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Weil Liebe uns immer bleibt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
286 Seiten
Deutsch
Cursed Verlagerschienen am23.10.2019
Bei der Geburt vertauscht - so kann eigentlich nur ein schlechter Witz beginnen. Doch für Israel Ingham wird genau das Realität, als ihn die Nachricht des Krankenhauses erreicht, die sein Leben für immer auf den Kopf stellen wird. Bedingungslose Liebe und Trost war Israels ganzes Leben lang etwas, das er nur von seinem besten Freund Sam bekommen hat, und auch nun ist Sam derjenige, der an Israels Seite steht. Doch was, wenn die Gefühle für den besten Freund nicht so platonisch sind, wie bislang gedacht? Kann Israel den ersten Schritt in eine neue Zukunft wagen und Sam vertrauen oder riskiert er damit das, was längst seinem Freund gehört: sein Herz...mehr

Produkt

KlappentextBei der Geburt vertauscht - so kann eigentlich nur ein schlechter Witz beginnen. Doch für Israel Ingham wird genau das Realität, als ihn die Nachricht des Krankenhauses erreicht, die sein Leben für immer auf den Kopf stellen wird. Bedingungslose Liebe und Trost war Israels ganzes Leben lang etwas, das er nur von seinem besten Freund Sam bekommen hat, und auch nun ist Sam derjenige, der an Israels Seite steht. Doch was, wenn die Gefühle für den besten Freund nicht so platonisch sind, wie bislang gedacht? Kann Israel den ersten Schritt in eine neue Zukunft wagen und Sam vertrauen oder riskiert er damit das, was längst seinem Freund gehört: sein Herz...
Details
Weitere ISBN/GTIN9783958237858
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum23.10.2019
Seiten286 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1231 Kbytes
Artikel-Nr.4935351
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



 


Kapitel Zwei



 

 

Irgendwie schaffte ich es, nach Hause zu fahren. Und kaum, dass ich meine Wohnung betreten, meine Schlüssel und mein Handy auf den Küchentresen geworfen hatte und mir mit den Händen durch die Haare gefahren war, hörte ich das Klimpern von Schlüsseln an meiner Haustür. Es konnte nur eine einzige Person sein - der einzige andere Mensch, der Schlüssel zu meiner Wohnung hatte - und ich lächelte. Der Schmerz in meiner Brust ließ nach.

»Iz?«

»Küche«, murmelte ich. Meine Stimme klang abwesend und erschöpft. So verdammt erschöpft.

Sam schoss um die Ecke, als wäre er den ganzen Weg gerannt, und hielt inne. Er schien in sich zusammenzusacken, als er mich erblickte - ich musste grauenvoll ausgesehen haben -, und kam langsam auf mich zu, bevor er mich fett umarmte.

Eine Weile sagte keiner von uns etwas. Das mussten wir nicht. Er war seit Jahren mein bester Freund und wir waren wie Brüder. Mein Bruder von einer anderen Mutter, hatten wir immer gewitzelt, und nun ließ mich der Gedanke auflachen, was mich wiederum zum Weinen brachte.

Sam legte die Hände an meine Wangen und schob mich zurück, sodass er mir ins Gesicht sehen konnte. Meine Tränen schockierten ihn unübersehbar, aber seine Sorge gewann die Überhand. »Iz, red mit mir.«

»Ich bin fertig mit der Welt«, krächzte ich hervor.

»Was zum Teufel ist passiert?«

»Bin heute zum Eastport-Krankenhaus«, begann ich.

»Diese Spendensache?«

»Es ging nicht um Spenden, sondern um die Abteilung für Familienrecht.«

»Recht? Familie... Warum?« Er war verwirrt und meine Aussagen ergaben nicht viel Sinn. »Du hast gesagt, du hättest deine Mutter getroffen, aber sie war doch mit dir dort, oder?«

»Meine Eltern sind nicht meine Eltern«, brachte ich unter neuen Tränen hervor. »Bei der Geburt vertauscht. Eine Verwechslung, verdammtes menschliches Versagen, wie immer du es nennen willst.«

Sam blinzelte, während er verarbeitete, was ich gesagt hatte. »Bei der Geburt vertauscht? Was? Wie?«

Ich zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht.« Trotz meiner Tränen entfuhr mir ein Auflachen und ich war mir ziemlich sicher, dass ich vollkommen verrückt klang. »Ich bin bei der Geburt vertauscht worden. Ist irgendwie lustig, oder? Es scheint so unglaublich, aber es ergibt so verdammt viel Sinn.« Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Sobald die Schleusen einmal offenstanden, konnte ich sie nicht mehr schließen. »Ich weiß nicht einmal, warum ich weine«, schluchzte ich und Sam zog mich erneut in seine Arme.

