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Eine andere Welt ist möglich

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
192 Seiten
Deutsch
oekom verlagerschienen am05.08.2019
»Dieses Buch inspiriert und motiviert. Vandana Shiva zeigt Wege auf für den weltweiten Kampf für Transparenz, damit die Wahrheit ans Licht kommt. Eine Anleitung zum zivilen Ungehorsam und ein Plädoyer gegen Ungerechtigkeit.« Renate Künast Vandana Shiva ruft zum zivilen Ungehorsam auf - gegen Konzerne wie Bayer, die die Natur in Besitz nehmen und sie uns dann wieder verkaufen wollen, gegen die Spekulation mit Nahrungsmitteln, gegen das Patentieren von Saatgut, kurz: gegen den andauernden Krieg wider die Natur. In diesem Buch spricht die Galionsfigur des ökologischen Widerstands über all die Themen, die ihr am Herzen liegen: Ernährungssouveränität, Globalisierungskritik, Rohstoffausbeutung, Saatgutfreiheit, Ökofeminismus und echte Demokratie.

Die Wissenschaftlerin, soziale Aktivistin und Globalisierungskritikerin Vandana Shiva bringt jedes Jahr tausende Anhänger für Umweltschutz, biologische Vielfalt, Frauenrechte und Nachhaltigkeit auf die Straßen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR20,00
E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR15,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR15,99

Produkt

Klappentext»Dieses Buch inspiriert und motiviert. Vandana Shiva zeigt Wege auf für den weltweiten Kampf für Transparenz, damit die Wahrheit ans Licht kommt. Eine Anleitung zum zivilen Ungehorsam und ein Plädoyer gegen Ungerechtigkeit.« Renate Künast Vandana Shiva ruft zum zivilen Ungehorsam auf - gegen Konzerne wie Bayer, die die Natur in Besitz nehmen und sie uns dann wieder verkaufen wollen, gegen die Spekulation mit Nahrungsmitteln, gegen das Patentieren von Saatgut, kurz: gegen den andauernden Krieg wider die Natur. In diesem Buch spricht die Galionsfigur des ökologischen Widerstands über all die Themen, die ihr am Herzen liegen: Ernährungssouveränität, Globalisierungskritik, Rohstoffausbeutung, Saatgutfreiheit, Ökofeminismus und echte Demokratie.

Die Wissenschaftlerin, soziale Aktivistin und Globalisierungskritikerin Vandana Shiva bringt jedes Jahr tausende Anhänger für Umweltschutz, biologische Vielfalt, Frauenrechte und Nachhaltigkeit auf die Straßen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783962386078
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum05.08.2019
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.4704668
Rubriken
Genre9201
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Inhalt/Kritik

Leseprobe


Einleitung von Lionel Astruc

Die Themen von Vandana Shiva - ein verwobenes Netz

»Mit der Lüge verhält es sich wie mit einer übersättigten Lösung: Gibt man nur einen Tropfen Wahrheit zu, so kristallisiert sich alles um ihn herum.«

VANDANA SHIVA

Meine erste Begegnung mit Vandana Shiva erlebte ich wie eine kalte Dusche. Ich hatte sie im April 2010 anlässlich eines Prozesses kontaktiert, der in den indischen Medien großes Aufsehen erregte. Sie hatte es recht eilig und beachtete mich kaum, auch Absprachen zu einem alternativen Termin waren schwierig; einmal sprang sie direkt vor meiner Nase in ein Auto und entschwand wortlos. Eine halbe Stunde später tauchte ihr Gesicht im Fernsehen auf. Da saß sie dann auf einem Podium von CNN, selbstbewusst und tadellos gekleidet in ihrem Sari, schaute ihren Gesprächspartnern entschlossen in die Augen und argumentierte mit großer Überzeugungskraft. Nachdem das drei Tage lang so ging, machte ich ihr unmissverständlich klar, dass das so nicht ginge und ich wieder nach Frankreich zurückreisen würde. Vandana schwieg einen Augenblick - und war auf einmal wie ausgewechselt. Sie schätzt Offenheit über alles und hasst nichts so sehr wie falsche Freundlichkeit. Seitdem hat sich unser Verhältnis stetig verbessert, ja ist mit der Zeit sogar zu einer Freudnschaft geworden.

