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Die Baumhirten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am27.03.20201. Auflage
Für Männer, die vor der Säge im Baumarkt stehen bleiben Dies ist ein Buch für alle, denen es in den Fingern juckt, wenn ein Baum gefällt wird. Und die selbst mit Hand anlegen, wenn die Natur bis in den städtischen Garten vordringt: Teamwork, Technik, Schweiß und Ausdauer - täglich stellen die Baumhirten Peter Rammes und Moritz Buchmüller sich der Herausforderung, zwischen Natur und Mensch zu vermitteln, und sorgen für Sicherheit, wo beide sich Lebensraum teilen. Als Garten- und Landschaftsbauer haben sie ihren eigenen Baumpflege-Fachbetrieb. Sie bilden aus - im Baumklettern und an der Motorsäge. Und sie nehmen alljährlich an Baumkletter-Meisterschaften teil, wenn sie nicht gerade beruflich im Baum sitzen und den Blick über die Welt genießen. Was aber sind die Bedürfnisse eines Baumes? Was tun, wenn alte Bäume, die jahrelang Wind und Wetter getrotzt haben, dem Neubau-Gebiet weichen sollen? Wann muss gefällt werden - und lohnt sich die Anschaffung einer Motorsäge? Die Baumhirten Rammes und Buchmüller sind auf Baustellen zu Hause wie im Wald und führen ein Traumleben für Outdoor-Freaks. Bei ihnen sind Kettensägen Alltag. Und die Vorbereitung auf den nächsten Baumkletter-Wettbewerb zehrt an den Nerven. Trotzdem: Das ist es wert. Ein Abenteuerleben für Naturfreaks zu führen. Ihre Fan-Gemeinde auf Facebook verfolgt sie schon beim täglichen Einsatz in den Baumwipfeln, bei Baumkletter-Wettbewerben, aber auch dort, wo sie beratend im Garten tätig werden und den Gartenbesitzern helfen, die wichtigen Entscheidungen zu treffen: Muss gefällt werden? Wie viel Schatten verträgt ein Garten? Und wie genießen wir am besten die Natur vor unserer Haustür? Dieser Bericht von Autor Peter Rammes über einen faszinierenden Beruf ist ansteckend und leidenschaftlich erzählt. Für Fans der Trend-Sportarten Baumklettern und Timbersports.

Peter Rammes, 1979 in Wülfrath geboren, ist Garten- und Landschaftsbauer. 2009 begann der studierte Philosoph seine Tätigkeit als Baumpfleger. Der geprüfte European Treeworker und Baumkletterer bildet selbst im Baumklettern und an der Motorsäge aus und nimmt mindestens jährlich an lokalen, nationalen und europäischen Baumklettermeisterschaften teil. Er engagiert sich ehrenamtlich bei der ISA-Germany (International Society of Arboriculture).
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextFür Männer, die vor der Säge im Baumarkt stehen bleiben Dies ist ein Buch für alle, denen es in den Fingern juckt, wenn ein Baum gefällt wird. Und die selbst mit Hand anlegen, wenn die Natur bis in den städtischen Garten vordringt: Teamwork, Technik, Schweiß und Ausdauer - täglich stellen die Baumhirten Peter Rammes und Moritz Buchmüller sich der Herausforderung, zwischen Natur und Mensch zu vermitteln, und sorgen für Sicherheit, wo beide sich Lebensraum teilen. Als Garten- und Landschaftsbauer haben sie ihren eigenen Baumpflege-Fachbetrieb. Sie bilden aus - im Baumklettern und an der Motorsäge. Und sie nehmen alljährlich an Baumkletter-Meisterschaften teil, wenn sie nicht gerade beruflich im Baum sitzen und den Blick über die Welt genießen. Was aber sind die Bedürfnisse eines Baumes? Was tun, wenn alte Bäume, die jahrelang Wind und Wetter getrotzt haben, dem Neubau-Gebiet weichen sollen? Wann muss gefällt werden - und lohnt sich die Anschaffung einer Motorsäge? Die Baumhirten Rammes und Buchmüller sind auf Baustellen zu Hause wie im Wald und führen ein Traumleben für Outdoor-Freaks. Bei ihnen sind Kettensägen Alltag. Und die Vorbereitung auf den nächsten Baumkletter-Wettbewerb zehrt an den Nerven. Trotzdem: Das ist es wert. Ein Abenteuerleben für Naturfreaks zu führen. Ihre Fan-Gemeinde auf Facebook verfolgt sie schon beim täglichen Einsatz in den Baumwipfeln, bei Baumkletter-Wettbewerben, aber auch dort, wo sie beratend im Garten tätig werden und den Gartenbesitzern helfen, die wichtigen Entscheidungen zu treffen: Muss gefällt werden? Wie viel Schatten verträgt ein Garten? Und wie genießen wir am besten die Natur vor unserer Haustür? Dieser Bericht von Autor Peter Rammes über einen faszinierenden Beruf ist ansteckend und leidenschaftlich erzählt. Für Fans der Trend-Sportarten Baumklettern und Timbersports.

