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Wildblütenzauber

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am28.06.2021Auflage
Freundschaft, Liebe, Rezepte und ein altes Familiengeheimnis - der neue Roman von Bestsellerautorin Anne Töpfer Sarah kann den Schmerz kaum ertragen. Ihre Mutter ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Halt findet Sarah bei Doreen, mit der sie schon seit der Kindheit eine tiefe Freundschaft verbindet. Sarah entscheidet sich dazu, in die Nähe ihrer Freundin zu ziehen, die in einem kleinen Ort in der Vorpommerschen Boddenlandschaft lebt. Hier möchte Sarah noch einmal ganz von vorne anfangen. Doch dann findet sie im Nachlass der Mutter ein altes Herbarium. Es gehörte Großtante Rosa, von deren Existenz Sarah bisher nichts wusste. Sarah begibt sich auf Spurensuche nach Nürnberg. Hier erfährt sie etwas über ihre Herkunft, das alles verändert.

Anne Töpfer ist das Pseudonym der Autorin Andrea Russo. Sie schreibt auch als Anne Barns. Vor einigen Jahren hat sie ihren Beruf als Lehrerin aufgegeben, um sich ganz auf ihre Bücher konzentrieren zu können. Wenn Andrea Russo mal nicht schreibt, findet man sie in der Küche, wo sie an neuen Backrezepten für ihre Bücher arbeitet.
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Produkt

KlappentextFreundschaft, Liebe, Rezepte und ein altes Familiengeheimnis - der neue Roman von Bestsellerautorin Anne Töpfer Sarah kann den Schmerz kaum ertragen. Ihre Mutter ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Halt findet Sarah bei Doreen, mit der sie schon seit der Kindheit eine tiefe Freundschaft verbindet. Sarah entscheidet sich dazu, in die Nähe ihrer Freundin zu ziehen, die in einem kleinen Ort in der Vorpommerschen Boddenlandschaft lebt. Hier möchte Sarah noch einmal ganz von vorne anfangen. Doch dann findet sie im Nachlass der Mutter ein altes Herbarium. Es gehörte Großtante Rosa, von deren Existenz Sarah bisher nichts wusste. Sarah begibt sich auf Spurensuche nach Nürnberg. Hier erfährt sie etwas über ihre Herkunft, das alles verändert.

Anne Töpfer ist das Pseudonym der Autorin Andrea Russo. Sie schreibt auch als Anne Barns. Vor einigen Jahren hat sie ihren Beruf als Lehrerin aufgegeben, um sich ganz auf ihre Bücher konzentrieren zu können. Wenn Andrea Russo mal nicht schreibt, findet man sie in der Küche, wo sie an neuen Backrezepten für ihre Bücher arbeitet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843717038
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum28.06.2021
AuflageAuflage
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2644 Kbytes
Artikel-Nr.4938579
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Sie ist hier, denke ich.

Gänsehaut kriecht an meinen Knöcheln hoch und breitet sich über meinen ganzen Körper aus, ein warmes Gefühl durchströmt mich. Mein Blick geht zum Himmel. Den ganzen Morgen schon steht die Luft. Doch jetzt, genau in diesem Moment, kommt Wind auf, streicht über meine Arme und auch über die Äste der Winterlinde. Unzählige kleine weiße Blüten rieseln herab, tanzen durch die Luft und funkeln wie magisch in der Sonne. Ich atme tief den intensiv süßen Duft ein, den sie verströmen, und schließe für einen Moment die Augen. Dabei schleicht sich die Stimme meiner Mutter in meinen Kopf.
Dreihundert Jahre kommt, dreihundert Jahre steht, dreihundert Jahre vergeht sie. Linden können stolze tausend Jahre alt werden.
Sie selbst hat gerade mal achtundsechzig geschafft - und war der festen Überzeugung, dass es nach dem Tod irgendwie weitergehen würde. Obwohl ich daran bisher nicht geglaubt habe, hoffe ich nun, dass sie recht hat. Und dass sie es ist, die lächelnd alle Hebel da oben in Bewegung setzt, um die Blüten rieseln zu lassen.

Ich öffne die Augen und beobachte, wie eine davon auf dem dunklen Haar meiner Freundin landet.

Doreen greift nach meiner Hand. Erst vor ein paar Tagen habe ich ihr eine Papiertüte voll Heilkräutertee überreicht, den meine Mutter extra für sie zusammengemischt hatte. Er bestand zum großen Teil aus den Blüten der alten Linde im Park. Den Baum hat meine Mutter besonders geliebt. Sie hat oft auf der Bank darunter gesessen, vertieft in ein gutes Buch. Neben ihr stand immer eine Thermoskanne mit warmem Tee, auch im Sommer. Ich kann sie bildlich vor mir sehen, ihren Kopf mit dem kurz geschnittenen blonden Haar über die Lektüre gebeugt.

