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Die Kräuterhändlerin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am28.02.2020Auflage
Eine starke Frau und eine Geschichte für alle Sinne 1230: Die junge Adelige Leni steht kurz vor ihrer Hochzeit, als die Burg ihres Vaters in der Nähe des Klosters Zwettl überfallen wird. Dabei gerät Leni in die Fänge des brutalen Hadmar von Kuenring. Mit letzter Kraft kann sie sich schließlich in den Wald retten. Doch hier muss sie feststellen, dass sie ein Kind von Hadmar erwartet. Leni findet Unterschlupf bei einer Kräuterfrau und bringt ihren Sohn Jakob zur Welt. Fortan leben die beiden verborgen im Schutz des Waldes, bis Leni eines Tages einen verletzten jungen Mann findet. Damian kommt aus Genua und handelt mit Gewürzen aus dem Orient. Während Leni ihn gesundpflegt, kommen die beiden sich näher, und gemeinsam entwickeln sie einen günstigen Pfefferersatz, der großen Absatz findet. Lenis Glück scheint zum Greifen nah, doch dann wird ihr Sohn von Hadmar entführt.

Beate Maly, geboren in Wien, ist Bestsellerautorin zahlreicher Kinderbücher, Sachbücher und historischer Romane. Ihr Herz schlägt neben Büchern für Frauen, die gegen alle Widerstände um ihr Glück kämpfen.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextEine starke Frau und eine Geschichte für alle Sinne 1230: Die junge Adelige Leni steht kurz vor ihrer Hochzeit, als die Burg ihres Vaters in der Nähe des Klosters Zwettl überfallen wird. Dabei gerät Leni in die Fänge des brutalen Hadmar von Kuenring. Mit letzter Kraft kann sie sich schließlich in den Wald retten. Doch hier muss sie feststellen, dass sie ein Kind von Hadmar erwartet. Leni findet Unterschlupf bei einer Kräuterfrau und bringt ihren Sohn Jakob zur Welt. Fortan leben die beiden verborgen im Schutz des Waldes, bis Leni eines Tages einen verletzten jungen Mann findet. Damian kommt aus Genua und handelt mit Gewürzen aus dem Orient. Während Leni ihn gesundpflegt, kommen die beiden sich näher, und gemeinsam entwickeln sie einen günstigen Pfefferersatz, der großen Absatz findet. Lenis Glück scheint zum Greifen nah, doch dann wird ihr Sohn von Hadmar entführt.

Beate Maly, geboren in Wien, ist Bestsellerautorin zahlreicher Kinderbücher, Sachbücher und historischer Romane. Ihr Herz schlägt neben Büchern für Frauen, die gegen alle Widerstände um ihr Glück kämpfen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843721448
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum28.02.2020
AuflageAuflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4418 Kbytes
Artikel-Nr.4937465
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Prolog

Burg Lichtenfels Frühling 1230

Der gleißend helle Sonnenstrahl, der durch das schmale Fenster der dicken Burgmauer drang, konnte über die eisige Kälte in der winzigen Schlafkammer nicht hinwegtäuschen. In der Nacht hatte es erneut zu schneien begonnen, dabei hatte Leni letzte Woche schon die ersten Schlüsselblumen auf der Waldlichtung hinter der Burg gepflückt. Ihre Cousine Margot hatte Leberblümchen gefunden. Leni setzte sich auf. Wo war Margot? Hatte Leni etwa wieder verschlafen? Brunhilde, ihre Erzieherin, würde ihr eine Standpauke halten. Warum hatte Margot sie nicht geweckt? Manchmal hatte Leni den Eindruck, ihre Cousine hatte Freude daran, wenn Leni wegen eines Vergehens bestraft wurde. Ein eisiger Wind wehte in die Schlafkammer. Es war ein Fehler gewesen, Josef, den Tischler, darum zu bitten, die Holzbretter, die im Winter vor der Kälte schützten, von den Fensterluken zu entfernen. Leni fror unter der dicken Wolldecke und dem Schaffell, das zusätzlich wärmen sollte. Es war allerhöchste Zeit, dass der Winter dem Frühling wich. Schnee, Kälte und Eis hatte es in diesem Jahr schon viel zu lange gegeben. Voll Grauen dachte Leni an all die endlosen Stunden, die sie in den letzten Monaten vor ihrem Stickrahmen verbracht hatte. Ihre Finger waren wund von den vielen Stichen, die danebengegangen waren. Das Einhorn auf dem wertvollen Stoff glich einer trächtigen Kuh. Nie und nimmer würde Abt Ebro vom Kloster in Zwettl einen seiner Altäre mit diesem Tuch schmücken. Leni konnte es dem strengen Kirchenmann mit dem verkniffenen Gesicht nicht einmal verübeln.

