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Manchmal kann man nur noch lachen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.05.2020
Try until you fail, cry until you laugh
Der 16-jährige Travis hat jede Menge Pläne für den Sommer: mit seinem besten Freund, Spitzname Creature, Basketball spielen; auf dem See herumpaddeln; nach dem hübschen neuen Mädchen in der Nachbarschaft Ausschau halten; nicht in Schwierigkeiten geraten; stattdessen nach seiner Mutter suchen, im Gepäck seine gesamten Ersparnisse, um ihr einen Neuanfang zu ermöglichen. Doch als Creature von einem Gangmitglied angegriffen wird, droht das beiden Jungs zum Verhängnis zu werden ...

Peter Brown Hoffmeister arbeitet neben seiner Schreibtätigkeit mit Jugendlichen verschiedensten Hintergrunds in einem Outdoor-Integrations-Programm. Er lebt mit seiner Frau und seinen Töchtern im US-Bundesstaat Oregon. »Manchmal kann man nur noch lachen« ist sein erstes Jugendbuch bei cbt.
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Produkt

KlappentextTry until you fail, cry until you laugh
Der 16-jährige Travis hat jede Menge Pläne für den Sommer: mit seinem besten Freund, Spitzname Creature, Basketball spielen; auf dem See herumpaddeln; nach dem hübschen neuen Mädchen in der Nachbarschaft Ausschau halten; nicht in Schwierigkeiten geraten; stattdessen nach seiner Mutter suchen, im Gepäck seine gesamten Ersparnisse, um ihr einen Neuanfang zu ermöglichen. Doch als Creature von einem Gangmitglied angegriffen wird, droht das beiden Jungs zum Verhängnis zu werden ...

Peter Brown Hoffmeister arbeitet neben seiner Schreibtätigkeit mit Jugendlichen verschiedensten Hintergrunds in einem Outdoor-Integrations-Programm. Er lebt mit seiner Frau und seinen Töchtern im US-Bundesstaat Oregon. »Manchmal kann man nur noch lachen« ist sein erstes Jugendbuch bei cbt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641196592
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum11.05.2020
SpracheDeutsch
Dateigrösse1415 Kbytes
Artikel-Nr.4940619
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

POET EINS UND ZWEI

Montagmorgen. Der Wecker an meiner Armbanduhr piept, und ich drücke auf den Knopf, um ihn abzustellen. 06:15 Uhr. Ich bin müde, aber ich stemme mich auf die Knie, ziehe den Reißverschluss des Zelteingangs auf und krieche nach draußen. Drehe mich noch mal um, greife nach meinen Socken und meinen Sneakers und ziehe sie an. Dann schnappe ich mir meinen Basketball und dribble zum Haus von Creature, setze mich bei ihm auf die Verandastufen und versuche, nicht daran zu denken, wie müde ich bin. Denke stattdessen an die Ziele, die ich mir für den Sommer gesetzt habe:
Eine Trefferquote von über 50 Prozent pro Spiel erreichen
Mit dem Ball sicherer werden, meine Dribbel-Skills verbessern, vor allem mit der linken Hand
Krafttraining machen, Muskeln aufbauen (Push-ups und Pull-ups)

Ein paar Minuten später taucht Creature auf. Lässt den Riemen seiner Zeitungsausträgertasche von der Schulter gleiten. Setzt sie neben mir ab.

»Okay«, sage ich. »Dann lass uns mal.«

»Travis, Baby. Ich bin so was von müde.« Creature beugt sich vor und dehnt seine Oberschenkelmuskulatur. »Lass uns noch ein Nickerchen machen. Das Training läuft uns nicht davon.«

»Nein. Damian Lillard war im College jeden Tag der Erste, der in der Turnhalle aufgekreuzt ist. So müssen wir auch werden.«

Creature reibt sich die Augen. »Noch zwei Stunden schlafen und dann treffen wir uns um halb neun?«

Ich versuche, den Basketball mit nur einer Hand zu halten. Aber er rutscht mir davon. Ich versuche es erneut.

Creature sagt: »Oder wie wär´s mit heute Abend?«

»Creat«, sage ich, »du spielst diesen Sommer nicht mal mehr bei den Amateuren. Du musst disziplinierter sein.«

»Aber ich bin ein Dichter«, sagt er, »und poetische Two Guards können wahre Wunder bewirken.«

»Kann ich mich nicht dran erinnern. Was hat der Hallensprecher damals bei dem Turnier in Vegas gesagt?«

»Er hat mich den Cutthroat Creature auf dem Basketballfeld genannt.«

»Genau. Einen mörderisch guten Spieler. Einen, der über Leichen geht. Und mit dem Training im Sommer wetzt du das Messer, mit dem du den anderen Spielern später genüsslich die Kehle durchschneiden kannst.« Ich grinse Creature an. Bin zufrieden mit mir. Normalerweise gelingt es mir nicht, Dinge so poetisch auszudrücken.

