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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
144 Seiten
Deutsch
Atrium Verlag AGerschienen am23.08.20191. Auflage
Zwei Fälle, zwei Ermittler, ein Schauplatz: Japan, Polizeipräsidium Präfektur D. Fall 1: Inspektor Futawatari wird mit der personellen Umstrukturierung der Präfektur beauftragt, doch Kriminalpolizei-Legende Michio Osakabe weigert sich überraschend, in Ruhestand zu gehen. Osakabe wird zu einem Sandkorn im Getriebe der Polizeibürokratie - bis Futawatari darauf stößt, dass Osakabe nicht aufgehört hat, in einem grausamen Fall zu ermitteln, der nie gelöst wurde ... Fall 2: Abteilungsleiterin Tomoko Nanao wird benachrichtigt, als eine junge Polizistin plötzlich nicht mehr zur Arbeit erscheint. Nanao ist für alle weiblichen Polizeikräfte der Präfektur verantwortlich und hat einen dunklen Verdacht. Als Nanao im Polizistinnen-Wohnheim erfährt, dass die vermisste Frau von einem mysteriösen jungen Mann umworben wurde, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Hideo Yokoyama, geboren 1957 in Tokio, arbeitete als investigativer Journalist und gilt als der japanische Stieg Larsson. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und schrieb zehn Jahre an 64, wobei er einen Schlaganfall erlitt. 64 eroberte Platz 1 der japanischen Bestsellerliste und wurde als bester japanischer Kriminalroman des Jahres 2013 ausgezeichnet. In der Folge wurde 64 weltweit zu einer Sensation.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR16,00
BuchKartoniert, Paperback
EUR10,00
HörbuchCompact Disc
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextZwei Fälle, zwei Ermittler, ein Schauplatz: Japan, Polizeipräsidium Präfektur D. Fall 1: Inspektor Futawatari wird mit der personellen Umstrukturierung der Präfektur beauftragt, doch Kriminalpolizei-Legende Michio Osakabe weigert sich überraschend, in Ruhestand zu gehen. Osakabe wird zu einem Sandkorn im Getriebe der Polizeibürokratie - bis Futawatari darauf stößt, dass Osakabe nicht aufgehört hat, in einem grausamen Fall zu ermitteln, der nie gelöst wurde ... Fall 2: Abteilungsleiterin Tomoko Nanao wird benachrichtigt, als eine junge Polizistin plötzlich nicht mehr zur Arbeit erscheint. Nanao ist für alle weiblichen Polizeikräfte der Präfektur verantwortlich und hat einen dunklen Verdacht. Als Nanao im Polizistinnen-Wohnheim erfährt, dass die vermisste Frau von einem mysteriösen jungen Mann umworben wurde, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Hideo Yokoyama, geboren 1957 in Tokio, arbeitete als investigativer Journalist und gilt als der japanische Stieg Larsson. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und schrieb zehn Jahre an 64, wobei er einen Schlaganfall erlitt. 64 eroberte Platz 1 der japanischen Bestsellerliste und wurde als bester japanischer Kriminalroman des Jahres 2013 ausgezeichnet. In der Folge wurde 64 weltweit zu einer Sensation.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783037921494
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum23.08.2019
Auflage1. Auflage
Seiten144 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1961 Kbytes
Artikel-Nr.4796371
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1

Hier im Zimmer bekam man nichts mit vom Wind oder vom Frühling mit seiner unendlichen Vielfalt an Stimmen. Die Fenster waren immer geschlossen, die schweren Vorhänge dicht zugezogen. Die Klimaanlage lief, aber man musste nur kurz an einem der Schreibtische sitzen, um zu merken, dass sie im Wesentlichen Krach machte und sonst nichts.

Die gut sechzehn Quadratmeter große Dependance der Verwaltungsabteilung lag im Nordflügel des Polizeipräsidiums Präfektur D im ersten Stock. Da sie nicht durchgängig genutzt wurde, hieß sie auch »das Sommerhaus« oder »die Klause« - natürlich nur bei den Verwaltungsmitarbeitern selbst. Die übrigen Beamten des Präsidiums heuchelten Gleichgültigkeit und sprachen einfach vom »Personalbüro«, manche mit wissendem Grinsen, andere mit einer merklichen Beklommenheit im Blick.

Jetzt hocken sie wieder beisammen, da oben im Personalbüro.

Alle sagten sie das.

In fünf Tagen würden die internen Bescheide herausgehen; die jährliche Liste der Versetzungen war so gut wie fertig. Gerade einmal dreitausend Stellen im höheren und gehobenen Dienst waren auf dem Prüfstand, und bei längst nicht allen stand tatsächlich eine Versetzung an: In jedem normalen Jahr wären sämtliche Teile des Puzzles zu diesem Zeitpunkt bereits an ihrem Platz gewesen.