Inzwischen habe ich verstanden, warum sie mich anfangs so abblitzen ließ: Der Kampf für die Umwelt ist in Indien zu einem äußerst gewalttätigen Konflikt geworden, in dem Dörfer niedergebrannt und Menschen entführt, zwangsweise umgesiedelt und gefoltert werden. Im Büro von Vandana Shiva in Neu-Delhi herrscht die Atmosphäre eines Feldlagers, für Artigkeiten und leeres Geplauder hat man dort keine Zeit. Der Krieg um die Rohstoffe, der in Zentralindien wütet, hat bereits Tausende das Leben gekostet. Im indischen Baumwollgürtel im Westen des Landes kommt es Jahr für Jahr zu einer Welle von Suiziden, weil immer mehr Bauern unter der Last ihrer Schulden zusammenbrechen und sich das Leben nehmen (mehr als 284.000 zwischen 1995 und 2012), oft, indem sie eben jene Pestizide schlucken, die sie in den Ruin gestürzt haben. Vandana Shiva widmet ihren Alltag kompromisslos einem Kampf, in dem Stunde um Stunde viele Hektar Land zerstört, in dem Familien enteignet und in die Armut gestürzt werden, und der letztlich auch Menschenleben kostet. Jedes Jahr, das in diesem Kampf verlorengeht, sichert den Lobbyisten Profite und bringt uns näher an den Punkt, an dem Klimawandel, die Zerstörung der Biodiversität und die Ressourcenerschöpfung unumkehrbar in die Katastrophe führen.

Inzwischen sitze ich wie selbstverständlich an der Seite von Vandana im Flugzeug oder im Zug, wenn sie zu Konferenzen, Prozessen oder Demonstrationen unterwegs ist, oder ich begegne ihr, wenn sie mit einer Tasse Chai in der Hand einen Augenblick Ruhe auf der Terrasse ihres ökologischen Zentrums Navdanya sucht. Verschmitzt tadelt sie mich dann dafür, dass ich ihr mit meinen Interviews zu viel ihrer kostbaren Zeit stehle. Aber sie hat immer ein verständnisvolles Lächeln für mich, hört sich bereitwillig meine Fragen an, lässt sich ins Gespräch mit mir ein und lässt mich an ihrem familiären, beruflichen und politischen Leben teilhaben. Möge diese außerordentliche Persönlichkeit die Leserinnen und Leser ebenso faszinieren wie mich.
Mobilisierung durch das gelebte Vorbild

Vandana Shiva zieht heute überall dort, wo es um Fragen von Gesellschaft und Umwelt geht, die Menschen in ihren Bann. Dabei war sie einst nur eine einfache Frau in einem handgewebten Sari und einem Paar Sandalen.

Im März 1987 erfuhr diese Frau in dem kleinen französischen Dorf Bogève etwas, das sie nicht mehr losließ und das sie der ganzen Welt mitzuteilen beschloss. Die Wissenschaftlerin nahm damals an einem von einer schwedischen Stiftung organisierten Seminar über den Einfluss der Biotechnologie auf die Wirtschaft teil. Es war ein Treffen im kleinen Kreis und niemand achtete auf die stille Inderin, die als Begleiterin ihrer Schwester, einer Ärztin, gekommen war. Und so sprachen Vertreter der Saatgutindustrie in dem Seminar ganz offen über ihre Zukunftsstrategien und einen perfiden Plan, der in den folgenden drei Jahrzehnten tatsächlich realisiert wurde: Mithilfe des Patentrechts und gentechnisch veränderter Organismen (GVOs) wollten einige wenige Unternehmen die Kontrolle über unser Saatgut übernehmen und den Bauern in der ganzen Welt anschließend verkaufen, was ihnen der Boden bislang kostenlos bot - Pflanzensamen. Zu diesem Zweck wollte man sich zu einem aus fünf großen Unternehmensgruppen bestehenden Oligopol zusammenschließen und größtmöglichen Einfluss auf die Entscheidungen von Regierungen und internationalen Institutionen ausüben. Vandana Shiva begriff sofort die Tragweite dieses Plans, von dem sie damals als einzige Person außerhalb eines eingeschworenen Zirkels von Konzernmitarbeitern der Agrochemie erfuhr.

Ende der 1980er-Jahre machten sich weder die Bevölkerung noch die Nichtregierungsorganisationen (NGOs) Gedanken um Patentrechte und gentechnisch veränderte Organismen. Vandana Shiva war klar, wie fatal sich dieses Desinteresse auswirken könnte, und sie entwickelte schon auf dem Rückflug von dem Treffen nach Neu-Delhi eine Widerstandsstrategie. Seit jenem Frühlingstag lässt ihr das Thema keine Ruhe mehr und um das Recht auf Saatgut zu beschützen, hat sie sich seitdem mit größter Entschlossenheit in die Konfrontation mit einigen der mächtigsten Unternehmen des Planeten gestürzt.