Lautes Kettenrasseln und das Quietschen des Burgtores vertrieben den letzten Rest Müdigkeit aus ihren Knochen. Fast hätte sie vergessen, was heute für ein Tag war. Ihr Vater hielt Gericht. Als Burg- und Lehnsherr war Otto von Rauheneck für all die großen und kleinen Streitigkeiten der Bewohner der umliegenden Dörfer zuständig. An sechs Tagen des Jahres konnten die Menschen gleich nach Sonnenaufgang zur Burg kommen und ihre Anliegen vorbringen. Leni liebte diese Tage, die Abwechslung in den eintönigen Burg­alltag brachten.

Beim letzten Gerichtstag hatte sich eine Bäuerin darüber beschwert, dass ihre Nachbarin die Wäsche zu nah neben ihrer Kuh zum Trocknen aufhängte, weshalb das Tier nervös wurde und weniger Milch gab. Ein Wirt hatte sich über zwei Gäste beklagt, die ihr Bier nicht bezahlt hatten, und wieder ein anderer Mann war davon überzeugt gewesen, dass der Müller Sägespäne unters Mehl mischte, um mehr Gewinn zu erzielen. Für gewöhnlich hörte ihr Vater den Menschen aufmerksam zu, besprach sich dann mit Gerold, dem Burgverwalter, und fällte erst danach ein Urteil. Ganz selten schoss Otto von Rauheneck über das Ziel hinaus. Dafür sorgte Gerold, der mit viel Bedacht vorging. Die Zechpreller hatten Strafzahlungen leisten müssen, ebenso der Müller. Die Frau war gebeten worden, ihre Wäsche in Zukunft woanders aufzuhängen.

Leni wusste, dass auf anderen Burgen die Schuldigen mit härteren Strafen rechnen mussten. Aber sowohl Otto von Rauheneck als auch Gerold waren friedliebende Männer. Daran hatte auch der Tod von Karoline von Rauheneck vor drei Jahren nichts geändert. Lenis Vater hatte zwar seine Lebensfreude verloren, nicht aber sein sanftes Gemüt. Es verging kein Tag, an dem er nicht wegen des Verlustes seiner Frau und seines ungeborenen Kindes trauerte. Dabei schien er zu vergessen, dass er eine lebende Tochter hatte. Und Leni hätte einen durchsetzungsstarken Vater, der sie unterstützte, sehr nötig gehabt.

Es war nicht leicht, ohne Mutter aufzuwachsen. Ihre Cousine und sie waren die einzigen Mädchen unter einem Haufen Jungs, die nicht gerade zimperlich mit ihnen umgingen. Während Margot jedes Mal weinend zu ihrer Kinderfrau lief, sobald einer der Pagen oder Knappen ihr ins Haar fasste und daran zog, versuchte Leni, ihre Probleme selbst zu lösen. Nicht selten hatte sie hinterher ein paar blaue Flecken. Erst gestern hatte Hadmar sie mit dem Fuß gegen das Schienbein getreten, weil sie ihm nicht schnell genug ausgewichen war. Sie strich sich über die Stelle, wo sich heute ein rotblauer Bluterguss und eine Beule gebildet hatten. Zum Glück konnte man die Verletzung unter den Röcken ihres Kleides nicht sehen. Leni gönnte Hadmar die Freude nicht, dass er ihr Schmerzen zugefügt hatte.

Stimmen drangen vom Burghof in ihre Kammer. Höchste Zeit aufzustehen, wenn sie den Gerichtstag nicht versäumen wollte. Bereits zu Mittag war das Spektakel wieder vorbei. Rasch schob sie Wolldecke und Schaffell zur Seite und griff nach ihrem Kleid, das auf der Holztruhe neben ihrem Bett lag. Dazu musste sie mit den nackten Füßen auf den kalten Holzfußboden treten. Ihre Zehen fühlten sich wie Eisklumpen an. Geschickt zog sie den klammen Stoff ihres Kleides über den Kopf und schlüpfte in die ledernen Schuhe. Ein teures Geschenk ihres Vaters. Er hatte ihr die Schuhe letzten Sommer zu ihrem vierzehnten Geburtstag gekauft. Sie waren aus weichem Leder, mit hübschen kleinen Schnallen, und stammten aus einem Land im Süden, wo angeblich immer die Sonne schien und die Menschen weder Schnee noch Eis kannten. Wie gerne würde Leni dort leben, sie hasste den Winter auf Burg Lichtenfels. Jedes Mal, wenn sie in ihre Schuhe schlüpfte, wurden ihre kalten Zehen allein von der Vorstellung eines Landes gewärmt, in dem immer Sommer herrschte.