Doch ein ominöser Anruf aus der Innenrevision hatte den Prozess am Nachmittag ins Stocken gebracht. Grund war der Leiter von Direktion S im Norden der Präfektur, der seinen Schwiegereltern durch den Landschaftsgärtner einer Feriensiedlung in seinem Bezirk einen Garten hatte anlegen lassen, und das, wie es schien, für ein bestenfalls symbolisches Entgelt.

Dieser Idiot!

Shinji Futawatari verwünschte den Mann, dessen Gesicht jetzt aus seinem Bildschirm zu ihm heraussah.

Der Direktionsleiter, ein Mensch mit länglichem Gesicht und sanften Zügen, hatte seine Stelle erst letztes Frühjahr angetreten. Insofern war er eigentlich kein Versetzungskandidat gewesen. Nun aber, da sein Fehltritt bekannt war, konnte man ihn unmöglich in einer Position belassen, in der er das Aushängeschild seiner Direktion war. Futawataris Vorgesetzter in der Verwaltung hatte ihm unmissverständlich aufgetragen, die Pläne bis zum nächsten Morgen so umzuarbeiten, dass für den Mann ein weniger sichtbarer Posten gefunden wurde.

Futawatari konnte auf eine lange Zeit im Personalwesen zurückblicken. In seinen insgesamt sechs Jahren als Polizeiratsanwärter und dann Polizeirat, gefolgt von der Beförderung zum Polizeioberrat und anschließender Ernennung zum Verwaltungsinspektor mit allgemeineren leitenden Aufgaben, hatte er durchgehend bei der Ausarbeitung der Versetzungspläne mitgewirkt. Es schien wenig wahrscheinlich, dass die Oberen jemanden mit seiner Erfahrung ziehen lassen würden. Zumindest nicht, ehe sein Bereich - der denkbar unterbesetzt war - zum Dezernat hochgestuft wurde.

Krisen wie diese waren nichts Neues für ihn.

Er hatte unter einem Präsidenten gearbeitet, der besonders anfällig für Speichelleckerei war und wie ein verblendeter Potentat Beförderungen vornahm, eine aberwitziger als die andere. Er hatte mehrere Direktoren über sich gehabt, die sich alle angemaßt hatten, beim Versetzungspuzzle mitzumischen, ohne jede Rücksicht auf örtliche Gegebenheiten oder Gebräuche. Er wusste, es war zwecklos, sich aufzuregen, wenn so etwas passierte. Dank der oft willkürlichen Anordnungen dieser ichbezogenen Bürokraten ging es nur selten ohne eine Reihe von Nachtschichten ab.

Dennoch war dies das erste Mal, dass er sich gezwungen sah, eine Änderung zu einem Zeitpunkt vorzunehmen, da er im Begriff stand, die vom Präsidenten bereits abgezeichnete Liste zum Ausdrucken zu Versorgung und Personalentwicklung hinüberzuschicken. Und schuld war nicht die Laune eines Karrierebeamten, sondern das Fehlverhalten eines Direktionsleiters, eines Menschen also, der auf derselben Seite hätte stehen sollen wie er.

Nicht einmal Futawatari konnte da gleichmütig bleiben.

Soll er doch irgendwo versauern, vielleicht bei Fortbildung oder Polizeilichem Markenrecht.

Futawatari fuhr mit seiner Maus die Kästchen des Organigramms ab auf der Suche nach dem passenden Exil.

Wenn sich ein Beamter in exponierter Stellung etwas zuschulden kommen ließ, das zu einem Gesichtsverlust führen konnte, war es üblich, ihn für vier, fünf Jahre den Blicken entzogen irgendwo im Präsidium zu parken, bis Gras über die Sache gewachsen war. Eine zu offensichtliche Herabstufung musste vermieden werden - damit riskierte man es, die Aufmerksamkeit der Presse zu erregen, und wie Futawatari nur zu gut wusste, durchschauten einige alte Hasen unter den Reportern das innerpolizeiliche Prozedere besser als viele Beamte selbst. Dann wuchs die Gefahr, dass die Verstöße publik wurden. Zum Glück war das Personalbüro sehr versiert darin, Posten in der Hinterhand zu haben, die so ungreifbar und nebulös waren, dass eine Versetzung dorthin intern zwar als Strafe erkennbar war, sich nach außen aber dadurch rechtfertigen ließ, dass Dienststelle X oder Y »verstärkt« werden musste.

Wohin mit dem Mann?

Angenommen, der Direktionsleiter wurde zu Markenrecht oder Fortbildung verbannt, musste der nächste Schritt sein, einen geeigneten Führungsbeamten für die frei gewordene Stelle in Direktion S zu finden. Ein direkter Tausch wäre das Wünschenswerteste, aber für den derzeitigen Leiter des Markenrechts war es ein entschieden zu großer Karrieresprung. Und der Leiter der Fortbildungsstelle kam erst recht nicht infrage. Bei ihm stimmten zwar Alter und Erfahrung, aber seine Heimatstadt lag im Zuständigkeitsbereich der Direktion. Ein solches Vorgehen war tabu und würde Fragen aufwerfen. Futawatari würde nicht umhinkommen, eine Begründung für die Versetzung zu liefern.

