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Der unsichtbare Freund

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am01.10.2019
Die alleinerziehende Kate muss dringend mit ihrem siebenjährigen Sohn Christopher untertauchen. Das beschauliche Örtchen Mill Grove, Pennsylvania, scheint dafür ideal zu sein. Eine Straße führt hinein, eine hinaus. Ringsum liegt dichter Wald. Doch kurz nach ihrem Umzug beginnt der kleine Christopher eine Stimme zu hören. Und merkwürdige Zeichen zu sehen. Zeichen, die ihn in den Wald locken.
Sechs Tage lang bleibt er spurlos verschwunden. Als er wieder auftaucht, kann er sich an nichts erinnern. Aber plötzlich hat er besondere Fähigkeiten. Und einen Auftrag: ein Baumhaus mitten im Wald zu errichten. Wenn er es nicht bis Weihnachten schafft, so die Stimme, wird der ganze Ort untergehen. Ehe sie sichs versehen, befinden sich Christopher, seine Mutter und alle Einwohner von Mill Grove mitten im Kampf zwischen Gut und Böse.

Stephen Chbosky wuchs in Pittsburgh auf und studierte Filmwissenschaft an der University of Southern California. Sein erster Film The Four Corners of Nowhere wurde 1995 auf dem Sundance Film Festival gezeigt, für das Drehbuch zu Everything Divided gewann er zahlreiche Preise. Chbosky lebt in New York. Das also ist mein Leben ist sein erster Roman.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDie alleinerziehende Kate muss dringend mit ihrem siebenjährigen Sohn Christopher untertauchen. Das beschauliche Örtchen Mill Grove, Pennsylvania, scheint dafür ideal zu sein. Eine Straße führt hinein, eine hinaus. Ringsum liegt dichter Wald. Doch kurz nach ihrem Umzug beginnt der kleine Christopher eine Stimme zu hören. Und merkwürdige Zeichen zu sehen. Zeichen, die ihn in den Wald locken.
Sechs Tage lang bleibt er spurlos verschwunden. Als er wieder auftaucht, kann er sich an nichts erinnern. Aber plötzlich hat er besondere Fähigkeiten. Und einen Auftrag: ein Baumhaus mitten im Wald zu errichten. Wenn er es nicht bis Weihnachten schafft, so die Stimme, wird der ganze Ort untergehen. Ehe sie sichs versehen, befinden sich Christopher, seine Mutter und alle Einwohner von Mill Grove mitten im Kampf zwischen Gut und Böse.

Stephen Chbosky wuchs in Pittsburgh auf und studierte Filmwissenschaft an der University of Southern California. Sein erster Film The Four Corners of Nowhere wurde 1995 auf dem Sundance Film Festival gezeigt, für das Drehbuch zu Everything Divided gewann er zahlreiche Preise. Chbosky lebt in New York. Das also ist mein Leben ist sein erster Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641247218
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum01.10.2019
SpracheDeutsch
Dateigrösse2708 Kbytes
Artikel-Nr.4750052
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Nach einer Woche in Pennsylvania passierte es.

Christophers Mutter entschied sich für Mill Grove und begründete ihre Wahl damit, dass der Ort klein und heimelig war und eine gute Grundschule hatte. Doch tief in seinem Innersten führte Christopher es eher darauf zurück, dass er abgelegen vom Rest der Welt war. Nur ein Highway hinein, ein Highway hinaus. Umgeben von Bäumen. Sie kannten keinen Menschen dort. Und wenn sie niemanden kannten, konnte Jerry sie auch nicht aufspüren.

Mill Grove war ein hervorragendes Versteck.

Jetzt brauchte sie nur noch eine Arbeit. Jeden Morgen beobachtete Christopher, wie seine Mom Lippenstift auftrug und sich das Haar schön frisierte. Sie setzte ihre schicke Sonnenbrille auf und fummelte an dem Loch unter der rechten Achsel ihres einzigen Blazers für Vorstellungsgespräche herum. Der Riss war im Stoff, nicht an der Naht. Daher konnte sie ihn nur mit einer Sicherheitsnadel feststecken und beten.

Nachdem er seine Froot Loops gegessen hatte, fuhr sie mit ihm zur Leihbibliothek. Dort suchte sie ihm sein Buch für den Tag aus und machte sich selbst über die Stellenangebote in der Zeitung her. Das Buch des Tages war seine Gegenleistung für die Froot Loops. Wenn er damit fleißig Lesen übte, bekam er sie. Wenn nicht, gab es Müsli (oder, fast genauso schlimm, Haferschleim). Also las er mit Feuereifer in dem Buch.

