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Hexenjunge

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am15.10.20191. Auflage
Die Nr. 1-Bestsellerserie aus Dänemark Auf einem Londoner Friedhof wird die Leiche eines nigerianischen Terrorismus-Experten entdeckt, er wurde brutal ermordet. Kurz zuvor hatte der Professor dort ein geheimes Treffen mit Nora Sand, Korrespondentin der dänischen Zeitung Globalt. Mit seinem Tod fehlt ihre wichtigste Informationsquelle, daher wird Nora auf etwas anderes angesetzt: die spektakuläre Scheidung eines russischen Oligarchen von einem dänischen Reality-Star. Das Paar streitet öffentlich um das Sorgerecht für ihren Sohn. Als er entführt wird, stößt Nora darauf, dass beide Fälle zusammenhängen könnten. Die Suche nach der Wahrheit führt sie in die dunkelsten Winkel der Stadt. «Die Figuren überzeugen mit Herz und Charakter. Auf weitere Bände der neuen Serie darf man gespannt sein.» (Focus online)

Lone Theils war jahrelang London-Korrespondentin für die angesehene dänische Tageszeitung Politiken sowie fürs Fernsehen. Ihr Debütroman und Auftakt der Reihe um Nora Sand erscheint in 16 Ländern und wird für das Fernsehen verfilmt. Neben ihrer journalistischen Tätigkeit zwischen Dänemark und England teilt die Autorin mit ihrer Protagonistin auch die Leidenschaft fürs Kickboxen.
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Produkt

KlappentextDie Nr. 1-Bestsellerserie aus Dänemark Auf einem Londoner Friedhof wird die Leiche eines nigerianischen Terrorismus-Experten entdeckt, er wurde brutal ermordet. Kurz zuvor hatte der Professor dort ein geheimes Treffen mit Nora Sand, Korrespondentin der dänischen Zeitung Globalt. Mit seinem Tod fehlt ihre wichtigste Informationsquelle, daher wird Nora auf etwas anderes angesetzt: die spektakuläre Scheidung eines russischen Oligarchen von einem dänischen Reality-Star. Das Paar streitet öffentlich um das Sorgerecht für ihren Sohn. Als er entführt wird, stößt Nora darauf, dass beide Fälle zusammenhängen könnten. Die Suche nach der Wahrheit führt sie in die dunkelsten Winkel der Stadt. «Die Figuren überzeugen mit Herz und Charakter. Auf weitere Bände der neuen Serie darf man gespannt sein.» (Focus online)

Lone Theils war jahrelang London-Korrespondentin für die angesehene dänische Tageszeitung Politiken sowie fürs Fernsehen. Ihr Debütroman und Auftakt der Reihe um Nora Sand erscheint in 16 Ländern und wird für das Fernsehen verfilmt. Neben ihrer journalistischen Tätigkeit zwischen Dänemark und England teilt die Autorin mit ihrer Protagonistin auch die Leidenschaft fürs Kickboxen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644002753
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum15.10.2019
Auflage1. Auflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4416305
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1


Schnee fällt in London eher selten. Wenn die Flocken dann doch über der Stadt schweben, passiert Folgendes: Die eher Verspielten unter den Londonern verlangsamen für einen Augenblick ihr Tempo, starren beseelt in den Himmel hinauf und träumen von mehr. In den Herzen Tausender Kinder erwacht die Hoffnung auf schulfrei. Und der Verkehr kommt zum Erliegen.

Nur die wenigsten britischen Autos sind mit Winterreifen ausgestattet, und kaum ein Autofahrer lernt, sich durch den Schnee zu manövrieren, bevor der Zauber auch schon wieder vorbei ist. Die Landebahnen der Flughäfen Heathrow und Gatwick sind verwaist, während das Personal verzweifelt versucht, die nicht gerade zahlreich vorhandenen Schneepflüge zu bemannen, die irgendwo in einem der hintersten Hangars abgestellt worden waren.

Das Nachmittagslicht tauchte den Stadtteil Highgate in viktorianische Weihnachtskartenstimmung, wie Nora fand, als sie an der alten Schlachterei neben dem Buchantiquariat aus dem Doppeldecker Nummer 210 stieg. Im milchweißen Schneetreiben und dem gelben Licht, das durch die Fenster der Häuser auf die Straße fiel, fühlte sie sich für einen Augenblick wie das Mädchen mit den Schwefelhölzern, das davon träumte, ins Warme zu kommen.

Sie schritt über den Platz, am Deli vorbei, und las noch einmal die SMS: Highgate Cemetery in einer Stunde. Abioni.

Der Bus war natürlich im Winterchaos steckengeblieben, nun hatte sie nur noch fünf Minuten bis zu ihrer Verabredung auf dem Friedhof. Mit raschen Schritten ging sie die leicht abfallende Swain´s Lane hinunter. Der schmale Bürgersteig war glatt, weshalb sie die Hacken ihrer Stiefel einsetzen musste, um nicht auszurutschen.