Arschloch.

Wieder fluchte Futawatari. Er atmete tief durch und machte sich dann daran, das schon abgesegnete Puzzle in seine Einzelteile zu zerlegen. Es half nichts, er musste alles wieder aufdröseln. Den Leiter von Markenrecht hinüberschieben zu Direktion G, die eine Stufe unter Direktion S lag. Den Leiter von Direktion G zurück zur Jugendkriminalität im Präfekturpräsidium holen. Den Leiter der Jugendkriminalität bei der Kommunalen Sicherheit unterbringen. Den Leiter der Kommunalen Sicherheit zu ...

»Futawatari. Haben Sie eine Minute Zeit?«

Er blickte auf, sein Gesicht noch immer grimmig, und sah Dezernatsleiter Shirota, der ihm von der halb offenen Eingangstür her Zeichen machte. Hier drüben gab es keine Telefone. Das war ein ganz bewusstes Signal; nicht nur drangen auf diese Weise weniger Informationen nach außen, es konnte auch niemand anrufen und Sonderwünsche anmelden. Selbst Shirota, der ranghöchste unter den Dezernatsleitern im Präsidium, musste den weiten Weg aus der Verwaltungsabteilung auf sich nehmen, durch den langen gekachelten Verbindungsgang, der vom Hauptgebäude zum Nordflügel herüberführte. Futawatari nickte und stand auf. Zum ersten Mal seit Stunden warf er einen Blick auf die Uhr an der Wand.

Schon nach neun.

»Es ist ein Problem aufgetreten. Wenn Sie so freundlich wären, mich ins Büro des Direktors zu begleiten?« Die Sorgenfalten auf Shirotas Stirn waren selbst in dem dämmrigen Korridor zu erkennen.

Was denn nun schon wieder?

»Wenn es um Direktion S geht - ich habe schon angefangen ...« Futawatari brach den vorschnell begonnenen Satz ab. Von dieser Sache hatte Shirota bereits Kenntnis, wenn er sich also persönlich herbemühte, musste das andere Gründe haben. Und es klang ganz so, als wäre der Abteilungsdirektor noch in seinem Büro statt wie sonst um diese Zeit zu Hause bei einem Glas Brandy. Futawatari trat noch einmal kurz an den Schreibtisch. Er schloss die geöffneten Dateien, nahm die Diskette heraus und sperrte sie im Tresor ein. Dann folgte er dem nervös vorausgehenden Shirota den Gang entlang.

Futawatari sah blass aus, auch ohne den Widerschein des Bildschirms.

Welches Problem konnte noch größer sein als das jetzige?

Sie nahmen Kurs auf das Hauptgebäude, durcheilten Korridor um Korridor, bis sie den roten Teppich erreichten, mit dem der ganze lange Gang bis zum Amtszimmer des Präsidenten ausgelegt war. Rechter Hand fiel ein Lichtschein durch die Glasscheibe in der Tür des Direktors. Futawatari straffte die Schultern und folgte Shirota hinein. Augenblicklich fühlte sich der Teppich unter den Füßen dicker an. Direktor Oguro, der auf einem Sofa saß, sah ihnen entgegen. Seine Augen waren unmutig zusammengekniffen.

»Es ist ein Problem aufgetreten.« Oguro zeigte auf ein zweites Sofa, wartete aber nicht erst ab, bis sie saßen, ehe er dieselben Worte hervorknurrte wie vor ihm Shirota.

»Welcher Art, Herr Direktor?«

Shirota mied Futawataris Blick. Der für seinen Teil war bereits jetzt auf das Schlimmste gefasst.

»Osakabe. Er hat uns mitgeteilt, dass er seinen Posten nicht räumen will.«

»Was?«, entfuhr es Futawatari, ehe er seine Verblüffung überspielen konnte.

»Tja, es wirkt sehr so, als wäre der Herr auf Ärger aus.« Oguro unternahm gar nicht erst den Versuch, seine Gereiztheit zu kaschieren.

Aber das ist ... undenkbar.

Michio Osakabe. Der Mann gehörte zu den ganz Großen bei der Polizei. Er hatte das Kriminaluntersuchungsamt geleitet, bis er vor drei Jahren aus dem aktiven Dienst ausgeschieden war, um einen Vorstandsposten zu übernehmen, den die Verwaltung geschaffen hatte. Seine Amtszeit sollte zur jetzigen Versetzungsrunde auslaufen. Als sein Nachfolger war Direktor Kudo von der Kommunalen Sicherheit vorgesehen, der seinerseits dieses Jahr in den...
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Hideo Yokoyama, geboren 1957 in Tokio, arbeitete als investigativer Journalist und gilt als der japanische Stieg Larsson. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und schrieb zehn Jahre an 64, wobei er einen Schlaganfall erlitt. 64 eroberte Platz 1 der japanischen Bestsellerliste und wurde als bester japanischer Kriminalroman des Jahres 2013 ausgezeichnet. In der Folge wurde 64 weltweit zu einer Sensation.