Er verstärkte seinen Griff um mich. »Himmel, Iz. Du darfst weinen. Deine Welt ist gerade auf den Kopf gestellt worden.«

Er trug seinen blauen Anzug, vermutlich Armani, und ich verteilte Schnodder auf seinem Kragen. Dennoch schien ich nicht in der Lage, ihn loszulassen. Ich murmelte an seinem Hals: »Danke, dass du hergekommen bist.«

Seine Antwort war gefasst und beruhigend. »Ich würde nirgendwo anders sein wollen.«

Ich erlaubte es mir, mich von ihm festhalten zu lassen. Das Heben und Senken seiner Brust, seine Kraft und Gelassenheit beruhigten mich, bis meine Tränen versiegten. Als er sich schließlich zurückzog, tippte er mir liebevoll gegen die Wange, bevor er eine Flasche Chivas aus dem Schrank nahm, in dem ich Alkohol aufbewahrte. Er holte zwei Tumbler, als bewege er sich in seiner eigenen Küche, und stellte sie vor mich hin. »Trink mit mir.«

Es war halb zwölf am Vormittag. »Musst du nicht zurück zur Arbeit?«

Er blinzelte nicht einmal. Er zog einfach sein Handy heraus, schickte irgendjemandem eine schnelle Nachricht und legte es anschließend auf die Arbeitsplatte. »Nein.« Er goss zwei ordentliche Schlucke Scotch ein, behielt einen für sich und reichte mir den anderen.

Ich kippte ihn sofort hinunter. Er brannte sich seinen Weg nach unten und ich keuchte, atmete durch seine Hitze hindurch. Ohne ein Wort zu verlieren schenkte Sam mir einen zweiten ein und gab ihn mir. Aber dieses Mal nickte er in Richtung Wohnzimmer. »Setzen wir uns hin.«

Er führte mich zum Sofa. In einen Raum, in dem er unzählige Male gewesen war, um Fußball oder Filme zu schauen, einen Kater wegzufaulenzen oder schlicht seinen Hintern auf meinem Dreisitzer zu parken, um irgendetwas zu tun. Er setzte sich in die Mitte des Sofas und klopfte auf das Polster neben sich. Ich nahm Platz und er legte seine Hand auf mein Knie, während er an seinem Scotch nippte. Er bohrte nie nach oder drängte mich zum Reden. Wie immer würde er warten, dass ich bereit war.

Ich kannte ihn, seitdem wir dreizehn waren. Wir hatten beide die Knox besucht, Sydneys angesehenste Schule für Jungen. Wir waren nicht von Anfang an beste Freunde. Aber im Verlauf der nächsten paar Jahre, als wir beide feststellten, dass wir uns zu Jungen hingezogen fühlten - die einzigen schwulen Kerle in unserem Jahrgang an der Schule - kamen wir uns näher und als wir fünfzehn waren, waren wir unzertrennlich.

Wir verstanden einander. Seine Familie besaß mehr Geld, als mein Vater sich je erträumen konnte. Wenn man Samuel Finch kennenlernte oder mit seinen Eltern zu Abend aß, hatte man abgesehen von ihrer Adresse und ihrem auserlesenen Heim keine Ahnung, dass ihr Familienbetrieb es jedes Jahr auf die Forbes-Liste Australiens schaffte. Sie waren bodenständig und die bescheidensten Menschen, die ich je getroffen hatte. Wenn Sam nicht bei der Arbeit war, trug er alte Jeans und Vintage-T-Shirts. Sein blond-braunes Haar war immer ein stylisches, kunstvolles Durcheinander und erinnerte mich - sehr zu seinem Missfallen - an Brad Pitt. Sein Kiefer war stark ausgeprägt, seine Augen von einem stechenden Blau und wo immer wir auftauchten, warfen sich ihm die Kerle zu Füßen. Seine Familie war großartig; seine Eltern liebten ihn, egal zu wem er sich hingezogen fühlte.