Mit dem Kamm aus Elfenbein, der ihrer Mutter gehört hatte, frisierte sie ihr langes rotblondes Haar und kniff dabei die Augen zu, weil es ziepte. Wer hatte eigentlich die Regel aufgestellt, dass Frauen und Mädchen langes Haar tragen mussten? Warum konnte sie es nicht einfach abschneiden, so wie Richard oder Wolf, die beiden Pagen ihres Vaters? Mit einem Ruck riss sie einen der vielen Knoten aus ihrem dichten Schopf und warf ihn verärgert zu Boden. Mit flinken Fingern flocht sie zwei Zöpfe, die sie mit drei Spangen aus Kirschholz zu einem Kranz hochsteckte. Dann warf sie sich den Wollumhang über die Schultern und verließ die Kammer, die sie sich mit Margot teilte. Sie befand sich im Wohnturm der Burg, über dem Schlafgemach ihres Vaters. Es war mit Abstand einer der ungemütlichsten, weil nicht beheizten Räume in der Burg. Nur in besonders eisigen Nächten wurde ein Kohlebecken aufgestellt, das dermaßen qualmte und rauchte, dass man die eigene Hand vor den Augen nicht sehen konnte und von Hustenreizen geplagt wurde. Leni und Margot überlegten es sich zweimal, ob sie die Wärmequelle wirklich benötigten.

Immer zwei Stufen auf einmal nehmend, lief sie die enge, steinerne Wendeltreppe hinunter. Winzige Auslassungen in den Wänden sorgten für Licht, aber auch für Kälte. Der scharfe Nordwind pfiff bei einem Loch hinein und beim gegenüberliegenden wieder hinaus. Im Jänner waren die Stufen vereist gewesen, und sie hatte aufpassen müssen, dass sie nicht ausrutschte. Margot war es passiert. Sie hatte tagelang über einen blauen Fleck am Ellbogen geklagt und nicht sticken müssen. Dabei behauptete sie, es bereite ihr Freude.

Sosehr Leni sich auch bemühte, ihre Cousine ins Herz zu schließen, es wollte ihr einfach nicht gelingen. Jeden Sonntag bat sie Gott um ein bisschen mehr Verständnis und Liebe, bis jetzt ohne Erfolg. Manchmal überlegte Leni, ob Gott ihr Margot zur Seite gestellt hatte, um ihre Nächstenliebe auf eine Prüfung zu stellen. Es war wahrlich schwierig, jemandem mit Wohlwollen zu begegnen, der einem das Leben schwer machte, indem er einen ständig verpetzte und sich dann daran erfreute, wenn man bestraft wurde. Leni wünschte sich von ganzem Herzen eine Freundin und Verbündete. Leider war Margot weder das eine noch das andere.

In der großen Halle vertrieben Essensgerüche des Vorabends Lenis Gedanken über Margot. Reste von kaltem Hammelfleisch, Fett und verbranntem Holz hingen in der Luft.

»Fräulein Leona!« Maria, eine der Mägde, entdeckte sie und rief ihr zu. Sie trug einen schweren Korb Brennholz zum offenen Kamin am Ende der Halle, wo am Abend wieder ein Feuer angezündet werden würde. Über dem Kamin hingen riesige Hirschgeweihe, Jagdtrophäen ihres Vaters. »Frau Brunhilde sucht schon seit Stunden nach Euch. Sie wartet im Turmzimmer.«

Das Turmzimmer war den Damen der Burg vorbehalten, was auf Burg Lichtenfels nur drei Personen waren: Leni, ihre Cousine Margot und ihre Erzieherin Frau Brunhilde, eine strenge Frau, die eigentlich ins Nonnenkloster der Benediktinerinnen gehen wollte. Zu Lenis Bedauern hatte dazu die Mitgift nicht gereicht. Jetzt quälte Brunhilde sie täglich mit Lektionen in Demut und Pflichterfüllung. Angeblich die wichtigsten Tugenden einer zukünftigen Burgherrin.

Das Turmzimmer lag auf der Westseite der Burg. Leni hatte in diesem Winter schon viel zu viele Stunden dort verbracht, ganz bestimmt würde sie sich heute nicht in das winzige Kämmerchen einsperren lassen, um sich erneut die Finger blutig zu stechen, auch wenn es dort immer angenehm warm war. Brunhilde bestand auf zwei Kohlebecken, die man nah ans Fenster stellte, wodurch der Rauch abziehen konnte. Außerdem wurden die Becken alle paar Stunden von einer Dienstmagd mit frischen glühenden Kohlen bestückt, wodurch eine gleichbleibende, beständige Wärme im Raum herrschte.

»Ich gehe gleich«, log Leni. Doch...
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