Wenn sich seine Mutter mehrere vielversprechende Anzeigen aufgeschrieben hatte, stiegen sie wieder ins Auto und klapperten die Adressen für die einzelnen Vorstellungsgespräche ab. Sie erklärte Christopher, dass sie ihn dabeihaben wollte, damit sie gemeinsam ein Abenteuer erleben konnten. Nur sie beide. Sie nannte den alten Ford einen Landhai, in dem sie nach Beute suchten. In Wahrheit war bloß kein Geld mehr für einen Babysitter da. Ihm war das ganz recht, weil er dann bei seiner Mom sein konnte.

Also brachen sie auf zum »Landhaien«, und beim Fahren fragte sie ihn die Hauptstädte der Bundesstaaten ab. Und Matheaufgaben. Und Wortschatz.

»Die Grundschule von Mill Grove ist wirklich schön. Sie haben einen Computerraum und alles. Es wird dir gefallen in der zweiten Klasse.«

Egal wo sie wohnten, Christophers Mutter war immer auf der Jagd nach ausgezeichneten staatlichen Schulen, so wie andere Mütter nach Sonderangeboten für Limonade (die hier in Mill Grove aus irgendwelchen Gründen »Pop« hieß). Und diesmal hatten sie es besonders gut getroffen. Das Motel lag ganz in der Nähe eines Bezirks mit einer hervorragenden Schule. Sie versprach ihm, ihn jeden Tag hinzufahren, damit er nicht als »Motel-Kid« gehänselt wurde, bis sie genug Geld für ein Apartment zusammenhatte. Sie wollte die Ausbildung für ihn, die sie nie bekommen hatte. Und es machte nichts, dass er sich schwertat. In dieser Klasse würde er sich in Mathe verbessern. In diesem Jahr würde sich seine ganze harte Arbeit endlich auszahlen, und er würde beim Lesen nicht mehr die Buchstaben vertauschen. Und er glaubte ihr, weil sie an ihn glaubte.

Vor jedem Vorstellungsgespräch nahm sie sich einen Moment Zeit und murmelte Sätze aus ihren Ratgebern, weil auch sie an sich zu glauben versuchte.

»Sie wollen dich lieben.«

»Du entscheidest, ob das deine Arbeit ist. Nicht sie.«

Wenn sie schließlich genug Selbstvertrauen getankt hatte, betraten sie das Haus. Christopher setzte sich ins Wartezimmer und las sein Buch, wie sie es wollte. Doch die Buchstaben purzelten durcheinander, er schweifte ab und dachte an seine alten Freunde. Er vermisste Michigan. Wäre Jerry nicht gewesen, wäre er gern für immer in Michigan geblieben. Die Kinder dort waren nett. Alle waren arm, da fiel es keinem auf. Und sein bester Freund Lenny Cordisco war unheimlich lustig und zog ständig vor den Nonnen im Katechismusunterricht die Hose herunter. Christopher fragte sich, was Lenny wohl gerade trieb. Wahrscheinlich wurde er wieder mal von Schwester Jacqueline zusammengestaucht.

Nach den Vorstellungsgesprächen kam Christophers Mutter immer mit einem niedergeschlagenen Gesichtsausdruck heraus, der verriet, dass doch sie entschieden, wer eingestellt wurde. Nicht du. Und so blieb ihr nichts anderes übrig, als ins Auto zu steigen und es wieder zu versuchen. Sie sagte dann oft, dass einem die Welt alles nehmen konnte.

Nur den Stolz durfte man sich nicht nehmen lassen.

Am sechsten Tag hielt seine Mutter mitten in der Stadt vor einer Parkuhr und zog ihre treue Papiertüte heraus. Die Tüte, auf der AUSSER BETRIEB stand. Sie stülpte sie über die Parkuhr und erklärte Christopher, dass Strafzettel noch schlimmer waren als Stehlen. Sobald sie wieder auf die Füße kam, wollte sie es wiedergutmachen.

Normalerweise musste Christopher ja ins Wartezimmer gehen und dort sein Buch lesen. Aber heute saßen gerade der Sheriff und sein Deputy beim Essen in einem Lokal auf der Straßenseite gegenüber. Sie sprach sie an und fragte, ob sie noch eine Weile bleiben würden. Sie grüßten zurück und versprachen, den Jungen im Auge zu behalten. Also ließ sie Christopher zur Belohnung fürs Lesen in den kleinen Park, während sie sich im Altenheim um eine freie Stelle bewarb. Für Christophers Augen lautete der Name des Altenheims ...

Sahdy Pnies

»Shady Pines«, verbesserte sie. »Wenn du was brauchst, melde dich beim Sheriff.«

Christopher steuerte auf die Schaukel zu. Über den Sitz kroch eine kleine Raupe. Lenny Cordisco hätte sie bestimmt zerquetscht. Aber Christopher tat es leid, wenn Leute kleine Lebewesen töteten. Er holte ein Blatt und setzte die Raupe unter einen Baum, wo es kühl und sicher war. Dann ging er wieder zur Schaukel und fing an zu schwingen. Auch wenn er keine dicken Muskeln hatte, vom Springen verstand er etwas.