Was tat man nicht alles für eine gute Story? Nora versuchte schon seit langem, Kweko Abioni von der Universität in Abuja zu fassen zu kriegen. Der nigerianische Professor forschte über Terrororganisationen und war Boko-Haram-Experte. Er hatte Nora ein Interview zu dem Thema für Globalt versprochen, sobald er das nächste Mal im Rahmen einer Konferenz nach London käme.

Ihr Chef Oscar Krebs, der nicht gerade für seine Gelassenheit im Redaktionsalltag bekannt war, bezweifelte stark, dass sie die Story wirklich bekommen würde. Doch Nora hatte es garantiert. Mit ein wenig Geduld würde sie diesen Mann schon zu einem Gespräch überreden. Schließlich wusste er mehr als alle anderen über jene Organisation, die in der ganzen Welt dafür bekannt war, unschuldige Opfer anzugreifen und junge Schulmädchen zu kidnappen.

Je näher die Konferenz gerückt war, desto schwerer war es allerdings gewesen, den Professor zu erreichen und einen Termin mit ihm zu vereinbaren. Er hatte weder auf E-Mails noch auf Anrufe reagiert, und Nora hatte selbst zu zweifeln begonnen, ob aus dem Interview noch etwas werden würde. Gestern jedoch hatte Kweko Abioni nach zwei Wochen Funkstille angerufen, während Nora gerade an einem Artikel über die internen Zwiste in den Reihen der Labour Party saß. Sie hatte schon einige Male zuvor mit dem Professor telefoniert und erinnerte sich an eine Bassstimme, so tief, dass die Erde jedes Mal ein wenig zu beben schien, wenn er lachte. Dieses Mal hatte er hingegen gestresst geklungen, als er Nora erklärte, dass er bereits in London sei, und versprach, sich am nächsten Tag mit ihr zum Interview zu treffen.

«Zeit und Ort teile ich Ihnen morgen mit. Ich muss vorsichtig sein», hatte er gesagt.

Nora kannte die Methoden des Boko Haram, deswegen hatte sie die Diskretion des Professors nicht verwundert. Noch bevor sie etwas erwidern konnte, hatte er schon aufgelegt.

In der Tat hatte Abioni so verhalten geklungen, dass Nora nicht einmal Krebs von der Verabredung erzählt hatte. Sie hatte erst sichergehen wollen, dass sie etwas an Land ziehen konnte. Der Vormittag war dann ohne ein Lebenszeichen des Professors verstrichen, bis Nora schließlich vor einer Stunde die SMS erhielt.

 

Nun stand sie am Eingang zum Highgate Cemetery. Der viktorianische Friedhof war im Jahre 1839 ursprünglich für das gehobene Bürgertum im nördlichen London angelegt worden. Doch schließlich fand eine ganze Reihe von Persönlichkeiten wie Karl Marx, George Michael und der ehemalige russische Spion Alexander Litwinenko hier ihre letzte Ruhestätte.

Nora ging durch das schmiedeeiserne Tor auf eine kleine Gruppe von Menschen zu, die bibbernd in der Kälte vor der Kapelle am Eingang zum westlichen Teil des Friedhofs stand und auf ihre Führung wartete. Ohne Tourleitung durfte dieser Teil des Friedhofs wegen seiner Baufälligkeit nicht betreten werden.

Sollte es Kweko Abionis Plan gewesen sein, sich in der Menge zu verbergen, so war ihm das nicht gelungen. Die kräftige Gestalt, die eher an einen Schwergewichtsboxer als an einen Akademiker denken ließ, ragte zwischen den Touristen wie ein dunkles Ausrufezeichen hervor.

Nora ging auf den Mann zu.

«Professor Abioni? Ich bin Nora Sand.»

Er musterte sie für einen Augenblick, lächelte kurz und reichte ihr ein Ticket.

«Guten Tag», sagte er.

«Wir nehmen an der Führung teil?»

Er nickte und sah sich nervös um.

«Mir ist bewusst, dass dies vielleicht nicht der charmanteste Treffpunkt ist, doch wenn ich Ihnen erzähle, worum es geht, werden Sie es schon verstehen.»

Nora ließ die Hände in die Taschen ihres Mantels gleiten, während ihr Blick auf Abioni ruhte. Es fiel ihr schwer, Ähnlichkeiten zwischen dem Mann neben ihr und dem Foto auf der Homepage der Universität auszumachen. Er hatte stark abgenommen, und die Tränensäcke unter seinen Augen ließen ihn zehn Jahre älter wirken.

Der Tourleiter sah aus wie ein pensionierter Feldwebel, er trug eine Schiebermütze auf dem Scheitel, hatte einen Oberlippenbart und ging mit gestrecktem Rücken. Mit einem kleinen Stock hielt er die Besucher wie eine Herde Tiere zusammen. Als alle Teilnehmer an der Führung sich im inneren Bereich des Friedhofs versammelt hatten, hieß er sie willkommen und ermahnte sie, stets in der Gruppe zu bleiben.