Bücher haben eine große Rolle im Leben meiner Mutter gespielt. Als ich noch ein Kind war, hat sie mir jeden Abend etwas vorgelesen. Die halbe Stunde vor dem Zubettgehen habe ich immer geliebt. Ihre warme Stimme, dazu der Geruch ihres blumigen Parfüms, nach dem sie immer duftete, gaben mir das Gefühl von Geborgenheit. Aber am schönsten waren die Geschichten, wenn sie sie selbst erfunden hatte und ich mir aussuchen durfte, welche Rolle ich darin spielte. Dann habe ich mich als Prinzessin Sarah mit einem fliegenden Teppich auf eine Reise durch das Morgenland begeben. Ich habe als Tierretterin gleich ein ganzes Rudel Hunde gerettet. Oder als Detektivin einen schwierigen Fall aufgeklärt. Meine Mutter hat mir immer das Gefühl gegeben, tapfer und etwas ganz Besonderes zu sein.
Du bist klug, du bist nett, und du bist mutig. Du schaffst das, Sarah. Und wenn du mal nicht weiterweißt, bin ich immer für dich da.
Wie auf Kommando streicht Doreen mit dem Daumen über meinen Handrücken. Meine Mutter ist zwar nicht mehr bei mir, aber sie hat dafür gesorgt, dass ich eine gute Freundin habe, die nun für mich da ist. Ich bin nicht allein.

Mein Blick schweift über die Trauergemeinde, die sich hier versammelt hat. Fast alle tragen Schwarz, die Farbe, die meine Mutter am wenigsten von allen mochte. Sie liebte fröhliche Töne, Gelb, Orange und Türkis - wie das geblümte Kleid, das ich trage, zum Andenken an meine Mutter, die es so gewollt hätte. Auch Doreen hat sich für ein farbenfrohes Outfit entschieden. Gemeinsam leuchten wir in den Farben des Regenbogens. Meine Freundin hält noch immer meine Hand. Ohne sie würde ich das alles heute hier nicht meistern - ohne sie hätte ich die letzten Tage nicht überstanden, die die bisher schlimmsten meines Lebens waren.

An die dreißig Personen haben sich hier zusammengefunden, fast alle davon weiblich. Obwohl ich die Beisetzung nicht öffentlich gemacht habe, sind einige Trauergäste hier im Ruheforst zusammengekommen. Ich habe darum gebeten, von Beileidsbekundungen und großen Blumengestecken Abstand zu nehmen. Es sollte ein stiller Abschied werden. Nun löst sich die Gruppe nach und nach auf. Einzelne Blumen werden um das kleine Urnengrab herum abgelegt. Sie wirken wie fröhliche Farbtupfer zwischen dem Meer aus weißen Lindenblüten.

Als ich aus den Augenwinkeln einen der wenigen Männer auf uns zukommen sehe, atme ich tief ein und wieder aus. Auch Doreen hat ihn bemerkt. Sie rückt etwas näher an mich ran und legt ihren Arm um mich.

»Jetzt nicht!«, sagt sie in strengem Tonfall. Doch es ist zu spät, er steht schon direkt vor mir.

»Sarah, es tut mir so leid.« Kai streicht sich durch das dunkle volle Haar. »Du weißt, wie gern ich Barbara hatte. Wenn ich irgendwas für dich tun kann ...«

Das ist zu viel für mich. Erst hat er mich verlassen, und jetzt meine Mutter. Allerdings war ihre Entscheidung keine freiwillige. Tränen schießen mir in die Augen, und ich schluchze laut auf.

»Verschwinde, Kai. Geh!«, zischt Doreen, zieht mich in ihre Arme und hält mich ganz fest.

So bleiben wir eine gefühlte Ewigkeit stehen. Erst als Doreen »Er ist weg« flüstert, löse ich mich von ihr.

»Danke.«

Meine Freundin streicht eine Haarsträhne aus meinem tränenfeuchten Gesicht. »Alles wird wieder gut, auch wenn es sich jetzt im Moment noch nicht so anfühlt.«

»Ich weiß.« Wieder atme ich tief ein. »Ich wünschte nur, ich könnte die Zeit ein bisschen nach vorne drehen. Vielleicht so um ein bis eineinhalb Jahre. Dann werde ich sie noch immer schmerzlich vermissen. Aber vielleicht tut es dann schon nicht mehr so weh.«

Wie auf Kommando kommt erneut Wind auf. Die Äste und Zweige der Linde bewegen sich, kleine weiße Blüten tanzen wieder durch die Luft.