»Wie du meinst«, sagt er.

Ich spreize meine Hand breiter über den Basketball. Schaffe es fast, ihn zu halten. Dann rutscht er mir wieder weg.

»So geht das«, sagt Creature und nimmt den Ball. »Du musst den Daumen da reingraben.« Er hält meinen Ball erst mit der rechten und dann mit der linken Hand. Gibt ihn mir zurück. »Hast du das Buch angefangen, das ich für dich dagelassen habe?«

»Das von dieser Schriftstellerin?«

»Ja. Die Kurzgeschichten.«

»Ich weiß nicht, ob ich -«

»Komm mir nicht so.« Er schnippt mit den Fingern und deutet auf mich. »Du willst, dass ich am frühen Morgen Muskeln aufbaue? Dann musst du umgekehrt auch was für deinen Grips tun. Wer will hier wem was beibringen, Baby?«

Ich schüttle den Kopf.

Er sagt: »Ein großer Point Guard ist ein guter Spieler und ein Denker. Ein literarisches Genie. Ein Method Man auf dem Spielfeld.«

Ich drehe den Ball zwischen den Händen. »Okay, du bist der Poet in unserer Mannschaft, dafür mach ich mir gern die Hände schmutzig. Schmeiß mich auf den Boden. Hol auch noch den letzten Ball. So ergänzen wir uns prächtig.«

»Nein«, sagt Creature. »Nein, nein, nein. Wir müssen beide Poeten sein. Wir brauchen eine starke Basis literarischer Gedanken, wenn wir das Pick-and-Roll gewinnen wollen. Kapierst du, was ich damit sagen will?«

»Du klingst wie meine Grandma.«

»Dann hat deine Grandma echt Ahnung. Sie liebt wirkliche Literatur. Und, ach ja, das Buch, das ich dir gegeben hab, ist von Junot Díaz. Der ist voll krass.« Creature streckt mir die Faust entgegen, damit ich dagegenschlage.

»Okay«, sage ich. »Ich werd es lesen. Aber dafür musst du jetzt mit mir trainieren.«

Creature geht ins Haus, kommt zurück und hat jetzt Shorts an, seinen Basketball untergeklemmt und zwei Rice Krispies in der Hand. Er reicht mir eines. »Frühstück für Sieger?«

Ich reiße die blaue Verpackung auf und esse, während wir mit unseren Bällen die Straße entlangdribbeln.

Ich sage: »Von jetzt an nur noch mit der linken Hand.«

Und Creature sagt: »Ich dribble sowieso schon mit links.«

Wir schlagen uns durch die Büsche, springen über die Mauer und überqueren die kleine Brücke, die zur Ayres Road führt. Als wir am Nordufer des Sees angekommen sind, fängt Creature wieder an zu dribbeln. Schaut hinaus aufs Wasser.

Ich fange auch wieder an zu dribbeln. Denke an die Kaimane. Frage mich, ob sie bereits Beute jagen. Frage mich, ob sie sich wohl ein Nest bauen oder sich irgendwo verstecken. Dann denke ich an das Mädchen, wie sie in ihren nassen Klamotten dagestanden hat, wie sportlich und durchtrainiert sie ausgesehen hat. Und ich wünsche mir wieder, sie hätte ihr T-Shirt ausgezogen und ich hätte etwas mehr von ihr gesehen. Oder dass ich näher dran gewesen wäre, näher an ihrem Steg.

Creature sagt: »Das werd ich nie kapieren.«

»Was?«, frage ich und denke immer noch an das Mädchen.

