Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Schlangenjagd

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Julius Beltz GmbHerschienen am17.07.2019Deutsche Erstausgabe
Billy Dickens' Leben ist - schlicht verrückt: Mit Mutter und Schwester hat er schon an sechs verschiedenen Orten in Florida gelebt, weil seine Mutter darauf besteht, in der Nähe eines Adlerhorsts zu wohnen. Billy ist in der Schule als 'Schlangenjunge' verschrien, weil er einmal eine lebendige Klapperschlange in seinem Spind hatte. Vielleicht. Vielleicht war sie aber auch nur aus Gummi. Sein Vater hat die Familie verlassen und arbeitet für die Regierung. Vielleicht. Das weiß niemand so genau. Und jetzt hat Billy seine Adresse gefunden ... Hochgradig unterhaltsam, zuweilen bitterböse und leicht verdreht: ein Abenteuer über Drohnen, Umweltschutz und einen verlorenen Vater.

Carl Hiaasen studierte Journalismus und lebt mit seiner Familie in Florida. Seine journalistische Karriere begann er beim Miami Herald, für den er nach wie vor Kolumnen schreibt, die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden. In Deutschland wurde Hiaasen durch viele Romane bekannt, die in insgesamt 21 Sprachen übersetzt wurden, darunter die bei Goldmann erschienenen Bestseller »Dicke Fische«, »Krumme Hunde« und »Letztes Vermächtnis«.
mehr

Produkt

KlappentextBilly Dickens' Leben ist - schlicht verrückt: Mit Mutter und Schwester hat er schon an sechs verschiedenen Orten in Florida gelebt, weil seine Mutter darauf besteht, in der Nähe eines Adlerhorsts zu wohnen. Billy ist in der Schule als 'Schlangenjunge' verschrien, weil er einmal eine lebendige Klapperschlange in seinem Spind hatte. Vielleicht. Vielleicht war sie aber auch nur aus Gummi. Sein Vater hat die Familie verlassen und arbeitet für die Regierung. Vielleicht. Das weiß niemand so genau. Und jetzt hat Billy seine Adresse gefunden ... Hochgradig unterhaltsam, zuweilen bitterböse und leicht verdreht: ein Abenteuer über Drohnen, Umweltschutz und einen verlorenen Vater.

Carl Hiaasen studierte Journalismus und lebt mit seiner Familie in Florida. Seine journalistische Karriere begann er beim Miami Herald, für den er nach wie vor Kolumnen schreibt, die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden. In Deutschland wurde Hiaasen durch viele Romane bekannt, die in insgesamt 21 Sprachen übersetzt wurden, darunter die bei Goldmann erschienenen Bestseller »Dicke Fische«, »Krumme Hunde« und »Letztes Vermächtnis«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783407749819
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum17.07.2019
AuflageDeutsche Erstausgabe
SpracheDeutsch
Dateigrösse3763 Kbytes
Artikel-Nr.4415844
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1


Dieser eine Typ wurde also von der Schule geworfen.

Das muss man erst mal hinbekommen, dafür muss man schon echte Gesetze brechen. Wir hörten so einige Gerüchte, aber niemand erzählte uns, was wirklich vorgefallen war.

Dieser Typ hieß Jammer und ich bekam seinen Spind.

Keine Ahnung, was er da drin gelagert hatte, aber er muss die Kombination der halben Schule gegeben haben. Ständig machte sich irgendwer an meinem Kram zu schaffen.

Also steckte ich eine Schlange in den Spind. Problem gelöst.

Es war eine Diamant-Klapperschlange, ein ausgewachsenes Exemplar, acht Ringe an der Rassel. Sie machte also ordentlich Krach, als der Spind geöffnet wurde. Die sind richtig ausgeflippt.

Keine Sorge, die Schlange konnte nicht zubeißen. Ich hatte ihr das Maul zugeklebt. Ziemlich schwierig, nichts für Anfänger. Man braucht eine ruhige Hand und keinerlei gesunden Menschenverstand. Ich würde davon abraten, es zu versuchen.

Der Punkt ist: Ich wollte nicht, dass die Schlange jemanden verletzt, ich wollte nur, dass die Leute die Finger von meinem Spind lassen.

Und das tun sie jetzt.

Ich hab die Klapperschlange auf der Grapefruit Road ausgesetzt, ein paar Kilometer die Straße runter, auf demselben Baumstamm, auf dem ich sie gefunden hab. Man muss sich blitzschnell aus dem Staub machen, denn eine ausgewachsene Klapperschlange hat eine ziemliche Reichweite, ungefähr die Hälfte ihrer Körperlänge.