Peter Rammes, 1979 in Wülfrath geboren, ist Garten- und Landschaftsbauer. 2009 begann der studierte Philosoph seine Tätigkeit als Baumpfleger. Der geprüfte European Treeworker und Baumkletterer bildet selbst im Baumklettern und an der Motorsäge aus und nimmt mindestens jährlich an lokalen, nationalen und europäischen Baumklettermeisterschaften teil. Er engagiert sich ehrenamtlich bei der ISA-Germany (International Society of Arboriculture).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426455531
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum27.03.2020
Auflage1. Auflage
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse677 Kbytes
Artikel-Nr.4937636
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Den Bäumen eine Stimme geben

Wie wir auf unseren Firmennamen gekommen sind? Wir haben lange gegrübelt, damals, nachdem wir beschlossen hatten, uns selbstständig zu machen und gemeinsam eine Firma zu gründen. Wir, das sind mein Kompagnon Moritz, genannt Mo, und ich. Aber dazu später mehr. Welches Wort, so haben wir überlegt, trifft genau das, was wir vorhaben?

Wir kamen beide aus der Baumpflege, in dem Sinne, dass wir Bäume mit der Säge bearbeiteten. Dass wir reinkletterten, schadhafte Äste aussägten, vorbeugende Sicherungsschnitte an verdächtigen Ästen vornahmen und Kronensicherungen einbauten, in dieser Art. Aber wir wollten mehr anbieten. Wir wollten an einem Baum nicht bloß die Vorstellungen eines Kunden exekutieren, wir wollten unseren Auftraggebern auch die Bedürfnisse oder Ansprüche eines Baums vermitteln. Also Schluss mit dem ständigen: Kunde befiehlt, wir sägen.

Nehmen wir ein Beispiel. Auch die Lebenszeit eines Baums läuft einmal ab; dann vergreist er allmählich, bildet seine Krone zurück, wirft Äste ab und stürzt irgendwann ein. Muss man absterbende Bäume also rechtzeitig fällen? Nicht unbedingt. Im Botanischen Garten von Nantes in Frankreich fiel mir ein sehr alter Baum auf, der tatsächlich eine Bedrohung darstellte. Mit Schnittmaßnahmen hätte man bei dem nichts mehr erreicht. Wie hatte die Gartenverwaltung reagiert? Sie hatte seinen Standort abgesperrt, Schilder mit »Betreten verboten« aufgestellt, und jetzt konnte der Baum zusammenbrechen, wenn seine Zeit gekommen war. Aber bis dahin würden Spechte und Meisen und Käfer und Pilze ihre Freude an ihm haben - und Leute wie ich; mit anderen Worten: Dieser Baum durfte seine Äste abwerfen, durfte in aller Ruhe und Würde sterben und bis dahin als imposante Skulptur und Wohnstätte für alles mögliche Getier stehen bleiben.

Aus Baumliebhabersicht ist diese Vorgehensweise die beste. Und genau so stellten wir uns unsere Selbstständigkeit vor. »Lassen Sie ihn doch sterben«, würden wir dann einem Kunden sagen, der einen solchen Baum in seinem Park hätte, »wenn keine Kinder dort herumlaufen, reicht eine Warntafel, und dann können Sie Ihrem Baum täglich beim Sterben zusehen - das ist schön, das ist Natur, das ist der Kreislauf des Lebens ...«

Kurzum, wir wollten Bäumen eine Stimme geben, und zwar in allen ihren Lebensphasen, nicht nur den Prachtstücken, die ohnehin viel Aufmerksamkeit erfahren, auch den jungen, auch den angeschlagenen und sterbenden. Wir wollten Bäume von der Pflanzung bis zur Fällung begleiten - unmöglich leider, weil unsere Lebenszeit dafür niemals ausreichen würde, aber als Idee ganz nach unserem Geschmack. War das nicht aber im Grunde dasselbe, was ein Hirte für seine Herde tut? Der lässt seine Tiere auch nicht aus den Augen, fühlt sich für jedes zuständig, betreut und bewacht und versorgt und kuriert, hält die Herde zusammen, schert sie und schlachtet seine Tiere am Ende auch ...