Er schien einfach alles zu haben. Doch er war auch der netteste, aufrichtigste Mensch, den ich kannte. Und genau wie im Augenblick würde er jederzeit alles fallenlassen und zu mir eilen, sobald ich ihn brauchte.

Den größten Teil meiner späteren Teenagerjahre hatte ich bei ihm zu Hause verbracht. Während das Haus, in dem ich aufgewachsen war, steril und kalt war, war seines warm und fröhlich. Seine Eltern hießen mich in ihrem Leben und Heim willkommen wie einen zweiten Sohn, während seine Schwestern mir halfen, Kleidung auszusuchen und mir die Haare stylten.

Sie wussten, dass meine Familie das genaue Gegenteil ihrer eigenen war: Wo sie warmherzig waren, war meine es nicht. Wo sie sich einladend zeigten, war meine schroff und distanziert. Sam war im Haus meiner Eltern nie willkommen, denn das Einzige, was schlimmer war, als einen schwulen Jungen unter dem eigenen Dach zu haben, waren zwei von der Sorte. Die Finchs adoptierten mich praktisch und zeigten mir, wie eine Familie sein sollte. Wann immer mein Vater über mich herfiel und seine Enttäuschung zum Ausdruck brachte, dass ich mich entschieden hatte, schwul zu sein und seinen Ruf ruinierte, waren es Sam und seine Familie gewesen, die mich aufgefangen hatten.

Sie hatten mich so oft gerettet, dass ich es nicht mehr zählen konnte. Aber ich hatte nie den Eindruck gehabt, bemitleidet zu werden. Ich fühlte mich geliebt und willkommen.

Sam und ich waren nie etwas anderes als Freunde gewesen. Ich weiß nicht, ob es Schicksal oder schlechtes Timing war oder ob das Universum uns irgendetwas sagen wollte, aber zwischen uns hatte es nie gefunkt. Wir waren mit anderen Typen ausgegangen und hatten in Schwulenbars wahllos One-Night-Stands aufgerissen, aber keiner von uns war je in einer ernsthaften Beziehung gewesen. Ich weiß, dass einige Männer, mit denen ich mich getroffen hatte, ihre Zweifel über Sams und meine Beziehung hatten. Ob sie nun eifersüchtig gewesen waren oder sich bedroht gefühlt hatten, ich war nie lange genug mit ihnen zusammen, um es herauszufinden. Sam war der Mann Nummer Eins in meinem Leben. Er war der Will für meine Grace.

»Danke, dass du da bist«, murmelte ich und schwenkte den Scotch in meinem Glas.

»Ist schon gut, Iz. So was tut man für die Familie.« Er bereute seine Wortwahl sofort.

Ich schnaubte und schien damit die Schleusen zu öffnen. »Du hättest sie sehen sollen.«

Ich musste nicht erklären, wer sie waren. »Die erste Reaktion meines Vaters war, irgendetwas von wegen Haftbarkeit und rechtlichen Konsequenzen zu brüllen, statt erstmal zu schauen, ob es seiner Frau gut geht - oder seinem Sohn. Meine Mutter hat leise geweint, aber warum, weiß der Teufel. Mit Sicherheit nicht aus Trauer. Der einzige Mensch, der mir Mitgefühl oder Freundlichkeit entgegengebracht hat, war der Anwalt, der uns eingeweiht hat. Ehrlich gesagt bin ich mir verdammt sicher, dass meine Mutter um den Sohn geweint hat, den sie hätte haben sollen. Und weiß du was? Vielleicht hätte sie das auch. Weil es ihr gegenüber nicht fair war. Ich verstehe das. Aber Sam, sie hat nicht geweint, weil sie um den Sohn getrauert hat, den sie verloren hat oder hätte haben...


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