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Lasst uns tot und munter sein

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
256 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am19.09.2019
Mörderische Weihnacht überall! Beschauliche Adventszeit? Von wegen! Für Immobilienmakler Korbinian Löffelholz läuft es gerade richtig schlecht. Er muss noch vor Heiligabend eine alte Dorfvilla verkaufen, sonst ist er seinen Job los. Dumm nur, dass der Mieter der Villa erschlagen im Arbeitszimmer liegt - Hauptverdächtiger: Korbinian. Zum Glück schneidet ein Schneesturm das Dorf von der Außenwelt ab, und die Polizei kommt nicht durch. Um seine Unschuld zu beweisen, macht sich Korbinian selbst auf die Suche nach dem wahren Mörder. Zu spät erkennt er die Gefahr, die hinter der weihnachtlichen Idylle lauert.

Elke Pistor, Jahrgang 1967, studierte Pädagogik und Psychologie. Seit 2009 ist sie als Autorin, Publizistin und Medien-Dozentin tätig. 2014 wurde sie für ihre Arbeit mit dem Töwerland-Stipendium ausgezeichnet und 2015 für den Friedrich-Glauser-Preis in der Kategorie 'Kurzkrimi' nominiert. Seit 2018 leitet sie das jährliche Autorentreffen skriva.de. Elke Pistor lebt mit ihrer Familie in Köln.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextMörderische Weihnacht überall! Beschauliche Adventszeit? Von wegen! Für Immobilienmakler Korbinian Löffelholz läuft es gerade richtig schlecht. Er muss noch vor Heiligabend eine alte Dorfvilla verkaufen, sonst ist er seinen Job los. Dumm nur, dass der Mieter der Villa erschlagen im Arbeitszimmer liegt - Hauptverdächtiger: Korbinian. Zum Glück schneidet ein Schneesturm das Dorf von der Außenwelt ab, und die Polizei kommt nicht durch. Um seine Unschuld zu beweisen, macht sich Korbinian selbst auf die Suche nach dem wahren Mörder. Zu spät erkennt er die Gefahr, die hinter der weihnachtlichen Idylle lauert.

Elke Pistor, Jahrgang 1967, studierte Pädagogik und Psychologie. Seit 2009 ist sie als Autorin, Publizistin und Medien-Dozentin tätig. 2014 wurde sie für ihre Arbeit mit dem Töwerland-Stipendium ausgezeichnet und 2015 für den Friedrich-Glauser-Preis in der Kategorie 'Kurzkrimi' nominiert. Seit 2018 leitet sie das jährliche Autorentreffen skriva.de. Elke Pistor lebt mit ihrer Familie in Köln.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960415558
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum19.09.2019
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3754 Kbytes
Artikel-Nr.4880591
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 1

Am Tag zuvor

Korbinian Löffelholz versuchte, sich möglichst wenig zu bewegen, was die Situation für ihn nicht unbedingt vereinfachte. Vor zwei Minuten war er mitten aus einem Traum aufgewacht, in dem er singend auf einer Bühne gestanden und mit weit ausgebreiteten Armen den frenetischen Jubel des Publikums genossen hatte. »Nessun dorma«, Puccini. Die Leichtigkeit, die er empfunden hatte, das Gefühl vollkommener Klarheit und das Bewusstsein, es besser zu machen als der Typ aus dieser englischen Talentshow, machten ihn glücklich. Die Euphorie verflog, je mehr er in die Wirklichkeit zurückkehrte.

Mit der Rechten tastete er nach seiner Brille, setzte sie auf und sah sich um. Schummriges Licht einer Straßenlaterne fiel durch die abgeschrägten Holzjalousien auf den Teppich. Neben dem Bett lag ein umgestürzter Sessel, und kurz blitzten Bilder vor seinem inneren Auge auf, die vielleicht eine Erklärung sein konnten. Es war heftig gewesen. Er verzog die Mundwinkel zu einem kleinen Lächeln. Weiter weg in Richtung Flur sah er seine Hose und noch weiter weg durch die geöffnete Tür hindurch sein Hemd auf dem Boden liegen. Beides hatte er auf dem Weg zum Ziel achtlos fallen gelassen. Wenn er sich recht erinnerte, hatten sogar einige Knöpfe dran glauben müssen. Das war eine Schande für das angesagte Designerstück, aber die Sache durchaus wert gewesen.

Vorsichtig schlug er die dünne Decke zurück und setzte sich auf. Gut, dachte er, als er mit den Zehen in etwas Weiches trat. Wie immer hatte er seine Socken und die Unterhose als Letztes ausgezogen und direkt in Greifweite abgelegt. Das ersparte unnötiges Suchen und damit Lärm, den es unbedingt zu vermeiden galt. Die Frauen, die er aufgabelte, sollten nicht aufwachen, bevor er verschwunden war. Er hatte keine Lust auf Fragen und Telefonnummern, auf erwartungsvolle Blicke, und zum Frühstück bleiben wollte er auf gar keinen Fall.

