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Der Attentäter

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
509 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am27.11.20191. Aufl. 2019
Juni 1914. Es ist die Woche, die alles entscheidet. Die Woche, in der sich drei junge Serben auf den Weg nach Sarajevo machen. Dort soll Franz Ferdinand, Thronfolger Österreich-Ungarns, einem Militärmanöver beiwohnen - und sterben. Gavrilo Princip und seine Gefährten haben sich seit Monaten auf diesen Tag vorbereitet. Doch dem Geheimdienst sind Gerüchte zu Ohren gekommen, und Major Rudolf Markovic tut alles, um den Thronfolger zu retten und eine diplomatische Katastrophe zu vermeiden ...
Ulf Schiewe lässt uns diese entscheidende Woche der europäischen Geschichte hautnah miterleben - packend und extrem spannend.


Ulf Schiewe wurde 1947 im Weserbergland geboren und wuchs in Münster auf. Er arbeitete lange als Software-Entwickler und Marketingmanager in führenden Positionen bei internationalen Unternehmen und lebte viele Jahre im Ausland, unter anderem in der Schweiz, in Paris, Brasilien, Belgien und Schweden. Schon als Kind war Ulf Schiewe ein begeisterter Leser, zum Schreiben fand er mit Ende 50. Im Frühjahr 2023 verstarb er nach kurzer schwerer Krankheit.
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Produkt

KlappentextJuni 1914. Es ist die Woche, die alles entscheidet. Die Woche, in der sich drei junge Serben auf den Weg nach Sarajevo machen. Dort soll Franz Ferdinand, Thronfolger Österreich-Ungarns, einem Militärmanöver beiwohnen - und sterben. Gavrilo Princip und seine Gefährten haben sich seit Monaten auf diesen Tag vorbereitet. Doch dem Geheimdienst sind Gerüchte zu Ohren gekommen, und Major Rudolf Markovic tut alles, um den Thronfolger zu retten und eine diplomatische Katastrophe zu vermeiden ...
Ulf Schiewe lässt uns diese entscheidende Woche der europäischen Geschichte hautnah miterleben - packend und extrem spannend.


Ulf Schiewe wurde 1947 im Weserbergland geboren und wuchs in Münster auf. Er arbeitete lange als Software-Entwickler und Marketingmanager in führenden Positionen bei internationalen Unternehmen und lebte viele Jahre im Ausland, unter anderem in der Schweiz, in Paris, Brasilien, Belgien und Schweden. Schon als Kind war Ulf Schiewe ein begeisterter Leser, zum Schreiben fand er mit Ende 50. Im Frühjahr 2023 verstarb er nach kurzer schwerer Krankheit.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732577965
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum27.11.2019
Auflage1. Aufl. 2019
Seiten509 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4421599
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Belgrad, 7:32 Uhr, im Park der Festung

Sie treffen sich an der Türbe, dem Grabmal des Damad Ali Pascha, eines Großwesirs des Osmanischen Reichs, gefallen 1716 im Kampf gegen das österreichische Heer unter der Führung von Prinz Eugen und hier beigesetzt. Das Monument liegt im Parkbereich der Festung von Belgrad, hoch über dem Zusammenfluss der Save und der Donau. Ein geschichtsträchtiger Ort für dieses Treffen.

Der Himmel ist bedeckt, und ein leichter Dunst steigt vom Ufer empor. Die beiden Männer sind in Zivil, sehen nicht anders aus als die üblichen Flanierer im Park, obwohl außer ihnen kaum jemand zugegen ist. Dazu ist es zu früh am Morgen. Nur ein alter Mann humpelt an ihnen vorbei. Er geht am Stock, zieht ein Bein nach. Vielleicht ein kriegsversehrter Veteran.

Oberst Dragutin Dimitrijevic lässt sich auf einer nahen Bank nieder. Er ist siebenunddreißig Jahre alt und Chef des serbischen Militärgeheimdienstes. Sein Gesprächspartner sieht sich um, um sich zu vergewissern, dass niemand sie beobachtet. Es ist Vojislav Tankosic, zweiunddreißig Jahre alt, Major der serbischen Armee und ehemaliger Tschetnik im Kampf gegen die Osmanen.

Tankosic ist nervös. Er weiß, dass die Österreicher Spitzel in Belgrad unterhalten. Auch die eigene serbische Regierung soll nichts von dem wissen, was sie hier zu besprechen haben. Sein misstrauischer Blick liegt auf dem Rücken des humpelnden Alten, der sich langsam entfernt.

»Nun setz dich schon, und steh nicht so rum«, brummt Dimitrijevic. »Hier kann uns niemand belauschen. Also beruhige dich.«

Beide Männer tragen Schnauzbärte im Gesicht, mit gewachsten, hochgezwirbelten Enden, wie es Mode ist. Aber damit endet jede Ähnlichkeit. Dimitrijevic ist ein Bär von einem Kerl. Nicht besonders groß, aber mit ausladenden Schultern, einem Brustkasten wie ein Fass, kräftigen Oberarmen und einem breiten Schädel, auf dem nur noch spärlich Haare wachsen. Seit Studententagen hängt ihm der Spitzname Apis an - der geheiligte Stier von Memphis in der altägyptischen Mythologie.