Doreen zupft eine von ihnen aus meinem Haar. »Ich habe die ganze Zeit über das Gefühl gehabt, dass deine Mutter hier ist.«

Ich halte meine Hand an mein Herz, blinzele die Tränen weg und sage: »Sie wird immer bei mir sein.«

Nun laufen auch Doreen die Tränen über das Gesicht, und wir liegen uns wieder in den Armen.

Da sehe ich plötzlich eine grauhaarige Frau am Grab meiner Mutter knien. Sie steckt einen kleinen grünen Zweig in die Erde und bekreuzigt sich.

Auch Doreen hat sie bemerkt. »Wer ist das denn?«, fragt sie leise.

»Keine Ahnung.« Die Frau trägt einen dunklen langen Rock und darüber eine weite, mit gelben Ornamenten bestickte petrolfarbene Tunika. Um ihre Hüfte hat sie eine dunkelrote Bauchtasche gebunden. Ihre Haut ist gebräunt, das Haar hat sie zu einem losen Dutt hochgesteckt. »Vielleicht eine ehemalige Kollegin, eine Nachbarin oder Freundin ist es auf jeden Fall nicht. Das wüsste ich.«

Sie bleibt noch einen Moment knien, bevor sie sich aufrichtet, sich zu uns dreht und mir dabei direkt in die Augen sieht.

Die kenne ich irgendwoher, schießt es mir durch den Kopf.

Die zierliche Frau stützt sich an einem Stock ab. Trotzdem ist ihre Haltung erstaunlich aufrecht, fast erhaben, wie ich feststelle, als sie auf uns zukommt. Alles an ihr wirkt elegant, beinahe aristokratisch. Nur die weißen Turnschuhe, mit denen sie eindeutig kurz vorher noch durch feuchte Erde spaziert sein muss, passen so gar nicht zum Rest ihrer Erscheinung.

Gespannt warte ich, bis sie vor uns steht.

»Du solltest dir einen Tee daraus kochen, wenn du wieder zu Hause bist, Liebes«, sagt sie und hält mir ein Bündel Kräuter hin. Der würzige Duft steigt sofort in meine Nase. »Das wird dir helfen.«

Einen Moment vergesse ich fast, weswegen wir heute hier sind. »Danke.« Ich greife zu, zupfe eins der kleinen ovalen Blättchen ab und zerreibe es zwischen Daumen und Zeigefinger. »Thymian.«

»Der wilde Bruder, Quendel«, erklärt die Frau. »Er wirkt beruhigend. Trink abends eine Tasse Tee, das lässt dich leichter einschlafen.« Sie mustert mich. »Du siehst deiner Mutter erstaunlich ähnlich.«

Das stimmt so nicht, ich komme eher nach meinem Vater. Bis auf das blonde Haar habe ich von meiner Mutter nichts geerbt. Und auch vom Typ her unterscheiden wir uns sehr. Während ich eher abgeklärt bin und nach logischen Erklärungen suche, hatte meine Mutter einen Hang zu esoterischen Themen. Hatte ... Prompt kämpfe ich dagegen an, nicht wieder loszuheulen, aber es sammeln sich trotzdem Tränen in meinen Augen.

Die Frau greift in ihre Bauchtasche, reicht mir ein weißes Stofftaschentuch und wendet sich nun an Doreen. »Es gibt Zeiten im Leben, da braucht man jemanden an der Seite, der mehr an einen glaubt als man selbst. Gut, dass Sarah dich hat. Rühr einen Löffel Honig in den Tee, und besteh darauf, dass sie ihn trinkt.«

»Das mache ich, versprochen.« Doreen drückt ganz leicht meinen Arm. Ich weiß, was sie mir damit klarmachen will. Der Spruch hätte auch von meiner Mutter kommen können.

»Ich möchte nicht unhöflich wirken«, sage ich. »Aber darf ich fragen, wer Sie sind?«

»Deine Großtante«, sagt die Frau und runzelt die Stirn. »Barbara hat dir tatsächlich nie von mir erzählt ...«

Mir fehlen für einen Moment die Worte. Aber ich glaube ihr sofort. Deswegen kam sie mir so bekannt vor. Sie sieht meiner Mutter ähnlich! Und zwar wesentlich mehr als ich. Die beiden haben die gleichen hellen...
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