Er zeigt auf das Westufer des Sees, dann auf das Ostufer. »Wie kann die eine Hälfte des Sees für die reichen Leute sein und die andere für den Trailerpark-Trash?«

»Um genau zu sein«, sage ich, »handelt es sich hauptsächlich um angejahrten Trailerpark-Trash.«

»Richtig. Angejahrten Trailerpark-Trash. Aber egal. Jedenfalls ein halber See für die Reichen und ein halber See für Menschen in mehr oder weniger armseligen Wohnwagen und Mobile Homes.« Creature hat den Basketball auf der Hüfte abgelegt, lässt ihn nach vorne rollen und umfasst ihn mit einer Hand. Hält ihn vor sich hin. »In Amerika herrscht eine extreme Disparität von Reichtum und Macht, und was du hier vor Augen hast, ist ein Beispiel für die extreme Disparität der Lebenssituationen.«

»Wow.« Ich nicke anerkennend. »Sag mal, wie viele Punkte hast du eigentlich bei deiner Collegeeignungsprüfung gekriegt? In Englisch, meine ich? Für Ausdruck und Wortschatz?«

»Du meinst beim letzten Test? 790 Punkte, Baby. Weil ich zweimal danebengelegen habe - oder wie ich es zu sagen vorziehe: weil ich in zwei Fällen andere semantische Verknüpfungen hergestellt habe.«

Ich dribble zwischen meinen Beinen hindurch. »Und wie viele Punkte hattest du in Mathe?«

»Darüber lass uns lieber den Mantel des Schweigens breiten.« Creature räuspert sich und spuckt aus. »Mathe ist was für Brave und Folgsame, für die Masse, für Leute, die alles in richtig und falsch einteilen wollen, für die es nur Schwarz und Weiß gibt. Und weil ich gegen alle Arten von Rassismus bin, mag ich deshalb auch Mathe nicht.« Er grinst.

Ich kreise mit dem Basketball ein paarmal um meinen Körper. Lasse danach meinen Kopf kreisen. Sage: »Wie viel hast du in Mathe denn geschafft? 500?«

Creature lacht. »Weit entfernt davon. Zum Glück hab ich Mathe nicht gebraucht.«

Ich dribble tief, gehe in die Knie, um über mein Schienbein zu doppeldribbeln, im AND1-Style, und stauche mir dabei den Daumen. »Autsch.« Ich schüttle den Daumen aus. Biege meine Hand in alle Richtungen.

»Man erkennt einen Mann an seinen Händen.« Creature spreizt die Finger. Rings um die Knöchel ist die braune Haut von feinen hellen Narben durchzogen. »Siehst du die?«, fragt er. »Stolz, das ist es. Darum geht´s. Der richtige Stolz bei den Spielen. Der falsche Stolz auf Partys.«

Ich sage: »Ja, gibt echt viele Arschlöcher da draußen.«

»Kann sein. Aber vielleicht fighten wir ja auch zu viel. Vielleicht sind es viele von diesen Arschlöchern gar nicht wert.« Creature streckt den Ball hoch über den Kopf, hält ihn, als hätte er einen Rebound gefangen. »Ellenbogen immer schön nach außen. Spitz wie Glasscherben.« Er lässt den Ball fallen und beginnt wieder zu dribbeln.

Ich dribble mit ihm. »Gestern Nacht hab ich der Veranda von Mr Tyler wieder einen Besuch abgestattet.«

Creature lacht. »Glaubst du, er weiß, woher der üble Gestank kommt?«

»Keine Ahnung.«

»Lass uns das weitermachen«, sagt Creature. »Manchmal halt ich meine Pisse extra für ihn zurück. Damit er sie haben kann. Wie ein Geschenk, das ich ihm mache.«

»Ja, hat sich bei mir gestern so angefühlt, als würd ich einen ganzen Hektoliter pinkeln. Weil ich´s wie du so lang zurückgehalten habe. Ich hab sogar seinen Schaukelstuhl getroffen.«

»Echt nett«, sagt Creature. »Mr Tyler verdient ein Übermaß unserer Liebe.«

Wenn ich spiele, dann bin ich allein.

So war es auf dem Basketballplatz hinter dem Motel, in das wir gezogen sind, als ich acht war. Und so ist es auch jetzt. Ich bin allein. Auch bei Spielen ist es für mich so, als wäre außer mir niemand sonst auf dem Platz. Einmal bin ich in der sechsten Klasse in einen anderen Spieler voll reingerannt, ein offensives Foul, und ich war total überrascht, weil ich bis zu dem Moment geglaubt hab, ich würde ganz allein spielen. Nur für mich. Ich hab die anderen Spieler gar nicht wahrgenommen. Erst als ich mit einem zusammengekracht bin. Der Typ, den ich gedeckt habe, war für mich gar keine Person, er bestand nur aus Hüften und dem Ball, mehr hab...

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Peter Brown Hoffmeister arbeitet neben seiner Schreibtätigkeit mit Jugendlichen verschiedensten Hintergrunds in einem Outdoor-Integrations-Programm. Er lebt mit seiner Frau und seinen Töchtern im US-Bundesstaat Oregon. »Manchmal kann man nur noch lachen« ist sein erstes Jugendbuch bei cbt.