Shiva, eine Physikerin mit einem Doktor in Wissenschaftstheorie, ist weltweit zur Symbolfigur der ökologischen Revolution geworden und führt die globalisierungskritische Bewegung an, die sie mitbegründet hat. Sie steht in Dialog mit Millionen Aktivisten, die sie in Seattle, Genua, Kopenhagen, Paris, Rom oder Bangalore trifft und an die sie sich über die Medien der fünf Kontinente, die sozialen Netzwerke und zahlreiche Dokumentarfilme wendet.1 Sie trug dazu bei, dass 2 Millionen Demonstranten in 52 Ländern 2013 am »March Against Monsanto« teilnahmen. Schon im Dezember 2009 sprach sie bei einer Konferenz in Kopenhagen in der Kälte der dänischen Hauptstadt vor einer dichtgedrängten Menge von 100.000 Menschen. Im Oktober 1993 waren es sage und schreibe 500.000 Demonstranten gewesen, die ihrem Aufruf zum zivilen Ungehorsam gefolgt und mit ihr durch die Straßen von Bangalore gezogen waren. Diese Resonanz und die Anerkennung ihrer Arbeit - sie erhielt unter anderem den alternativen Nobelpreis und den Sydney-Friedenspreis - sind das Resultat des ehrgeizigen Unterfangens, gleichzeitig auf lokalem wie internationalem Terrain zu kämpfen. »Die Popularität von Vandana Shiva wächst und wächst und ist für Unternehmen wie Monsanto zum echten Problem geworden«, schrieb die Time im November 2013. Der Bekanntheitsgrad dieses »Rockstars der Anti-GVO-Bewegung«2 bringt es mit sich, dass sie zur bevorzugten Zielscheibe der Pro-GVO-Lobby geworden ist, von der sie über die Medien unablässig attackiert wird.

Gandhi hatte das Spinnrad zum Symbol gewählt und darauf selbst die Baumwolle für seine Kleidung gesponnen. »Warum sollten das andere für mich tun?«, antwortete er, wenn ihn jemand nach dem Sinn fragte. Im Andenken an Ghandi hat Shiva das Saatkorn zum Sinnbild ihres Kampfs gemacht. Auch sie versteht sich als Lehrerin, die durch ihr Beispiel wirken möchte. Zu diesem Zweck hat sie einen Modellbauernhof geschaffen, der absichtlich auf durch Intensivlandwirtschaft ausgelaugter Erde errichtet wurde, die nun durch eine bedachtere Landwirtschaft wiederbelebt wird. Außerdem hat sie ein breites Netz von Saatgutbanken aufgebaut, bislang 120.

Doch sie beschränkt sich nicht auf den hochspezialisierten Kampf im landwirtschaftlichen Bereich - für Shiva ist das Saatgut ein Katalysator für so wichtige Fragen wie Ernährungssouveränität, Demokratie, Frieden, gesellschaftliches Engagement und Feminismus.
Nahrungsknappheit im Süden ... und im Norden

Shiva stammt aus einer Familie, die schon immer Wert auf Ernährungssouveränität legte. Das hat sie schon früh für dieses Thema sensibilisiert.

Die internationalen Konzerne rauben vielen Ländern des Südens ihre Nahrungssouveränität, ja sogar ihre Nahrungssicherheit. Das führt nicht selten dazu, dass in ein und derselben Region industrielle Massenproduktion von Lebensmitteln und Nahrungsmangel der lokalen Bevölkerung direkt nebeneinander existieren. Doch die Nahrungssouveränität ist auch in den Ländern der Wohlhabenden bedroht: Das Leben aller Menschen hängt von Versorgungsgütern ab, die über große Distanzen herangeschafft werden und deren Verfügbarkeit keineswegs gesichert ist. Eine Unterbrechung der Importe (durch Streiks, Naturkatastrophen, Krisen, einen plötzlichen Preisanstieg von Erdöl und dergleichen) kann schon innerhalb weniger Tage zu einer akuten Mangelsituation führen, da die Länder des Nordens ihre Resilienz vernachlässigt und die Eigenproduktion von Nahrungsmitteln aufgegeben haben. Shiva hat auch die individuellen, weniger offensichtlichen Aspekte dieses Souveränitätsverlusts im Blick, beispielsweise, dass immer weniger Menschen wissen, wie man schmackhafte Gerichte zubereitet - ein Phänomen, das sie besonders beunruhigt.

Um dem entgegenzuwirken, lenkt die indische Aktivistin die Aufmerksamkeit auch auf die vielen hoffnungsträchtigen Selbstversorgungsinitiativen in Familien, Gemeinden und Städten. Das Konzept der Ernährungssouveränität wird vielfach aufgegriffen: Man findet es in gemeinschaftlich genutzten Gärten, in der solidarischen Landwirtschaft, Organisationen zur regionalen Nahrungsversorgung und...

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