Die wenigsten Leute wissen das - wieso sollten sie auch? Das ist keine sonderlich wichtige Information, wenn man ein halbwegs normales Leben führt.

Aber das tue ich nicht.

»Was macht dein Dad beruflich?«

Die Frage wird mir gestellt, wann immer wir umziehen. Meine Standardantwort: »Er ist selbstständig.«

Aber die Wahrheit ist, dass ich keine Ahnung habe, was mein Vater eigentlich macht. Er schickt einen Scheck und Mom löst ihn ein. Ich hab den Typen nicht mehr gesehen, seit ich drei Jahre alt war. Vielleicht vier. Macht mir das etwas aus? Möglicherweise. Sicher.

Ich hab mir ein bisschen was dazu durchgelesen. Wie es eine Person durcheinanderbringen kann, wenn die Eltern sich trennen, besonders dann, wenn ein Elternteil sich quasi in Luft auflöst. Ich will nicht so ein Problemkind sein, aber ich kann es als Möglichkeit auch nicht ganz ausschließen.

Mom redet nicht gern über Dad. Die Schecks kommen immer pünktlich - jeden Monat am Zehnten -, und sie platzen nie. Wir sind vielleicht nicht reich, aber wir sind sicherlich nicht arm. Es ist unglaublich, wie viele Schuhe meine Schwester besitzt. Oh Mann, gehe ich ihr auf die Nerven.

So wie ich das sehe, verdient Mom aber keinen Freifahrtschein, nur weil sie nicht über meinen Vater sprechen will. Das ist schließlich nicht unbedingt eine gesunde, offene Herangehensweise an ein solches Thema. Also bleibe ich an ihr dran - bin aber nicht zu fies zu ihr.

»Was macht er beruflich?«, frage ich, als hätte ich das noch nie zuvor gefragt.

»Tja, Billy, ich bin mir nicht ganz sicher, was er macht«, fängt sie mit derselben gepressten Stimme wie jedes Mal an, »aber ich kann dir sagen, was er nicht macht.«

Im Laufe der Zeit konnte ich anhand der Kommentare meiner Mutter folgende Berufe von der Phantom-Vater-Liste streichen: Astronaut, Quantenphysiker, Anwalt, Arzt, Heavy-Metal-Gitarrist, Tierarzt, Architekt, Hockeyspieler, Rennfahrer, Jockey, Klempner, Dachdecker, Elektriker, Pilot, Autoverkäufer und Yogalehrer.

Mom sagt, Dad sei zu klaustrophobisch, um ein Astronaut zu sein, zu schlecht in Mathe, um ein Quantenphysiker zu sein, zu schüchtern für einen Anwalt, zu zimperlich für einen Arzt, zu unkoordiniert, um Gitarre zu spielen, zu groß für einen Jockey, zu aufgedreht für Yoga, und so weiter.

Ich mag dieses Spiel nicht besonders, aber ich sammle immer mehr Informationen. Mom ist ziemlich empfindlich bei dem Thema, deshalb versuche ich, es vorsichtig anzugehen. Meine Schwester Belinda tut so, als ob ihr das alles völlig egal wäre, als wäre sie nicht im Geringsten neugierig auf unseren Vater. Diese gespielte Gleichgültigkeit nennt man Abwehrmechanismus, zumindest habe ich das gelesen.

Vielleicht ist mein Vater Psychiater und ich werde eines Tages auf seiner Couch liegen und wir gehen diesen ganzen Kram gemeinsam durch. Oder eben auch nicht.

In der Schule versuche ich, mich unauffällig zu verhalten. Wenn man so oft umzieht wie meine Familie, ist es schlicht nicht praktikabel, Freundschaften zu schließen. Es ist einfacher, wieder zu gehen, wenn man sich von niemandem verabschieden muss. Das habe ich gelernt.

Aber manchmal muss man »interagieren«. Man hat keine Wahl. Manchmal kann man nicht unterm Radar fliegen.

In der letzten Schulwoche drischt ein Typ vom Lacrosse-Team im Flur plötzlich auf einen Jungen ein. Klar, der Junge ist ein Trottel, aber er ist harmlos. Und der Lacrosse-Spieler bringt locker zwanzig Kilo mehr auf die Waage. Trotzdem stehen die Leute einfach nur rum und schauen sich diesen »Kampf« an, der eigentlich eine Demütigung ist. Typen, die viel größer sind als ich, richtige Schränke, jubeln und schreien. Keiner von ihnen rührt auch nur den kleinen Finger, um zu helfen.