Vojislav Tankosic dagegen ist hochgewachsen und äußerst schlank. Seine Wangen sind so hohl, dass man denken könnte, er hätte seit Wochen nichts Vernünftiges zu essen bekommen. Davon abgesehen ist er ein gut aussehender Mann mit dichtem schwarzen Haar, einer, dem auf der Straße die Frauen nachschauen.

Beide sind Mitglieder des berüchtigten nationalistisch-serbischen Geheimbundes, der Schwarzen Hand. Tankosic gehört zur Führungsebene. Dimitrijevic ist mehr als das, er ist Mitbegründer und Anführer der Vereinigung. Mit ihm ist nicht zu spaßen, wie Tankosic weiß. Der Mann ist kaltblütig berechnend und ohne Skrupel. Vor elf Jahren waren sie beide an der Ermordung des serbischen Königs Aleksandar Obrenovic beteiligt, der wegen seiner österreich-freundlichen Haltung unbeliebt gewesen war. Die Verschwörer waren nachts in den Palast eingedrungen, hatten den König und seine Frau mit unzähligen Kugeln erschossen, die Leichen mit Säbeln fast zerstückelt und anschließend aus dem Fenster geworfen. Nein, mit Dimitrijevic ist nicht zu spaßen.

»In Albanien geht´s ziemlich rund«, sagt Tankosic. »Hast du gelesen, was über Durazzo in den Zeitungen steht?«

»Wozu brauche ich Zeitungen? Ich bin Leiter des Geheimdienstes. Ich bin schneller und besser informiert als jeder Schreiberling.«

»Natürlich. Will nur sagen, dass die Österreicher und Italiener jetzt Kriegsschiffe in Stellung gebracht haben. Die schießen die moslemischen Rebellen zusammen.«

Dimitrijevic zuckt mit den Schultern. »Hab doch gleich gesagt, dass nichts wird mit diesem Bauernaufstand. Die Alliierten lassen ihren deutschen Fürsten nicht fallen. Aber selbst wenn sie diesen Aufstand niederschlagen, ist die Lage für uns Serben nicht besser geworden.« Er gähnt und reibt sich übers Gesicht, als wäre er noch nicht ganz wach. »Aber das soll uns nicht weiter kümmern. Wie geht es deinen Jungs?«

»Sie sind aufgeregt. Verständlich, unter den Umständen. Ist der Besuch des Thronfolgers immer noch sicher für den Achtundzwanzigsten?«

»Ja. Daran hat sich nichts geändert.« Dimitrijevic starrt lange auf seine Fingernägel. »Hör zu«, sagt er schließlich. »Ich weiß, du hast die Burschen rekrutiert. Aber ich habe jetzt doch Zweifel bekommen. Ich denke, wir sollten die Sache abblasen.«

»Bist du verrückt? Es ist eine einmalige Gelegenheit. Die dürfen wir uns nicht entgehen lassen. Ein solcher Schlag wird die k. und k. Monarchie erschüttern, vielleicht sogar stürzen.«

»Ich weiß. Aber deine Kerle sind blauäugige dumme Jungs. Schüler, verdammt noch mal!«

»Du kennst doch Danilo Ilic. Der ist mit ihnen befreundet und kennt sie gut. Er bürgt für sie. Außerdem wird er die drei in Sarajevo führen, damit nichts schiefgeht.«

Dimitrijevic nickt. »Nichts gegen Ilic. Der ist verlässlich. Aber die drei Jüngelchen, die das erledigen sollen ... Wie heißen die noch mal?«

»Gavrilo Princip, Nedeljko Äabrinovic und Trifko Grabez. Alle drei bosnische Serben, wie du weißt. Die hassen die Österreicher.«

»Das mag sein. Aber sie sind unerfahren. Die werden alles vermasseln. Daran wird auch Ilic nichts ändern. Außerdem kennen sie dich. Wenn man sie schnappt, werden sie dich als Ersten verraten. Ist dir das nicht klar?«

»Ich gebe ihnen Zyanidkapseln mit. Sie sind bereit zu sterben.«

»Bist du sicher?«

Tankosic nickt. »Alle drei. Sie wissen, dass sie keine Chance haben davonzukommen. Und keiner von ihnen will lebend gefasst werden. Es ist ein Todeskommando. Sie wissen das.«

»Ich frage dich noch einmal: Bist du dir da sicher?«

»Ich schwör´s! Ich hab es hundertmal mit ihnen durchgesprochen, hab ihnen die Kapseln gezeigt und erklärt, was sie tun müssen. Ich weiß, sie sind jung, aber sie sind glühende Patrioten und begierig, ihr Leben für die Sache zu geben. Für das serbische Volk. In ihnen lebt der Geist von Märtyrern.«