Das passte zu uns. Das passte zu unserem Selbstverständnis, und so kam es zu den Baumhirten. Und nun zu den Bäumen.

Im Wald dürfen Bäume tun und lassen, was sie wollen, da sind sie unter sich. Aber in der Stadt hockt man aufeinander, die Menschen, die Autos, die Bäume, die Häuser, da muss sich einer gegen den anderen behaupten, da kommt es zwangsläufig zu Reibereien. Der Ahornast über dem Sandkasten des Kindergartens - ist er stabil oder macht er´s nicht mehr sehr lange? Diese Platane am Straßenrand mit ihrer bedenklichen Schieflage - wird sie künftigen Stürmen standhalten? Und die Alleebäume an jener Ausfallstraße - wuchern sie nicht schon in die Bewegungszone der schweren Lkw hinein?

Würde man nicht hier und da eingreifen, wären Konflikte zwischen Mensch und Baum unvermeidlich. Es liegen eben unterschiedliche Interessen vor. Lichthungrig wie er ist, nimmt ein Baum keine Rücksicht auf Gebäude und Straßenverkehr und strebt mit seinen Ästen in alle Richtungen. Und da er mit sich selbst nicht zimperlich ist, wirft er nutzlos gewordene Äste einfach ab, Äste, deren Blätter kein Sonnenlicht mehr abkriegen und folglich nichts mehr zu seinem Fortleben beitragen. Und jetzt kommen die Baumpfleger ins Spiel, also zum Beispiel wir.

Unser Job ist die Verkehrssicherung. Wir sollen Gefahrenquellen beseitigen. Dasselbe macht der Privatmann, wenn er im Winter morgens den Schnee vor seiner Haustür wegschaufelt, oder die Stadtverwaltung, wenn sie die Straßen vom Schnee räumen lässt und streut. Auf unserem Gebiet allerdings ist die Bedrohung meist nicht ganz so offensichtlich wie im Fall von Glatteis oder Schneewehen, die nimmt oft nur das geschulte Auge wahr, weshalb unsere Arbeit ganz unspektakulär damit beginnt, einen Baum gründlich in Augenschein zu nehmen.

Unser erstes Werkzeug sind die Augen. Sie stellen sich von selbst scharf, sobald ein Baum in Sicht kommt. Jetzt darf dir nichts entgehen, sage ich mir, und prompt liefern meine Augen Präzisionsaufnahmen. Mit dem Spurenlesen fängt es also an, und unsere Kunden sehen uns daher oft einfach nur zwischen ihren Bäumen hin und her laufen, den Blick nach oben, den Blick nach unten, Messungen vornehmen, kurze Bemerkungen austauschen und Eintragungen machen. Baumkontrolle nennt sich das oder Bestandsaufnahme, und wenn alles gut ist, bleibt es dabei. Doch wie gesagt, Bäume haben eine andere Auffassung von »gut« als wir - dazu vier alltägliche Beispiele.

Etwas Grundsätzliches vorweg. Bäume, vor allem Laubbäume, sind architektonische Meisterwerke, im Hinblick auf ihre gewagte Konstruktion jeder ein statisches Wunder. Ein Mensch bekäme ein derartiges Gebilde jedenfalls niemals nachgebaut. Denn solch ein Baum mit seiner ausladenden Krone, mit seinen weit in den Raum hineinragenden Ästen jongliert mit ungeheuren Gewichten, und bei der enormen Hebelkraft dieser Äste müsste es eigentlich den Stamm zerreißen. Dass selbst lange, waagerechte Äste gewöhnlich trotzdem nicht brechen, beruht auf der perfekten Balance zwischen Statik und Dynamik im Holz. Mit anderen Worten: Was Bäume uns Tag für Tag zu Hunderten in Gärten, Parks und an den Rändern von Landstraßen an konstruktiver Akrobatik vorführen, ist atemberaubend und eigentlich unmöglich. Der Baum aber weiß nicht, dass es unmöglich ist, er macht es einfach.

