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Starke Frauen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
150 Seiten
Deutsch
heptagonerschienen am30.10.20151., Aufl
Luise Kautsky stellt in Kurzporträts 15 bedeutende Frauen in der Geschichte der Arbeiterbewegung vor: Jenny Marx, Helene Demuth, Minna Kautsky, Julie Bebel, Emma Ihrer, Clara Zetkin, Wera Sassulitsch, Luise Zietz, Nina Bang, Anna Ingermann, Rosa Luxemburg, Oda Olberg, Fruma Frumkin, Eva Broido und Evstolia Ragozinnikowa.

Luise Kautsky, 1864 als Tochter der gutbürgerlichen jüdischen Familie Ronsperger in Wien geboren, heiratet 1890 den sozialistischen Theoretiker Karl Kautsky. 1897 freundet sich Luise Kautsky mit Rosa Luxemburg an. Neben den 'Sekretariatsarbeiten' für ihren Mann übersetzt sie mehrere Bücher und publiziert zahlreiche Zeitschriftenartikel. Sie stirbt 1944 im nationalsozialistischen Todeslager Auschwitz-Birkenau.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR3,49

Produkt

KlappentextLuise Kautsky stellt in Kurzporträts 15 bedeutende Frauen in der Geschichte der Arbeiterbewegung vor: Jenny Marx, Helene Demuth, Minna Kautsky, Julie Bebel, Emma Ihrer, Clara Zetkin, Wera Sassulitsch, Luise Zietz, Nina Bang, Anna Ingermann, Rosa Luxemburg, Oda Olberg, Fruma Frumkin, Eva Broido und Evstolia Ragozinnikowa.

Luise Kautsky, 1864 als Tochter der gutbürgerlichen jüdischen Familie Ronsperger in Wien geboren, heiratet 1890 den sozialistischen Theoretiker Karl Kautsky. 1897 freundet sich Luise Kautsky mit Rosa Luxemburg an. Neben den 'Sekretariatsarbeiten' für ihren Mann übersetzt sie mehrere Bücher und publiziert zahlreiche Zeitschriftenartikel. Sie stirbt 1944 im nationalsozialistischen Todeslager Auschwitz-Birkenau.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783934616035
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Verlag
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum30.10.2015
Auflage1., Aufl
Seiten150 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse162 Kbytes
Artikel-Nr.4679349
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Julie Bebel

(1843 - 1910)

Quelle: »Dem Andenken einer braven Frau. Zum 20. Todestage Julie Bebels«, in: Der Abend (Spätausgabe des Vorwärts), 22. November 1930, Beilage.

Julie Bebel besaß Eigenschaften, die aus ihr mehr machten, als nur die stets liebevolle, hingebende und opferwillige Gattin. Vor allem besaß sie Verständnis für die hohe Aufgabe und für die idealen Ziele, in deren Dienst ihr Mann sein Leben gestellt hatte. Nie hat Bebel unter den Klagen zu leiden gehabt, mit denen so manche Frauen unseren kämpfenden Genossen das Zuhause vergällen, wenn sie nicht einsehen wollen, dass Partei und Politik eben den ganzen Mann erfordern, soll er auf seinem Posten etwas Tüchtiges leisten. Bis ins Alter hat sie sich jene sonnige Heiterkeit bewahrt, die ihr in der Jugend eigen war und die wohl auch den vierundzwanzigjährigen Bebel bezaubert und zu ihr hingezogen hat.

Im Leipziger Arbeitergesangverein hatte er die junge, fröhliche Putzmacherin kennengelernt. Bebel erzählt, dass er, wie alle, die nicht singen können, dort ersten Bass gesungen habe. Julie aber konnte singen, denn Musik war und blieb ihre Leidenschaft. Für sie gab es nichts Höheres als Konzerte oder Oper und oft erzählte sie mir, dass sie auch in schlimmen Tagen ihren letzten Groschen gegeben habe, um berühmte Sänger oder Sängerinnen zu hören.

Zwei Jahre musste das Brautpaar warten, ehe es den eigenen Hausstand gründen konnte. Im Jahre 1866 heirateten sie und im Januar 1869 wurde dem jungen Paar sein erstes und einziges Kind geboren, das zu einer Quelle des Glückes und des Trostes für Julie Bebel werden sollte, in den vielen einsamen und schweren Stunden, die das Schicksal für sie noch bereithielt.