Als er zu schaukeln begann, blickte er hinauf in die Wolken. Es waren Dutzende. Alle mit verschiedenen Formen. Eine sah aus wie ein Bär. Eine andere wie ein Hund. Er bemerkte die Umrisse von Vögeln. Und eine Wolke war schöner als alle anderen.

Sie war wie ein Gesicht.

Kein Mann. Keine Frau. Bloß ein heiteres, hübsches Gesicht aus Wolken.

Und es lächelte ihm zu.

Er ließ die Schaukel los und sprang.

Christopher tat, als würde er auf dem Warnstreifen im Tigers-Stadion landen. Beginn des neunten Innings. Zwei Outs. Ein akrobatischer Catch. Die Tigers gewinnen! Aber Christopher war jetzt in der Nähe von Pittsburgh. Höchste Zeit, dass er das Team wechselte, damit ihn die Kinder hier mochten. Pirates vor!

Nach zehn Minuten Schaukeln kam seine Mutter heraus. Und diesmal war ihre Miene nicht niedergeschlagen. Stattdessen strahlte sie übers ganze Gesicht.

»Hast du die Stelle gekriegt?«, fragte Christopher.

»Heute Abend essen wir chinesisch.«

Nachdem sie sich beim Sheriff für seine Hilfe bedankt und sich eine Ermahnung wegen ihrer AUSSER-BETRIEB-Tüte abgeholt hatte, setzte sie ihren Sohn in den Landhai und führte ihn aus zum Filmabend. Am Freitag war ihr gemeinsamer Abend, das wollte sie nicht verpassen. Nicht um alles in der Welt. Und es war der beste seit Langem. Kein Jerry. Bloß der besondere Club mit seinen zwei Mitgliedern. Junkfood. Und alte Filme aus der Bibliothek.

Als Erstes fuhren sie zum Giant Eagle und spielten wie jeden Freitag die Zahlen seiner Mom. Ausgestattet mit ein paar Dosen Bier, holten sie in der Bibliothek dann Christophers zwei Übungsbücher fürs Wochenende und die beiden Videos für den Abend. Warum für etwas zahlen, das man umsonst haben konnte? Dann ging es weiter zum China Gate, das der Sheriff empfohlen hatte - Cops kannten sich beim Essen besser aus als alle anderen. Sie ächzte beim Anblick der Preise und bemühte sich gleichzeitig, ihre Miene vor ihm zu verbergen. Lächelnd erklärte sie, dass sie noch ein bisschen Geld auf der Visa-Karte hatte, von der Jerry nichts wusste, und in einer Woche bekam sie ja schon ihren ersten Lohn. Auf der Fahrt zurück zum Motel war das Auto erfüllt vom Geruch nach Frühlingsrollen, Orangenhuhn und Christophers Lieblingsgericht Lo Mein (Leckere chinesische Spaghetti stand auf der Speisekarte), und sie planten, was sie mit dem Lotteriegewinn anfangen wollten, wie jeden Freitag, bevor sie verloren.

Christopher wollte ihr ein Haus kaufen. Sogar Pläne auf Millimeterpapier hatte er schon gemacht. Christopher selbst bekam Videospiele und ein eigenes Zimmer für Süßigkeiten. Ein Basketballfeld und einen Streichelzoo gleich neben der Küche. Alles sorgfältig geplant. Aber das beste Zimmer war für Mom. Das größte im ganzen Haus. Es hatte einen Balkon mit einem Sprungbrett zu ihrem eigenen Swimmingpool. Und einen riesigen Schrank voll schöner Kleider, die nicht unter dem Arm aufgerissen waren.

»Was würdest du mit dem ganzen Geld machen, Mom?«, fragte er.

»Ich würde dir einen Privatlehrer besorgen. Und alle Bücher, die es gibt.«

»Mein Plan ist besser.«

Der Minikühlschrank zu Hause funktionierte nicht besonders gut, und das Bier wurde nicht rechtzeitig zu ihrem Festmahl kalt. Während sie auf dem kleinen Fernseher die Lotterie verfolgte, ging Christopher zur Eiswürfelmaschine draußen im Flur. Er machte es, wie er es aus den alten Filmen kannte. Er nahm etwas Eis und schüttete das Bier darüber, damit seine Mom es kalt trinken konnte.

»Hier, Mom. On the rocks.«

Obwohl er nicht verstand, warum sie so lachen musste, war er froh, sie glücklich zu...

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Autor

Stephen Chbosky wuchs in Pittsburgh auf und studierte Filmwissenschaft an der University of Southern California. Sein erster Film The Four Corners of Nowhere wurde 1995 auf dem Sundance Film Festival gezeigt, für das Drehbuch zu Everything Divided gewann er zahlreiche Preise. Chbosky lebt in New York. Das also ist mein Leben ist sein erster Roman.