Bisweilen allerdings leisten sich Bäume überlange Äste. Die haben es irgendwie geschafft, aus der geschlossenen Blätterummantelung herauszuschießen. Bei denen stimmt das Verhältnis von Durchmesser zu Länge nicht mehr, sodass der Stamm oder der Ast selbst der Hebelwirkung eines solchen Auslegers nur noch mit Mühe standhalten kann. Insbesondere Äste, die über viele Meter horizontal verlaufen, setzen ihre Verankerung im Stamm unter enormen Druck, und wenn sich noch nasser Schnee drauflegen sollte - womöglich im Frühjahr, wenn er schon Blätter ausgetrieben und sein Höchstgewicht erreicht hat -, wenn es obendrein eine Nacht lang stürmen sollte, dann wird dieser Ast wahrscheinlich nachgeben und brechen. In diesem Fall würden wir bei der Bestandsaufnahme in unseren Maßnahmenkatalog schreiben: Einkürzen!

Oder: Zwei dickere Äste sind so aufeinander zugewachsen, dass sie sich berühren, dass sie sich kreuzen und aneinander reiben. Das stört die Äste zwar nicht, sie wachsen unbekümmert weiter, aber wenn dies über Jahre hinweg geschieht, scheuern sie sich auf. Selbst wenn an dieser Wundstelle keine Pilze eindringen sollten, besteht hier die Gefahr einer Sollbruchstelle. Sie ist gering, wenn diese Äste nah an ihrem Ursprung aufeinanderstoßen, weil nicht einmal starke Windböen die beiden in nennenswerte Bewegung versetzen - manchmal verwachsen die beiden dann einfach und bieten bisweilen einen skurril verschlungenen Anblick. Weiter von ihrer Basis entfernt aber kommt sehr wohl Bewegung rein, da werden beide vom Wind in Schwingung versetzt, da nimmt die Reibung und damit die Verletzung der Äste zu, weshalb wir in unserem Maßnahmenkatalog notieren: Einen dieser Äste herausnehmen! Oder den oberen so weit entlasten, dass keine Reibung mehr auftritt.

Und dann das Totholz. Wie schon erwähnt, zwingen sich Bäume selbst zur Produktion von Totholz, sobald ein unterer Ast von einem oberen völlig abgeschattet wird. Der untere Ast stirbt in diesem Fall ab, egal ob dünn und leicht oder dick und schwer - er wird kurzerhand stillgelegt, so wie ein Unternehmer eine unrentable Produktionsstätte stilllegen würde, weil der Baum eine kühle Kosten-Nutzen-Rechnung aufstellt und sich nüchtern fragt: Was brauche ich an Ästen, und was schleppe ich bloß sinnlos mit mir herum? Totholz aber landet früher oder später unten, auf dem Bürgersteig, auf der Spielwiese eines Kindergartens, auf der Rasenfläche einer öffentlichen Parkanlage, und deshalb heißt es diesmal in unserem Maßnahmenkatalog: Totholzentfernung!

Und schließlich das Lichtraumprofil. Was damit gemeint ist? Ganz einfach: Alleebäume wölben sich über eine Straße, greifen mit ihren Ästen weit in den Verkehrsraum hinein und reißen dem nächsten Lkw womöglich die Plane auf. Also muss der Luftraum - mit anderen Worten: der lichte Raum - über einer Straße freigehalten werden, doch diesmal nicht nach Gutdünken des Baumpflegers, sondern nach strengen Vorgaben: Denn 2,50 m beträgt der lichte Raum über Fuß- und Radwegen, 4,50 m über Straßen - es sei denn, wir haben es mit schleppenbildenden Bäumen zu tun, mit Trauerbuchen, mit Trauerweiden oder Linden, die ebenfalls dazu neigen, ihre feineren Äste wie einen Schleier herabhängen zu lassen. Solche Bäume erhalten eine Sonderbehandlung, deren Astwerk wird auf der Straßenseite bis in sieben Meter Höhe entfernt, sonst wischen...
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Autor

Peter Rammes, 1979 in Wülfrath geboren, ist Garten- und Landschaftsbauer. 2009 begann der studierte Philosoph seine Tätigkeit als Baumpfleger. Der geprüfte European Treeworker und Baumkletterer bildet selbst im Baumklettern und an der Motorsäge aus und nimmt mindestens jährlich an lokalen, nationalen und europäischen Baumklettermeisterschaften teil. Er engagiert sich ehrenamtlich bei der ISA-Germany (International Society of Arboriculture).
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Rammes, Peter