Die ersten Ehejahre hatten einen harten Kampf um eine kümmerliche Existenz bedeutet. Um heiraten und sich als selbständiger Drechslermeister etablieren zu können, hatte Bebel Schulden machen müssen, eine Handlung, die seinem ordnungsliebenden Charakter sehr zuwiderlief. Das Elend der Kleinmeisterei lernte das Ehepaar gründlich kennen, um so mehr, als der junge Meister durch seine politische Tätigkeit der Berufsarbeit dauernd entzogen wurde. War er doch schon im Februar 1867 in den Reichstag gewählt worden. Erst die nach dem Krieg von 1870/71 einsetzende wirtschaftliche Prosperität machte der ärgsten finanziellen Misere ein vorläufiges Ende. Dafür aber stellten sich andere Schicksalsschläge ein. Schon 1869 hatte Bebel zum ersten Mal wegen Verbreitung staatsgefährlicher Lehren auf drei Wochen ins Gefängnis gemusst. Man muss sich vorstellen, wie dieses Ereignis auf das Gemüt des harmlosen jungen Weibes gewirkt haben mag. Diesem ersten Schrecken sollte jedoch bald ein viel heftigerer folgen.
Die Zeit der Gefängnisstrafen

Die Haltung Bebels und Wilhelm Liebknechts während des deutsch-französischen Krieges, vor allem die Tatsache, dass sich die beiden bei den Abstimmungen über die Bewilligung der Kriegskredite der Stimme enthielten, hatte den ganzen Furor Teutonicus gegen sie entflammt. Bebel schildert in seinen Lebenserinnerungen die Szene im deutschen Reichstag, als er zu der Forderung weiterer Geldbewilligungen das Wort nahm: »Meine Rede war nicht lang, aber sie erweckte einen Sturm, wie ich ihn seitdem nie wieder mit einer Rede hervorrief ... Es regnete Unterbrechungen ... und als ich dann auf die traurige Rolle hinwies, die die deutsche Kapitalistenklasse bei der ersten Kriegsanleihe gespielt hatte und wie ganz anders die französische Bourgeoisie sich dagegen im gleichen Fall benommen habe, brach vollends der Sturm los. Ein großer Teil des Hauses hatte einen förmlichen Tobsuchtsanfall, man überschüttete uns mit Schimpfworten der gröbsten Art, Dutzende von Mitgliedern drangen mit erhobenen Fäusten auf uns ein und drohten uns hinauszuwerfen. Viele Minuten lang konnte ich nicht zum Worte kommen ...«

Der Lohn für diese Missetaten ließ nicht lange auf sich warten. Am 11. Dezember 1870 war der Reichstag geschlossen worden, am 15. Dezember hatten Bebel und Liebknecht in Leipzig in einer Massenversammlung Bericht über die Verhandlungen des Reichstages erstattet, am 16. Dezember erließ Bebel eine Erklärung im Leipziger Volksstaat, in der er sich gegen die Denunziationen wehrte, durch die er und Liebknecht des Landesverrates zugunsten Frankreichs bezichtigt wurden. Am 17. Dezember stürzte Julie Bebel kreidebleich zu ihrem in seiner Werkstatt arbeitenden Mann: Ein Polizeibeamter sei in der Wohnung erschienen, der Bebel zu sprechen wünsche. Dieser wusste sofort, was das zu bedeuten habe. Er hatte seine Vorbereitungen getroffen und reinen Tisch gemacht, so dass der Beamte bei der nun folgenden Haussuchung nichts irgendwie Belastendes vorfand. Trotzdem wurde Bebel verhaftet und abgeführt. 102 Tage dauerte die quälende Untersuchungshaft, während der Julie ihren Mann nur allwöchentlich einmal im Beisein des Untersuchungsrichters sprechen durfte.

Am 3. März war er, »der Hochverräter«, trotzdem er nicht selbst anwesend sein konnte, in seinem Wahlkreis Glauchau-Meerane-Bodenstein, dieses Mal als einziger Sozialdemokrat, wieder in den Reichstag gewählt worden, der am 23. März eröffnet wurde. Da Bebel erst am 28. März 1871 aus der Untersuchungshaft entlassen wurde, konnte er nur einige Tage zu Hause verbringen und schon am 2. April sehen wir ihn wieder in Berlin, wo er bis Ende Mai ausharren und dem Kreuzfeuer der Gegner standhalten musste, mochte es ihn auch noch so sehr zu Weib und Kind ziehen und mochte sein Geschäft auch noch so dringend seiner Anwesenheit bedürfen. Dort hatte sich zwar Frau Julie als tüchtige Platzhalterin erwiesen, aber die nun schon so lange währende Trennung von ihrem Mann bedeutete doch eine harte Belastungsprobe für sie. Es sollte aber noch viel schlimmer kommen.