Ein kurzer Blick über die Schulter beruhigte ihn. Die Frau schlief, zusammengerollt wie ein kleines Tier, auf der Seite. Ihre langen braunen Haare breiteten sich wie ein Spinnennetz über ihr Gesicht und das Kissen. Ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig. Eigentlich ist sie ganz hübsch, dachte Korbinian Löffelholz. Sonst wäre sie auch nicht in die Unmittel-Bar gelangt, sein aktuelles Stammlokal, und erst recht nicht mit ihm im Bett gelandet. Nett war sie anscheinend auch. Wie hieß sie noch mal? Julia? Nein. Lisa? Nein. So hatte die in der letzten Woche geheißen. Jedenfalls hatten sie gestern viel gelacht, bevor sie schließlich hier bei ihr gelandet waren. Sie war es gewesen - auch darin unterschied sie sich von vielen ihrer Vorgängerinnen -, die ihn angesprochen und nicht darauf gewartet hatte, dass er die Initiative ergriff. Vielleicht war das typisch für die jungen Frauen heute. Sie waren selbstbewusst genug und nahmen sich, was sie wollten. Und wenn er das war, was sie wollten, ließ er sich gern von ihnen nehmen.

Dass sie beide auf der Pirsch gewesen waren, daran hatte schon nach wenigen Minuten des wechselseitigen Taxierens kein Zweifel bestanden, doch sie war schneller gewesen.

»Psychopath oder Sadist?«, hatte sie mit einem Blick auf seinen Gin Tonic gefragt und ihm einen dieser Augenaufschläge geschenkt, die er sonst nur aus den Unterhaltungsfilmchen kannte, bei denen man vor dem Ansehen seine Volljährigkeit bestätigen musste.

»Viel wichtiger ist es, zu wissen, zu welchem Gin die Gurke passt«, hatte er geantwortet. Er kannte die Theorie, dass Psychopathen bittere Lebensmittel bevorzugten, aus einem der Lifestyle-Magazine, die bei seinem Barbier im Wartebereich herumlagen, und fand es witzig, so dreist von ihr darauf angesprochen zu werden. Schon da war ihm klar gewesen, wo und wie dieser Abend enden würde. Hatte sie gesagt, sie heiße Laura? Kurz überlegte er, murmelte stumm den Namen und schüttelte den Kopf.

Langsam, um eine plötzliche Bewegung der Matratze zu vermeiden, stand er auf und sammelte im Hinausgehen seine Kleidung auf. Die Schuhe standen direkt neben der Wohnungstür, sein Mantel hing am Haken der Garderobe. Es hatte Vorteile, sich an Regeln zu halten. So fand man auf Anhieb, was man suchte, und vertrödelte keine unnötige Zeit. Die Frau im Bett schien die Vorzüge von grundlegender Ordnung noch nicht verinnerlicht zu haben. Ihre Wohnung konnte man, um es einmal positiv auszudrücken, als kreatives Chaos bezeichnen. Oder realistischer als Saustall. Gestern Nacht war ihm das nicht aufgefallen, da war er einzig und allein in den Anblick ihrer Tattoos versunken gewesen. Verschlungene Muster, deren Bedeutungen und Verlauf sie ihm erklärt und vor allem gezeigt hatte. Seine Finger waren sehr konzentriert den Linien gefolgt. Sara? Lena? Nina? Es ärgerte ihn, dass ihm der Name nicht einfiel. Nur an ihren Job konnte er sich erinnern. »Was mit Medien«, hatte sie erklärt. »Agenturprojekte und so.« Wobei das auch nicht wirklich konkret war, wie ihm nun auffiel.

Er hob die Schuhe auf, nahm den Mantel vom Haken und öffnete die Wohnungstür. Die Frau im Bett reagierte nicht auf das leise Klappern des Schlüsselbundes. Sie schlief einfach weiter. So, als wäre er nie da gewesen.

Vor der Haustür sog Korbinian Löffelholz die kalte Dezemberluft in die Lungen. Der Sauerstoff tat ihm gut, vertrieb die letzten Alkoholschwaden aus seinem Gehirn. Kurz überlegte er, sich ein Taxi zu seinem Wagen zu nehmen, den er in der Nähe der Bar abgestellt hatte, entschied sich dann aber dagegen. Ein Spaziergang würde nicht schaden, zumal er sein Fitnessstudio in der letzten Zeit nur sehr selten von innen gesehen hatte. Dabei sollte er deutlich mehr auf seinen Gesamtzustand achten, hatte sein Arzt ihm beim letzten Check-up erklärt. Männer um die fünfzig ignorierten gern mal die zwanzig Jahre, die zwischen ihrem aktuellen Zustand und dem vermeintlich immer noch dreißigjährigen Ich lagen. Dabei hatte er noch zwei Jahre bis zum halben Jahrhundert. Aber wenn er ehrlich zu sich war - was er in den meisten Fällen erfolgreich verhindern konnte -, war der ein oder andere Kollateralschaden an seinem Körper nicht zu verleugnen. Immerhin schaffte er es, die Mängel größtenteils zu verbergen. Auch die Frau von gestern Abend hatte keinen Anlass zur Beschwerde gefunden. Die Frauen hielten ihn meist für deutlich jünger, was nicht zuletzt an seinem dichten Haar lag, das er bis vor Kurzem zu einem Dutt gebunden getragen und erst nach langem Zögern abgeschnitten hatte, da die grauen Strähnen langsam überhandnahmen. Außerdem färbte er. Graue Haare machten junge Menschen hip, alte zu dem, was sie waren: alt.

