusammenbekam. Den Wirt um einen Vorschuss zu bitten, getraute sie sich nicht. Sie würde es ja doch nicht schaffen, alles zurückzuzahlen. Obwohl sie jeden Cent zweimal umdrehte! Obwohl sie nur billige Lebensmittel kaufte, im Grunde nur Milch und Kartoffelpüree. Obwohl sie nie Kleidung kaufte, weil ihr genügte, was sie im Schrank hängen hatte: Oberteile in düsteren Farben und zwei Paar Jeans, die sie eigenhändig mit der Nagelschere destroyed hatte.

Sie besaß nichts Überflüssiges. Keinen Schmuck, keine Tücher, keine Schals. Für besondere Anlässe zog sie das weiße Shirt mit dem Fernsehturm vorne drauf an. Es reichte ihr bis fast zu den Knien. Sie sparte Geld, indem sie nie zum Friseur ging. Sie färbte sich das Haar mit Henna selbst schwarz, und sie schnitt es auch selbst, was das Einfachste von der Welt war. Man musste nur eine Haarkur dick auftragen, die glitschigen Haare nach vorne werfen und sie gleichmäßig über den Kopf kämmen. Jetzt einmal mit der scharfen Schere ringsherum und fertig war die Huttlafrisur.

Sehr nett sah sie immer aus, wie ein Mangamädchen, nur ohne die übertrieben großen Augen. Huttla hatte kleine Augen....
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Autor

Anita Konstandin, 1956 in Stuttgart- Bad Cannstatt geboren, arbeitete als Angestellte, später als freiberufliche Werbetexterin. Schreiben ist ihre Leidenschaft, und so verfasste sie Kurzgeschichten für Literaturwettbewerbe und Krimi-Anthologien. "Morgen früh, wenn Gott will" ist ihr erster Roman.