«Es ist untersagt, diesen Teil des Friedhofs auf eigene Faust zu erkunden. Er ist teils sehr baufällig, und wenn Sie sich von der Gruppe entfernen, halten Sie uns alle nur auf», erklärte er und sah die Anwesenden mit festem Blick an. Nora nahm an, dass dieser Blick über mehrere Jahrzehnte hinweg ungehorsame Rekruten zur Ordnung gerufen hatte.

Nora und Abioni hielten sich hinter einem brasilianischen Paar, das damit beschäftigt war, das passende Kameraobjektiv für das heutige Wetter zu ermitteln.

Kurz darauf blieb der Tourleiter an Alexander Litwinenkos Grabstätte stehen und begann seinen Vortrag damit, dass der ehemalige FSB-Agent in einer dicken Schicht Blei begraben wurde, nachdem er mit dem radioaktiven Stoff Polonium 210 vergiftet worden war. Der Mord konnte bisher nicht aufgeklärt werden.

Einige aus der Gruppe traten ein paar Schritte näher an das Grab, machten Fotos und schauten sich das Porträt des Mannes an, der den mächtigen russischen Kräften getrotzt hatte. Abioni nahm Nora zur Seite.

«Hören Sie, ich befinde mich in einer misslichen Lage, die sowohl mich als auch vielen anderen das Leben kosten kann.»

Nora sah ihn besorgt an.

«Boko Haram?»

Abioni schüttelte den Kopf.

«Die Spuren führen in ganz andere Kreise. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu fliehen und hier in London unterzutauchen, aber es kann sein, dass sie mich gefunden haben», flüsterte er.

«Wer?»

Abioni schnitt eine Grimasse.

«Ich bin mir nicht sicher.»

Sie liefen unter einigen dunklen Zweigen hindurch, die sich filigran gegen den silbergrauen Himmel abzeichneten, passierten Engelsfiguren mit schneegepuderten Schultern und Grabsteine, die wie faulige Zähne aus dem Waldboden ragten. Nora leuchtete nun ein, warum Filmproduktionen immer wieder mit Nachdruck um Drehgenehmigungen für ihre Vampir- und Gruselerzeugnisse auf diesem Friedhof baten. Doch ihr leuchtete ebenso ein, warum alle diese Anfragen negativ beschieden wurden. Der Ort sah aus, als würde er in sich zusammenfallen, sobald ein Kamerateam mit voller Ausstattung auch nur einen Fuß auf ihn setzte.

«Erklären Sie mir bitte: Warum müssen Sie untertauchen?», fragte Nora.

«Ein Teil meiner Forschungsarbeit widmete sich unter anderem den Methoden, mit denen Boko Haram beim Kidnappen von Kindern in Nigeria vorgeht», erklärte Abioni beinahe im Flüsterton.

Nora nickte.

Sie hatte den Professor schon einmal am Telefon interviewt, zu der erschütternden Geschichte von über zweihundert Mädchen, die aus einer Schule in dem nigerianischen Bundesstaat Borno entführt worden waren. Die Terrorgruppe war in der Nacht gekommen und hatte die Mädchen mit Lastwagen abtransportiert. Sie erwartete ein Leben als Sklavinnen. Minderjährige Frauen von Soldaten, die jede Nacht nach Mutter und Vater weinten. Abioni war einer derjenigen, die versucht hatten, im Namen der verzweifelten Eltern mit der Gruppe zu verhandeln. Leider ohne große Erfolge.

«Boko Haram ist nicht die einzige Gruppe, die in Nigeria Kinder entführt», fuhr er fort.

«Wie ist das zu verstehen?»

«Wegen der Verhandlungen mit Boko Haram ist mein Name bekannt. Kurz darauf wurde ich von weiteren Eltern kontaktiert. Eltern, die ebenfalls Kinder verloren hatten. Sie wurden ihnen regelrecht gestohlen. Jedoch nicht von Boko Haram.»

Bevor Abioni mehr sagen konnte, warf ihnen der Tourleiter einen strengen Blick zu.

«Es ist wichtig, dass die Gruppe zusammenbleibt. Wir können hier niemanden frei herumspazieren lassen. So sind die Regeln»,...
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Lone Theils war jahrelang London-Korrespondentin für die angesehene dänische Tageszeitung Politiken sowie fürs Fernsehen. Ihr Debütroman und Auftakt der Reihe um Nora Sand erscheint in 16 Ländern und wird für das Fernsehen verfilmt. Neben ihrer journalistischen Tätigkeit zwischen Dänemark und England teilt die Autorin mit ihrer Protagonistin auch die Leidenschaft fürs Kickboxen.