Trotzdem hatte er keinen Grund zur Klage, fand Korbinian Löffelholz. Sein Job als Makler in einer großen Immobilienfirma lief seit Jahren ausgezeichnet, auch wenn ihm in letzter Zeit ein oder zwei wirklich große Fische von der Angel gesprungen waren. Aber so was kam vor, es würden auch wieder bessere Zeiten kommen. Er war stolzer Eigentümer eines schicken Lofts in einer angesagten Gegend, fuhr ein für seinen persönlichen umweltpolitischen Status unbedingt notwendiges Elektroauto und hatte weder Frau noch Kind noch sonst wen, dem er in irgendeiner Weise verpflichtet war. Nein, es ging ihm gut. Sehr gut sogar. Könnte gar nicht besser sein.

Er beschleunigte seinen Schritt, trat einen Schneeklumpen zur Seite und blickte, leise summend, zum ersten Mal am heutigen Morgen auf sein Handy.

»Oh, verdammt«, fluchte er, als der Terminhinweis aufpoppte und ihm klar wurde, dass die Nacht mit Saskia - ah, stimmt, so hatte sie geheißen! - ihn doch mehr Kraft gekostet hatte als erwartet. Er hatte verschlafen und würde zu spät zu seinem Termin kommen. Ersteres war ihm seit Ewigkeiten nicht mehr und das Zweite noch nie passiert. Dabei war dieser Kunde mit seinem Projekt Wilhelmplatz einer der größten Fische, um nicht zu sagen der Blauwal unter den potenziellen Kunden und durfte ihm nicht entwischen. Das würde eine Bresche in seine Erfolgsstatistik schlagen, deren Größe der Vorstand nicht ignorieren konnte und mit Sicherheit auch nicht würde. »Oh verdammt«, wiederholte er und ging schneller und schneller, bis aus seinem raumgreifenden Schritt schließlich ein zügiger Lauf wurde. Irgendwo hier in der Nähe musste doch ein Taxistand sein. Die Zeit, um zuerst zu seinem Wagen gehen und damit zum Kunden zu fahren, hatte er nicht mehr.

Nach wenigen Metern bemerkte er neben sich einen Hund. Das kniehohe, struppige Tier hatte sich seinem Tempo angepasst und lief neben ihm her, als gehörte es seit Jahren zu ihrer gemeinsamen täglichen Morgenroutine, durch die Straßen der Stadt zu joggen. Korbinian Löffelholz beschleunigte seine Schritte. Der Hund zog mit, galoppierte einige Schritte vor und drehte sich dann zu ihm um, als wollte er ihn anfeuern, noch schneller zu laufen.

»Verschwinde«, sagte Korbinian und wies vage mit der Hand in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Los. Dein Herrchen sucht dich doch sicher.«

Der Hund sah ihn kurz an, legte den Kopf schief und lief dann ungerührt weiter. Korbinian hatte das Gefühl, das Tier lächelte ihn an und freute sich über die Aufmerksamkeit, die er ihm schenkte. Er blickte sich um. Irgendwo musste sich der Besitzer des Tieres ja aufhalten. Man ließ doch seinen Hund nicht einfach so ohne Leine herumlaufen. War das überhaupt erlaubt? Ärgerlich bog er um die Ecke, hinter der er den Taxistand vermutete. Eine einzelne Droschke stand dort. Eine alte Dame steuerte sie zielsicher an. Korbinian Löffelholz sprintete los, um die Straße zu überqueren, und schaffte es gerade noch, aus vollem Lauf heraus zu stoppen. Bremsen quietschten, eine Hupe dröhnte, und dann hörte Korbinian ein Geräusch, das er sehr unangenehm fand. Als träfe etwas großes Hartes auf etwas kleines...
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Elke Pistor, Jahrgang 1967, studierte Pädagogik und Psychologie. Seit 2009 ist sie als Autorin, Publizistin und Medien-Dozentin tätig. 2014 wurde sie für ihre Arbeit mit dem Töwerland-Stipendium ausgezeichnet und 2015 für den Friedrich-Glauser-Preis in der Kategorie "Kurzkrimi" nominiert. Seit 2018 leitet sie das jährliche Autorentreffen skriva.de. Elke Pistor lebt mit ihrer Familie in Köln.