Also lasse ich meine Tasche fallen, springe von hinten auf Larry Lacrosse und nehme ihn in den Schwitzkasten. Nach kurzer Zeit wird sein Gesicht dunkelrot und er sieht aus wie ein Ochsenfrosch mit Verstopfung. In dem Moment ziehen mich ein paar seiner Mannschaftskollegen von ihm herunter, und einer der Sportlehrer eilt herbei, um die Sache aufzulösen. Niemand wird bestraft, nicht einmal mit Nachsitzen, wie immer.

Der kleine Loser, der verprügelt wurde? Ich kannte nicht mal seinen Namen. Der Lacrosse-Spieler heißt Kyle irgendwas. Wir haben locker sieben Kyles an der Schule, die kann ich mir unmöglich alle merken. Dieser Kyle kommt später zwischen der sechsten und siebten Stunde an und sagt, er werde mir den Arsch aufreißen. Dann packt einer seiner Freunde ihn am Arm und flüstert: »Vorsicht, Alter. Das ist der Psycho mit der Klapperschlange im Spind.«

Ich setze mein bestes Psycho-Lächeln auf und Kyle verzieht sich. Großer starker Supersportler, der gerne Loser verprügelt, die halb so groß sind wie er. Erbärmlich.

Allerdings haben viele Leute Angst vor Schlangen. Das nennt man Ophidiophobie. Experten sagen, es sei eine tief verankerte Urangst. Keine Ahnung.

Während der siebten Stunde werde ich von Officer Thickley aus dem Unterricht geholt. Er ist der Deputy, also der Stellvertreter des Sheriffs, und hängt meistens im Büro rum. Thickley ist für die Sicherheit auf dem Schulgelände verantwortlich. Er ist kräftig, freundlich und auf der Zielgeraden zur Pensionierung.

»Billy, ich frag dich einfach geradeheraus«, sagt er im Flur. »Es gibt Gerüchte, dass du eine Schlange in deinem Spind versteckst. Eine Klapperschlange.«

»Eine lebendige Klapperschlange? Das ist verrückt.«

»Können wir mal einen Blick hineinwerfen?«

»Klar, kein Problem. Wer ist wir?«

»Ich, nur ich.«

»Sicher, Officer Thickley. Sie müssen doch nicht erst fragen.«

»Oh, ich frage immer«, sagt er. »Siehst du, wenn ich den Schülern Respekt zolle, respektieren sie mich auch. Das ist ein Geben und ein Nehmen.«

»Ich hab nichts dagegen«, sage ich ihm. »Sie können den Spind einfach selbst öffnen, oder?«

»Komm bitte mit.«

»Aber ich darf diese Stunde echt nicht verpassen. Mrs. Bowers wiederholt gerade den Stoff für die Abschlussklausur.«

»Bitte, Billy. Ich bin kein großer Fan von Schlangen.«

Wir laufen den Flur entlang zu meinem Spind. Thickley steht mindestens drei Meter hinter mir, während ich aufschließe.

»Hier, bitte schön.«

»Ach du Scheiße!«

»Die ist nicht echt, Mann.« Ich lasse die Gummischlange baumeln, ihr Schwanz wackelt hin und her. »Sehen Sie? Das ist nur ein Spielzeug.«

Langsam kehrt die Farbe in Thickleys Gesicht zurück. Ich hab die Schlange für knapp drei Dollar in einem Scherzartikelladen gekauft. Sie ist schwarz und dünn und sieht überhaupt kein bisschen aus wie eine Diamant-Klapperschlange. Im selben Gang gab es auch Fake-Kotze und -Hundescheiße.

»Billy, warum hast du dieses Ding in deinem Spind?«

»Weil irgendwelche Typen immer wieder meinen Spind aufmachen und sich an meinem Kram vergreifen. Sie kannten Jammer, oder? Der Spind hat ihm gehört, bevor er geflogen ist.«

»Oh«, sagt Thickley. »Dann sollten wir dir...
mehr

Autor

Carl Hiaasen studierte Journalismus und lebt mit seiner Familie in Florida. Seine journalistische Karriere begann er beim Miami Herald, für den er nach wie vor Kolumnen schreibt, die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden. In Deutschland wurde Hiaasen durch viele Romane bekannt, die in insgesamt 21 Sprachen übersetzt wurden, darunter die bei Goldmann erschienenen Bestseller »Dicke Fische«, »Krumme Hunde« und »Letztes Vermächtnis«.Kanut Kirches arbeitet als freier Lektor, Ghostwriter und Übersetzer in Köln. lektorat-kanut-kirches.de