Für den 11. März 1872 war der Beginn der Schwurgerichtssession anberaumt, in der den drei »Hochverrätern«, August Bebel, Wilhelm Liebknecht und Adolf Hepner, dem damaligen zweiten Redakteur des Leipziger Volksstaat, der Prozess gemacht wurde. Hepner wurde freigesprochen. Bebel und Liebknecht jedoch wurden der Vorbereitung zum Hochverrat schuldig befunden und jeder zu zwei Jahren Festungshaft verurteilt; zwei Monate wurden ihnen für die Untersuchungshaft angerechnet. Damals hat Julie Bebel bitterlich geweint und hat es nicht fassen können, wie ihr Mann so frivol sein konnte, zu erklären, »die Verurteilten würden mit ihren Anwälten und ihren Frauen dem Urteil zum Trotz in Auerbachs Keller eine Flasche Wein trinken gehen«. »Aber«, schreibt Bebel, »sie war tapfer und ging mit.«

Tapfer war Julie Bebel, das hat sie in diesen schlimmen Zeiten bewiesen und allgemach hat sie sich in diesem Kampf mit ungleichen Waffen, den ihr Mann führte, zu seiner tüchtigen Schildträgerin entwickelt.

Ehe Bebel die Festung Hubertusburg bezog, die er später mit der auf dem Königstein vertauschte, wurden ihm noch wegen Majestätsbeleidigung neun Monate Gefängnis aufgebrummt. Sein Rechtsanwalt Freytag, dem das Ehepaar Bebel zeitlebens große Anhänglichkeit und Dankbarkeit bewahrte, setzte bei der sächsischen Regierung durch, dass Bebel, nachdem er die Festungshaft am 14. Mai 1874 absolviert hatte, sechs Wochen pausieren durfte, ehe er seine neunmonatige Gefängnisstrafe in Zwickau antrat. Das waren Festtage für Frau Julie und sie konnte wieder Kräfte sammeln für die neuen Schicksalsschläge, die ihr bevorstanden.

Und sie stellten sich nur allzu bald ein. Kaum zwei Jahre später wurde Bebel wegen Bismarck-Beleidigung und verschiedener anderer in seinen Broschüren begangener Sünden wieder zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, die er teils in Plötzensee bei Berlin absolvierte, teils auf seine Bitte in Leipzig absitzen »durfte«, wo er wenigstens seine Familie nahe wusste.

Sein nun achtjähriges Töchterchen musste zum vierten Mal Weihnachten ohne den Vater feiern. Ende Mai 1878 wurde ihr Mann ihr endlich zurückgegeben.
Unter dem Sozialistengesetz

Inzwischen aber hatten sich aufs Neue dräuende Wetterwolken über der Partei und ihren Führern zusammengezogen. Die Schüsse, die Hödel und Nobiling gegen den alten Kaiser Wilhelm abfeuerten, wollte Bismarck als willkommenen Anlass benutzen, um der verhassten Sozialdemokratie den Todesstreich zu versetzen. Das sollte geschehen durch das am 21. Oktober 1878 in Kraft tretende Ausnahmegesetz gegen die Sozialdemokratische Partei - das sogenannte Sozialistengesetz.

»Bismarck missbrauchte seinen ganzen gewaltigen Einfluss, um die Bevölkerung zum fanatischsten Hass gegen die Sozialdemokratie aufzupeitschen.«

Das gelang ihm nur zu gut in der damals herrschenden Atmosphäre.

»Die Partei hieß im gegnerischen Lager nur mehr die Partei der Meuchelmörder, der Allesruinierer, die der Masse den Glauben an Gott, Königtum, Familie, Ehe und Eigentum raube.«

Dem Unternehmertum kam diese Hetze gerade recht.

»Tausende und aber Tausende von Arbeitern, die als Sozialdemokraten bekannt waren, flogen auf die Straße, es entstand eine Sintflut von Denunziationen, wegen wirklicher und angeblicher Majestätsbeleidigungen, und da sich der Richter auch ein förmlicher Verfolgungsparoxysmus bemächtigt hatte, so wurden Strafen von ein, zwei, drei bis zu fünf Jahren Gefängnis - der Maximalstrafe verhängt. In zwei Monaten wurden 521 Personen zu rund 812 Jahren Gefängnis verurteilt.«

Was da die Frauen der Führer zu erdulden hatten, kann man sich vorstellen. Geschmäht und angepöbelt, wohin sie kam, trug Julie Bebel dennoch immer den Kopf hoch und ließ den Mut nicht sinken. Im...
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