Dimitrijevic schüttelt den Kopf und seufzt. »Im Kaffeehaus ist glühender Patriotismus nicht schwer, Vojislav. Im Gefecht sieht es dann anders aus. Da scheißen die Herren Pennäler sich in die Hose. Du warst selbst im Krieg. Du weißt, wie es ist. Wer will schon sterben?«

»Mach dir keine Sorgen, Dragutin. Ich lege meine Hand für die drei ins Feuer. Besonders für Gavrilo Princip. Der ist ihr Anführer, die anderen beiden tun, was er sagt. Alle drei haben sich schon an verschiedenen Protesten beteiligt. Den Princip haben sie in Sarajevo deswegen von der Schule geworfen. Vor zwei Jahren hat er sich bei den Tschetniks gemeldet, wollte unbedingt gegen die Osmanen kämpfen. Ich sage dir, der ist wild darauf, etwas zu unternehmen. Und so entschlossen, dass es zum Fürchten ist.«

»Wie alt ist der Knabe?«

»Neunzehn. Genau wie die anderen beiden.«

»Neunzehn?« Dimitrijevic verdreht ungläubig die Augen. »Ich fasse es nicht. Die sind doch noch gar nicht stubenrein.«

»Die Jüngsten sind oft die Tapfersten. Du weißt das.«

»Ja, weil sie keine Ahnung von der Welt haben.«

»Herrgott noch mal, Apis! Die müssen doch nur mit der Pistole abdrücken und vielleicht ´ne Bombe werfen. Was soll daran so schwer sein?«

Dimitrijevic blickt auf den Boden und schweigt.

»Da ist noch was, das du wissen solltest«, fährt Tankosic fort. »Ilic meint, Gavrilo ist lungenkrank und weiß, dass er nicht lange zu leben hat.«

»Ach, und deshalb ist es ihm egal, dass er dabei draufgeht?«

»Er will nicht abtreten, bevor er etwas Großes für Serbien getan hat.«

»Mmh.« Dimitrijevic kratzt sich nachdenklich das Kinn. »Und die anderen beiden?«

»Die sind ebenso entschlossen. Äabrinovic wurde in der Kindheit regelmäßig von seinem Vater verprügelt. Der Alte ist Feuer und Flamme für Österreich. Äabrinovic will es ihm heimzahlen.«

Dimitrijevic zischt verächtlich durch die Zähne. »Dumme Bengel! Ich wurde auch verprügelt und bin deshalb kein Märtyrer geworden.« Er schweigt eine Weile und überlegt. »Wenn wir mehr Zeit hätten, ihnen einen richtig guten Waffendrill zu verpassen ...«

»Wir haben häufig geübt. Gavrilo hat sich als besonders guter Schütze erwiesen. Er ist körperlich nicht der Kräftigste, aber mit der Pistole kann er umgehen. Und Äabrinovic soll eine Bombe werfen.«

»Und der Dritte?«

»Pistole. Zur Sicherheit an anderer Stelle entlang der Straße.«

»Die Route ist bekannt?«

Tankosic nickt. »Route und Protokoll wurden in allen Einzelheiten veröffentlicht.«

»Die machen es uns leicht.« Dimitrijevic schüttelt den Kopf über die Dummheit der österreichischen Behörden. »Üb auf jeden Fall noch ein paarmal mit ihnen, bevor du sie in den Tunnel schickst.«

Damit meint er die geheime Untergrundorganisation von Vertrauensleuten der Schwarzen Hand, mittels der das Bündnis Männer und Waffen nach Kroatien, Bosnien oder Montenegro schmuggelt. Und mit deren Hilfe sie in die umgekehrte Richtung Männer in Sicherheit bringt, die von der Polizei verfolgt werden.

Tankosic spürt plötzlich Dimitrijevic´ kalte Augen auf sich ruhen. »Eines muss dir klar sein, mein lieber Vojislav: Du bist mein Freund, und ich kenne deine feste Gesinnung. Aber unter der Folter redet so mancher. Geht die Sache schief und die Jungs werden geschnappt, dann werden wir alles abstreiten und keinen am Leben lassen, der direkt damit zu tun hatte. Wir können nicht zulassen, dass der Bund in Gefahr gerät, solltest du deine Aufgabe...

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Autor

Ulf Schiewe wurde 1947 im Weserbergland geboren und wuchs in Münster auf. Er arbeitete lange als Software-Entwickler und Marketingmanager in führenden Positionen bei internationalen Unternehmen und lebte über zwanzig Jahre im Ausland, unter anderem in der Schweiz, in Paris, Brasilien, Belgien und Schweden. Schon als Kind war Ulf Schiewe ein begeisterter Leser, zum Schreiben fand er mit Ende 50.
Der Attentäter

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt